von Heinz Grill:
Mit einem geistigen Blick betrachtet repräsentiert der Mensch nicht das, was er konsumiert, an Meinungen und Regeln übernimmt, sondern er ist vielmehr in seiner Seele und in seiner bleibenden Natur so, wie er alle Handlungen und Projekte des Lebens mit Inhalten erfüllt. Seine wirkliche Identität und seine Kraft in der Seele ist deshalb nicht sogleich auf den ersten Blick sichtbar.
Wäre der einzelne Mensch tatsächlich nur so, wie er nach seiner äußeren Statur erscheint, nach erworbenen Titeln bewertet wird oder wie er von der Gesellschaft und von Erbgütern begünstigt erscheint, hätte er in sich keine innerste bleibende Wirklichkeit. Nach dem Tode jedenfalls verlassen alle Titel und alle irdischen Güter die Seele des Menschen und er wird zu der seelisch-geistigen Identität finden, die er wirklich ist. Er kann schließlich reich werden, wenn es ihm gelang, edle Gedanken und inhaltsreiche Gefühle in seine Aktivitäten hineinzubringen, denn diese werden ihm bleiben und sein inneres freudvolles Seelenlicht darstellen. Auf der anderen Seite kann er aber verarmen und in trister Abgeschiedenheit sein nachtodliches Dasein empfangen, wenn es ihm nicht gelungen ist, wahre und sinnvolle Gedanken zu entwickeln und diese der Welt verfügbar zu machen. Durch Passivität und äußere gesellschaftliche Begünstigung kann sich kein reichhaltiges Seelenleben für die Zukunft und für das nachtodliche Leben entwickeln.
Die Künstlertage sollen eine Bewusstseinsanregung für die Zukunft fördern und gerade jene Beobachtung motivieren, dass der Künstler nur dann Künstler ist, wenn er in seine Handlung oder in sein Werk einen Inhalt hineinlegen kann, der zur Verschönerung oder lebensvollen Bereicherung der Welt beiträgt. Malt der Künstler einen Baum oder erschafft er ein Bauwerk, so kann er durch seine regsame Seelenaktivität eine wirkliche Veredelung in sein Werk intentionieren. Der Baum äußert dann nicht nur ein identisches Abbild der Natur, sondern er erscheint in einem bestimmten Licht, das ihn verschönert oder er gewinnt die Anmut einer wirklich erstrahlenden Lebensoffenbarung. Der Künstler fügt seinen Handlungen einen inhaltsreichen Gedanken hinzu, gleichsam wie ein Koch, der Gewürze der Speise hinzufügt und die rohen Anteile wie alchimistisch zu einem veredelten Produkt erhebt. Der Architekt oder Baukünstler kann durch eine geniale Phantasie mit der er die dreidimensionalen Proportionen bemisst und die wechselnd rhythmischen Formen ersinnt, die Sinne beleben und sie sogar mit Harmonie, ja mit ätherischer Atmosphäre erwärmen. Er fügt Ideen der Ästhetik und Ideale, wie beispielsweise eine kosmische Dimension, die im Weltall universal wirkt, dem Bauwerk hinzu, sodass dieses nicht nur eine irdische Funktionalität offenbart, sondern doch einen kosmischen Ausdruck innerhalb der Erde erhält. Erhebend kann der Mensch durch seine Handlungen wirken und er wird immer mehr als ein Reproduzent sein.
Jeder Mensch kann oder muss sogar für die Zukunft zu einem gewissen Grad Künstler werden, der mit spiritueller Klarheit in das Leben wirkt, mit jener Klarheit, die aus einem universalen wahren Inhalt das Leben neu bereichert. Wenn der Mensch seinen Handlungen oder Werken keinen Inhalt hinzufügen kann, der geistvoll und erhebend ist, so spricht durch ihn die allgemein übernommene Meinung und er wird schließlich in der Passivität kein eigenes Selbst im Denken und Fühlen erleben. Er wird durch die Suggestionen Anderer geführt und bleibt gewissermaßen schlafend in seiner Seele. Er versäumt die Zeit des Lebens und seine Möglichkeiten und wird teil einer Gesellschaft, die sich durch das Nicht-Sein oder, anders ausgedrückt, durch das inhaltslose und mechanische Dasein definiert. Der Künstler will die Geburt der Seele und des Geistes in das Leben führen.
Die Künstlertage sollen eine Anregung für viele sein und dies unabhängig von einem bestimmten Ort. Sie sollen das schöpferische Potential des Menschen mit einer schöpferischen, aber dennoch universal gültigen Phantasie über die Weihnachtstage anregen. Wer sich daran beteiligen möchte und seine Freunde, seine Klienten oder Interessenten hierfür inspiriert, kann gerne Kontakt zu mir aufnehmen. Eventuell sind kleine, kurz gehaltene Videokonferenzen in diesen Tagen möglich.
Allgemein ist Italien das Land der Künste. Die Wege jedoch nach Italien sind nicht ganz leicht und deshalb erscheint der persönliche Austausch sicherlich nur für wenige und in eingeschränktem Maße möglich. Die Idee, dass jeder einzelne Mensch den Gedanken bis zur künstlerischen Gabe weiterentwickelt und Formen der Polemik und Spannungen der Polarisierung überwindet, kann jedoch unabhängig von einem Ort und von jeder Art religiöser Zugehörigkeit ätherische Flammenkräfte entzünden.
Die Kommunikation mit tragfähigen künstlerischen Inhalten für die Zukunft kann als eine positive Art der Demonstration gesehen werden, bei der nicht gegen Missstände angetreten wird, sondern ganz im Gegenteil, bei der das geistige Potential des Menschen angeregt wird und schließlich eine seelische Kraftumsetzung mehr in stiller Form entsteht, die jedoch auf lange Sicht gerade jene ersehnte Transformation der schon lange überflüssigen materialistischen Zeit partiell herbeiführen kann. Jedenfalls können wirkliche Veränderungen nicht dadurch entstehen, dass man einen Kampf gegen das Negative führt, sondern nur dadurch, dass man die Wege der schöpferischen und inhaltsreichen Gestaltung im besten Sinne betritt und somit die Welt vom Geiste belebt.
Liebe Künstler, trotz aller schwer-drückend grauer Dumpfheit, es sprechen die Farben täglich ihr Gedicht im Spiel von Licht und Finsternis…. und schaffe ich es, den täglichen Gang hinaus und den Blick zum Himmel, halte inne und sammle die Farben in mich hinein – gehe ich geheimnisvoll reich nach Haus …
Die Farben, welch melodische Klänge, duftend, schmeckend, sprechend…
Ich werde aus diesem Zauber nicht schlau, sie geben mir innere Weite in diesem engen Zeitengrau ?
In einer gewissen historischen Entsprechung konnte Albrecht Haushofer in seinen „Moabiter Sonetten“ als Künstler (Dichter) in Worte fassen, was mich bei dem Anschauen der aktuellen Situation wie ein Stachel der Unterlassungsünde sticht und dazu anspornt, mich einzubringen zu versuchen. Das besondere an dem Werk Haushofers ist für mich dabei die deutliche Betonung der geistigen Welt in der damals ebenso kritischen politischen Situation. Haushofer wurde, kurz nachdem er diese Gedichte in Gefangenschaft verfasste, von der SS hingerichtet.
Schuld
Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher wär´ ich, hätt´ ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigner Pflicht.
Doch schuldig bin ich anders als ihr denkt,
ich mußte früher meine Pflicht erkennen,
ich mußte schärfer Unheil Unheil nennen –
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt…
Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen –
ich kannte früh des Jammers ganze Bahn –
ich hab gewarnt – nicht hart genug und klar!
Und heute weiß ich was ich schuldig war…
(S. 48)
So dank´ ich Heinz, dass er so deutlich mahnt und jeden von uns auffordert, seine eigenen Schritte zu tun!
Die Künstlertage weltweit….Was für ein schöner Gedanke das ist. Wie kann man versuchen, jeder auf seine Weise und an einem anderen Ort dies zu verwirklichen, auch wenn derzeit keine Zusammenkunft möglich ist? Die Kunst als schöpferischer Prozess, dem Gedanken und Empfindungen vorausgehen, kann man auch im Kleinen verwirklichen. Dem geht bereits die Einschätzung und Selbst – Reflektion voraus. Was kann ich selber verwirklichen, wo liegt mein Potential?
Die großen Künstler in der vergangenen Zeit, wie Rafael, Michelangelo, besonders in den bildenden Künsten sind in der gleichen Dimension kaum noch erreichbar.
Doch ist es nicht so, wenn jemand erkennen kann, was ein echtes Kunstwerk ist, dieses wertschätzt und achtet, selbst wenn man selber es niemals erreichen kann, hat man nicht doch auch eine Teilhabe an dieser Kunst?
Besonders die Kunst, Sprache auf einfühlsame Weise auszudrücken, ohne schwelgerisch zu wirken, präzise zu sein, ohne zu polarisieren, Empfindungen und Gedanken in einem Text gleichermaßen sprechen zu lassen, ist eine Fähigkeit, die ich besonders an Heinz Grill sehr schätze. Die Schönheit der Ausdrucksweise und das Wissen des jeweiligen Fachgebietes sind bei ihm auf hervorragende Weise vereint.
Wie wäre es, wenn wir auf dieser Seite die Künstlertage nicht einfach verstreichen lassen, sondern mit eigenen kleinen Beiträgen erweitern?
Ein besonderes Beispiel in der Sprachkunst ist auch Sri Aurobindo für mich, der in nahezu visionären Darstellungen Sachverhalte und Visionen ausdrücken kann ohne bombastisch zu wirken. Ein großartiges Beispiel sind für mich die Verse: Eines Gottes Arbeit. Die Übersetzungen lassen oft sehr zu wünschen übrig, aber diese habe ich einmal von einem Kollegen bekommen und ich finde, sie wird der Persönlichkeit und dem Geist Sri Aurobindo am ehesten gerecht.
Immer mehr entsteht bei mir der Eindruck, dass der Text “ Eines Gottes Arbeit“ wohl für viele spirituelle Lehrer gleichermaßen Gültigkeit besitzt. Welche Anerkennung haben derartige Menschen von der Welt erhalten? Wahrscheinlich sehr wenig. Und doch, wenn man alle Seiten bis zum Schluss liest, die Steigerung des Bösen bis ins Unerträgliche, jedoch am Ende die großartige Schilderung des Sieges des Göttlichen über die Dunkelheit, das gibt mir Hoffnung.
In diesem Sinne wünsche ich uns eine gute Rauzeit und dennoch trotz allem: Aufbauende Künstlertage.
Eines Gottes Arbeit
Meine Träume hab ich in silbernem Äther gesammelt,
Zwischen dem Gold und dem Blau,
Zart verhüllt und gelassen,
Meine Juwelenträume von dir.
Eine Regenbogenbrücke wollt ich bauen,
Die Erde mit dem Himmel vermählen
Und auf diesem tanzenden Zwergplaneten
Die Stimmungen der Unendlichkeit säen.
Aber unsere Himmel waren zu hell, zu fern,
Zu leicht ihr ätherischer Stoff,
Zu leuchtend, zu plötzlich, unser Licht konnt` nicht bleiben,
Die Wurzeln waren nicht tief genug.
Wer die Himmel herabbringen will,
Muss selbst den Lehm kneten
Und die Last der Erdnatur tragen,
Den Schmerzensweg gehen.
Meine Gottheit zwingend kam ich herab,
Hier auf die armselige Erde,
Unwissend, mich mühend, menschlich geworden,
Zwischen die Tore von Tod und Geburt.
Tief und lang grub ich
in schrecklichem Schmutz
ein Bett für das Lied des goldenen Flusses,
ein Heim für das todlose Feuer.
Ich schuf und litt in der Nacht der Materie,
Um den Menschen das Feuer zu bringen;
Doch Höllenhass und Menschenspott
Ist mein Los seit Anfang der Welt.
Denn der Mensch, von dem Tierselbst betört,
Nur auf Lüste bedacht,
Birgt einen Nachtalb in sich,
Verliebt in Sorge und Sünde.
Den Nachtalb schaudert vor der himmlischen Glut,
Vor allem Frohen und Reinen;
Nur durch Lust, Leid und Schmerz
Kann sein Trauerspiel dauern.
(…)
Sri Aurobindo
August 1935 bis Dezember 1935
Den Heiligen Raum mit Liebe zu füllen.
Voll zu sein, vor Liebe, trunken beinahe.
Und dabei alle anderen darin zu schützen,
damit sie auch in Liebe sein dürfen,
dass sie teilnehmen können
an Unserer Aller Liebe,
ist selten so von Nöten,
wie derzeit!
„… der Künstler ist nur dann Künstler, wenn er in seine Handlung oder in sein Werk einen Inhalt hineinlegen kann, der zur Verschönerung oder lebensvollen Bereicherung der Welt beiträgt“. Man könnte sagen, ja, das wollen viele und doch wird die Welt Tag für Tag bedrückender. Die Künstler heute sind schwach geworden im Erringen von Inhalten oder Idealen. Doch ohne Ideale kommen wir nie zur Freiheit einer künstlerischen Gestaltung.
Daher ersetze ich gerne den Künstler mit dem Schillerschen Begriff des Selbstdenkers. Wann beginnen wir zu denken? Was liegt in der Idee des plastischen Denkens? Eine meiner wichtigsten Erfahrungen, ist die Kommunikation mit „tragfähigen künstlerischen Inhalten, die wie Heinz Grill weiter ausführt, die wirkliche Identität der Seele suchen. Hinhören, empfangen, in der Vorstellung formen und schließlich eine Antwort „zu einer Identität der Seele“ finden. Die „dreidimensionalen Proportionen“ in der Vorstellung sind schon der Anfang für eine „Geburt der Seele und des Geistes in das Leben hinein.“ Es freut mich, wenn Heinz Grill da von der „genialen Phantasie“ spricht. Darin steckt der Genius drinnen. Wer mit ihm handelt, der handelt recht. Der Selbstdenker muss ihn hervorbringen, wer sonst? Der Künstler kommt danach, wenn er sich befähigt hat, das plastische Denken im Ideal Stück für Stück umzusetzen, was für ein Ringen!
Doch wenn alles ins Stocken kommt, gar abbricht, nicht nur durch Corona? Wenn trotz bester Absicht die Ideale verblassen? Habe ich mich isoliert, bin ich zu passiv oder ganz einfach ungeschickt? Was läuft falsch? Um diesem deprimierenden Tal zu entrinnen hilft mir die Tatsache, dass wir angeschaut werden oder auch, dass unsere moralische Handlung im Außen weiter lebt und auf uns zurück wirkt (vgl. Beitrag H. Grill v. 18. 11. 20). Die geistige Welt schaut mich an. Diese Vorstellung ist ein wirklicher Denkprozess, eine geniale Vorstellungs- und Empfindungsanforderung. Wenn in dieser Verbindung die Möglichkeit für den Einzelnen besteht gegen Lüge und Falschheit ein Gegengewicht zu setzen, dann ist dieser Auftrag an uns gestellt. In der Begegnung mit Menschen und in der Umsetzung eines künstlerischen Werkes können wir uns selbst auf Authentizität prüfen. Diese Betrachtungsweise sollte dem Künstler zu eigen werden, denn er muss mit anderen Augen sehen, empfangen und erkennen.
„… dass der Künstler nur dann Künstler ist, wenn er in seine Handlung oder in sein Werk einen Inhalt hineinlegen kann, der zur Verschönerung oder lebensvollen Bereicherung der Welt beiträgt.“
Sie sprechen mir aus dem Herzen! Ihre Aussage zur künstlerischen Gestaltung wird allgemein unterbewertet, stellt für mich allerdings ein wesentliches Qualitätskriterium dar.
Beim kreativen Gestalten wird ein hohes Maß an Energie benötigt, die im Werk gespeichert bleibt. Der empfindsame Betrachter spürt diese feinstoffliche Kraft.
Somit ist klar: Wenn das Schaffen des Künstlers von positiven Gedanken begleitet war, ist er imstande einen winzigen Teil der Welt ein kleines bisschen besser zu machen!