von Heinz Grill
Bei den letzten Ausbildungskursen, die grundsätzlich über eine Zeitdauer von drei Jahren mit 1200 Unterrichtsstunden verlaufen, gingen sehr gute Lehrerinnen und Lehrer hervor. Es ist nicht nur das Ziel, dass diese ausgebildeten Persönlichkeiten einige Übungen anleiten können, vielmehr sollen sie Fragen, die die körperliche, seelische und geistige Entwicklung betreffen, solide und genau beantworten. In diesem Sinne ist die Berufsrichtung des Yogaunterrichtens nicht eine banale Nebenangelegenheit zu den gewöhnlichen weltlichen Berufen. Es ist ein Beruf für sich, der, obwohl er keine staatliche Anerkennung hat, einen umfassenden Kulturbeitrag geben kann. Würde ein Yogalehrer nur nette Entspannungsgesten und einige alternative, meditative Schwärmereien bieten, so wäre der Yogalehrerberuf nicht mehr als ein alternativer Unterhaltungsberuf. Das harte, materialistische Dasein fordert gerade aber heute diese Kompensationen und der Yoga, der das Ziel einer hohen Selbstrealisation mit werkschaffender Tätigkeit besitzt, wäre vollkommen entfremdet. Es handelt sich aber, so wie die Ausbildung angeboten wird, um eine Lerngrundlage, die zu heilkundlichen Fähigkeiten führt und den Menschen ganz besonders in den Bereichen der Lebensführung, Lebensgestaltung und in den zahlreichen esoterischen Fragen eine fundierte und produktive Richtung weisen kann.
Besonders in einer Zeit, in der viele Menschen geradezu in ausschweifenden emotionalen Gesten von Meditation und esoterischem Gedankengut überschwemmt sind und eine fundierte Philosophie darin gar nicht mehr auffindbar ist, benötigt der Suchende eine Grundlage zu einer guten und wahren Spiritualität und er sollte nicht nur Übungswege mit Körperübungen in der rein äußeren energetischen Praxis kennen, sondern in die Tiefe der seelisch-geistigen Zusammenhänge hineinfinden.
Bei der Yogalehrer-Ausbildung werden einfachere und auch schwierigere Übungen erlernt und in ihrer Bedeutung umfassend studiert. Einige Beispiele können hierzu zur Benennung kommen.
Die Asana
Der Yogalehrer muss fundierte heilkundliche Grundlagen erwerben. Obwohl der Beruf des Yogaunterrichtens keine Therapie ersetzen kann und auch nicht als Therapie angeboten wird, benötigt der Übende fundierte Kenntnisse über die verschiedensten Pathologien und muss eine Einschätzung erwerben, wann und in welcher Form Übungen sinnvoll anwendbar sind.
Zum Beispiel muss man beim Kopfstand wissen: Wann ist er für die Halswirbelsäule gefährlich und wann nicht?
Der Atem
Die Anwendung und Bedeutung verschiedenster Atemtechniken, vom freien Atem und Atemfixierungen, die Heilwirkungen und die Entwicklung von den unterschiedlichsten fein abgestimmten Empfindungen, bilden ebenfalls für die Ausbildung wichtige Anteile. Der Übende lernt die unterschiedlichsten Rhythmen der Atmung kennen und muss in der Prüfung jene Unterscheidung darlegen, wie der Atem durch das Bewusstsein zur freien Verfügung und zum Aufbau einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit gelangen kann. Gleichzeitig muss er esoterische Praktiken des Atems in ihrer Bedeutung und ebenso in der Bedenklichkeit einschätzen können.
Konzentration, Meditation und Studium von Schriften
Einen nicht geringen Teil der Ausbildung gewinnt die Entwicklung von Konzentration und Meditation. Die Inhalte des Raja-Yoga werden auf sehr breite und tiefgründige Weise erarbeitet. Einen weiteren Studieninhalt in Bezug auf Schriften bilden die Bhagavad Gītā und einige Textinhalte aus der christlichen Spiritualität.
Die Chakren
Zur bewussten Förderung und Gestaltarbeit gehören die sieben Chakren, die anhand verschiedener Literatur, ganz besonders der „Seelendimension des Yoga“, zur Ausarbeitung geführt werden. Der Übende, der an einem Kurs teilnimmt, bemerkt nach spätestens einem halben Jahr, wie er sich mit diesen Inhalten nicht nur körperlich auf eine bessere Grundlage begeben kann, sondern wie er sogar transformierende seelische und ästhetische Prozesse erlebt. Die Ausstrahlung des Teilnehmers wird erheblich lichter und das gesamte Erscheinungsbild gewinnt eine schöne, ästhetische Weiterentwicklung.
Weitere Fächer
Neben diesen fachlichen, inhaltlichen Hauptthemen gibt es weitere Lektionen mit praktischen Möglichkeiten zur Ernährung, sowie zu einer künstlerischen Gestaltung, wie es beispielsweise die Musik bietet. Das Singen von tiefgründigen Texten, Mantren oder klassischen Sanskrit-Liedern gewinnt jene Formung, die an die kosmische Bedeutung des Musikalischen appelliert.
Studieninhalte zu anthroposophischen Texten Rudolf Steiners und eine Anregung zu Übungen, die ein geistiges Schauen mit übersinnlichen Wahrnehmungen vorbereiten, bilden ebenfalls eine Begleitung im Kurs.
Der Yogalehrerberuf ist für die Zukunft deshalb so bedeutungsvoll, da er den Menschen nicht nur eine theoretische Orientierung, sondern darüber
hinaus eine große praktische Vielfalt an Möglichkeiten der erweiterten Lebensgestaltung anbieten kann. Eine Selbstschulung und zielorientierte philosophische Bildung bei einer Entwicklung von sehr vielen ästhetischen Übungen kann dieser Grundlage des Berufes gerecht werden. Aus diesem Grunde handelt es sich bei der Ausbildung zum Yogalehrer, wie sie in der Sonnenoase angeboten wird, nicht um eine kleine Nebenangelegenheit, sondern um eine umfassende berufliche Aufbauarbeit mit persönlichkeitsformendem und verantwortlichem Charakter.