Jahresausblick 2022 Teil 3

Aus den Todeskräften steigt Beziehungsfreude empor

Der Philosoph Fichte, der leider in Deutschland keine so bekannte Stellung gefunden hat, wie beispielsweise Hegel oder Schelling, sprach sich in sehr eindrucksvoller Weise über die Ideenwelt und ihre vorzügliche Kraft aus.

„Die Idee, wo sie zum Leben durchdringt, gibt eine unermessliche Kraft und Stärke, und nur aus der Idee quillt Kraft.“

Etwas modifiziert und erweitert ausgedrückt würde dieser Satz sich noch eindrücklicher zeigen:

Die spirituell gültigen und besten Ideen, die durch die Entschiedenheit des Menschen bis in die Praxis des Lebens eindringen, führen zur innersten Stabilität der Psyche, zu unermesslicher Kraft, und nur durch die Ideen, die zu ganzen Idealen werden, entsteht der Lebensquell der vorzügliche Äther, der den Menschen neue und zuversichtliche Kraft verleiht.

Die älteren Philosophen kannten die geistige Welt und wussten, wie eine obere und eine untere, eine invisible und eine visible Welt unentwegt und logisch zusammenwirken. Die Menschen sind nicht von einem Schicksalsgefüge, das ihnen fremd auferlegt ist, abhängig, sondern sie erschaffen, wie es die Philosophiegeschichte erforscht hat, ihr eigenes auf- und absteigendes sogenanntes Karma. Krankheiten, Krisen, Hochphasen der Kultur und Niedergänge sind von der menschlichen Psyche weitgehendst abhängig. Das Geheimnisvolle aber im Schicksalsgefüge des Menschseins ist es, dass nicht nur die Menschen, die in der Gegenwart im Leben politische, wirtschaftliche und allgemeine soziale Entscheidungen treffen, sondern dass die Vergangenheit mit den Ahnen, die in einem Jenseits leben, das heißt, die Verstorbenen, ebenfalls mit der Kultur verbunden sind.

Die Beziehungssphäre gewinnt an wachsender Bedeutung

Die Beziehungen unter Menschen dürften wohl zu den schwierigsten Anforderungen, die Menschen miteinander lösen wollen, gehören. Das kommende Jahr 2022 eröffnet einen kleinen Lebensquell an, wenn man es so ausdrückt, günstiger Beziehungs- oder Empfindungssubstanz. Es ist nicht wahr, dass man eine Beziehung haben kann, sie glücklich für sich besitzt, sondern es ist vielmehr der günstige Einfluss, der wie ein Sonnenschein eine werdende Blüte hervorbringt und zum Licht öffnet und eine Beziehung zum Gedeihen bringt. Einerseits gehört eine ausgeprägte Moralität, eine gewisse menschliche Reinheit und eine dynamische, mutige Kraft, die ein Individuum einbringt, zur glücklichen Beziehungsfrage und andererseits muss das Schicksalsgefüge, das Sternenmeer auf angenehme Weise dem Menschen begegnen, damit er in die empfindungsvolle Substanz der Beziehung eintritt. Es wäre aber zu einfach, wenn der Mensch nur nach dem Horoskop seine Sterne liest und er sich passiv den günstigen oder auch ungünstigen Neigungen fügt. Die individuelle Beziehungskraft und der glückliche Zufluss aus dem Kosmos, damit allgemein ein bleibender Wert in den Beziehungen entsteht, sind außerordentlich komplex und bedürfen einer sorgfältigen Analyse.

Die Coronakrankheit jedenfalls kann in zwei Richtungen wirken. Sie eröffnet, wenn sie im Sinne einer natürlichen Krankheit einigermaßen ohne Angst und mit solider Vernunft therapiert wird, einen gewissen Schritt in die Zukunft und ermöglicht auf sehr schöne Weise ein Überdenken der bisherigen Beziehungsverhältnisse. Warum wird jemand krank? Es ist nicht der Fall, wie das im Buch von Judith von Halle steht, dass die Menschen, die noch keine Bewusstseinsseele entwickelt haben, krank werden und ein größeres Schicksal erleiden werden1) Judith von Halle: Die Coronravirus-Pandemie II. Weitere anthroposophische Gesichtspunkte.. Vielmehr entreißt die starke Fieberattacke und die doch sehr einschneidende Schwächung, die mit den Entzündungsprozessen im Atembereich einhergeht, den Menschen aus seiner bisherigen Ordnung. Zur Heilung der Krankheit muss eine klare körperliche und seelische Aktivität im wachsenden Maße aufgeboten werden und der Einzelne darf nicht zu sehr den Ängsten und Schwächegefühlen des Körpers verfallen, er muss sogar entgegen mancher Schwäche sein Atemsystem trainieren und seine Mentalität trotz Müdigkeiten aufrichten. Gleichzeitig zeigte die Erfahrung dass es notwendig war, die bisherigen Beziehungsverhältnisse zu überdenken und eine Art Neuorientierung in diese einzubringen. Fast immer entwickelt sich die Krankheit aus disharmonischen Beziehungsverhältnissen und, wenn diese geordnet werden, entwickelt sich die Gesundheit fortschrittlich und sogar meist in eine bessere Konditionierung.

Die andere Wirkungssphäre der Coronaerkrankung zeigt sich in wachsenden Ängsten und einem regelrechten Verfallensein gegenüber dem Körper. Die Beziehungen leiden erheblich in ihrer Qualität und ganz besonders in ihrer natürlichen Empfindungskraft, wenn die eigene Errettung des Körpers und Bewahrung vor Krankheit in die Mitte der Aufmerksamkeit treten. Man meint, man müsse auch die anderen schützen und sich besonderen Maßnahmen hingeben und erlegt sich damit einen sehr krankhaften Altruismus, der in sich ein verborgenes Ego trägt, auf. So gibt es zwei schroffe, nicht mehr gut miteinander kommunizierende Gruppen von Menschen, die ein völlig konträres Beziehungsverhalten aufweisen. Einige gingen zu erkrankten Personen hin, um sich anzustecken und eine natürliche Abwehr gegen die Krankheit zu entwickeln. Sie wurden nicht krank, da sie gemäß der Notwendigkeit der Entwicklung im Bewusstsein wach und gegenwärtig waren. So, wie man durch bewusstes Eintauchen in ein kaltes Wasser nicht krank wird, so wird man in der Regel durch eine bewusste menschliche Begegnung eine natürliche Abwehr gegen pathologische Keime haben und entweder kaum krank werden oder nur geringfügig. Der Sinn der Erkrankung von Corona ist jedenfalls, dass Menschen freier mit dem Bewusstsein arbeiten lernen und weniger von einer körperlichen Determination abhängig sind. Es sollte in der gegenwärtigen Zeit, wie in vielen anderen Artikeln ausgedrückt, das sogenannte vishuddha-cakra, das Kehlkopfzentrum, das feinstoffliche Energiezentrum, das das Bewusstsein zu logischen und wachen Gedankengängen organisiert, in der Menschheit entwickelt werden.

Die Beziehungssphäre aber entwickelt sich bei all jenen Personen auf sehr stärkende und fundierte Weise weiter, die einer Ausgrenzung durch die Gesellschaft ausgesetzt sind und ihre Ideale dennoch durchhalten. Jedoch bedarf es für diejenigen, die klassifiziert und als die sogenannten Bösen bezeichnet werden, eines starken Charakters, damit sie nicht einerseits in Verzweiflung und andererseits in unphysiologische Rückzüge mit polarisierendem Charakter gegen ihre Widersacher treten. Die Beziehungsfrage erhält einen Zustrom aus der geistigen, beziehungsweise aus der nachtodlichen Welt, wenn sie einmal auf polaritätsfreie Weise, ohne große Besitzansprüche im Sinne eines Haben-Wollens, wie es Erich Fromm ausgedrückt hat, gedacht wird.

Die Verstorbenen wollen, dass Menschen in Beziehung treten

Wer einmal auf natürliche und innigliche Weise auf seine inneren Gefühle lauscht, wird mit dem Blick in das Jahr 2022 ein Gefühl bekommen, wie wenn er in eine dunkle Höhle hineinschaut, die keine Differenzierung und keinen rechten Lichtesschimmer eindringen lässt. Wenn er weiterhin seine Gefühle näher betrachtet und einen spirituellen Gedanken zu seinem Lebensprinzip wählt, gewinnt er wieder eine Hoffnung und bemerkt, dass er wie von einem übergeordneten Bewusstsein wahrgenommen wird. Die verstorbenen Menschen treten mit ihrem Seelenleib in ein nachtodliches Dasein hinüber und dort erleben sie ihr vergangenes Dasein auf ganz körperfreie Weise und sie erleben all jene Ideale, die sie tatsächlich erstrebt und verwirklicht haben. Egoistische Wünsche erschaffen für die Seele im Nachtodlichen eine Mauer der Dunkelheit und Umrahmung, während alle guten Werke, ästhetisch entwickelten Gefühle und wirkliche erbrachte Opferleistungen verbindende lichte Gefühle erzeugen. Die Seelen nach dem Tode lieben die Verbindung und da sie in diesem ureigenen seelischen Stoff der Verbindung zu Hause sind, wollen sie ihre Mitmenschen mit diesen Empfindungssubstanzen, mit diesen feinen lichtinspirierenden Sonnenkräften beglücken. Wer deshalb auf seine eigene Seele lauscht und sie in kontemplativer Ruhe studiert, wird bemerken, dass die Verstorbenen nichts anderes wollen, als jenen schönen berührenden Beziehungsaufstieg und sie wollen die Menschen zu tragfähigen, verantwortlichen und schönen Idealen im Miteinander führen. Die Verstorbenen schützen jenen, der sich wirklich um intakte und vernunftorientierte, sowie inhaltlich getragene Beziehungen bemüht. Sie wollen keinesfalls die Spaltungen unter Menschen, wie sie heute in Kettenreaktionen eintreten. Das Auseinanderfallen durch Egoismen des Jenseitigen mit dem Diesseitigen führt in wachsendem Maße zu Spaltungen. Es ist eine menschliche, gute Beziehung ohne den Zufluss der jenseitigen Welt kaum möglich.

Eine kleine persönliche Erzählung

Ein mir sehr nahe stehender Kletterfreund, der einige Jahre, bevor ich nach Italien gekommen bin, zahlreiche Erstbegehungen mit famosem Charakter tätigte, kam im vergangen Jahr durch ein kleines Kreislaufversagen auf einem leichten Weg um das Leben. In vielen Eigenschaften waren wir uns sehr ähnlich. Er war Meister im brüchigen Klettern und ich konnte ebenfalls sehr gut mit brüchigen Felsen umgehen. Er hatte eine sehr jugendliche Art und ein großes Herz vom Sport. Beim Klettern hatte er oft Schwindelgefühle, das ist ein Umstand, der manche erschrecken mag, aber mit dem man mit der Zeit gut umgehen kann. Die Todesnachricht erreichte mich sehr schnell und schon die Tage darauf bemerkte ich, wie die Seele sich unmittelbar in meinem nahen Empfinden einfand. Bis zum heutigen Tag lebt sie, wie eine Sonne in meiner Atmosphäre und begleitet mich mit einem freudigen und sehr großzügigen Licht. Giuliano Stenghel war eine Person mit uneingeschränkter Großzügigkeit und einem weiten Herz für ein soziales Leben.

In dieser Zeit, als er durch den banalen Unfall ums Leben kam, richteten gerade einige schwerkranke psychopathische Personen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, meine Person zu vernichten, ihre gesamte Einsatzkraft auf mich. Giuliano Stenghel war jene Person, die, wie das Bild im Nachtodlichen heute zeigt, sich regelrecht aufopferte. In der Seele finden oftmals geheimnisvolle Prozesse statt. „Sie greifen dich an, aber dieser Angriff gilt nicht nur dir, sondern mir und all unseren Freunden und deshalb nehmen wir die gleichen Kräfte der Beleidigung und der Vernichtungsabsicht auf. Ich trete aus dem Leben damit ein Opfer gegenüber diesen Angriffen erbracht wird. Du sollst aber leben und ich werde dich auf weitere Weise begleiten. Dein Leben brachte mir die Rettung für mein Leben und ich bekam durch dich nach einer Pause des Kletterns wieder Freude an meiner Passion. Das Schreiben von Büchern entflammte ebenfalls wieder durch deine Inspirationen.“ Und gewissermaßen spricht diese Seele genau das, was Seelen im Nachtodlichen empfinden: „Was ist das Leben im Festhalten wert? Nichts ist es wert. Was sind Sicherheiten? Welche Hindernisse und welche törichten Gefühle. Hier oben im nachtodlichen Leben kenne ich keine Sicherheiten, sondern ich kenne nur Werke, Taten und seelenvolle Beziehungen.“

Großartig ist jenes Licht, das Giuliano Stenghel heute auf die Kletterszene und auf meine Person wirft und mir eine wachsende Schönheit und Liebeskraft für Beziehungen offenbart, und er ist wie ein Schutzgeist in den Klettertouren anwesend.

Die dunkle Welt führt den Menschen zu tiefgründigen Erfahrungen mit der jenseitigen Welt

Es existieren sehr viele sogenannte Verschwörungstheorien, die besagen, dass die heutige Coronazeit eine taktische Maßnahme sei, die zur Dezimierung der Gesellschaft führen solle. Indirekt mag vieles gedacht und auch praktiziert werden. Die Absichten sind jedoch andere. Die Coronamaßnahmen sollen von der eigentlichen Wirtschaftskrise ablenken und einen Pseudoausweg vor dem Kerker des Materialismus bahnen. Es wird wirtschaftlich eine sehr schwere Zeit mit außerordentlich schweren Einbrüchen und regelrechten Verkehrungen des Wirtschaftssystems kommen.

Die Coronakrise ist jedoch ganz ursprünglich durch eine Anzahl von Personen verursacht, die einen derartig tiefgründigen Hass auf alles Schöne und auf die menschliche Beziehung haben, dass sie diese zerstören wollen. Jenes Phänomen des Zerstörungstriebes, das den Psychopathen in seinen Handlungen lenkt, entwickelt sich aus einem mangelnden Selbstwertgefühl und einem Gefühl des gänzlichen Nichtseins. Der Psychopath lernt im Laufe seines Werdegangs, wie er durch Lüge und versteckten Sadismus Energie für sich gewinnen kann. Er ist fast immer der ungesehene Täter, der sich geschickt in der Opferrolle tarnt. Beziehungen mit schöner Ausstrahlung sind ihm häufig wie eine unerträgliche Herausforderung, die er aufgrund seiner mangelnden Verbindung zu anderen Menschen und seines Abgeschnittenseins zur nachtodlichen Welt nicht ertragen kann. Er muss die Beziehungen bekämpfen und das Schöne, das ihm gegenüber steht, zerstören.

Es lässt sich in der gegenwärtigen Zeit eine breite Welle der Psychopathie erkennen, die schöne Erscheinungen ersticken möchte und den Menschen den letzten Atem der Beziehungsfreude raubt. Wer beispielsweise genau das Gegenteil lebt und sich an einer schönen Paarbeziehung erfreut, partizipiert in seiner Seele nicht nur an der irdischen Schönheit, sondern erweckt einen kleinen Freudefunken in der nachtodlichen Welt der Verstorbenen. Eine erhebende Kraft offenbart sich durch die mutige Bewusstheit der Anerkennung und durch die Entwicklung eines ästhetischen Sinnes im Zusammenwirken mit Anderen.

Jene Menschen aber, die das Schöne bekämpfen, schließen sich in ihre eigenen dunklen Höhlen ein und lassen das Licht des nachtodlichen Daseins nicht mehr in sie hineintreten. Sie verlieren jeglichen Zusammenhang zu den Sternen und kreieren Abhängigkeiten über Abhängigkeiten zur physischen Materie. Sie verfallen dem Trieb von einer pervertierten Sexualität und von einem symbiotischen Aneinanderhaftens.

Da diese Menschen aber gerade ihre Türen mit dunklen Gemäuern derartig verschließen, fördern sie die andere Seite, die Sinnesfreude der Beziehungssphäre. Jene, die sie ausgrenzen, erhalten einen größeren Zustrom von der jenseitigen Welt und sie werden nicht nur beziehungsfreudiger, sondern auch schöner. Hässlichkeit und Schönheit treten in eine Dynamik. Indem die Ausgegrenzten, die Beleidigten und die Benachteiligten auf die verschlossenen und zugemauerten Türen der Menschen, die sogenannter Weise rechtschaffen seien, blicken und die Unerträglichkeit des Hässlichen erleben, gewinnen sie einen Aufschwung zu Idealen der Schönheit und lernen immer mehr eine Wertschätzung der Beziehungen. Menschen, die sich bisher auf unterschiedlichen spirituellen Ebenen nicht verstanden haben, werden zueinander kommen und sich bis in seelische Tiefen kennenlernen. Es ist die dunkle Zeit, die unweigerlich eine große Phantasie zu neuen Beziehungsebenen hervorbringen wird.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Judith von Halle: Die Coronravirus-Pandemie II. Weitere anthroposophische Gesichtspunkte.

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