Die Vernichtung der Spiritualität

Artikel von Heinz Grill:

Eine lebendig gelebte Spiritualität dürfte in einer Zeit, in der der materielle Konsum, die Strategien der Manipulation und die Entindividualisierung des Menschen am weitesten fortgeschritten sind, wohl kaum mehr wahrnehmbar sein.1) Äußerlich gesehen bilden esoterische und mystische Wege einen äußeren Gegenpol zum Materialismus. Die Beobachtung trägt sich jedoch nur auf der äußeren Ebene, nach einer inneren, tiefgründigeren Sichtweise gehören diese Bewegungen komplementär zusammen. Infolge der Tatsache, dass die meisten esoterischen und mystischen Bemühungen nur ein Ausweichen vor wirklichen geistigen Realitäten darstellen, fördern sie den Materialismus. Letzten Endes bildet der Materialismus eine Realitätsentfremdung von Geist und Materie. Es gibt jedoch zahlreiche esoterische Bemühungen, mediale Übermittelungen und Diskussionen über Nachtoderlebnisse. Was bedeutet jedoch gelebte Spiritualität und wie erscheint eine spirituelle Ausstrahlung, die vom Menschen selbst, durch seine entwickelte Seele kommt?

Persönliche Erfahrungen

Die Gesellschaft ist heute in beachtlichem Anteil größenwahnsinnig geworden. Aus der Hybris der Ökonomie und des Materialismus erschaffen sich pseudoartige spirituelle Ideale, die geduldet werden, da sie ebenfalls einer Überfremdung und Übersteigerung unterliegen. Ich habe in meinem Leben mittlerweile sicher bis zu fünfhundert Personen angetroffen, die vorgaben, sie hätten Erleuchtung erlangt, sie seien mit Christus in Kontakt oder seien eine besondere Inkarnation. Manche führen große Veranstaltungen. Von diesen Personen, die breit in der Öffentlichkeit auftreten und mit sehr wenig fundierten Argumenten referieren, wird heute kaum jemand angegriffen.

Meine Person wird jedoch, ohne Argumente aufzuweisen, angegriffen. Manche Personen sagen eigenartige Worte zu mir, die für mich nicht nachvollziehbar sind: “Bleibe bescheiden und führe ein Leben der Stille und Meditation. Wahre Spiritualität“, so meinen tatsächlich die guten Ratgeber, “ist für die Welt nicht geeignet.” und sie fahren fort: „Dann wirst Du auch nicht bekämpft und verworfen.“

Infolge der Tatsache, dass ich immer wieder öffentlich auftrete, werden meine Gegner nicht müde und entwickeln eine grenzenlos ausschweifende Phantasie; sie werfen mir Narzissmus, psychische Krankheiten und allerlei destruktive Motive bis hin zu Mordabsichten vor. Das Mittel der Projektion scheint wohl die Grundeigenschaft der Kampagnen zu sein. Der Andere muss schuldig sein, denn wenn er nicht schuldig ist, so könnte sich der Größenwahn, der in der Gesellschaft lebt und der jedes einzelne Individuum zu einem kleinen Grad besetzt, sichtbar werden.

Die Körperübung des Yoga signalisiert die seelische Dimension des Menschen

Der Ausdruck einer Yogastellung entsteht nicht durch die Methodik sondern aus dem inneren Verständnis zu der Stellung.

Um Spiritualität zu verstehen, muss man sich die Frage stellen, welche Rolle die Person im Verhältnis zum Werk annimmt?2) Eine Person und ein Werk bilden eine untrennbare Einheit. Es ist unmöglich, dass man Rudolf Steiner aus seinem Werk eliminiert. Liest man beispielsweise eine Originalschrift von Rudolf Steiner so wird unmittelbar ein Licht beim Leser in der Seele entzündet. Wenn die gleiche Aussage in einer Sekundärliteratur umschrieben erscheint, so fehlt diese anregende Kraft und der Leser gewinnt noch nicht die unmittelbare Beziehung zu den Worten. Es wäre für mich sicherlich um einiges leichter, wenn meine Referate lediglich informative, theoretische Beschreibungen beinhalten würden und ich niemals Übungen in ganz konkretem Vollzug mit unmittelbaren Erfahrungen unterrichten würde. Dann wäre die Person uninteressant und relativ. Informationen könnte sogar ein Computerprogramm übermitteln. Ein Beispiel aber zeigt, wie die Person bei der Absolvierung einer Übung nicht fehlen darf. Im Jahre 1989, nachdem ein erstes Buchmanuskript von mir vervollständigt wurde, suchte ich nach geeigneten Bildillustrationen von verschiedenen Yogapraktizierenden. Aus Kanada lud ich eine hervorragende Expertin ein, die alle Übungen bis zur grandiosen Perfektion ausführte. Zu dieser Zeit musste man die Filme noch ins Labor bringen und auf ein gelungenes Ergebnis einige Tage warten. Woche für Woche verstrich mit den Fotoaktionen. Die Frustrationen über die mangelnde Aussagekraft der Fotos entglitten bereits ins Unerträgliche. Viele weitere fähige Yogapraktizierende lud ich hinzu ein, um doch zu einem geeigneten Illustrationsmaterial der Übungen zu gelangen. Es waren nicht die Lichtverhältnisse oder die schlechte Fotografiekunst, sondern es war der Ausdruck, der aus dem Innersten der Person zu der Übung fehlte. Die Übungen erschienen wie Imitationen, die perfekt in Form und Spannweite waren und doch ihren seelisch-geistigen Gehalt nicht verkünden mochten. Ich musste mich selbst vor die Kamera stellen und die Bilder von mir veröffentlichen.

Sehr schnell kam die Kritik von Referenten der katholischen Kirche, die mir bereits erstmals in den Jahren 1992 Narzissmus, Überhöhung der Persönlichkeit und Arroganz vorwarfen. Die Meinung wurde durch diese Bilder, die sie in einem Lehrbuch des Yoga sahen, unterstrichen. Die Asana seien ein Mittel, um labile Menschen zu verführen und abhängig zu machen, lautete ein weiteres Element des Vorwurfes. Ich fragte mich damals noch auf relativ naive Weise, warum man an meiner Person mit den Asana derartigen Anstoß nahm, obwohl es auf dem öffentlichen Markt unendlich viele Bebilderungen von Yoga gibt. Der Grund müsse wohl weniger in der Perfektion, sondern vielmehr in der seelisch-geistigen Ausdrucksgebung, die durch die körperliche Form hindurchstrahlt, liegen. Der Angriff galt meiner Person und weniger der Art und Weise des Yogapraktizierens.

Die Jahre vergingen und die persönlichen Angriffe haben sich bis zum heutigen Tag nahezu auf einen unverkennbaren Höhepunkt stilisiert. Müsste man nicht die Lehre, die Asana, die Worte oder das gesamte Werk studieren, um die Person in ihrem Denken, Fühlen und Wollen zu erfassen? Warum erfolgen gerade mir gegenüber diese Angriffe immer ad hominem, auf die Person bezogen und warum wird nicht die Lehre, der Wert oder der Unwert dieser, in der Gesellschaft diskutiert?

Der Zusammenhang zwischen Mensch und Werk

Spiritualität kann nur durch den Menschen und seine konstruktive Auseinandersetzung erstrahlen. Heute, in einer Zeit des Materialismus, will man den Menschen und die seelisch-geistige Wirklichkeit, die in jedem Einzelnen individuell zu einem gewissen Grade lebt, eliminieren. Allerlei Konzepte erscheinen über Spiritualität im Computer, Handy und anderen Informationsträgern. Der einzelne Mensch in seiner Einzigartigkeit verliert seine Bedeutung. Die Auslöschung der Spiritualität in der gegenwärtigen Zeit geschieht durch eine extreme Materialisierung der Evangelien, spirituellen Schriften, der Äußerungen von namhaften Persönlichkeiten und der Bekämpfung eines freien individuellen Standpunktes.

Wenn Personen zu mir kommen und an einem Vortrag oder an einer Meditation teilnehmen, so erleben sie fast immer eine erhebende und erfüllende Kraft in der Seele. Die meisten jedoch sagen, dass sie die Worte nur schwer verstehen. Einige meinen, meine Sprache sei nicht der gewöhnlichen Logik unterworfen und sogar die Süddeutsche Zeitung bemängelte in ihrem Artikel, dass ich scheinbar der deutschen Sprache nicht kundig sei. Ja, spitzfindig ist der Gegner, und wenn er zu wenige fachliche Argumente hat, kann er sich vielleicht auf einen Rechtschreibfehler in einer alten Auflage eines Buches beziehen, der mittlerweile längst korrigiert ist.

Die erhebende Kraft, die Personen bei meinen Referaten wahrnehmen, entsteht jedoch nicht durch die Übung oder durch die lehrtechnische Anweisung, sie entsteht durch die Begegnung und Wahrnehmung meiner Person. Aus Verantwortung und nicht aus Narzissmus muss ich deshalb eine solide Beschreibung zu mir selbst leisten.3) Das österreichische Weltanschauungsreferat lud mich vor vielen Jahren zu einem umfassenden Gespräch ein und kam durchaus zu der Überzeugung, dass die Beschreibung der Person ein wichtiges Anliegen der Aufklärung sei, denn sonst wisse der Teilnehmer nicht, ob er eine Erfahrung durch die Begegnung oder durch die Übungstechnik gewinnt. Gleichzeitig bemängelten die österreichischen Weltanschauungvertreter die Härte und Ausgrenzungstaktik der deutschen Sektenreferenten. Sie teilten die Ausgrenzungspolitik der Deutschen nicht. Der Zuhörer oder Praktizierende erlebt in den Worten von mir Authentizität, Übereinstimmung, unmittelbare ausgedrückte Erfahrung und er tut sich schwer, die Argumente rational zu widerlegen. Vielleicht erlebt er Begeisterung oder Entsetzen. Unberührt bleibt er jedoch nicht. Er findet mit einiger Bemühung im Zuhören der Worte und Wahrnehmen meiner Person die Kraft, sich von bisherigen, altgewordenen, überholten Glaubensformen loszulösen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Perspektiven, denen der Einzelne bei positiver Gesinnung mit bejahender Frische gegenübertreten kann. Er kann aber auch eine unendliche Abwehr entwickeln, die eventuell sein ganzes Leben bleibt. Im Laufe der Jahre musste ich diese Wirkung meiner Person selbst studieren und kennenlernen. Sie ist wie ein zweischneidiges Schwert. Eine Spiritualität ohne die Wirkungen, die unmittelbar die Person, die lehrt, ausstrahlt, gibt es nicht. Eine Person kann authentisch sein oder sie kann nichtssagend spirituelle Formen vertreten. Die Erfahrung musste ich selbst machen, dass meine Person authentisch ist.

Goethe und das deutsche Geistleben

Goethe hatte die Fähigkeit, einen Gedanken auszuarbeiten und zu plastizieren. Diese Fähigkeit kann man als Jupiterfähigkeit bezeichnen.

Einer der größten und authentischen Geister des deutschen Kulturlebens ist Johann Wolfgang von Goethe. Man könnte sich die Frage stellen, ob ein Goethe lebendig geisterfüllt ist, wenn man seine Worte ohne inneren Bezug zu seiner Person rezitieren würde. Heute erstrahlt in ferner Dimension die Seele dieses genialen Poeten, Künstlers und Forschers wie eine Art Sonne für das deutsche Volk. Die authentische Person bleibt über den Tod hinaus, nur ist sie nicht mehr im Leben, sondern in geistiger Verfügbarkeit anwesend. Aber sie liegt heute von der Gesellschaft wahrhaftig fern, wie verbannt in den fernen Sternenhimmel, der Welt nicht mehr leicht zugänglich. Bemüht man sich, die Person Goethe in ihrem geistigen Erbe zu erfassen, so erlebt man, dass er den Menschen eine eigenartige und doch sehr logisch anmutende Botschaft mitteilen möchte. Figurativ gesprochen sagt die Seele nach dem Tode: „Werde Künstler und Philosoph, erquicke dich in dem Gedanken, erlebe dich im Auferstehen des Bewusstseins durch eine spirituelle Genialität. Deutschland ist verloren und es wird nicht im Materialismus auferstehen. Es wird durch die Kraft der Philosophie und durch die Spiritualität, die durch das Denken und seine beste Vorzüglichkeit erwacht, in einzelnen Menschen, die über die ganze Welt verstreut sind, auferstehen. Es wird das Genie Deutschlands über die Welt verteilt und es wird Schönheit von manchen Menschen ausstrahlen, die den Mut haben, dem materialistischen Zeitgeist gegenüberzutreten.“

Diese Wenigen, die im Geiste durch das Denken auferstehen, werden jedoch verworfen. Deutschland besitzt in sich eine zerstörende Triebkraft, sein eigenes wertvollstes Gut zu verbannen und eine Scheinökonomie in den Vordergrund zu rücken. Gleichzeitig prägt sich die Geschichte von Deutschland durch ein Höchstmaß inquisitorischer Verfolgungen. Die Zahl der Hexenverbrennungen ist größer als in allen Ländern. Die Judenverfolgung dürfte wohl in Deutschland ebenfalls als religiöse Fanatik ihren Höhepunkt im Dritten Reich gefunden haben. Luther war Deutscher und es entwickelten sich zahlreiche Glaubenskämpfe und Kriege. Heute ist das Kirchensystem intensiv mit Justiz und dem Staat verbunden. Die Freiheit zu einem authentischen Glauben ist deshalb für den emanzipiert denkenden Menschen in diesem Land außerordentlich eingeschränkt.

Die verborgene Kraft der Zerstörung

Wären die Anfeindungen der Spiritualität nur durch äußere Hetz- und Vernichtungskampagnen geprägt, so könnte sich eine religiöse Bewegung jederzeit in ein anderes Land zurückziehen und dort ungestört ihre Übungen, Rituale und Bekenntnisse verrichten. Die äußere Angriffslust von offiziellen Kirchen, Staatssystemen und etablierten Glaubensbekenntnissen auf Andersdenkende und mindergestellte Weltanschauungskonzepte besitzt jedoch eine innere mysteriöse magnetische Anziehungskraft. Welche Rolle nehmen diejenigen, die einen spirituellen Weg gehen, auf dem Tableau der Zerstörung ein, wenn sie ihren eigenen Weg nicht ordentlich absolvieren? Die letztendlich gültige Zerstörung von Spiritualität entwickelt sich schließlich nicht durch die äußeren Kampagnen von Dritten, sondern durch die eigene ungesehene Verleugnung des spirituellen Gutes derjenigen, die sich für einen spirituellen Weg entschieden haben. Wenn nasse triefende Feuchtigkeit vom Boden hochsteigt, bilden sich Quellwolken mit schnellem Regen. Das Wasser kehrt zur Erde zurück. Die Angriffe sind in Wirklichkeit eine Art Reflektion der mangelnden inneren Authentizität. Von außen kann deshalb niemand Spiritualität zerstören, wenn nicht die innere Bereitschaft gegeben ist.

Die Gesetze des Astralleibes (des Bewusstseins und des Unbewussten)

Studiert jemand den Astralleib mit seinen bewussten und unbewussten Vorgängen des Menschen auf ausreichende Weise, erlebt er ein Phänomen, das nicht nur in Religionen, sondern durchaus sogar in der Welt bekannt ist. Ehemalige Liebe, die nicht mehr haltbar und zufriedenstellend erfüllt ist, steigert sich bald zu ihrem Gegenteil, zu Ablehnung, Antipathie und zuletzt vielleicht sogar zu Hass.4) Ein nicht seltenes Phänomen besteht in der persönlichen Anbindung zu einem spirituellen Lehrer. „Ich und Rudolf Steiner“ ist ein nicht unbekannter Ausspruch. Ein sehr einfach denkender Handwerker sagte bei einer öffentlichen Veranstaltung, dass er in einem Arbeitskreis gewesen sei, der sich mit dem Neuen Yogawillen auseinandergesetzt habe. Er bemerkte, dass sich die Personen den spirituellen Lehrer reservieren, sie ihn gewissermaßen besitzen und somit der Welt vorenthalten. Abgeschlossenheit im Sinne von Spiritualität ist grundsätzlich antipathisch und verhindert, dass Spiritualität öffentlich in der Welt diskutiert werden kann. Wie viele Personen tragen in sich eine innere Art Deprimierung eines Beziehungsscheiterns, die sie mit allerlei negativen Gefühlen belegen und schließlich mit Aggressionen gegen das Objekt ihrer Liebe ausleben. Der Astralleib kann von gelebter Sympathie in ausdrucksvolle Antipathie umschlagen. Die Neigung, Gefühle auf extreme Weise zu kompensieren und in Gegenbilder zu verwandeln, liegt in der Natur dieses feinstofflichen Leibes, der das menschliche Gefühlsleben mit all seinen tiefgründigen Anteilen umschließt.

Meine persönliche Beobachtungen über die Jahre der Erfahrung im Umgang mit verschiedensten Menschen lassen mich von extremen Formen, wie sie sich von Sympathie zu Antipathie wandeln, erzählen. Ich erinnere mich an einen sogenannten „Aussteigerbericht“, der sich heute noch im Internet befindet und der, wenn man ihn einmal genau nach den Aussagen, wie sie im Zusammenhang stehen, liest, eine verborgene Sympathie beinhaltet. Jedoch erscheinen sehr heftige Gegenargumente, zum Beispiel man hätte bei einem Seminar nicht genügend zu essen bekommen und man hätte Eiweiße limitiert. Ich erinnere mich aber, wie früher gegessen wurde, es war nicht wenig Eiweiß und alle wurden schlanker, dynamischer, kräftiger. Es müssen aber, wie man so sagt, Gegenargumente und scheinbar Schlimmes in Szene gesetzt werden. Die Kirche bemüht sich um solche sogenannten Aussteigerberichte, denn diese erscheinen als bestes publizistisches Mittel, ihre eigene Stellung durch Projektionen auf Andere zu vertuschen. Dieser Aussteigerbericht kam, so weit ich mich erinnere, durch eine weibliche Person zustande, die außerordentliche Beziehungsambitionen zu mir pflegte und auf besondere Weise spirituell aufsteigen wollte. Da ich sie ernsthaft korrigierte, zurückwies und zur Sachlichkeit auf dem Weg aufforderte, ging sie in den Angriff über. Sie hatte Kärtchen an ihrem Meditationsplatz stehen mit der Aufschrift „Om Sri Ananda Heinz Namah“, was so viel heißt „Ich verehre dich, Du glückseliger Heinz.“ Da mir diese Art rituelle Devotion unangemessen und kontraproduktiv erschien, musste ich Kritik leisten und da persönliche Beziehungsambitionen ebenfalls nicht wünschenswert waren, entfachte sich ein heftiges emotionales Stöhnen, das seinen Ausgang in Rückzug, Projektion und Antipathie nahm. Ein Aussteigerbericht ist zudem unangemessen, da es nie eine feste Gruppe gab, in die man eintreten konnte und infolgedessen der Begriff „Aussteigen“ völlig ungeeignet und projektiv erscheint.

Ein negativer Bericht in der Öffentlichkeit über Spiritualität besitzt sehr wenig zerstörende Wirkung

Die Formen der Berichterstattung über Spiritualität zeigen sich an der Oberfläche und der Leser kann sich mit den verschiedenen Stellungen, seien sie nun positiv oder seien sie negativ, auseinandersetzen. Ungesehen lebt jedoch im Astralleib eine ganz verborgene Dimension, die ebenfalls eine Wirkung zu der Gesamtheit des menschlichen Daseins entfaltet. Der Astralleib trägt tiefe unbewusste Triebe und Neigungen in sich. Er ist der antreibende Begehrensleib des Menschen, der sich im Positiven zu besten Fortschritten im Charakter und in den verschiedensten Fähigkeiten des Geistes entwickeln kann und auf der anderen Seite sich ganz seinem niedrigen Element in dunklen ausschweifenden sinnesverhafteten Trieben hinzugeben vermag. Auf dem spirituellen Weg müsste der Übende diesen Astralleib, das heißt sein Bewusstsein und sein Unbewusst nach höheren Idealen steuern lernen.

Anfangs, wenn Personen zu mir kommen und lernen, entwickeln sie meist eine erstaunliche Sympathie und wollen möglichst viele Fortschritte auf dem Weg der ersten entdeckten Spiritualität leisten. Ihr Astralleib beginnt sich positiv auszudehnen. Sie erleben Inhalte, die sie als wahr und förderlich für das Leben erkennen und wollen nun diese umsetzen. Naive Züge begleiten die ersten Seminare. Die Teilnehmer verwandeln sich sehr schnell und entwickeln ein tieferes empfindsames Gefühl für die spirituellen Möglichkeiten des Lebens. Die Verwandten, Angehörigen, Freunde reagieren jedoch auf Veränderungen, die in einem Menschen auftreten, nicht immer sehr gelassen. Sie bemerken unter Umständen, dass die Veränderungen, die ihr Gegenüber erlebt, für sie ebenfalls eine bewusste Auseinandersetzung erfordern würden. Wie häufig gewinnen nun die Projektionen der eigenen Entwicklungsstagnation, denen so viele Menschen heute unterliegen, ihren ungestümten und unkontrollierten Verlauf. Die Verwandten gehen zu Sektenreferenten, Pfarrern und beklagen sich über die Veränderungen ihres Familienmitgliedes. Sie tragen ihre Angst, die Familie könnte nun aufgrund der neuen Ausstrahlungen eines Familienmitgliedes Krisenzustände und Spaltungen erleben, laut nach außen und die Sektenreferenten bestätigen meistens geradewegs aus eigenem Interesse die Berechtigung dieser Ängste: „Viele Familien seien bereits zerstört! Ja, viele seien es gewesen und deshalb müsse man sich der guten Kirche hinwenden und das Familienmitglied auf heimlichen Wegen wieder zur Herde zurückführen.“ Derjenige, der deshalb auf Seminare von mir geht und tatsächlich positive Veränderungen in seinem Charakter erlebt, muss sich auf gewisse unannehmliche Projektionen einstellen und er muss schließlich an seiner Ausdauer und Stabilität arbeiten.

Wie geschieht die Selbstzerstörung?

Die zerstörendste Wirkung, die jedoch auf dem spirituellen Weg durch den Astralleib5) Der Astralleib trägt in seinem tiefsten Kern Motive. Wer bislang einem spirituellen Konzept oder einer spirituellen Anweisung gefolgt ist, die nicht wahr sind, muß durch die Kraft einer höheren Zielsetzung diese überwinden. Eine passive Form des Glaubens kann zur Überwindung eines in der Tiefe wurzelnden Irrtums nicht beitragen. Motive, die aus der Erziehung der Kirche oder aus falschen spirituellen Konzepten (z.B. Mediumismus, Spiritismus, Weltenverschwörungen, Biographiearbeit nach Bornschein usw.) bestehen, tragen sich so lange fort, bis sie durch nächsthöhere Realisierung überwunden sind. selbst entsteht, ist den wenigsten Menschen heute bekannt. Der Astralleib möchte sich ausdehnen, denn er besitzt in sich ein hohes begehrensfreudiges Entwicklungspotential. Spiritualität, wenn sie wirklich mit ernsthaften Inhalten beseelt ist, möchte die verschiedensten niedrigen Formen des menschlichen Daseins überwinden und strebt zur Freiheit von Glaubensbindungen, Wahrheitsansprüchen und einseitigen dogmatischen Zwängen. Ein edleres, charaktervolles, weises Leben liegt in der Wunschsehnsucht des unbewussten Anteils des Astralleibes. Wenn nun eine Person zu mir kommt – und das will ich ohne Überheblichkeit und Narzissmus sagen, sondern es aus Verantwortung mitteilen -, bemerkt sie ihr eigenes inneres Leben, oder anders ausgedrückt, sie bemerkt ihren eigenen Astralkörper und dessen Wunschsehnsüchte nach Veredelung.

Wer ein verschrobenes Viereck beispielsweise sieht, entwickelt in sich das Bedürfnis, dieses zu einem harmonischen zu gestalten, oder wer eine schiefe Wand als Maurer betrachtet, der möchte diese zur Geraden und somit zur Harmonie erschaffen. Das Erleben des Astralleibes ist im positiven Sinne immer auf eine Vervollkommnung und nächsthöhere Harmonie ausgerichtet. Durch die Begegnung mit meiner Person erlebt deshalb der Einzelne eine Sehnsucht nach einer weiteren Veredelung verschiedener seelischer Eigenschaften.

Die Zeit vergeht und das Leben nimmt seinen Verlauf. Nun streift der Einzelne nicht nur Ambitionen zur Verschönerung und Veredelung, sondern er lernt die verschiedensten gegnerischen Auffassungen kennen. Nicht selten entwickelt sich über die Jahre hinweg ein Absinken der psychischen Ambitionen zur Verwirklichung des schon einmal gedachten und gewünschten Ideals. Der sich Übende bemerkt über längere Zeit keinen rechten Fortschritt ist zudem den Suggestionen von Kirchen und allerlei Negativstimmen, die gegen Spiritualität sprechen, ausgeliefert. Eine Art innere Deprimierung entwickelt sich nicht selten in der weiteren Folge der Auseinandersetzung und aufgrund dieser fällt es dem Astralleib, das heißt dem bewegenden Potential der Seele, zunehmend schwer, sich auf fortschrittliche und ideale Gedanken auszurichten. Aber dieser Astralleib entfaltete bereits durch die bisher erlangten spirituellen Erfahrungen eine Ausdehnung und kann diese nicht mehr kompensieren. Das Gemüt entwickelt unendlich viele anderweitige Sehnsüchte und stürzt erneut in Bindungen. Da diese Bindungen jedoch nicht mit den bereits inneren gedachten Idealen zusammenstimmen, entwickelt der Astralleib eine Antipathie gegen sich selbst und sogar gegen andere Menschen. Bei Verleugnung der spirituellen Ideale wandelt sich die ehemalige Sympathie in eine verzerrte Antipathie.

Diese starke Neigung zu Antipathie entsteht zentral gesehen gerade auf dem Weg, da viele Personen in letzter Konsequenz doch nicht an der inhaltlichen Ausformung des Ideales anknüpfen und zu sehr eine Art Auftanken, Aufladen, Energierezeptieren und passives Meditationsgefühl erwarten. Ein Lehrer kann durch seine Gegenwart sicherlich einige Gedanken und ideale Vorstellungen eröffnen und wenn man als junger Aspirant diesen zuhorcht, fühlt man sich von diesen aufgenommen, getragen und wie in eine höhere Wirklichkeit versetzt. Die eigene Leistung fehlt jedoch noch für diesen Weg und infolge der Tatsache, dass viele den Mut, die Kraft und Ausdauer für dieses eigene Streben um Wahrheit nicht aufbringen, erwarten sie erneut ein sogenanntes „Auftanken“. Wenn diese Personen dann von mir zurückgewiesen und auf die Eigenaktivität hingewiesen werden, entstehen häufig Aggressionen.

Eine unmerkliche Abspaltung zeigt sich in der Seele durch die Selbstverleugnung

Die Personen, die einmal auf einem Schulungsweg strebten und diesen jedoch nicht zu einem gelungenen Ergebnis zu führen vermochten, verschatten sich in sich selbst und strahlen diese Schatten wieder hinaus in die Gesellschaft. Sie beginnen sich zunehmend zu entschuldigen und zu verleugnen. Sie zerstören nicht nur ihr eigenes Dasein, sondern auch dasjenige der Mitmenschen. Sie müssen gar nicht offiziell Gegner werden. Es genügt bereits die eigene Spaltung, die sie in der Seele erzeugen und die nun nicht zu einer nachvollziehbaren psychischen Krankheit führt, sondern zu einer eigenartigen Ausstrahlung, die zerstörend und desillusionierend auf Andere hinüberflutet. Der Einzelne, der einen Schulungsweg einmal mit Begeisterung begonnen hat und sich Idealen intensiv hingewandt hatte, betrügt sich selbst, wenn er diesen aus Mutlosigkeit nicht weiterführt. Die stärksten Kräfte, die heute die Spiritualität zerstören und sogar das Gesellschaftsleben negativ belasten, entstehen durch die Personen, die einmal spirituelle Feuerflammen waren und nun sich gegenteilig den vielen Kompensationen und sogar den Gegentrieben zur Spiritualität widmen.

Entwickelt jemand beispielsweise eine Schizophrenie, so trägt er diese Krankheit mit allen Unannehmlichlichkeiten selbst aus. Derjenige, der jedoch auf einem spirituellen Weg gegangen ist und reichhaltige Erkenntnisse erfassen konnte, diese jedoch nicht konsequent lebt, leugnet sich selbst. Er spaltet sich im Unbewussten, Inneren von seinem bewussten äußeren Verhalten und trägt diese Spaltung auf ungesehene Weise zu seinen Mitmenschen hinüber. Vielleicht wird man diesem mitteilen, dass er doch endlich wieder so sei wie früher. Der Schatten jedoch bleibt. Die eigene Selbstverleugnung trägt zerstörerische Folgen ungesehen und unbenennbar nach Außen. Der Astralleib dieses Menschen bleibt dauerhaft in Unordnung.6) Ich beobachtete über viele Jahre die Bewegungen um den großen indischen Lehrer Sai Baba. Erstaunlichste Kräfte der Energie konnte er auf seine sogenannten Devotees übertragen. Worin lag jedoch die Eigenaktivität der vielen Anhänger von Sai Baba? Viele suchen sich heute erneut Meister und erleuchtete Personen, die ihnen dieses Aufladen mit Energie ermöglichen. In die Weltenschöpfung strahlen jedoch von diesen vielen Menschen keine erhebenden Kräfte, denn es fehlt die Verwirklichung von gelungenen Idealen und deshalb werden die zerstörenden Kräfte mehr als die förderlichen. Die Menschen, die sich um Sai Baba scharten, bräuchten heute auf dringendste Weise eine solide Schulung, damit sie die ersten Erfahrungen in reale soziale und empathische Gestaltung zum Leben einbringen könnten.

Die Zerstörung von Spiritualität entsteht deshalb gerade durch die Personen, die einen soliden Weg begonnen haben, diesen sodann aufgeben und allerlei anderen Kompensationen und nächsten religiösen Versuchskonzepten folgen. Sie kreieren Spaltungen in ihrer Seele und strahlen eine unmerkliche, aber doch wirksame Widersprüchlichkeit auf ihre Mitmenschen hinüber.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Äußerlich gesehen bilden esoterische und mystische Wege einen äußeren Gegenpol zum Materialismus. Die Beobachtung trägt sich jedoch nur auf der äußeren Ebene, nach einer inneren, tiefgründigeren Sichtweise gehören diese Bewegungen komplementär zusammen. Infolge der Tatsache, dass die meisten esoterischen und mystischen Bemühungen nur ein Ausweichen vor wirklichen geistigen Realitäten darstellen, fördern sie den Materialismus. Letzten Endes bildet der Materialismus eine Realitätsentfremdung von Geist und Materie.
2 Eine Person und ein Werk bilden eine untrennbare Einheit. Es ist unmöglich, dass man Rudolf Steiner aus seinem Werk eliminiert. Liest man beispielsweise eine Originalschrift von Rudolf Steiner so wird unmittelbar ein Licht beim Leser in der Seele entzündet. Wenn die gleiche Aussage in einer Sekundärliteratur umschrieben erscheint, so fehlt diese anregende Kraft und der Leser gewinnt noch nicht die unmittelbare Beziehung zu den Worten.
3 Das österreichische Weltanschauungsreferat lud mich vor vielen Jahren zu einem umfassenden Gespräch ein und kam durchaus zu der Überzeugung, dass die Beschreibung der Person ein wichtiges Anliegen der Aufklärung sei, denn sonst wisse der Teilnehmer nicht, ob er eine Erfahrung durch die Begegnung oder durch die Übungstechnik gewinnt. Gleichzeitig bemängelten die österreichischen Weltanschauungvertreter die Härte und Ausgrenzungstaktik der deutschen Sektenreferenten. Sie teilten die Ausgrenzungspolitik der Deutschen nicht.
4 Ein nicht seltenes Phänomen besteht in der persönlichen Anbindung zu einem spirituellen Lehrer. „Ich und Rudolf Steiner“ ist ein nicht unbekannter Ausspruch. Ein sehr einfach denkender Handwerker sagte bei einer öffentlichen Veranstaltung, dass er in einem Arbeitskreis gewesen sei, der sich mit dem Neuen Yogawillen auseinandergesetzt habe. Er bemerkte, dass sich die Personen den spirituellen Lehrer reservieren, sie ihn gewissermaßen besitzen und somit der Welt vorenthalten. Abgeschlossenheit im Sinne von Spiritualität ist grundsätzlich antipathisch und verhindert, dass Spiritualität öffentlich in der Welt diskutiert werden kann.
5 Der Astralleib trägt in seinem tiefsten Kern Motive. Wer bislang einem spirituellen Konzept oder einer spirituellen Anweisung gefolgt ist, die nicht wahr sind, muß durch die Kraft einer höheren Zielsetzung diese überwinden. Eine passive Form des Glaubens kann zur Überwindung eines in der Tiefe wurzelnden Irrtums nicht beitragen. Motive, die aus der Erziehung der Kirche oder aus falschen spirituellen Konzepten (z.B. Mediumismus, Spiritismus, Weltenverschwörungen, Biographiearbeit nach Bornschein usw.) bestehen, tragen sich so lange fort, bis sie durch nächsthöhere Realisierung überwunden sind.
6 Ich beobachtete über viele Jahre die Bewegungen um den großen indischen Lehrer Sai Baba. Erstaunlichste Kräfte der Energie konnte er auf seine sogenannten Devotees übertragen. Worin lag jedoch die Eigenaktivität der vielen Anhänger von Sai Baba? Viele suchen sich heute erneut Meister und erleuchtete Personen, die ihnen dieses Aufladen mit Energie ermöglichen. In die Weltenschöpfung strahlen jedoch von diesen vielen Menschen keine erhebenden Kräfte, denn es fehlt die Verwirklichung von gelungenen Idealen und deshalb werden die zerstörenden Kräfte mehr als die förderlichen. Die Menschen, die sich um Sai Baba scharten, bräuchten heute auf dringendste Weise eine solide Schulung, damit sie die ersten Erfahrungen in reale soziale und empathische Gestaltung zum Leben einbringen könnten.

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