Jahresausblick auf 2023 – Teil 6

Von Heinz Grill

Wie ist das Verhältnis zwischen den Verstorbenen und den Lebenden?

Vortrag bei den Künstlertagen in Naone über das jenseitige Reich der Seele.

Die Hölle will für das kommende Jahr in stärkerem Maße als bisher hervortreten. Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt es Himmel und Hölle und der aufgeklärte Bürger will diese nur noch als althergebrachte Symbole werten, die vielleicht für das äußere Leben gegolten haben oder, wenn die Begriffe noch einigermaßen philosophisch durchdrungen waren, einen gewissen allgemeinen Ausdruck für das nachtodliche Leben darstellen. Welche Dimension aber lässt sich tatsächlich hinter diesen Begriffen, so einfach und fast infantil sie erscheinen mögen, erkennen? Die Seele lebt nach dem Tode weiter, von dieser Annahme muss man einmal ausgehen. Im Nachtodlichen, nachdem der Körper zur Erde in seinen Verfall übergeht und die Seele hinauswandert, in feinere ureigene Bereiche des sogenannten astralen Weltendaseins, gibt es kein physisches Leiden mehr. Alle körperliche Qual, beispielsweise Erstickungsgefühle oder gar eine Folterung, hören für die dort sich neu einfindende Seele auf. Der Körper bleibt auf der Erde zurück und da es nun kein vermittelndes Nervensystem gibt, kann kein physisches Leiden erfolgen. Es ist wie eine dauerhafte Narkose, dennoch bleibt der Mensch in seinem seelischen Dasein gegenwärtig. Er betritt nur eine ganz andere Sphäre, die deshalb für das irdische Dasein so unbekannt ist, da sie von allen physischen Fixierungen und allen gewöhnlichen Wahrnehmungsprozessen losgelöst ist.

Dennoch aber verbleiben für die Seele Wahrnehmungsprozesse und Gefühle des sogenannten Verbundenseins oder auch Einsamseins, Gefühle der Unzulänglichkeit oder der Kompetenz und es bleiben Bedürfnisse, die unterschiedlichster Art sein können. Wenn die Evangeliumstelle den armen Lazarus beschreibt, der zu Lebzeiten die Abfälle seines reichen Herrn im Hungerleiden aß und nun gesättigt wird, so meint diese Stelle das nachtodliche Leben. Der Herr, der mit den Lebensmitteln verschwenderisch umging, erhielt eine andere Position, die in einem fürchterlichen Durstgefühl beschrieben wird. Der Lazarus solle seinen Finger in Wasser tauchen und die Zunge des Herrn benetzen, da er extrem an Durst leidet.1) Lukasevangelium 16,19-25 Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus.

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.“
Dieses beschriebene Leiden im Nachtodlichen bezieht sich mehr auf das seelische Gefühl des Durstens und nicht auf das körperliche. Zu einem gewissen Grad mögen die Gefühle des Irdischen und des Seelischen ähnlich sein, jedoch unterscheiden sie sich dadurch, dass das Seelische wirklich ein rein psychischer Schmerz, wie das Durstgefühl des Herrn ist, oder als ein Freudeerleben, wie das des Lazarus erfahren wird.

Es gibt ein Sprichwort, das besagt, man werde sich in der Hölle wiedersehen. Dieses Sprichwort ist aber nicht richtig, denn gerade, weil man sich nicht in Verbundenheit weiß, weil man schlechte Taten begangen hat und keinerlei Verpflichtungen zur ordentlichen Entwicklung nachgegangen ist, betritt die Seele eine einsame Sphäre im Nachtodlichen. Jene Menschen, die sich durch Gruppen ideologisch verbunden haben und es nicht zu einem Aufstieg der Wahrheit gebracht haben, finden sich im Nachtodlichen vollkommen getrennt voneinander. Ebenso finden sich Familien, die nur im egoistischen Eifer miteinander ihr eigenes Selbstverständnis entwickelten, nach dem Tode getrennt und sogar vollkommen isoliert. Hingegen ermöglichen alle gesunden Opferleistungen, die für ein höheres Ziel real erbracht wurden, jene himmlischen Gefühle, die auf Verbundenheit und Freude beruhen. Sie sind im Nachtodlichen eine Art Stärke und lichte Kraft.

Wie wird das Verhältnis in der kommenden Zeit zwischen nachtodlicher und irdischer Sphäre sein?

Yogapraxis im Rahmen der Hochschulsarbeit: Die Übung setzt nicht in der Bindung, sondern in einem freien, schöpferischen Gedanken an.

Schnell werden die Ereignisse in diesem kommenden Jahr hervortreten. Im Jahr 2023 werden Gefühle, die im Nachtodlichen durch die Verstorbenen im Sinne eines Leidens, eines rein seelischen Leidens gegeben sind, näher an die Menschen herankommen. Die Hölle senkt sich in das irdische Leben herein. Die Menschen werden im Jahr 2023 erhebliche seelische Leiden zu bewältigen haben und sie werden bangen und hoffen, dass diese Zeit wieder in eine glücklichere übergehen kann. Die Erfahrung des Zusammentretens einer nachtodlichen Welt mit einer diesseitigen, geschieht nicht durch Zufall, sondern durch die Schwäche, die in der Menschheit heute vorherrscht. In Zeiten, die noch nicht sehr lange zurückliegen, beispielsweise 30 Jahre, war das sogenannte Leib-Seele-Verhältnis oder, anders ausgedrückt, das Bewusstsein noch stärker mit dem Körper verbunden. Es war fester, gediegener und somit weniger vulnerabel. Die Ereignisse der letzten Jahre erschütterten den einzelnen Bürger mit Ängsten, sie brachten somit jene Dissoziationen in der Psyche und der Einzelne verliert im wachsenden Maße seine Zukunftsperspektive und seine Festigkeit im entschiedenen Handeln. In dieser Kondition der Auflösungsprozesse tritt die Hölle, das heißt die leidende nachtodliche Welt, mit den bisherigen Konditionen des Lebens zusammen. In vielen Kindern und Jugendlichen ist bereits im vergangenen Jahr dieses dissoziative Verhältnis sichtbar geworden. Noch aber gibt dieses Verhältnis, wie es im wachsenden Maße und sogar mit erschütternder Schnelligkeit, gleichsam wie ein Absturz der Sterne hereintritt, noch nicht darüber Auskunft, ob es einen Krieg oder anderweitige Probleme geben wird.

Grundsätzlich kann man dieses enge Zusammentreten von Jenseits und Diesseits als ein Schwellenerlebnis in der Menschheit bezeichnen. Die Grenze dieser Schwelle zwischen oben und unten oder zwischen Leben und Nachtodlichem, löst sich bedenklicherweise viel zu schnell und weit auf.

Diese Ereignisse gab es öfters in der Geschichte. Eines dieser Ereignisse wurde sogar in der wunderbaren östlichen Dichtung der Bhagavad Gita indirekt niedergeschrieben. In diesen Zeiten kann das sogenannte Böse viel leichter aus dem Menschen hervorquellen. Je mehr sich Menschen in Nöten fühlen, desto mehr sind sie zu allerlei Unberechenbarkeit fähig.

Des Weiteren gibt es einen sogenannten Hüter der Schwelle, der geheimnisvoll im Unbewussten des Menschen wirkt und je nach Lebenssituation, Lebenslage und spiritueller Entwicklung an die Oberfläche treten kann. Die Bhagavad Gita beschreibt in bester und genauester Form eine Art Grenzüberschreiten dieser Schwelle und spricht, ohne diese mit dem Namen zu erwähnen, von einer Hütergestalt, die diese Ereignisse umschließt. Es werden jedenfalls relativ viele Menschen in eine Situation geraten, die genau dem Kampf- und Schlachtfeld der Bhagavad Gita entspricht. Ein sogenanntes Kurukṣetra, ein Schlachtfeld, eröffnet sich. Die östliche Schrift spricht sich innerhalb eines aufwallenden Kriegsgeschehens aus.

Wie sind die Konditionen auf die wachsenden Kriegsereignisse einzuschätzen?

Es ist leider mit großen Gewaltschlägen zu rechnen. Nicht nur jene Seelen, die heute im Nachtodlichen weilen, sondern sogar in ganz besonderem Maße die Seelen, die an einen Körper fixiert sind, tragen entweder zu Frieden oder zu wachsendem Konfliktpotential bei. Jeder einzelne Mensch besitzt eine Seele und er ist mit dieser befähigt, zu denken, sogar logisch und gehaltvoll zu denken, er ist weiterhin imstande zu einem Fühlen mit weitem und mitfühlendem Charakter und er ist schließlich in seinem Willen zu Handlungen ausgerüstet. Jene Kräfte, die am tiefsten in der Seele wurzeln, und das sind die Willenskräfte, sind in der Regel unbewusst und wirken aus dieser Unbewusstheit ständig auf die Umgebung hinaus. Man kann auch sagen, dass in diesen tiefen Urgründen des Bewusstseins die entscheidenden Motive des Menschen ruhen. Sie sind große Kräfte und wollen sich verwirklichen.

Ein kleines Beispiel kann die Situation, wie das menschliche Bewusstsein bis hinein in den Willen in verschiedener Weise determiniert werden kann, beleuchten. Der Bürger hört Nachrichten und gewinnt Eindrücke über die gegenwärtige Welt. Er bewertet diese und schließt unweigerlich seine Folgerungen. Eine dieser Folgerungen, die aus dem Gehörten und Wahrgenommenen entstehen kann, ist nun jene des Selbstschutzes. Im hortenden Eifer kaufen Personen Vorräte, um sich gegenüber der bedrohlichen Gefahr eines Krieges zu schützen. Andere wandern aus Deutschland aus und wieder andere geben sich in ihrer Selbstaktivität auf, fallen in Drogenkonsum oder gar suizidale Neigungen. Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Personen, die gegen die Politik protestieren und eine günstigere Informationskultur für die Zukunft entwickeln wollen. Wie sind jedoch die wirklichen Willensverhältnisse in der Tiefe der Menschen? Kennt nicht jeder die kleine Selbstlüge, dass er einen lauteren Zweck gegenüber Anderen vorgibt und in Wirklichkeit nur eine Bestätigung seines Egoverhaltens sucht? Jene Kräfte jedenfalls, die in der Tiefe der Willensmotive liegen, strahlen jeden Tag auf die Umgebung und nicht nur auf diese, sondern in den ganzen Kosmos hinaus. Jeder einzelne Bürger, egal ob er bedeutungsvoll in der Öffentlichkeit steht oder weniger bekannt ist, strahlt mit seinem wirklichen Willen entscheidende Kräfte nach einer Gesamtheit.

Tafelbild zu den entwicklungsverneinenden Bindungen.

Wie verhält es sich im Hinblick auf die Lebenden und die Toten? Ein kleines Beispiel kann dies beleuchten. Es müsste jemand einen Entwicklungsschritt leisten und da er diesem jedoch aus fehlender Kenntnis oder Bequemlichkeit nicht nachkommen möchte, flüchtet er sich in eine Bindung zu seinen eigenen Kindern. Die Person kettet die Kinder an sich und bemerkt dabei einen großen Energiegewinn. Sogar ein Wohlgefühl entsteht mit dieser Bindung. Während die Umgebung leidet, gewinnt diese Flucht in eine Abhängigkeit einen persönlichen Aufstieg. Wie viele Mütter oder Väter sind es, die verstärkt ihre Kinder richtiggehend an sich anbinden und auf dieser Ebene einen großartigen Energieschub gewinnen? Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die stark sind, ohne dass sie etwas leisten und insgeheim machtvoll auf die Umgebung wirken, weil sie sich in die Fähigkeit zu einer Abhängigkeit begeben konnten. In ganz besonderem Maße aber lebt derjenige, der sich in Abhängigkeiten stürzte, nach dem Tode in einer Art eingeschlossenem Seelenwall. Diesen Seelenwall, der im Nachtodlichen eine Art Leiden darstellt, bringt aber dem, der es als Egoverhalten geschickt nützen kann, im Irdischen einen machtvollen Vorteil. Man kann diesen Prozess, wenn sich Menschen in besondere Abhängigkeiten begeben, als eine verborgene Lüge bezeichnen. Gleichzeitig nützen sie auf unbewusste Weise Kräftewirkungen, die eigentlich dem Jenseitigen entsprechen. Sie nützen das Leiden der Toten zum Vorteil. Meist stilisieren sie sich im irdischen Leben als ein Opfer von Anderen.

Je mehr nun diese Vorteile durch geschickt eingegangene Abhängigkeiten, Bindungsabsichten und daraus erfolgende eifernde Hortungen, schnelle Rebellionen und selbstschützende Gesten als Antwort auf die Zeit erfolgen, desto mehr erstrahlt der Eifer zum Materialismus und dessen gewaltsame Befriedigung im Sinne kriegerischer Aktionen in die Welt hinaus. Die Lebenden und die Toten wirken aber ungesehen zusammen. Ein Oben und ein Unten sind in der Seele des Individuums und in einer Gesamtheit miteinander vereint. Wenn man nun die Bindungen lebt, erleiden die Seelen im Nachtodlichen eine Ausweglosigkeit, eine vollkommene Aufwallung des Abgeschiedenseins. Aus diesem Grunde kommen für das bevorstehende Jahr extremste Gefühle der Auswegslosigkeit bei vielen Menschen.

Es gibt aber eine ganze Reihe von Menschen, die in ihrer Seele derartig reduziert sind, dass sie tatsächlich nur noch Lügen produzieren können, falsche Positionen mit Geld oder Bindung postulieren und dadurch im Willen die Kriegstreiberei erheblich unterstützen. Sie sind im wahrsten Sinne wie tot und weil sie tot sind, fördern sie auf extreme Weise die Totenzahlen. Es müssen Menschen sterben. Wenn Entscheidungsträger zu einem Einsatz von Atomwaffen oder unlauteren biologischen Waffen tendieren, so ist dieses verborgene Gewaltpotential, das in vielen Menschen durch Bindung und Bewahren von Sicherheitsreserven aufgespeichert ist, eine treibende Kraft. Diese Menschen, die nur ihr eigenes, enges egoistisches Verhalten suchen, flüstern den Politikern und Entscheidungsträgern leise den Krieg ins Ohr.

Nicht aus der Stärke, sondern aus den Nöten, den bewusst gewählten Abhängigkeiten und den pausenlos unterlassenen Pflichten erwachen gewaltsame Aggressionen. Durch diese gezielten Abhängigkeiten erschaffen sich Menschen eigenartigerweise Wohlfühlzustände. Diese Zustände des Zufriedenseins, ohne den anderen wahrzunehmen, sind ein Zeichen der Zeit. Sie werden in einem Jahr des Zusammenbruches in besonderem Maße auftreten. Die Personen schwelgen in ihrer eigenen Selbstzufriedenheit und manche verstehen es, sich doch nach außen als Opfer auszugeben. Eine gewisse Psychopathie lässt sich nicht übersehen. Falsche Spiritualität wird diese Zustände der Psychopathie und des Wohlgefühls in eigener Abgeschirmtheit fördern.

Der Himmel ist jene Dimension, die sich auf klarer logischer Gedankenbasis mit hohen Zielen und Idealen entwickeln könnte. Einen Platz für egoistische Anbindungen kann sich jener nicht leisten, der das Wohl eines Gesamten sieht. Das Menschsein im Sinne eines Himmels würde dann erwachen, wenn die begrenzenden Schutzsuchreaktionen in ein mutiges und weites Bewusstsein zur ästhetischen, moralischen und inhaltlich gehaltvollen Kultur aufsteigen würden. Aber von Kultur wird das nächste Jahr nicht zu sprechen sein, denn zunächst bedarf es einmal der Entwicklung von Grundlagen zu einem geordneten Denken, Fühlen und Wollen.

Es wird für manche förmlich Schläge im Sinne von Konflikten und Gewalt geben, während andere in einen Wohlfühlzustand eintauchen und den Egoismus genießen.

Fortsetzung folgt.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Lukasevangelium 16,19-25 Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus.

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.“

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