Das Erleben des Engels im Seelenleib

Von Heinz Grill

Allgemein gilt der gewöhnliche Engel, der Angelos, als der Schutzengel des Menschen. Er aber besitzt weitaus mehr Aufgaben, als den Menschen vor Unglück und Krankheit zu schützen. Er arbeitet als Schöpferinstanz.

Was bedeutet es, dass er als eine Schöpferinstanz arbeitet?

Wenn sich der Aspirant auf seinem spirituellen Weg wahren und geistigen Inhalten hinwendet, seine persönlichen Bindungen zurücklässt und eine wirkliche Beziehung zur geistigen Welt erschafft, wendet sich der individuell orientierte Engel dem Menschen hin. Er fördert alle Prozesse, die in wahren Gedanken zielstrebig ausgestaltet werden und schenkt dem Menschen ein lichtes Antlitz mit schönen, fein gegliederten Formen. Der Engel selbst lebt durch sein eigenes lichtes Angesicht. Er erhebt den Gedanken und kann Ideen förderlich zu empfindsamen Idealen kreieren. Er ist mit der individuellen Schaffenskraft des einzelnen Menschen im Seelenleib tätig.

Der Materialismus, die vielen Konsumorientierungen, die oftmals so leichtfertig getätigten esoterischen Wortspiele und die vielen selbstbezogenen Übungen vertreiben den Engel aus der Seele des Menschen. Sie verbannen ihn förmlich und somit muss sich das Individuum abgeschieden fühlen, gleichsam in Emotionen oder leibverhafteten Trieben gefangen.

Die zwei folgenden Bilder zeigen die Abwendung des Engels und die Hinwendung seiner übersinnlichen Wesensgestalt.1) Dieses Thema wurde anlässlich der aktuellen Meditationsbriefe Nr. 201 und 202 gewählt. Diese wöchentlich erscheinenden Meditationsbriefe sind zu beziehen unter meditationsinhalte@mail.de

Zeichnungen: Birgit Lozina

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Dieses Thema wurde anlässlich der aktuellen Meditationsbriefe Nr. 201 und 202 gewählt. Diese wöchentlich erscheinenden Meditationsbriefe sind zu beziehen unter meditationsinhalte@mail.de

4 Replies to “Das Erleben des Engels im Seelenleib”

  1. Das Bild mit der Abwendung des Engels möchte ich gar nicht gern anschauen. Ich möchte nicht, dass sich mein Engel von mir abwendet, weil ich ihn mit meinen Gedanken, mit meinem Verhalten dazu bringe und er nicht anders kann weil er meinen Willen respektiert.
    Wie schön ist doch dieses Bild mit der Zuwendung des Engels, vielen Dank liebe Birgit Lozina … auch das erste Bild mit der Abwendung ist gelungen, deshalb erzeugt es ja in mir dieses: „das möchte ich meinem Engel nicht antun“.
    Beim Schauen in das Gesicht des Engels geht mir das Herz auf und ich kann auf jede Abstraktion verzichten.

  2. Die beiden Zeichnungen über das Beziehungsfeld des Engels zum Menschen zeigen für mich den verborgenen Vorgang der Hinwendung und Abwendung in einer sehr feinen, anschaulichen und unmittelbaren Art. Für mich ist vor allem bei Bild 2 (die Hinwendung) bemerkenswert, dass die Gesichtszüge des Engels und des Menschen ähnlich erscheinen. Ich denke, es ist sehr wertvoll, sich zu diesen Vorgängen einen Sinn zu entwickeln.

  3. Immer häufiger werden zur Erklärung der Texte Zeichnungen verwendet, die versuchen den geistigen Inhalt verständlich zu machen. Sie befremden mich durch ihre personifizierte Darstellung und erinnern mich unweigerlich an die klischeehaften Bilder in den Broschüren der Zeugen Jehovas. Ich wünschte mir einen höheren Abstraktionsgrad. Dadurch zeigt der Künstler, dass er sich selbst zu höherer Konzentration und Anschauung durchringen kann. Er könnte dadurch das Bewegende, Formende und Wirkende in einer einfachen aber der Wirklichkeit näheren Art darstellen.

  4. Ein sehr schönes und passendes Gedicht zur aktuellen Meditation gibt es von Christian Morgenstern:

    Der Engel
    „Wo bist du hin? Noch eben warst du da –
    Was wandtest du dich wieder abwärts, wehe,
    nach jenem Leben, das ich nicht verstehe,
    und warst mir jüngst doch noch so innig nah.
    Ich soll hinab mit dir in deine Welt,
    aus der die Schauer der Verwesung hauchen,
    ins Reich des Todes soll ich mit dir tauchen,
    das wie ein Leichnam fort und fort zerfällt?

    Wohl gibt es meinesgleichen, eingeweiht
    in eure fürchterlichen Daseinsstufen…
    Doch ich bin’s nicht. Nur wie verworrnes Rufen
    erschreckt das Wort mich eurer Zeitlichkeit.

    Lass mich mein Haupt verhüllen, bis du neu
    mir wiederkehrst, so rein, wie ich dich liebe,
    von nichts erfüllt als süßem Geistestriebe
    und deinem Urbild wieder strahlend treu.“
    (Christian Morgenstern)

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