In Deutschland müssen Parteiungen und organisierte politische Gruppen scheitern

Von Heinz Grill

Während der österreichische Volkgsgeist sich etwas leichter und in einer Art Solidarität in einer politischen Parteibildung finden und festigen kann, gelingt es der typisch deutschen Emotionalität und Mentalität umso weniger eine basisdemokratische Kontinuität aufzubauen.1) Die Unterscheidung von verschiedenen mentalen Formen soll keinesfalls mit zu starkem Nationalbewusstsein oder Rassenzugehörigkeit in eine Verbindung gebracht werden. So wie beispielsweise die Sprache des Italieners mehr musikalisch, sehr beziehungsfreudig anmutet, zeigt sich in verschiedener Form die deutsche Kultur, die tendenziell mehr die rationalen Bewusstseinskräfte anspricht. Emotionen, Denkformen werden deshalb bereits durch die unterschiedlichen Sprachgewohnheiten und die verschiedentlichen Voraussetzungen, die in einem Land vorherrschen, geprägt. Werturteile die eine bestimmte Tradition, eine bestimmte Form der Sprache oder eine Gruppe von Menschen moralisch kategorisieren, sollten in diese Darstellung keinesfalls hineininterpretiert werden. Moralisch höher stehende oder niedriger stehende Nationen und Volksgruppen darf es in der gegenwärtigen Zeit nicht mehr geben. Die beachtlichen Versuche, die bereits Dr. Bodo Schiffmann zur neuen Partei und schließlich Dr. Reiner Füllmich zusammen mit Frau Viviane Fischer starteten, müssen aus mehr inneren und tiefen seelischen Bedingungen scheitern.

Deutschland wird jedenfalls nie eine gelungene basisdemokratische Partei hervorbringen, die ein Gleichgewicht zu den extremen und scharfkantigen politischen Auswüchsen, die die Gegenwartszeit nahezu wie in der alten DDR und vielfach auch ähnlich wie in der Vergangenheit des Nazionalsozialismus wieder hervorbringt, bilden könnte. Die Gründe für ein Scheitern aller neuen Parteibildungen liegen in der inneren verborgenen Motivation, die in der deutschen emotionalen Verfasstheit sehr tief und determinierend eingegraben ist. Während die italienische Bewusstseinsverfassung sehr leicht und schnell eine Gruppenbildung mit offenem Charakter hervorbringt, ohne in totalitäre und fundamentalistische Züge zu entarten, kämpft gerade der deutsche Geist mit fanatischem Eifer um eine korrekte Abstimmung und gewinnt allzu leicht harte und dogmatische Züge in seinen persönlichen Umgangsformen. Gruppenbildungen in Deutschland können sogar, wie die Geschichte zeigt und wie eventuell die Kirchengeschichte ebenfalls in Deutschland viel extremer, als in anderen Ländern demonstriert, verheerende Folgen mit nachhaltigem Charakter bewirken.

Grundsätzlich hätte, so erwähnte bereits Rudolf Steiner in verschiedenen Vorträgen, das deutsche Geistesleben eine vermittelnde Stellung zwischen dem Orient und dem Okzident. Axel Burkart und eine Mitarbeiterin von ihm sagten bei einer Tagung, dass es ein Fehler sei, wenn man Europa und besonders Deutschland zum Westen orientiert, da mit dieser Zuordnung noch immer keine rechte Mitte erwähnt ist. Europa und Deutschland hätten in der gesamten Weltenschöpfung eine ausgleichende und vermittelnde Funktion auf die weit entfernten anderen Kontinente. Tatsächlich ist Amerika ein Land mit sehr wenig Heimatliebe, während der Osten typischerweise mit den stark heimatverbundenen russischen Lebensgefühlen intensiv mit seinen Traditionen verbunden ist.

Worin liegt aber nun das tiefgründige Identitätsgefühl des deutschdenkenden Menschen und wohin will seine Bestimmung für die Zukunft gehen?

In Deutschland entwickeln sich in besonderem Maße geniale Persönlichkeiten, die in keiner Weise fähig sind, sich in Gruppierungen und Parteien zu integrieren. Die Genauigkeit des von der deutschen Sprache geprägten Menschen will exakte Wissenschaften hervorbringen und mit philosophischer Forschungsarbeit religiös längst überholte Traditionen erneuern. Es sind jedoch Einzelpersonen, die diese genialen Denktätigkeiten mit großer Empathieausstrahlung entwickeln werden, und diese werden Forschungsgruppen, Arbeitseinheiten und so manche Einrichtung sehr gut dirigieren können. Deutschland kann deshalb aufgrund von Einzelpersönlichkeiten beste und ideale Betriebe mit universal gültigen ökonomischen Werten hervorbringen. Es kann ein Staatssystem erzeugen, das nicht mehr auf Führerpolitik, kollektiver Macht oder Totalitarismus unter dem Deckmantel der Demokratie gegründet ist und sich selbst weder der Großmacht Amerika und auch keiner anderen mehr preisgibt. Es kann vielmehr ein ideales Staatssystem in fein differenzierter, unendlich vielseitiger, föderalistischer Form werden, in dem die Autoritäten konstruktiv und friedvoll zusammenwirken.

Wissenschaft, Philosophie, Ordnung, Forschung und verbindende Kommunikation wären Stärken, die der deutschen Mentalität entsprechen. In einer günstigen Anlage, wenn man die Betrachtung auf esoterische Weise ausrichtet, existieren Fundamente für das sogenannte mittlere Zentrum, das Herzzentrum, das nicht direkt das physische Herz darstellt, sondern eine Art metaphysischen Sammelpunkt für große energetische Ströme, die sowohl von oben, von einer geistigen Notwendigkeit, als auch von einer weltlichen Forderung kommen. Wenn das Land Deutschland eine Art Mitte und Mittenfunktion für alle Länder in einer Idealform darstellen sollte, so muss unweigerlich jedes einzelne Individuum eine recht starke Mitte im Herzen entwickeln, denn eine Nation kann nur so vorbildhaft und stark sein, wie ihre einzelnen Individuen sind. Die größte Fähigkeit, die durchaus aus einer spirituellen Wurzel entspringt, ist die Möglichkeit, eine gute Idee zu denken und diese schließlich zum Idealbild heranzubilden, bis sie schließlich in letzter Konsequenz in eine solide praktische Qualität des Lebens integrierbar ist. Deutschland darf sich deshalb nicht auf einen äußeren revolutionären Pfad des Kampfes gegen die Widrigkeiten diktatorischer Bestimmtheit begeben, sondern die Individuen des deutschen Volkes müssen die Herzensfähigkeiten entwickeln, edle Themen mutig ergreifen und hohe philosophische und wissenschaftliche Ideale in praktische Bezüge führen. Die Idee repräsentiert die obere oder geistige Welt und die soziale Notwendigkeit stellt das menschlich irdische Bedürfnis dar. In Deutschland werden immer mehr Menschen diese Fähigkeit ausprägen und höchst denkbare Ideen zu wirklichen Idealen formen und auf dieser Grundlage eine Herzmitte darlegen. Sie wirken dann ausgleichend auf die extremen Konflikte, die sich in der Welt durch Polarisierungen erbauen. Eine gewisse praktische aber dennoch hochwertige und vernünftig gewählte Spiritualität ist für diese Entwicklungsarbeit, die im Individuum geschieht und sich in kleinem gemeinschaftlichem Zusammenwirken weiterentwickelt, eine wichtige Voraussetzung.

Das hoch organisierte deutsche Staatssystem will sich im extremistischen Kampf zu einem sehr stark individualisierten, philosophisch und wissenschaftlich orientierten Land entwickeln und es will durch einige werdende geniale Persönlichkeiten in die Welt hinausstrahlen. Es will zu einem Staatssystem werden, das im Staate selbst vollkommen zurückweicht und durch die Fähigkeit und Genialität des Einzelindividuums mehr als einen Staat repräsentiert.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Die Unterscheidung von verschiedenen mentalen Formen soll keinesfalls mit zu starkem Nationalbewusstsein oder Rassenzugehörigkeit in eine Verbindung gebracht werden. So wie beispielsweise die Sprache des Italieners mehr musikalisch, sehr beziehungsfreudig anmutet, zeigt sich in verschiedener Form die deutsche Kultur, die tendenziell mehr die rationalen Bewusstseinskräfte anspricht. Emotionen, Denkformen werden deshalb bereits durch die unterschiedlichen Sprachgewohnheiten und die verschiedentlichen Voraussetzungen, die in einem Land vorherrschen, geprägt. Werturteile die eine bestimmte Tradition, eine bestimmte Form der Sprache oder eine Gruppe von Menschen moralisch kategorisieren, sollten in diese Darstellung keinesfalls hineininterpretiert werden. Moralisch höher stehende oder niedriger stehende Nationen und Volksgruppen darf es in der gegenwärtigen Zeit nicht mehr geben.

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