Jahresausblick 2022

Frei gesprochener Vortrag von Heinz Grill vom 21.12.2021

Vision direkt aus der Meditation

All jene, die in mutiger und weiser Bewusstheit eine wahre spirituelle Vorstellung in die Mitte ihres Lebens platzieren und von dieser die Entscheidungen und Handlungen determinieren, erweitern ihren psychischen Horizont, fördern ihre Gesundheit und sind erfolgreich. Es ist die geistige Welt, die ihr freudiges Angesicht dem Menschen, der im Vertrauen eines Gedankens zu wirken und zu leben beginnt, entgegenstrahlt. Das Essenzielle von wahren spirituellen Vorstellungen entwickelt sich zu tiefgründigen Seeleninhalten, zu Wahrheitsgefühlen und weisheitsvollen Erkenntnissen und diese übernehmen bald ihre souveräne Führungsrolle und schützen das existenzielle Leben vor Verlust und Nöten.

Anders ist es für alle jene, die den Mut zu einem idealen Gedanken, der zu einer zukunftsweisenden Vorstellung mit verbindenden Gefühlen gedeihen könnte, nicht aufbringen und sich an rein existenziellen Sicherheitsfragen des Lebens orientieren. Sie geraten in ein wachsendes Dickicht mit undurchdringbaren Pflanzen und Büschen und nachdem sie in dieses eingedrungen sind, wächst in kürzester Zeit der begangene Weg mit wuchernder Vegetation erneut zu, sodass sie den Rückweg nicht mehr erkennen können. Die existenziellen Fragen zu Sicherheiten und einer Strategie zum sogenannten Überleben, verdrängen die essenziellen, im Geiste wartenden, wahren Vorstellungsinhalte, und die daraus resultierenden, bewussten und unbewussten Ängste mit ihrer gähnenden Leere werfen ein großes undurchdringbares Blattgeflecht mit viel Schatten auf die Erde.

Teil I – Eine mathematische Skizze zum Karma der Gegenwart

Was bedeutet karma?

Das Wort karma stammt aus der Sanskritwurzel kr und bedeutet tätig sein. Es ist dieses Wort sogar eines der wichtigsten Wörter in der Sanskritsprache und es beschreibt die Arbeit des Menschen. Aktiv sein heißt tatsächlich karma schaffen, beziehungsweise, wenn man es in einfacheren Worten ausdrückt, ein Schicksalsgefüge zu errichten. Gleichzeitig heißt es im Gegenzug, dass nicht nur Negatives oder Belastendes in die Welt kommt, sondern auch Positives, Erbauendes, kulturell Hochgestelltes erschaffen wird und somit der Mensch an der Aktivität wächst. Karma ist ursprünglich ein sehr neutrales Wort.

Wer sich nun die Frage stellt, die ja hochinteressant ist, wie er ein zukünftiges karma1) Der Begriff karma kann sich auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen. So gibt es das sañcita, das in der Vergangenheit aufgespeicherte, dann gibt es das prārabdha, das sich in diesem Leben manifestiert, schließlich spricht man vom āgāmi , das jetzt neu geschaffen wird und erst in einem künftigen Leben seine Wirkung zeigt. (Quelle: Yoga Wiki) lesen lernen kann, wie er eine Vision bekommen kann, wie beispielsweise in einem kommenden Jahr das Schicksal in positiver und negativer Weise aussehen wird, der wird ganz naturgemäß zu der Aufforderung gelangen, dass er in die geistigen Welten, in die geistigen Zusammenhänge hineinblicken lernen muss. In der geistigen Welt leben präzise Gesetze.

Die Anforderung, Zukünftiges vorherzusagen ist, wenn man nicht gerade spekulativ und schlussfolgernd das Ergebnis zu erreichen versucht, sehr hoch. Es wäre aber einmal ganz sinnvoll und einen Versuch in praktischer Hinsicht wert, wenn man genaue Fakten sammelt und von dieser Faktenlage rechnerisch vorgeht, wie die Zukunft sich gestalten könnte. So wie heute eine metereologische Berechnung vorgenommen werden kann, anhand der verschiedenen Hoch- und Tiefdruckgebiete und der verschiedenen Winde und Wolkenbewegungen, so kann durchaus auf relativ günstige Weise eine Berechnung des karma unternommen werden. Aber es stellt sich die Frage, welche Ausgangspunkte, Basispunkte man an den Anfang stellt und wie man von diesen Schritt für Schritt in eine Rechenart eintritt.

Gliederung in der Betrachtung, um die Zukunft zu erfassen

Für die Basis wäre es wichtig, dass man einmal zwischen verschiedenen Lebensäußerungen, in denen sich der Einzelne bewegt, unterscheidet. Welche Rolle nimmt die Religion für ein Individuum und für ein kollektiv Ganzes ein? Dann ist es auch bedeutungsvoll, welche Dimension und Grundlage die Rechtswissenschaft für die gesamte Welt besitzt. Als drittes kann man beispielsweise die Wirtschaft rechnen und nahe mit dieser verwandt, als letztes oder angehängtes Glied, die Politik.

In drei Stufen lassen sich diese großen gesellschaftlichen Glieder unterscheiden. Die Religion müsste dem Willen zugeordnet werden, dem Kraftpotenzial. Sie ist mit dem Innersten des Menschen und seiner bedeutungsvollsten Seinsfrage verknüpft. Die Rechtswissenschaft hingegen, allgemein die gültige Gerichtsbarkeit und die niedergeschriebenen Gesetze, die die Menschen ordnen und verbinden sollen, bemisst man in die Mitte des Menschen und, obwohl es sich um einen sehr nüchternen Ausdruck in der Auslegung der Gesetze handelt, begegnet sich in diesen doch das menschliche Herz. Dem Wirtschaften schließlich muss man das allgemeine Denken, das vielleicht noch nicht ein geschultes Denken, sondern mehr eine Art willentliches, existenzielles und sozialfähiges Wahrnehmen beinhaltet, zuordnen. Dem Politischen würde ich eher das Ende oder allgemein das Ausatmen, das Sich-Nach-Außen-Stülpende, das aus den ersten Dreien hervorgeht, beimessen. Die Politik steht nicht am Anfang, sondern sie ist eigentlich das Endglied. Politiker haben, wenn man einmal diese drei Glieder tiefgründig verfolgt, am wenigsten in der Weltenbewegung zu sagen. Diese Sicht aber ist eine geistige und im Äußeren erscheint es zunächst einmal so, als ob die Politiker die führende Hand hätten. Am tiefsten wurzelt im Menschen die Religion. Diese ist wie die Qualität des werdenden Proteins. Dann folgt die Gerichtsbarkeit, die Gesetze, die Rechtswissenschaft, das Fühlen für Gerechtigkeit, das Wahrnehmen eines Rechtsstatus, dem man dem Menschen zugestehen muss und allgemein das Bewusstsein, dass das ganze Gesellschaftsleben auf Recht und Ordnung beruht. Es ist dies wie der gesunde Pulsschlag in der Mitte der Brust. Die Wirtschaftsordnung befindet sich schon mehr an der Peripherie und beschreibt eine Art Ausdrucksgebung dieser ersteren Glieder. Sie ist eigentlich wie die Haut des Menschen, an der sich so manche pathologischen Erscheinungen zeigen. Die Politik zeigt sich sogar noch weiter an der Peripherie und man könnte sie als den Haarschopf, den man am Menschen gut bemerken kann, bezeichnen.

Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Kosmos

Für die Berechnung des karma sollte man unbedingt das menschliche Bewusstsein mit dem Kosmos in einen Zusammenhang bringen. Der Begriff des Astralleibes eignet sich deshalb in seiner etwas größer angesetzten Bedeutung sehr gut. Im Astralleib lassen sich die drei Glieder des Denkens, Fühlens und Wollens unterscheiden. Das Wort Astralleib heißt eigentlich nichts anderes, als dass das Bewusste wie auch das Unbewusste umfasst wird und es eigentlich ein großer Leib ist, der in seiner bewegten Natur gleichzeitig das Makrokosmische und das Mikrokosmische beinhaltet. Der Mensch ist nicht nur in sich eingekerkert, sondern er ist ein Teil des Gesamten. Im Astralleib finden wir die Sternenwirkungen bis in die Tiefe des Menschen und wir finden gleichermaßen die verschiedensten Einflüsse, die sich aus diesem ganzen Makrokosmos über das gesellschaftliche System in verschiedenen Formen, Farben, Eigentümlichkeiten und Phänomenen in bestimmten Aspekten spiegeln.

Der Astralleib jedenfalls ist ein Teil des Menschen und man kann im Astralleib unterscheiden: das tiefste Glied ist das Willensglied, dann das gefühlsmäßige, das wäre eigentlich das Fühlen im Sinne des Sozialen und des Rechtschaffenen, dann natürlich noch das Denken und dieses misst sich meistens sehr stark an materiellen Faktoren, das heißt sehr stark an ökonomischen Prinzipien. Grundsätzlich ist der Wille mit der Kraft verbunden. Das Gefühlsleben ist zwischen Kraft und Vision, das heißt zwischen Denken und Willen, also zwischen Kraft und Ideenmöglichkeit.

Die fehlende Kraft in der Zukunft

Nun ist es interessant, wenn man die Religion einmal zum Ausgangspunkt nimmt, denn das karma bemisst sich am meisten nach den Willenskonfigurationen, in denen sich die ganze Menschheit bewegt. Je nachdem, wie glücklich, wie gut, wie fundiert die religiöse Grundlage einer Gesellschaft ist, desto mehr zeigt sich natürlich eine günstige Voraussetzung. Man spricht im Indischen, auf die Religion bezogen, von einem dharma, und man unterscheidet zwischen svadharma, dem individuellen dharma und dem sanatana dharma, dem kollektiv ganzen Gesetz. Je konfuser, je mehr dieses Lebensgesetz, die ganze Religion durcheinander- oder abhandengekommen ist, desto mehr entwickelt sich das sogenannte ajnana, das Nicht-Wissen und auf dieser Grundlage natürlich das ganze Verfallsleben in beständig absteigenden Ketten, die sich nach und nach eines für das andere in einer negativen Determination weiter fördern.

Die Religion aber ist nicht zu verwechseln mit einem Credo oder einer Gruppenzugehörigkeit. Wenn man einmal den Begriff des Glaubens nimmt, dann ist gerade dieser der am meisten missverstandene. Mit Glauben meint man im Allgemeinen des volkstümlichen Verständnis den Glauben an einen Gott. Man meint einen einfachen Theismus, eine Art Credo mit Wortformeln, wie, „ich glaube an Gott“, „ich glaube an eine größere Macht“, „ich glaube an einen Meister oder an einen Heiligen“. Sehr dürftig, ja fast wie abhandengekommen ist jedoch der innere Sinngehalt des Glaubensbegriffes, und dieser Verlust entstand gerade durch die üblichen Credoformen. Der Materialismus zog in den Glaubensbegriff wie ein Sittenstrolch in eine fremde Wohnung hinein. Der eigentliche schöpferische Glaubensbegriff müsste sich dahingehend begründen, dass man einen Gedanken von der Idee zum Ideal schaffen und damit in das Leben integrieren und verwirklichen kann. Die Fähigkeit des Glaubens müsste eigentlich an die geistige Instanz, und das ist der Gedanke selbst, unmittelbar ausgerichtet sein und nicht an ein sehr, wenn man es vielleicht sogar so bezeichnet, schwärmerisches oder ideologisches Bild gerichtet sein. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, einen Gedanken zur Vorstellung zu bringen, eine Idee zu denken, sie zur Lebensvision zu gestalten und diese schließlich in eine ideale Verwirklichung zu führen. Glaube ist in der Regel ein religiöser Begriff und sagt so viel aus, als dass der Mensch das beste und denkbar gültigste Ideal von der Idee zur tätigen Umsetzung und letztendlich gültigen Realisierung führen kann.

Nun kann der Mensch in der Praxis mit religiösen Inhalten mehr Vertrauen und mehr oder weniger Glauben in diese Fähigkeit des Umsetzens haben. Die Kraft des Glaubens kann groß wirken, wie Rudolf Steiner diesen Begriff aufgreift in „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten“, im Sinne der Schilderung, wie man sich selbst den Phänomenen der Welt gegenüberstellt. Der Mensch kann denken und von der Kraft des Gedankens ausgehen. Der Glaube kann Berge versetzen und sehr viel bewirken, weil der Mensch eine Idee zum Ideal formen und diese umsetzen kann. Die noch nicht manifeste Wirklichkeit führt das einzelne individuelle Bewusstsein zu einer besten Manifestation. Voraussetzung ist aber, dass der Mensch die Kraft besitzt, seinen Willen auf den Weg zu führen, und, wie man sagt, das Vertrauen aufbringt, dass ein Gedanke, der einmal ordentlich gedacht wird, ordentlich bewahrt wird, seine Wirksamkeit erzeugt.

Wie war das vergangene Jahr geprägt?

Man kann in der Berechnung, der kosmischen Situation für die Zukunft ganz einfach davon ausgehen, dass es ein Jahr gegeben hat, das voller Suggestionen und voller Auflösungsprozesse war. Es ist heute fast nichts mehr an dem Platz geblieben, wo es eigentlich einmal gewesen ist. Die Psyche der Menschheit hat sich drastisch verändert und gewissermaßen wie aus einer bislang gegebenen Festigkeit herausgelöst. Wir waren richtiggehend in einem Jahr des pralaya, der Auflösung und werden auch in diesen weiteren Prozessen einer fortschreitenden Koagulation bleiben. Diejenigen, die an Corona erkrankt sind, haben an dieser Krankheit ganz besonders bemerkt, dass sie wie aus allem Üblichen herausgeschleudert wurden und nun wieder neu in der Formung der Lebensperspektiven Gedanke für Gedanke erbauen müssen. Sie müssen gewissermaßen ihr Leben von einer etwas unsicheren Warte aus, wie in einem Wasserstrudel hin und her gewirbelt, perspektivisch denken lernen und ihre Arbeitssituation wieder mit ganz neuen Voraussetzungen planen und umsetzen. Aus diesen Betrachtungen des Jahres kann wohl nicht eine hoffnungsvolle Zukunft für das Jahr 2022 gedacht werden. Wenn dieses Jahr vollster Suggestionen war und den Menschen ihre Basis psychisch und zum Teil physisch mehr aufgelöst hat, bedarf es nun, wenn man ins nächste Jahr schreiten will, einer Neuformung aller gegebenen Bedingungen. Die Suggestionen und Lügen, die ganzen Verrücktheiten, wenn man es so ausdrückt, gehen aber in zielsicherer Weise weiter. Eine große Determinationskette ist eröffnet. Von diesen Beobachtungen ausgehend, könnte eine leichte Spekulation erfolgen, zumindest eine Wahrscheinlichkeitsspekulation. Das nächste Jahr, so muss man es wohl sagen, bringt auf dieser Beobachtungsgrundlage mit Sicherheit stärkere Krisen, existenzielle Verluste und Spaltungsprozesse und ein Gefühl, dass der Mensch seine Hoffnung auf schöne Perspektiven verliert. Diese Spekulation aber ist relativ ungenau und für eine geistige Forschungsarbeit nicht würdig.

Ein etwas genaueres Errechnen des karma, aus einer klaren, richtiggehend gegliederten Vorstellung kann erfolgen, wenn man einmal die religiöse Gesinnung mit dem wirklichen Glaubensbegriff, also mit dem Glaubensbegriff, was er im praktischen und nicht im credoähnlichen Sinn sein kann, in die Mitte stellt. Der Glaube ist nämlich die Kraft des Menschen. Die religiöse Natur ist nicht nach äußeren Gruppenzugehörigkeiten, nicht nach Taufe im Sinne des kirchlichen Verständnisses und nicht nach Ritualen, die man täglich praktiziert, messbar. Die Kraft muss tatsächlich eine immanente Kraft im Menschen sein und nur im Menschen hat sie durch ihr eigenes Fundament eine große Kraft, die transfigurierend wirken kann und sozusagen Berge zu versetzen vermag. Institutionen, Gruppenbildungen, neue religiöse Bewegungen werden für die Zukunft nach einer geistigen Anschauung nichts mehr zu sagen haben. Wesentlich ist die Frage, welche tiefe Dimension im Menschen wurzelt und welche Kraft sich daraus entfalten kann. Besitzt er die Wahrnehmungsfähigkeit und das Vertrauen, einen großen Gedanken umzusetzen, eine Idee zu einem Ideal zu gestalten und daraus das Leben für sich zu meistern und für andere perspektivisch zu eröffnen?

Die fehlende Kraftumsetzung in verschiedenen Lebensbereichen

Nun lässt sich dieser allgemeine aber doch vortreffliche Begriff des Glaubens auf einfache Weise schematisch aufgliedern und rechnen.

Es gibt Personen in einer Geistschule, die gerade die Fähigkeit eine spirituelle Idee zur praktischen Umsetzung zu führen, erworben haben. Sie haben gelernt eine Idee zu fassen, zu formen, sie praktisch zu machen und sie mit der Zeit mit klaren Vorstellungen, mit logischer Initiative in das Leben einzubringen. Diese allgemein philosophische und denkende Gestaltungsfähigkeit ist eine Voraussetzung für eine Meditationsschulung. Entwickelt sich jemand mit dieser Fähigkeit nicht zu einer ausreichenden logischen Bewusstseinsarbeit, kann er der so häufig eintretenden Gefahr unterliegen, dass er von esoterischen Praktiken sein Leben interpretiert und dennoch nur eine billige Alternativszene mit mehr Schaden als Nutzen belebt.

Es gibt weiterhin neben diesen Menschen, die eigentlich Religion wirklich gelernt haben, auch andere sehr wertvolle Berufe, die ebenfalls einen gewissen Aspekt vom Glauben besitzen müssen. Der Glaube selbst darf keinesfalls nur auf die Religion beschränkt werden. Das Leben selbst fordert vielfach Vertrauen auf einen Gedanken und ein regelrechtes Wissen, dass es gut ist, nach ehrwürdigen Idealen zu handeln.

Es sagte einmal ein sehr guter Rechtsgelehrter: „Wenn ich nicht den Glauben an das Recht und die Gesetze habe, muss ich meinen Beruf aufgeben. Ich muss daran festhalten, dass die Gesetze wie sie beschrieben sind, richtig sind und, dass es zumindest noch ein einigermaßen vernünftiges Interpretieren dieses Rechtes gibt. Ansonsten, wenn es das nicht mehr gibt, kann ich meinen Beruf endgültig beenden.“ Diese einfache Schilderung des Glaubens ist sehr trefflich. Muss nicht der Arzt genauso diesen Glauben haben und sich an die Möglichkeit der Gesundheit mit Wissen ausrichten? Vielleicht aber ist der Glaube an den Geldschein größer als die Wahrnehmung des Ideales für einen menschlichen Wert. Der Arzt muss tatsächlich an ein Gesundwerden des Menschen glauben können. Es ist eine Form des Glaubens, die sich auch in der Gesamtsumme des Lebens etablieren soll. Kompensiert der Mensch nur noch mit Ökonomie und fixiert er sich an sein eigenes Überleben, verliert er gewissermaßen seinen Berufsstatus.

Dann gibt es Menschen, die ganz natürlich eine gewisse Grundlage im Empfindungsleben, in ihren Lebenserfahrungen erworben haben. Diese Menschen brauchen auch eine gewisse Glaubenskraft, dass sie ein Vertrauen haben in das, was sie fühlen, in das, was sie denken können. Denn wenn sie das nicht mehr können, dann treten sie in eine Art Wirbel ein, ähnlich einem Sturm, der ihre Sinne verzerrt.

Gehen wir mit der Betrachtung zu einer letzten Glaubensform weiter, zum ganz einfachen und unbefangenen Bürger, der vielleicht nicht sehr viel Lebenserfahrung besitzt und noch sehr jugendlich ist oder vielleicht relativ unbefangen gelebt hat. Der allereinfachste Mensch muss sich heute mit der Frage auseinandersetzen, was er glauben oder nicht mehr glauben kann. Er kann ja eigentlich nicht sagen: „Ich glaube und gehorche blindlings und ich kann es nicht unterscheiden, ob etwas gut oder schlecht ist, ob etwas verlogen oder wahr ist.“ Er muss sich um seiner Existenz willen auseinandersetzen und ein Vertrauen in seine eigene Beurteilungsfähigkeit gewinnen. Darf er seinen Wahrnehmungen trauen, ja, er muss seinen Wahrnehmungen sogar vertrauen können, denn sonst wird er ein Opfer einer kollektiven Suggestion. Wenn wir zum allereinfachsten Bürger kommen, der einen normalen Berufsweg in seinem Leben einschlägt, dann stellen wir fest, dass sich dieser heute ebenfalls mit einer einfachen Begrifflichkeit des Glaubens auseinandersetzen muss. Es ist dieser einfache Glaube im Vertrauen in die eigene Wahrnehmungsfähigkeit geistig gesehen größer, als jegliches passiv gewählte Credo. „Was kann ich tatsächlich in den Nachrichten und von meinen Mitmenschen Gehörtes glauben?“

Wenn wir diese Aufgliederung erstellen, den Begriff Religion vom hohen ideologischen Thron und allem institutionellen Verständnis erlösen und den Begriff im Leben deklinieren lernen, ihn in das Praktische des Lebens hineinbringen bis zum einfachsten Menschen, der ebenfalls eine gewisse Kraft im Vertrauen entfalten muss, dann wird es deutlich, dass wir eine Rechnung anstellen können. Diese soll einmal bildhaft mit einem Vergleich geschehen:

Der Sonnenstatus wird durch den Mond abgelöst

Dieses malerische Relief aus dem Kunst- und Begegnungshaus in Tenno zeigt nicht nur die ausstrahlende Kraft der Sonne, sondern deutet gleichzeitig auf die Notwendigkeit hin, dass auch der Sonne vom Menschen Kräfte zugeführt werden müssen.

Hierzu kann einmal der Sonnenlauf als ganz praktisches Bild im Vergleich zum Mondendasein dienen. Die Sonne besitzt eine umfassende Wirkungssphäre und bildet ein Zentrum im Universum. Sie ist Kraft. Der Mond empfängt das Licht der Sonne, aber bleibt ein begleitender Trabant. Er besitzt eine unterschwellige, aber nicht primäre Kraft. Er ist mehr für das Wachstum der Pflanzen und für das Materielle verantwortlich. Sein Licht ist kühlend und schattenwerfend.

Nicht der Priester und nicht der Theologe, sondern tatsächlich derjenige, der eine geistige Schulung erworben hat und der weiß, dass der Gedanke in seiner Seinsexistenz eine Sonnenkraft besitzt, nimmt eine große Verantwortung für sein Leben und für die Mitmenschen auf. Er kennt die Unterschiede zwischen Suggestionen und wirklichen, befreienden Denkprozessen und jene zwischen trügerischen Emotionen und klaren Wahrheitsgefühlen. Sein Glaube muss förmlich in den Geist, in den Gedanken und seine souveräne Wirklichkeit ausgerichtet sein und er darf nicht aus Launen, Begierden oder egoistischen Bedürfnissen sein Leben lenken.

Der Geistschüler nimmt die größte Verantwortung auf und bildhaft im Vergleich nimmt er 24 Stunden am Sonnenlauf teil. Er nimmt Tag und Nacht am Sonnenlauf teil, denn das, was er am Tage im Sinne seiner Gedankenbildung entwickelt, im Sinne einer Vertrauensfrage zum Gedanken, der von der Idee zum Ideal transfiguriert wird, nimmt tatsächlich den ganzen Tag schöpferisch Anteil an den Sonnenkräften. Wenn er des Nachts schläft, wenn er sechs, sieben oder acht Stunden ruht, dann gehen in diesen Nachtphasen ebenfalls schöpferische Kräfte auf stille Weise zur Sonne hinüber. Wir können also sagen, derjenige, der Geist erworben hat, der Geistverständnisse in sich trägt, ist 24 Stunden an der Sonne und an der Erweiterung von Sonnenkräften tätig. Das Gegenteil sind die Mondenkräfte, die grundsätzlich nicht nur negativ benannt werden dürfen, die aber selbst kein Licht hervorbringen. Der Geistschüler muss selbst Licht hervorbringen. Er kann nicht nur imitieren und sich hinter seinem Meister verbergen. Die Mondenkräfte bringen kein Licht hervor, während die Sonne Licht hervorbringt; dieser Unterschied muss unbedingt beachtet werden. Die Sonne bringt das Licht und strahlt es auf den Mond und der Mond reflektiert es. Der, der schöpferisch tätig ist, der in einem Sonnendienst, in einer Sonnenaktivität gegründet ist, fördert beständig die Kräfte, die lichtvoll und wärmebringend, schöpferisch umsetzbar und damit erbauend für die Menschheit sind. Die Mondenkräfte haben in diesem Organismus keinen Platz. Sie dürfen auch keinen Platz gewinnen, denn sie wären gegenüber der Sonne, die unmittelbar erstrahlt, unangebracht und deplatziert, denn sie würden nur fahl und schattenbringend sein. Die größte Kraft gibt die Religion. Sie ist die Willensgrundlage für den Menschen. Heute aber ist die kollektive Religion unbrauchbar geworden und somit braucht der Mensch religiöse, wahre Gefühle. Die größte Kraft gibt deshalb derjenige, der sich geistig schult. Ein kleiner Blick aber auf die geistige Schulung zeigt, dass es kaum geistige Schulung gibt und kaum Menschen, die einen Gedanken aus einer Idee in ihrer reinen Form in ein Ideal umsetzen. Es gibt ganz wenige Personen, die wirklich im Glauben gegründet sind und noch weniger gibt es diejenigen, die aus dem Glauben in die Ausdauer der Umsetzung eintreten. Diejenigen, die an dieser Schule gelernt haben, sind wie die ehemaligen Büffelherden in Amerika, sehr eingegangen oder fast wie ausgestorben. Die Schule war einmal auf einer Zahl des ungefähr zehnfachen. Die meisten betrachteten diesen Weg einfach schlichtweg als zu schwierig, obwohl sie selbst Erfahrungen im Sonnenstatus der Seele erworben haben. Praktisch heißt dies, dass in der Weltenschöpfung die Sonnenkraft fehlt. Das, was einmal gelernt wurde, fehlt in der Umsetzung und es besteht Unterlassung, die schwerwiegend ist. Man muss die Frage im Sinne des karma bezüglich der fehlenden Möglichkeiten betrachten. Wenn nur noch ein Zehntel von dem Ganzen vorhanden ist, dann fehlen neun Zehntel. Wenn das Ganze noch einmal tiefgründig betrachtet wird, so ist das übrige Zehntel häufig in Egoismen gefangen und sieht die Verantwortung in der Welt nicht wirklich.

Wenn ich auf andere Schulen blicke, wie beispielsweise die Anthroposophie, die eine Verantwortung hätte, dann stelle ich fest, dass gerade dort die Spiritualität und ein verantwortlicher Umgang mit dieser karst geworden sind. Es wird viel geredet und viele Personen, die heute etwas zu sagen hätten, werden angefeindet und an den Rand gedrängt und kommen damit in vielerlei Hinsicht gar nicht mehr zu ihrer Wirksamkeit. Der Blick auf andere spirituelle Schulen zeigt die gleiche Tendenz. Die wirklichen Kapazitäten, die, wenn man es so ausdrückt, von den eigentlichen Grundkräften des religiösen Formens ausgehen müssten, sind wenig. Von einer Kirche redet man am besten gar nicht mehr. Es gibt wenig Glaube im Sinne eines Vertrauens in einen Gedanken, der zu einem Ideal werden kann. Wenig Kraft strahlt in die Welt vom Individuum hinaus. Wenn man von 24 Stunden ausgeht, die der Geistschüler eigentlich in seiner Wirksamkeit abgeben müsste, dann hat sich das vielfach in das Mondenhafte verkehrt, das heißt, es fehlen die Gedankenbildungen im Sinne einer inneren Kraftbewegung in der Weltenschöpfung.

Der nächste Teil, der sich an Berufe und an eine Berufsverantwortung richtet, beispielsweise an Rechtsgelehrte und an Ärzte, aber durchaus nicht nur an diese, sondern auch an Therapeuten und Pädagogen und auch an Betriebsinhaber. Das ist eine sehr breite Zone. Betrachtet man beispielsweise Ärzte, dann wird man feststellen, wie sehr das Ideal der Gesundheit abhandengekommen ist und wie sehr Fremdbestimmung und Suggestionen die Führung in den Berufen übernehmen. Wie wenig wird über die Konsequenzen tatsächlich kontempliert und wie wenig Ehrgefühl lebt in diesen Berufen dem eigentlichen Ethos gegenüber.

Nun kann man wieder die Rechnung aufstellen und die Berufe in ihrer Wirksamkeit benennen. Sie würden neben denen, die direkte Geistwirksamkeit haben oder haben müssten, eine hohe Verantwortung besitzen. Die Berufe nehmen beispielsweise mit ihren Motiven zum Guten, 12 Stunden am Sonnenlauf teil und nicht 24 Stunden. Diese Zahl ist natürlich in einer Art Wahrscheinlichkeitsrechnung angenommen und relativ schematisch gewählt. Würden nun aber 12 Stunden der Aufladung in die Sonne gehen, durch Berufsethos, Berufsehre, Berufsweisheit, dann wäre bereits eine große Kraft gegeben und da es viele Menschen in guten Berufen gibt, müsste die Sonne reiner und lebendiger mit ihren schöpferischen Kräften die Seelen der Menschen bewegen. Es würde sicher schon ein ganz anderes Gleichgewicht in der Weltenschöpfung entstehen. Indem 12 Stunden Teilnahme erfolgen, mehr oder weniger natürlich, das ist nur ein abstrakter Begriff, der hier hereingeführt wird, könnte schon ein hoher Gesundheitsethos erwachen. Aber nehmen wir eben 12 Einheiten, dann bleiben 12 Einheiten dem Mond und 12 Einheiten der Sonne. Immerhin ist schon etwas Großes im Sinne der aufsteigenden Natur des Menschen gewonnen.

Nun gehen wir einmal weiter zu denen, die einige gute Erfahrungen im Leben gesammelt und eine sinnvolle Empfindung ausgeprägt haben und die auch einen Glauben in ihrer Seele tragen. Diese Menschen werden verunsichert oder lassen sich verunsichern. Der Glaube an die eigene Erfahrung fließt durch Fremdüberflutung dahin. Würden nun die Menschen die Erfahrung in ihre eigene Kraft und die eigene erworbene Weisheit für gut halten können, dann wäre mit Sicherheit eine Substanzerkraftung gegeben, die beispielsweise mit 6 Stunden im Sonnenlauf berechnet werden könnte. Es ist der Glaube an das, was einmal im Sinne einer Wahrheit, die einmal erfahrungsvoll im Leben eintrat. 6 Stunden von 24 wäre immerhin schon eine ganz gute Quantität in einer Zeit, in der der Materialismus mit Verrücktheit das menschliche Leben quält. Wie viel aber bleibt in diesen Erfahrungen und wie groß ist der Glaube wirklich? Wie viel Menschen brechen mit ihren eigenen weisheitsvollen Empfindungen plötzlich zusammen, glauben nicht mehr an diese, verlieren das Vertrauen in ihre eigene Wirklichkeit und können somit nicht mehr eine gesunde Sonnenkraft ausstrahlen, sondern verfallen den überkommenden Suggestionen, die mehr dem Monde beizumessen sind. Der Mond übernimmt die Führung über das, was sonnenhaft einmal im Menschen erlebt wurde. Es ist also, wenn man die Beurteilung von der Quantität der Vertrauensbasis in das eigene Potential nimmt, eine reduzierte Anzahl von Personen, die auf diesem Gebiet wahrnehmbar sind.

Nun gehen wir noch einmal weiter herunter und fragen uns: Wie ist es für den allgemeinen Bürger, der keine großen Erfahrungen besitzt und nicht auf einen soliden Berufsethos gegründet ist? Wie entwickelt sich für ihn die Glaubensfrage? Glaubt er blindlings, ohne sich überhaupt mit den Objekten der Welt auseinanderzusetzen, und übernimmt er aus Bequemlichkeit die autoritativen Vorgaben, sucht er nur die Kompensation in seinem eigenen schnellen Durchkommen und vergisst er somit die unterscheidende Frage nach dem Wahren oder Unwahrem? Wie wenig ist in den einzelnen Individualitäten vorhanden und wie viel Unterlassung prägt das Zeitgeschehen? Die religiöse Grundlage des Wissens, des Vertrauens und des eigenständigen erworbenen Bewusstseins besitzt größte Mängel. Hier fehlt es beträchtlich.

Wenn eine ordentliche Auseinandersetzung über Wahrheit und Lüge erfolgt oder wenn diese Auseinandersetzung zumindest einmal fundiert geschehen würde, im Sinne einer fundierten Information, die man sich aneignet über die Umstände und damit einmal die Sachlage eigenständig prüft, bevor man sie passiv glaubend übernimmt, dann wäre die Glaubensfrage mit Auseinandersetzung erstmals beantwortet und ein Kraftaspekt im Menschen, der gewissermaßen seinem Willen gut tut, gegeben. Die wirkliche Auseinandersetzung benötigt ein Vertrauen in die eigenen Kräfte und es wäre ein elementarer Aspekt des Religiösen erfüllt. Der Mensch stellt sich die Frage über sein eigenes Sein und über die Verantwortung, die er durch die Unterscheidung von Wahrheit und Lüge gewinnt. Mit dieser Auseinandersetzung würde er 3 Stunden am Sonnenlauf teilnehmen und es wäre dann nur noch ein anderer Teil dem Monde zugeordnet. Wenn wir 3 und 21 rechnen, dann ist es natürlich schon ein Überwiegen des Mondes, aber dennoch sind es 3 Stunden, die er teilnimmt und eine andere Kraft einsetzt, sodass es die Hoffnung gibt, dass in das fahle Licht des Mondes plötzlich doch ein Sonnenstrahl hereinkommt. Jede einzelne Individualität kann all jene Kräfte erzeugen, die schöpferisch sind, und die Weltenschöpfung sonnenhaft bereichern. Fehlt diese Auseinandersetzung, gewinnt die Unterlassung eine negative karmische Determination.

Die Weltenkraft selbst, die aus der Religion entsteht, aber nicht aus der konstatierten Religion, nicht aus einer östlichen oder westlichen Gesinnung, nicht aus einem Islam, nicht aus einem Christlichen, nicht aus einem Freikirchlichen, nicht aus einem Evangelischen oder Katholischen, nicht aus einer Yogagruppe, nicht aus einer Zugehörigkeit zu irgendeiner bestimmten religiösen Nomination, sondern die tatsächlich vom individuell mutigen Menschen ausgeht, bildet die Lage in der Welt. Sie entscheidet über Licht und Dunkelheit. Was bewirkt der Mensch, wie ist seine Glaubenssituation wirklich? Wenn diese Glaubenssituation einmal fundiert betrachtet wird, die ja auf der Kraft des Willens und der ganzen Seele beruht, die eine innerste Substanz im Astralischen darstellt, wird man bemerken, wie sie in allen Bereichen sehr stark reduziert ist. Der Glaube des einfachen Bürgers, dass er Wahrheit von Lüge unterscheiden kann, ist meistens schon gar nicht mehr gegeben. Das Vertrauen in die eigenen Kräfte, dass der Mensch eigentlich Erfahrungen besitzt, geht verloren. Er fragt lieber seinen Meister oder irgendjemanden, der es ihm erklärt. Das Kraftpotenzial ist heute in der ganzen Menschheit extrem heruntergeschwächt. Religion als solide innere Substanz im Menschen lebt zu wenig, viel zu wenig. Die Situation kann deshalb aus der Rechnung heraus kalkuliert werden. Es werden die Mondenkräfte überwiegen, die fahlen Schleier, die dem Menschen allerhand Phantastereien geben und Eindrücke mit verführerischem Charakter vermitteln. Der Lebensgenuss ist dem Mond eigen, während die Sonnenkräfte ihre Freude am Schaffen demonstrieren.

Der Mensch ist wie von der Sonne entfernt. Er bewegt sich im nächsten Jahr rein nach dieser Rechenart im Schattenhaus der Erde. Die Rechnung ist nur eine Art hypothetische Darlegung. Für die kommenden Vorträge werden wir nicht in die Arithmetik mit ihren Wahrscheinlichkeiten, sondern in die schauende geistige Wahrnehmung vordringen.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Der Begriff karma kann sich auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beziehen. So gibt es das sañcita, das in der Vergangenheit aufgespeicherte, dann gibt es das prārabdha, das sich in diesem Leben manifestiert, schließlich spricht man vom āgāmi , das jetzt neu geschaffen wird und erst in einem künftigen Leben seine Wirkung zeigt. (Quelle: Yoga Wiki)

3 Replies to “Jahresausblick 2022”

  1. Der Begriff des Glaubens wird in diesem Artikel von Heinz Grill in einer sehr differenzierten und erweiterten Betrachtung ausgearbeitet. Er schreibt z.B. folgendes:

    „ … Der eigentliche schöpferische Glaubensbegriff müsste sich dahingehend begründen, dass man einen Gedanken von der Idee zum Ideal schaffen und damit in das Leben integrieren und verwirklichen kann. Die Fähigkeit des Glaubens müsste eigentlich an die geistige Instanz, und das ist der Gedanke selbst, unmittelbar ausgerichtet sein und nicht an ein sehr, wenn man es vielleicht sogar so bezeichnet, schwärmerisches oder ideologisches Bild gerichtet sein. … „

    Es gibt zu diesem Gedanken auch eine sehr treffliche Beschreibung von Sri Aurobindo:

    „Glauben, der auf Wissen beruht“
    „ … Wir wissen sehr wohl, was der Unterschied zwischen einer subjektiven Erfahrung und einer dynamischen, nach außen gerichteten und realisierenden Kraft ist. Obwohl wir also Glauben haben (wer hätte denn auch in der Welt je Bedeutendes vollbracht ohne Glauben an seine Mission oder die Wahrheit, die hinter ihm aktiv ist), gründen wir uns nicht auf Glauben allein, sondern auf einen großen Fundus der Erkenntnis, den wir unser ganzes Leben lang getestet haben. Ich darf wohl sagen, dass ich jahrelang Tag und Nacht gewissenhafter als so mancher Naturwissenschaftler seine Theorie oder Methode auf der physischen Ebene getestet habe. …. „Wenn man sich der Wahrheit gewiss ist, selbst daran glaubt, dass die Sache, der man nachgeht, die einzig mögliche Lösung ist, fordert man nicht unmittelbaren Erfolg, man bewegt sich auf das Licht hin, indem man jedes Risiko des Abenteuers als der Sache wert akzeptiert und ihm ins Auge sieht. Aber genau wie Du beharre ich hier und jetzt darauf, in diesem Leben, und nicht in einem anderen Leben oder im Jenseits.“

    Aus dem Buch „Sri Aurobindo Über sich selbst“ S 395, vom 30.8.1932

  2. Meditation ist ein kraftvolles Hilfsmittel, um in zunehmend chaotischen Zeiten in Balance zu leben: Sie lernen, Ihre Gedanken, Gefühle und Absichten wahrzunehmen, sie von ihren Sinneseindrücken zu befreien und zu beleben. Ihre schöpferischen Fähigkeiten werden auf diese Weise geweckt, um komplexe Erkenntnisse in phantasievolle Bilder zu fassen, sich von neuen Perspektiven inspirieren zu lassen und intuitiv neue Möglichkeiten für engagiertes und moralisches Handeln zu entdecken.

  3. Hier wurde das große Wort Glaube sehr greifbar gedacht, die Bedeutung erhellt und damit eindringlich die einhergehende Verantwortung.

    Von der Idee zum Ideal und dieses als bewusste Kraft und Richtschnur im Alltag. Werde dies sicher noch mehrfach lesen.

    Ich bedanke mich herzlich.

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