Jahresausblick – Teil 2

Frei gesprochener Vortrag von Heinz Grill vom 23.12.2021 in Arco

Der Abstieg der Dunkelheit bis in das Innere des Menschen

Wo lebt die dunkle Gestalt im Kosmos heute?

Das Bild „Ansicht von Toledo“ wurde von El Greco um 1600 gemalt. Es drückt viel mehr als die physischen Gegebenheiten der Stadt die astrale Sphäre des Lichtes aus. Das Bild bekommt dadurch etwas Wesenhaftes.

Die Zukunft vorherzusagen ist in der Regel eine relativ anspruchsvolle Aufgabe, denn sie kann nicht an direkten Gegenständen, die greifbar vorhanden wären, bemessen werden. Dasjenige, was in der Zukunft liegt, ist auf astralische, das heißt auf feinstoffliche Weise anwesend und wird in äußeren Formen sichtbar. Im letzten Jahr sprach ich von einer dunklen Gestalt im Kosmos, die tatsächlich eine Art Lichtwirksamkeit, die eintreten möchte, abschirmt.1) Siehe den Artikel „Das dunkle Schattengespenst im Kosmos“ vom 01.01.2021 Sie ist ebenfalls eine astrale Gestalt und wurde geschaffen aus der menschlichen Entwicklung, die nicht in Selbstverantwortung, sondern in einer Unterwanderung des Selbst, in einer Selbstaufgabe, jedoch nicht altruistischer, sondern materialistischer und emotional selbstbezogener Art stattgefunden hat. Der Geist und die menschliche Vernunft wurden eliminiert und ohne diese kann kein wahres Selbst gedeihen. Von dem Bild ausgehend, dass der Kosmos diese dunkle Gestalt demonstriert, kann nun eine weitere Vision erfolgen. Die dunkle Gestalt ist nicht mehr nur im Kosmos, sie ist regelrecht in der Winterzeit zur Erde herabgekommen. Sie webt, fluktuiert und atmet inmitten unseres ganzen Menschseins. Sie ist Teil des menschlichen Daseins geworden.

In diesem Jahr, beziehungsweise in den zu Ende gehenden Tagen dieses Jahres, war diese Gestalt noch wie außerhalb des menschlichen Gemütes. Jetzt ist sie aber in die menschlichen Gemüter hineingezogen und es darf, ohne zu übertreiben und zu beängstigen, sondern um der Realität willen, gesagt werden: Sie lebt nun inmitten der menschlichen Sinnes- und Atembewegung. Wir sehen sie indirekt und atmen sie jeden Tag ein. Sie ist eine Gestalt metaphysischer Art, im Lichte verborgen, spürbar und doch unsichtbar und in diesem Sphärenfeld, in dem sie wirkt, besitzt sie eine eigene Kraftwirkung und sie verströmt von Mensch zu Mensch.

Die Wirkungen dieser dunklen Gestalt auf den Menschen

Eine interessante Betrachtung eröffnet sich, wenn einmal die Dunkelheit in ihrem Bild und ihrer Erscheinung charakterisiert wird. Schnell fallen die Worte Licht und Dunkelheit und assoziieren sich mit den banalen Begriffen von Gut und Böse. In der deutschen Sprache unterscheidet man in der Regel im Sinne des Wortes nicht unbedingt die allgemeine Dunkelheit der Nacht von der seelischen Dunkelheit. In der italienischen Sprache hingegen meint man mit „le tenebre“ mehr die seelische Seite und unterscheidet diese von der allgemein dunklen Nachthälfte. Freilich kann man auch „le tenebre“ zur Dunkelheit im Sinne der Schattenbildungen sagen und meint sozusagen Seelisches und Physisches zugleich, wie wenn sich z.B. ein Schatten vor die Augen wirft, weil ein Berg vor der Sonne steht. Grundsätzlich aber handelt es sich mit der Dunkelheit um eine astrale Wirklichkeit, die tatsächlich an den Menschen herangetreten ist und unter den Menschen in ihrer metaphysischen Ebene zirkuliert. Sie bemächtigt sich heimlich des Atems und verströmt sich hinaus in die Sinne. Der einzelne Mensch muss sich mit der Tatsache abfinden, dass er ständig auf unschöne Bilder in der Welt blicken muss und vor allem, dass diese Sinne regelrecht von dieser Sphäre der dunklen astralen Gestalt heimgesucht werden. Eine depressive Neigung kann nicht übersehen werden, denn die Depression offenbart sich wie ein Einzug dunkler Kräfte in den Menschen.

Der Mensch besitzt noch eine tiefverwurzelte Furcht vor Verwicklungen, die durch Lüge entstehen. Bindungen und Abhängigkeiten jedoch, die jeglicher Entwicklung entgegenstehen, begegnet er schon nicht mehr mit gleicher Ablehnung, sondern diese werden häufig sogar begrüßt und genährt.

Esoterisch und gemäß der anthroposophischen Lehre würde man sagen, dass die Wesenheit der Versuchung zur Weltanhaftung und triebhaften Begierde mit Ahriman benannt wird. So sprechen viele Personen in anthroposophischen Zweigen von der Inkarnation Ahrimans. Die Anhaftung in diese Sphäre, die die dunkle Wesensgestalt gibt und die sie schließlich wie ein Spinnennetzwerk von Lügen immer weiter auf den Menschen wirft, den sie in ihr klebriges Gefesseltsein bringt, ist typisch für die Wesenheit Ahrimans.

Der Gedankensinn, der sich eigentlich freudig aufschwingen und im weiteren Verlauf mit Empfindungen unter Menschen leben möchte, gerät in die heimliche und ungesehene Erstickung. Depressionen, psychische Verzagtheiten, Verzweiflungen, trostlose Episoden, Beziehungsverarmungen, Rückzüge, Spaltungsprozesse und allerlei Flüchte in Süchte oder in betäubende Aktionen müssen unweigerlich an den Tag treten. In ganz besonderem Maße entstehen unendlich viele Verflechtungen und Bindungen in Familien und in Gruppen.

Das tragische aber dieser Wesensgestalt, die inmitten der Menschheit bereits lebt, ist, dass sie nicht im luftigen Austausch des Atems und an den Lichtverhältnissen der Sinne haltmacht, sondern bis hinein in das Zellgewebe tendiert. Eine Dunkelheit ist allgemein in der Nachtphase gegeben, aber sie bildet eine physische und natürliche Ordnung für den Menschen. Am Tage müsste es klar und hell um das Haupt des Menschen werden und er müsste in der Kraft seiner Vernunft denken und mit Innerlichkeit seines Herzens fühlen. Unabhängig von dem natürlichen Tag- und Nachtrhythmus lebt diese metaphysische astrale Gestalt, drängt sich unbewusst immer tiefer in das Menscheninnere hinein und erreicht schließlich die Zellen.

Gesundheitliche Auswirkungen

Es gibt in der Medizin verschiedene bildgebende Verfahren wie Tomogramme, Echographie und verschiedene andere, die zur Diagnoseerstellung von Krankheiten dienen. Wenn ein Schatten über der Leber in einem bildgebenden Verfahren sichtbar ist, wird man weitere Untersuchungen veranlassen, denn der Verdacht auf ein Leberkarzinom drängt sich durchaus auf. Wenn ein Gewebe abstirbt, eine sogenannte Nekrose eintritt, sodass das Gewebe aus dem Leben herausfällt, wirkt es dunkel oder fast schwärzlich. Ein Infarkt zeigt sich auch mit dunklen Stellen im Körper. Das Gewebe ist nicht mehr lebendig durchblutet und fällt aus dem lebensvollen Zusammenhang heraus.

Es lebt sich die Krebskrankheit mit ihrer verdunkelnden, einhüllenden, penetrierenden, destruierenden und letzten Endes mit ihrer metastasierenden dunklen Antriebskraft immer weiter in das menschliche Gewebe hinein. Das Licht mit seiner schönen, strukturierenden Dynamik fehlt und es fehlt auch die Freude des natürlichen hellen Wahrnehmens der Farben und Formen, die in der Welt erscheinen.

Die Aussicht für dieses Jahr wird eben gerade dahingehend sein, dass neben den Herz- und Gefäßkrankheiten die Krebskrankheit in bedrohlichem Ausmaße zunehmen wird und der einzelne Mensch unsicher sein wird, wie er sich gegen dieses Krankheitsbild verwehren kann.

Die Heilung kann nicht aus der subjektiven Situation erfolgen, sie benötigt den Geist.

Die Dunkelheit, die übergeordnet war, stieg herab. Sie lebt heute inmitten der menschlichen Sinnesbewegung und des Atems und sie penetriert und dispersiert bis hinein in die Körperlichkeit und erreicht die einzelnen Mitochondrien und somit die Zellen. Wenn man von der Tatsache ausgeht, dass das Licht nicht mehr das gleiche ist, wie es einmal vor Jahren war, zeigen sich tatsächlich jene eigenartigen Zustände, die einerseits in der menschlichen Psyche und andererseits bis in die Tiefe der Körperlichkeit wahrnehmbar sind. Was kann der einzelne Mensch tun, wenn er bemerkt, dass er nicht mehr derjenige sein kann und sein darf, der er eigentlich nach einem gesunden Selbst-Sein sein wollen würde?

Der Mensch fühlt sich tatsächlich in einer Todesfalle. Blickt er unbefangen auf das kommende Jahr, so bemerkt er bereits, wie ihm die Wallung der Dunkelheit jeden freudigen Blick verschattet. In einem Geschehen, das keine richtige Lebenskraft und kein wirkliches zukünftiges Hoffen zulässt, fühlt er sich wie gelähmt. Der Ausweg aus diesen Bedingungen, die sich immer mehr verdichten, wäre die geistige Schulung und die geistige Erkraftung des Menschen zu einem wahren und klaren Selbst. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob der einzelne Mensch einen Gedanken zur Konzentration erheben kann und von diesem ausgehend weitere Vorstellungen entwickelt und schließlich sein Empfindungsleben erneut beleben und erweitern kann, oder ob er nur auf die Bedingungen dieser Wirklichkeit, wie sie gegeben ist, angewiesen ist. Vernunft allein benötigt den flexiblen, dynamischen und auch frei gehaltenen Umgang mit dem Gedanken. Tragisch gestaltet sich die Situation ab dem Moment, ab dem das menschliche Bewusstsein keine höheren Ziele denken kann und diese auch nicht mehr zu realisieren vermag.

Die Heilung dieser dunklen Gestalt, die den Menschen in passiven Phasen und auch in verschiedensten Lebenssituationen, die nicht geregelt sind, ergreift, ist eigentlich nur durch den Geist gegeben. In dem kommenden Jahr werden viele Mondenkräfte wirksam sein, das sind allgemein jene Kräfte, die auf fahle Weise die menschlichen Sinne beleben. Wenn der Mond auf die Erde scheint, treibt er die Pflanzen zu Wachstum und dieses wird in diesem kommenden Jahr zu Wucherkräften entarten. Es fehlt das klare Licht mit seiner strukturbildenden Dynamik und somit lebt mehr der Schatten und nicht mehr die Sonne. Der Mensch, der neben dem ganzen Umweltgeschehen von diesen astralen Wirkungen, die er ja selbst erzeugt hat, betroffen ist, kann nicht wirklich aus sich selbst oder, wenn man es anders ausdrückt, aus seiner subjektiven Situation eine Lösung finden. Die passive Anbetung eines Gottesideals oder beispielsweise die Hoffnung auf eine dritte Person, die das persönliche Leben retten könnte, gibt es nicht mehr. Der Mensch muss heute den passiven Glaubensbegriff durch ein aktives und sehr gewagtes Verständnis des möglichen Glaubens ersetzen. Wenn man auf den tatsächlich möglichen Glaubensbegriff blickt und ihn, wie schon gesagt, aus allen Religionen mit ihren passiven Anbetungsformen und allen Credoformeln enthebt und zum praktischen Vollzug des menschlichen Potenzials übernimmt, dann wird man einen kleinen Schimmer der Hoffnung gewinnen. Im höchsten Sinne bietet jedenfalls der Glaubensbegriff eine unendlich tiefgreifende Vision. Es wäre nicht schwer für denjenigen, der eine geistige Vision erarbeitet, den Glaubensbegriff, der eine gedachte Idee zu einem Ideal umzusetzen versucht, praktisch und unmittelbar in seiner wahren Dimension zu entdecken.

Die Seinsexistenz des Gedankens

Wer den Gedanken in seiner Seinsexistenz2) Den Gedanken als eine real bestehende und aus sich selbst ausstrahlende Existenz wahrzunehmen, ist dem heutigen Menschen fremd. Er sieht die Materie als real und den Gedanken als ein Produkt des Gehirns oder als eine Art Lichtreflexion, die im Gehirn auftaucht. Mit dieser Sicht bleibt der Gedanke nur etwas sehr Vages, das wie eine Art Traumgebilde oder eine Fata Morgana im Bewusstsein auftaucht und wieder verschwindet. Der heutige Mensch fühlt keine wirkliche Existenz des Gedankens, während bei den älteren Philosophen, beispielsweise in der Zeit von Plato, dem Gedanken, also der Idee einer Sache, noch die eigentliche Existenz zugeschrieben wurde und der sichtbare Erscheinungsform schon etwas Schattenhaftes und Vergängliches anhaftete. Heute sollte der Mensch den Gedanken durch sein Konzentationsvermögen wieder als existent erleben und er sollte lernen, mit diesem Gedanken bewusst wirksam und tätig zu werden. zu erkennen vermag und wer in die geistigen Welten einigermaßen – aber nicht durch Mediumschaft, sondern durch geordnete Bewusstseinserkraftung – hineinblicken kann, bemerkt, dass es eine Vielzahl von geistigen Verwirklichungsmöglichkeiten gibt. Was ist wirklicher Glaube? Es ist nicht nur ein Fühlen einer möglichen Wahrheit, sondern es ist ein Sehen einer realen und im Geiste gegebenen Wirklichkeit. In der frühchristlichen Periode konnte man den Christus noch sehen und damit war die Glaubensfrage eine Frage des Sehens. Heute müsste man sehen lernen, dass in der geistigen Welt alle schöpferischen Mächte bangen und warten, damit der einzelne Mensch die besten Ideen für sein Leben ergreift und diese kontinuierlich zu Idealen formt.

Heute ist die Glaubensfrage ein banales Für-Wahr-Halten geworden. Sie hat sich in der Gefangenschaft des Physischen beschwert und entfremdet. Auf dieser Grundlage des Materiellen will sich das menschliche Gemüt an den irdischen Bedingungen festhalten und für seine Überlebensstrategie solide Sicherheiten finden. Welche Sicherheiten soll aber diese Zeit gewähren? Das einzelne Individuum muss heute die Zukunft in vollem Wagnis eines noch nicht realisierten, aber doch vorstellbaren Ideals denken und zielstrebig nach diesem leben. Nach einiger Zeit der wirklich ernsthaften Bemühung gewinnen die Gedanken eine erstmalige Realität. Der Glaube wird in diesem Sinne eine unmittelbare sehende Kraft und bereits beginnende Realisation.

Die Dunkelheit offenbart für den, der sich auf dieser Ebene bewegen kann oder sich orientieren lernt, nicht unbedingt die große Bedeutung. Sie wird nur für den, der sich in der geistigen Welt bemüht und sich dort auch für Momente aufzuhalten beginnt, eine Art Leiden, weil er erkennt, dass die Menschheit wie gefangen ist. Das Leiden ist aber nicht ein Leiden, das der Mensch bei sich selber spürt, das der Geistforscher bei sich selbst erlebt, sondern es ist ein Leiden, weil er im Blick auf die Welt dieses Leiden jeden Tag vor seinem Angesicht wahrnimmt. Grundsätzlich hat aber die Dunkelheit, wenn man sie vom geistigen Standpunkt aus betrachtet, nicht so viel zu sagen, selbst wenn diese schwerste Krankheitsverläufe mit sich führt. Die Inkarnation Ahrimans ist durch den Menschen und seine Art des Lebens geschaffen. In Wirklichkeit hat sie gegenüber der Seinsexistenz des Gedankens keine bleibende Existenz. Eine Dunkelheit fordert förmlich zu einem Neubeginn mit neuen Zielen und neuen inhaltlichen Auseinandersetzungen auf. Dieser Neubeginn aber kann nicht durch eine Institution geleistet werden, sondern muss heute – und das ist das besondere in diesem Zeitalter – durch den einzelnen Menschen selbstverantwortlich und mit soliden Inhalten vollbracht werden. Begegnungen und Beziehungen sind für diese Selbsterkraftung des Menschen essenziell.

Wenn man auf die geistige Welt blickt, wird es in der Zukunft nicht mehr einen Führer, einen Lehrer, einen Meister oder eine besondere Autoritätsperson geben, die eine neue religiöse Bewegung oder eine besondere Partei anführt. Die ahrimanische Kraft zerstört den Menschen bis in die Tiefe hinein und, wenn sich der Mensch aus dieser Zerstörung aufrichten möchte, bedarf es seiner ganzen Eigenständigkeit und seiner mutigen Bewusstseinserkraftung. Diese eigene individuelle Selbstrealisation tritt mit verschiedenen neuen Beziehungsverhältnissen auf, die in dem kommenden Jahr eine besondere Förderung erhalten werden. Wie diese Beziehungsverhältnisse in der Zukunft sich inmitten des düsteren Schattendaseins und des Überwiegens des Mondenlichtes zeigen werden, soll in den kommenden Tagen zur Betrachtung gelangen.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Siehe den Artikel „Das dunkle Schattengespenst im Kosmos“ vom 01.01.2021
2 Den Gedanken als eine real bestehende und aus sich selbst ausstrahlende Existenz wahrzunehmen, ist dem heutigen Menschen fremd. Er sieht die Materie als real und den Gedanken als ein Produkt des Gehirns oder als eine Art Lichtreflexion, die im Gehirn auftaucht. Mit dieser Sicht bleibt der Gedanke nur etwas sehr Vages, das wie eine Art Traumgebilde oder eine Fata Morgana im Bewusstsein auftaucht und wieder verschwindet. Der heutige Mensch fühlt keine wirkliche Existenz des Gedankens, während bei den älteren Philosophen, beispielsweise in der Zeit von Plato, dem Gedanken, also der Idee einer Sache, noch die eigentliche Existenz zugeschrieben wurde und der sichtbare Erscheinungsform schon etwas Schattenhaftes und Vergängliches anhaftete. Heute sollte der Mensch den Gedanken durch sein Konzentationsvermögen wieder als existent erleben und er sollte lernen, mit diesem Gedanken bewusst wirksam und tätig zu werden.

4 Replies to “Jahresausblick – Teil 2”

  1. Ich denke mir, dieses Bild das Rudolf Steiner gibt, kann ganz konkret umgesetzt werden kann:

    Wir entscheiden uns in den Weihnachtstagen zu einem freien Gedanken, den wir durch Auseinandersetzung, Vorstellungstätigkeit und Konzentration zu unserem Ideal für die kommende Zeit machen wollen. Durch diese aktive und ausdauernde Ausrichtung erleben wir, dass uns dieser Gedanke immer mehr begleitet. Er kommt uns immer näher und spricht sich empfindsam aus. Nach einer weiteren Zeit der Auseinandersetzung, die vielleicht auch schon mit vorsichtigen Schritten der Umsetzung begleitet ist, wird dieser Gedanke bis in die Tiefe des Willens dringen und sich durch uns als authentische Kraft äußern. Wir werden durch den Gedanken neu geboren und erleben uns zentriert, geführt und geschützt.

  2. Das Bild, das Heinz Grill für die aktuelle Zeit darstellt, legt unsere ganze Unfähigkeit Bewusstheit fundamental anzugehen, bloß. Wir erschaffen dunkle Wesen und ermöglichen ihnen den Eintritt in die Atmosphäre. Wir überlassen unser Bewusstsein in Selbstgefälligkeit diesen Kräften.

    Das wesenhafte Dunkle ist real, sonst hätte es El Greco, bewusst oder unbewusst, in seinem Bild „Ansicht von Toledo“ nicht so dargestellt. Ich möchte ein weiteres Bild dazu stellen, weil es sich hervorragend für die aktuelle Zeit eignet und es ein jeder durch Gedankenvorstellung nachgestalten kann.

    Rudolf Steiner führt aus, dass Christus mit Beginn der Weihnachtszeit gleichsam neben uns herwandelt und sich uns bis Ostern mehr und mehr nähert, gewissermaßen „in uns selbst verschwindet, uns durchdringt, so daß er bei uns bleiben kann für die Zeit nach dem Mysterium von Golgatha.“1

    Dieses Bild ist geschaffen zum Denken und Empfinden im Licht. Man kann es einfach und doch mit aller Klarheit und Empfindungskraft jeden Tag formen, so dass es über Ostern hinaus wirkt. Man wird bemerken, dass sich eine Innerlichkeit und eine Mitte gründen, die jede Dunkelheit verschwinden lassen, zu anderen hinüber strahlen und dadurch etwas bewirken können.

    1 Rudolf Steiner, Die drei Begegnungen der Menschenseele mit dem Wesen des Universums, 20. 2. 1917,

  3. Seit 1450 ist der letzte hellsichtige Kontakt mit der geistigen Welt fast vollständig verschwunden. Und das ermöglichte den Aufstieg des Materialismus …
    Wir wissen bereits, dass dieser Materialismus das Bauwerk der ahrimanischen Kräfte ist, die die menschliche Persönlichkeit darin gefangen halten wollen. Das Seelenwesen des heutigen Menschen besteht aus der Empfindungsseele, der Vernunft- und Gewissensseele und der Bewusstseinsseele. Letzteres ist das edelste und am meisten geistig orientierte Mitglied. Es ist die Bewusstseinsseele, die der Mensch unserer Zeit dringend braucht, um sich aus dem erdrückenden Würgegriff der Materie zu befreien, in dem Ahriman ihn halten will. Der untere Teil der Bewusstseinsseele neigt zum Materiellen, der obere Teil zum Geistigen, und dieser Teil muss sich vergeistigen können. Die Bewusstseinsseele muss sich also durch das Studium der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners oder durch andere spirituelle Lehren für die geistigen Welten öffnen. Dann können sie sich im Menschen individualisieren. Unser auf diese Weise bereichertes persönliches Ich würde die Macht erlangen, seine anderen Teile des Seins in ein neues unsterbliches Geistwesen zu verwandeln. Sie bestünde dann aus Manas oder Geist-Selbst (= unser umgestalteter Astralkörper), aus Buddhi oder Lebensgeist (= unser vergeistigter Ätherkörper) und aus Atman oder Geist-Mensch (= unser erneuerter, unsterblicher „physischer“ Körper).
    Ahriman ist die bei weitem am meisten gefürchtete Gegenkraft zu unserer oben beschriebenen Vergeistigung. Sein Ziel ist es, den Entwicklungsweg unseres Seelen-Ichs, das aus den astralen Höhen in die grobe Stofflichkeit der physischen Existenz hinabgestiegen ist, fortzusetzen und unumkehrbar hinabsteigen zu lassen. Die äußerste Grenze ist bereits erreicht. Manche sind vielleicht sogar zu sehr im Materiellen verstrickt, um den Weg hinauf zu den geistigen Höhen finden zu können. Wenn es Ahriman gelingt, die Menschheit an das Materielle zu ketten, kann sich unser Ich nicht vergeistigen. Es würde eine Abhärtung, eine Vergrößerung unseres Seelenwesens, eine allmähliche Veredelung stattfinden. Unser teuer erworbenes Ich würde sein Bewusstsein schwinden sehen, seine Unabhängigkeit einbüßen und schließlich sein Selbst verlieren und wieder mit der Gruppenseele verschmelzen, aus der es einst geboren wurde.
    Quelle :Freies geistiges Leben

  4. „dass in der geistigen Welt alle schöpferischen Mächte bangen und warten …“. Zu unserer Verantwortung und wie sich Gedanken und daraus folgende, moralische Handlungen sogar auf die höchsten Seinsebenen auswirken, siehe auch Rudolf Steiner:

    „Was geschieht mit den Eindrücken, die da entstehen? Sehen Sie, da kommen die Cherubim, sammeln dieses Licht und verwenden es zur weiteren Weltenordnung, und wir alle sind die Leuchter, die aufgestellt sind in der Weltenordnung. Indem wir denken, wahrnehmen und vorstellen, sind wir die Leuchter der Cherubim in der Weltenordnung. So wie dieses Licht hier in der physischen Welt den Raum erleuchtet, so sind wir die Leuchter in der geistigen Welt für die Cherubim. Indem wir denken, entsteht in uns Licht, das Gedankenlicht strahlt aus uns heraus, und das erleuchtet die Welt, in der die Cherubim leben.

    (…) insofern es moralisches Handeln ist, sammeln dieses moralische Handeln die Seraphim, und dieses moralische Handeln ist die Wärmequelle für die ganze Weltenordnung. Unter dem Einflüsse von Menschen, die unmoralisch handeln, erfrieren die Seraphim, das heißt sie bekommen keine Wärme, mit der
    sie heizen können die ganze kosmische Welt. Unter dem Einflüsse des moralischen Handelns erlangen die Seraphim jene Kräfte, durch welche die kosmische Weltenordnung so erhalten wird, wie durch die physische Wärme die physische Weltenordnung. Sie sehen, sehr real wird die Weltanschauung, die uns die Geisteswissenschaft gibt. Sie bringt uns zum Bewußtsein: Wenn du denkst, wenn du vorstellst, bist du das angezündete Licht der Cherubim. Wenn du handelst, wenn du etwas tust, wenn du den Willen entfaltest, dann bist du die Wärmequelle, die Feuerquelle der Seraphim.
    (…)

    Denn wollen wir dumpf und stumpf sein und nicht denken, dann vermehren wir die Finsternis, und die Folge davon ist, daß die Cherubim kein Licht haben. Sind wir schlecht und unmoralisch, so vermehren wir die Kälte in der ganzen Weltenordnung, und die Seraphim haben keine Wärme.“

    (Quelle: Rudolf Steiner Gesamtausgabe GA 156, Seite 164 f.
    Volltext: http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA156.pdf#view=Fit )

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