Der mysteriöse Tod von Clemens Arvay

Von Heinz Grill

Clemens Arvay
Zeichnung: Cornelia F.

Clemens Arvay war ein hoch engagierter Diplombiologe, der sich sehr für gesunde Ernährung, Ökologie und für Fragen der Immunsystem-Stärkung durch geeignete Naturbedingungen eingesetzt hat. Die Impfproblematik beschäftigte ihn ebenfalls und er trat mit einigen Videos sehr fundiert an die Öffentlichkeit, äußerte kritische Betrachtungen und wurde wegen seines Standpunkts angegriffen. Die Nachricht von seinem Tod am 18. Februar 2023 wirkt erschütternd und dies umso mehr, da als Ursache von Suizid berichtet wird.

Eine Person, die Suizid macht und ihr Leben aus eigener Entscheidung vorzeitig beendet, wandert nach dem Abscheiden des Physischen mit der Seele in eine Region feinstofflicher Art, in der sie wie in einer vollkommenen Lähmung bei gleichzeitig wachem Bewusstsein weilt. Die Ausweglosigkeit, die im Leben wahrgenommen wurde, will ein Suizidant mit dem Abscheiden aus dem Leben beantworten. Sie steigert sich aber in unerträglichem Maße für die Seele nach dem Tode, denn es bleibt tatsächlich nur noch die Ausweglosigkeit, aber keine Möglichkeit, aus dieser zu entrinnen. Wer aus Lebensüberdruss abscheidet, erlebt im Nachtodlichen deshalb keinesfalls ein Nichts und auch keine befreiende Hoffnung, den irdischen geplagten Verhältnissen entronnen zu sein. Er erlebt vielmehr eine vollkommene Nacht, die er doch mit Bewusstsein ertragen muss. Diese Nacht in der Gegenwart, ohne Leben und ohne Körper, stellt eine fast unerträgliche Belastung dar, da sie der Seele, die in Wirklichkeit nach Verbindung und nach berührender Wahrnehmung strebt, fremd ist. Der Freitod ist deshalb die vollkommene Illusion, die sich jemand in belastenden, depressiven Tagen niemals zumuten darf.

Wie sieht es bei Clemens Arvay aus? Eigenartigerweise erscheinen im Nachtodlichen zwei verschiedene Verhältnisse, in denen die Seele nun weiterlebt. Es erscheint eine Bindung, die nächtlich umschattend wirkt, ausweglos in sich selbst und des Weiteren ein lichter Teil, der bewegt und strebsam ist. Clemens Arvay wollte jedenfalls nicht nur dem Leben und den Schwierigkeiten ausweichen, sondern er wollte für seine Mitmenschen jenes Zeichen setzen, dass er durch die Verhältnisse der gegenwärtigen Ignoranzen, einseitigen Machtstimmungen, gewaltigen Verurteilungen und Ausgrenzungen ohnehin wie getötet ist. Er erlebte die Zeit wie eine Folterung und entschied, dieser nicht zu entrinnen, sondern sie mit der Gestik seines eigenen Todes zu beantworten. Aus diesem Grunde bleibt die Seele nach dem Tode in einem gewissen Anteil inspirierend, jedoch in einem anderen Teil sehr ausweglos gebunden.

Viele Menschen werden heute aufgrund ihrer Anschauung, Meinung oder auch ihres Andersartig-Seins denunziert, ausgegrenzt, beleidigt oder schlecht behandelt. Die Lügen der Zeit sind derartig machtvoll, dass sie auf die einzelnen Gemüter nahezu wie ein Erschießungskommando wirken. Wie weit jemand diese mächtigen Anschläge, die heute auf den Menschen direkt projiziert sind, ertragen kann und sie sogar noch zu verarbeiten vermag, liegt wohl in der Fähigkeit des persönlichen Erkenntnisvermögens. Clemens Arvay konnte relativ schwer die Ereignisse der Zeit mit all ihren psychischen Gewaltsamkeiten ertragen. Er fühlte sich regelrecht wie getötet. Hinzu kam ein schweres Familien- und Beziehungsleben. So gibt es einen Teil im Nachtodlichen, der infolge dieses nicht verarbeiteten Beziehungslebens leidet und einen anderen Teil, der den Idealen treu bleibt. Clemens Arvay will keinesfalls vergessen bleiben und er möchte, dass seine Bemühungen in der Arbeit und seine idealen Vorstellungen weiter fortgesetzt werden. Er wünscht sich sogar in besonderem Maße, dass Schwierigkeiten, die häufig aus persönlichen Gründen bestehen, keinen Einfluss auf eine ideale Zielsetzung in Arbeit, Wissenschaft und Ethik haben. Er will nicht, dass man seinen Freitod in ähnlichen Formen nachahmt, sondern er möchte zur weiteren Arbeit motivieren. Seine Seele kann auf diesem Gebiet für ein ruhiges Durchhalten den Hinterbliebenen Kraft spenden.1)

Zu den verschiedenen Gefühlen, die dem Menschen im Leben anhaften, gehört besonders das eigentliche Daseinsgefühl, das Lebensgefühl, die Freude am Leben überhaupt, am Drinnenstecken im physischen Körper. Darum ist es eine Hauptentbehrung, keinen physischen Körper mehr zu haben. Wir werden nun dadurch das furchtbare Schicksal und die entsetzlichen Qualen jener Unglücklichen verstehen, welche durch Selbstmord aus dem Leben scheiden. (…)

Aber bei einer so gewaltsamen plötzlichen Trennung vom Körper wie bei einem Selbstmörder, wo noch alles gesund ist und noch fest zusammenhält, da tritt unmittelbar nach dem Tode eine starke Entbehrung des physischen Körpers auf, die furchtbare Leiden verursacht. Es ist ein furchtbares Schicksal. Der Selbstmörder fühlt sich wie ausgehöhlt und beginnt nun ein grausiges Suchen nach dem so plötzlich entzogenen physischen Körper. Nichts läßt sich damit vergleichen.

Es wird nun mancher sagen: Der Lebensüberdrüssige hängt ja gar nicht mehr am Leben, sonst hätte er es sich nicht genommen. – Das ist eine Täuschung, denn gerade der Selbstmörder hängt zu sehr am Leben; weil es ihm aber die Befriedigung gewohnter Genüsse nicht mehr bietet, weil es ihm vielleicht durch veränderte Verhältnisse manches versagt, darum geht er in den Tod, und darum ist ihm nun die Entbehrung des physischen Körpers unsagbar groß.“

(Rudolf Steiner, GA 95, S. 34, abrufbar unter: fvn-archiv.net)

Anmerkungen

Anmerkungen
1

Zu den verschiedenen Gefühlen, die dem Menschen im Leben anhaften, gehört besonders das eigentliche Daseinsgefühl, das Lebensgefühl, die Freude am Leben überhaupt, am Drinnenstecken im physischen Körper. Darum ist es eine Hauptentbehrung, keinen physischen Körper mehr zu haben. Wir werden nun dadurch das furchtbare Schicksal und die entsetzlichen Qualen jener Unglücklichen verstehen, welche durch Selbstmord aus dem Leben scheiden. (…)

Aber bei einer so gewaltsamen plötzlichen Trennung vom Körper wie bei einem Selbstmörder, wo noch alles gesund ist und noch fest zusammenhält, da tritt unmittelbar nach dem Tode eine starke Entbehrung des physischen Körpers auf, die furchtbare Leiden verursacht. Es ist ein furchtbares Schicksal. Der Selbstmörder fühlt sich wie ausgehöhlt und beginnt nun ein grausiges Suchen nach dem so plötzlich entzogenen physischen Körper. Nichts läßt sich damit vergleichen.

Es wird nun mancher sagen: Der Lebensüberdrüssige hängt ja gar nicht mehr am Leben, sonst hätte er es sich nicht genommen. – Das ist eine Täuschung, denn gerade der Selbstmörder hängt zu sehr am Leben; weil es ihm aber die Befriedigung gewohnter Genüsse nicht mehr bietet, weil es ihm vielleicht durch veränderte Verhältnisse manches versagt, darum geht er in den Tod, und darum ist ihm nun die Entbehrung des physischen Körpers unsagbar groß.“

(Rudolf Steiner, GA 95, S. 34, abrufbar unter: fvn-archiv.net)

8 Replies to “Der mysteriöse Tod von Clemens Arvay

  1. Am 18. Februar 24 jährt sich der Todestag von Clemens Arvey. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte ich mehrmals die Gelegenheit, mich in Amerika und in Asien, mich über die jüngste Vergangenheit von Europa und speziell Deutschland austauschen. Auch interessierte Personen jüngeren und mittleren Alters hatten sich zwar über die deutsche Politik gewundert, aber niemand hat gemerkt, was für ein Verfall der ethischen Werte in Deutschland zwischenzeitlich stattgefunden hatte.

    Zum zweiten Mal gab es in der deutschen Geschichte innerhalb von 100 Jahren Machenschaften und Opfer, wenn auch auf subtilerer Ebene.
    Das Beispiel, das Deutschland als globales Friedens bringendes Land und als Vorbild war, hat sich wie umgekehrt und ist wie zu einem weiteren Mahnmal geworden.
    Hoffnungsvoll ist nur, zurückzublicken und zu sehen, was für ein Aufbau im Verlauf des letzten Jahrhunderts in unendlicher Arbeit möglich war und dass dies auch nochmals gelingen kann.

    Dazu wird das Aufdecken der Wahrheit und grundlegende Arbeit auf wahrer spiritueller Ebene notwendig sein, wie es Heinz Grill in vielfacher Weise ausführt.

    Ich wünsche Herrn Arvey, dass in den kommenden Wochen grundlegende Schritte in dieser Richtung geschehen und seine Person wieder ins wahre Licht gerückt wird – auf verschiedenen Ebenen.

  2. In der Erscheinung des Bösen einen Sinn zu sehen, ist für den Menschen sehr schwer. In dem Artikel „Die Stärkung der Immunkraft durch exakte Erkenntnisbildung zum Bösen“ (14. Februar 2020), beschreibt Heinz Grill dazu eine höhere Gesetzmäßigkeit.

    Für mich wurde dadurch deutlich, dass wir als persönliche Antwort auf das Böse eine größere Moralität anstreben können. Mit der Entwicklung des moralisch Guten bringen wir eine Ordnung und Anhebung für alle hervor. Damit fordert die Erscheinung des Bösen die moralische Aufrichtekraft des Menschen heraus und fördert die Entwicklung des Guten in der Welt.

    Ein kurzer Ausschnitt aus dem o.g. Artikel:

    „ … Die Kraft, dem Bösen gegenüberzutreten

    Mephisto in Goethes Faust: „Ich bin eine Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

    Der, der sich mit diesen moralischen Fragen auseinandersetzt, legt seine Raubtiergebärde ab und entwickelt sich zu einem Pol, der den bösen, unlauteren, lügenhaften und betrügerischen Handlungen der Menschheit gegenübertritt. Er schult sein Denken, sein Empfinden und seinen charaktervollen Willen und überlegt sich, ob er aus der Anschauung oder aus der bloßen Projektion zu seinem Nächsten spricht. Welche Kraft erwacht in dieser Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung des anderen. Es ist eine moralische Kraft, eine, die das Licht der Weltenschöpfung zur Gesundheit führt. Sein Blick auf den Menschen erscheint nicht vorwurfsvoll, sondern voller wahrnehmender Erkenntnis und er vermag Handlungen der Lüge ebenso wie Handlungen der Tugend bis in ihre Urgründe zu begreifen. Aber er unterwirft sich nicht mehr der Lüge, er nimmt nicht mehr unbewusst an ihr teil. Diese souveräne Bewusstheit behagt dem Bösen nicht, denn es fühlt sich wie der schützenden Kleider beraubt. Nackt und schändlich steht plötzlich die projektive Beschuldigung in der Welt. Die Erkenntnis führt zu starken Bewegungen und oftmals steigern sich aus weiterem Unvermögen die aggressiven Handlungen der Lügen und Intrigenspiele der Welt. Aber diese sind nur Reaktionen, die die Unhaltbarkeit und Unlauterkeit des Antimoralischen spiegeln. Emotionale Steigerungen im Aussprechen von Boshaftigkeiten dürfen nicht gefürchtet werden, denn sie beschreiben einen Prozess der Schwäche und sind zu verstehen wie unsolide gewordenen Strukturprozesse. Das Böse kann sich nur durch eine Auflehnung mit seiner ganzen Verbissenheit und mit einer unersättlichen Machtgier demonstrieren. Es ist im Sinne einer geistigen Betrachtung jedoch machtlos.
    Dieser Darstellung liegt zugrunde, dass das Böse grundsätzlich einen Wesenszug der Uneinsichtigkeit oder Falschheit trägt. Nur der einzelne Mensch, der sich kraft seines ethischen Potenzials in der Seele gegen das Böse aufrichtet, kann es an den richtigen Ort in der Weltenschöpfung führen. … „

  3. Warum sind sich alle so sicher, dass Clemens sein Leben selbst beendet hat?
    Nach allem was ich gehört, recherchiert und erfahren habe, war es nicht so wie alle vermuten. Denn dieser Suizid ist nicht mehr als eine Vermutung. Schließlich gab es keinen Abschiedsbrief, der eines Buchautors würdig wäre und er hinterlässt ein behindertes Kind für das er sehr fürsorglich und liebevoll sorgte. Ein Mann wie Clemens Arvay schleicht sich nicht einfach so aus seiner Verantwortung auf Erden.
    Ich weiß, dass seine Seele schon ein paar Tag nach seinem Tod befreit war und er geradezu leuchtete. Auch das spricht nicht für einen Tod aus eigenem Willen.
    Er ist jetzt an einem Ort wo es ihm gut geht und ich bin mir sicher dass er weiterhin für uns da ist.
    Danke lieber Clemens für alles was du für uns getan hast.

  4. EMPEDOKLES, der in den Freitod ging und sich in den Ätna stürzte, kommentierte Rudolf Steiner (siehe Anthrowiki https://anthrowiki.at/Empedokles) wie folgt und das zeigt mir über das oben Genannte doch auch noch mehr. Wir denken selbst:

    Rudolf Steiner: „Von Empedokles, dem großen Weisen, der nicht nur ein großer Philosoph war, sondern ein Eingeweihter in die tiefen Geheimnisse der Zeit, der einer der größten Staatsmänner aller Zeiten gewesen ist und zugleich Opferpriester in Agrigent war, von ihm erzählt die Legende, berichtet aber auch die okkulte Wahrheit, daß er, nachdem er seine Aufgabe in Sizilien erfüllt hatte, seinen Leib in den Ätna versenkte, um zu vereinigen seine äußeren Hüllen mit dem Boden Siziliens, um damit gleichsam zu dokumentieren: Jetzt soll kommen der feste Glaube an das Ich, wenn das Äußere auch hinschwindet! – Das Opfer der äußeren Hülle des Empedokles wurde vollbracht damals, als er seine Hüllen hingab dem Ätna. Dahinter liegt eine tiefe okkulte Wahrheit. Für den, der nach Sizilien kommt, wird heute noch unter spirituellen Ereignissen dieses stehen: daß er in der Luft Siziliens, wenn er sie geistig atmet, heute noch die Nachwirkung der Tat des Empedokles findet. Empedokles‘ Seele hat sich weiter inkarniert; sein Leib hat eine besondere Bedeutung dadurch erhalten, daß er den Elementen bewußt übergeben worden ist, so daß man ihn heute findet in der geistigen Atmosphäre Siziliens. Empedokles‘ Leib bildet einen Bestandteil der geistigen Atmosphäre Siziliens.“ (Lit.: GA 116, S. 137f)

  5. Was Rudolf Steiner, wie hier geschrieben, zu dem Schicksal eines Selbstmörders schreibt, das erzeugt in mir große Angst, das auch erleben zu müssen, obwohl ich nicht damit spiele, meinem Leben ein Ende zu setzen. Aber auch ich habe mich abgegrenzt und innerlich eingeschlossen vor den Mitmenschen, erst schrittweise ändert sich das. Hilfreiche Erklärungen für das Versagen der Gesellschaft finde ich in der Politik, die die Absichten der Akteure klar benennt – es ist ein ewiger Kampf. Das Geheimnis, worauf es für mich ankommt, besteht darin, einen inneren „seelischen“ Zusammenhang zu finden zwischen der äußeren Welt, meinem Körper mit allem was dazu gehört (dem Geistigen) den Weg nicht zu verlieren, weiter zu gehen (ich habe in meinem Leben auch schon außergewöhnliche geistige Erfahrungen gemacht, die mir Kraft geben). Letztenendes bleibt immer nur die eigene Anstrengung, der Wille, weiter zu machen, auch wenn es so ist, wie der Dichter Rabindranath Tagore es formulierte und der in meinen Augen so reif und so weit war, wie ich es vermutlich nicht bin: „… Und wenn ich dann komme, mein Gut zu erbitten (im Tod), erhoffe ich das erhört mein Gebet sei“.

  6. Es gab wohl immer wieder Menschen, die im Zuge von großen Ungerechtigkeiten in der Welt, durch ihren Freitod ein Zeichen setzten. Im Vietnamkrieg verbrannten sich buddhistische Nonnen z.B. als Mahnmal, damit Frieden wieder einziehe. Durch die differenzierte Stellungnahme von Heinz Grill verstärkt sich dieses Bild in Bezug auf Clemens Arvey. Der Eindruck , dass er ein Friedensverfechter war, dominiert beinahe über der Gewalt, die er sich selbst angetan hat. Mögen seine Ziele durch Andere vervollständigt werden.

  7. Clemens Arvay hat gar nicht weit von uns seinen Freitod gewählt. Manche Umstände dieses Freitodes wurden in versucht haßfreiem youtube Video von Dr.Bonelli veröffentlicht. Die Hetze von Wikipedia, und linken Zeitungen, hat den doch viel eher politisch und ideoligsch links positionierten Clemens Arvay, stark zugesetzt. Die Trennung von seiner Frau, das nicht Akzeptieren von seinem autistischen Sohn waren neben einer schwermütigen Veranlagung wohl weitere Gründe. GWUP und Psiram, das Lexikon für unliebsame Personen, man könnte auch sagen das Lexikon für offene klare Denker haben ihn entsprechend disqualfiziert, so wie dort viele Forscher, die Geist suchen oder ihn gefunden haben dort vehement angegriffen werden. An Personen, wie Martin Buber, die wunderbar auch über Engelbegnungen geschrieben haben, hat sich dies Gruppe noch nicht herangewagt.Gerne möchte ich das Gedicht von Max Hayek dazu stellen, wo ein großer Mensch vor seinem Lebensantritt gefragt wird, willst Du dieses Leben antreten? Max Hayek landete im KZ und wurde dort ermordet und er bejaht es!! https://www.gedichte-lyrik-online.de/das-leben-das-ich-selbst-gewaehlt.html

    Das Leben, das ich selbst gewählt

    Das Gedicht „Das Leben, das ich selbst gewählt“ stammt aus der Feder von Max Hayek und nicht von Hermann Hesse.

    Ehe ich in dieses Erdenleben kam,
    ward mir gezeigt, wie ich es leben würde:
    Da war Kümmernis, da war Gram,
    da war Elend und Leidensbürde.
    Da war Laster, das mich packen sollte,
    da war Irrtum, der gefangen nahm,
    da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,
    da waren Hass und Hochmut, Stolz und Scham.

    Doch da waren auch die Freuden jener Tage,
    die voller Licht und schöner Träume sind,
    wo Klage nicht mehr ist und nicht mehr Plage
    und überall der Quell der Gaben rinnt.
    Wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,
    die Seligkeit des Losgelösten schenkt,
    wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden
    als Auserwählter hoher Geister denkt.

    Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,
    mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel.
    Mir ward gezeigt die Wunde, draus ich blute,
    mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.
    Und als ich so mein künftig Leben schaute,
    da hört‘ ein Wesen ich die Frage tun,
    ob ich dies zu leben mich getraue,
    denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.

    Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme –
    „Dies ist das Leben, das ich leben will!“
    gab ich zur Antwort mit entschloss’ner Stimme
    und nahm auf mich mein neues Schicksal still.
    So ward ich geboren in diese Welt,
    so wars, als ich ins neue Leben trat.
    Ich klage nicht, wenn’s oft mir nicht gefällt,
    denn ungeboren hab‘ ich es bejaht.

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