Halasana – der Pflug mit einigen wenigen Variationen
Die Ätherbewegungen wirken in zwei großen unterschiedlichen Richtungen durch den Körper. Die Wärme- und Lichtkräfte erstrahlen aus dem kosmischen Umkreis und durchdringen den Körper bis zu seiner organischen Mitte oder strukturieren mit formbildenden Kräften von außen nach innen seine Peripherie.
Die vitalen und ganz in der Chemie des Körpers angesiedelten Ätherkräfte hingegen wirken genau entgegengesetzt zu den zentripetalen, kosmischen Wärme- und Lichtkräften. Sie erstrahlen von innen nach außen zentrifugal und erreichen auf diese Weise die Muskulatur und die Peripherie des physischen Leibes.
Bei der Ausübung des Pfluges, jener klassischen Umkehrhaltung des Yoga, dehnt sich der Praktizierende mit der Wirbelsäule aus und bewegt seinen Rumpf bis in eine aktive Beinbewegung. Im gewöhnlichen Leben findet ein Aufrichten mit der Ausdehnung der Wirbelsäule in die nach oben hinaus gleitende Bewegung statt, jetzt, in dieser Umkehrhaltung des Pfluges, organisiert sich die Bewegungsdynamik umgekehrt, von der Brustwirbelsäule nach abwärts zur Lendenwirbelsäule und schließlich von dieser ausgehend in die Fortsetzung der Beindynamik. Der Praktizierende aktiviert die Wirbelsäule nicht in der bekannten Streckbewegung, sondern er dynamisiert sie nach abwärts und wird auf diese Weise länger.
Jene Ätherkraft, die durch Ausdehnungen der Gliedmaßen aktiviert wird, ist häufig der vom Kosmos entspringende Lichtäther. Dieser verbindet sich durch die aktiv geleistete Wirbelsäulendynamik mit dem chemischen Äther, der zentrifugal in dem Leibinneren arbeitet. Das Erleben des Pfluges schwankt zwischen Enge und Weitwerden, Zusammenziehung und Ausdehnung, Aktivierung der Brustwirbelsäule und Fortsetzung der Dynamik in die Beine.
Bereits bei der ersten Bewegung, die hier mit den Armen über dem Kopf gewählt wird, verpflichtet sich der Übende zu einem geschickten Anheben der Brustwirbelsäule in umgekehrter Weise. Indem die Arme über den Kopf gerichtet sind, muss diese geschickte Anwendung im Anheben der Brustwirbelsäule in der umgekehrten Richtung erfolgen.
Im folgenden Verlauf entwickelt sich ein harmonisches Bewegungsspiel mit den Armen, die ausgleichend eingesetzt werden und zuletzt, wenn sie zum Rücken hin geführt werden, eine Art Gegenbewegung zu den Beinen darstellen. In diesen Bewegungsmomenten entfaltet sich der chemische Äther, der ganz besonders durch Bewegung und Gegenbewegung seinen erlebensfreudigen Ausdruck findet.
Allgemein sollte die Pflugstellung nicht zu einer Überlastung im cervikalen oberen Abschnitt der Wirbelsäule führen. Die Halswirbelsäule reagiert durchaus außerordentlich empfindlich und es ist ratsam, bei Beschwerden größte Vorsicht zu nehmen. Die Wirbelsäule gebärdet sich tatsächlich nach oben und sucht auf langsame Weise, ohne Forcierung und Überlastung, die Dynamik beinwärts.
Die Endstellung des Pfluges bewirkt relativ häufig ein Gefühl der Enge, da der Körper sich in den gesamten vorderen Zonen, im Brustbereich und im Schilddrüsenbereich einschnürt. Die Ausdehnung findet im Rücken nach den Beinen hin abwärts statt.
Eine sehr schöne Erweiterung, die das Empfinden gemäß dem Fluten des Lichtäthers zur Weite öffnet, bewirkt das Anheben der Beine und ihr weites Ausdehnen in Grätschform. Zuletzt können die Arme in einer angemessenen Bewegung eine leichte Ausdehnung nach vorne und der Seite nehmen.
Eine besondere Variation, aus dem Pflug heraus geformt, bildet das steile Aufrichten des ganzen Körpers in die nahezu vertikale Linie, während die Arme am Boden eine Art Gegenbewegung ausführen; sie unterstützen jedoch den Körper im Aufrichten nicht. Es ist die Wirbelsäule, die sich umgekehrt in die vertikale Linie einfügen möchte. Im Nachhinein sind diese Bewegungen in die Entspannungslage auf dem Rücken zurückzuführen.
Die Lichtäthertätigkeit entsteht am Besten wenn eine klare Zielvorstellung einer sich weitenden und ausdehnenden Bewegung in die Umsetzung gelangt. Das Erlebnis der Weite, das nach Beendigung des Zyklus des Pfluges erfahren werden kann, entsteht durch die Aktivierung dieses kosmischen Schöpferpotentials.
(Text und Ausführung: H. Grill, Sprecher: U. Mayr)