„Wer ein Mysterium durch seine eigene schöpferische Arbeit erfahren lernt, wird gemäß seiner Erfahrung ein „In-Imagination-Gegründeter“, ein sogenannter jivan mukti, und kann von seiner freien Warte des Schauens ein Lied oder Mantra durch das Ich inspirieren. Das Mysterium, das er erschaut, gewinnt in seiner Persönlichkeit eine Ausstrahlung und klingt fortan durch seine Worte, Gesten, Gesänge und Werke hindurch. Wenn nun ein lebend Befreiter ein Mantra rezitiert, so strahlt in diesem nicht nur oder meist sogar weniger ein besonderes gesangliches Können, sondern es strahlt in diesem das Geheimnis eines Selbst, eine Gottheit im ätherischen Sinne, und das Wort wirkt faszinierend, anziehend, konzentriert und eine Liebe erschaffend.“
Heinz Grill
Das Singen spiritueller Lieder und das Rezitieren von Mantren gehört zu den grundlegenden Disziplinen vor allem östlicher Wege. Den klassischen östlichen Traditionen schloss sich Heinz Grill sehr bedingt an. Obwohl seine Mantrenrezitationen in Sanskrit ausserordentlich kraftvoll und authentisch im wiedergegebenen Ausdruck erscheinen, lehrt er für die Studenten mehr den künstlerischen Umgang mit der Musik, der über die schöpferische Tätigkeit und Auseinandersetzung zur Spiritualität beiträgt. Die Erkenntnisformen des Musikalischen waren für ihn ebenfalls von großer Wichtigkeit. Er schrieb verschiedene Lieder und wies auf den spirituellen Inhalt der schöpferischen Auseinandersetzung im Musikalischen hin.
Normalerweise erleben wir ja die Musik, indem wir uns in die verschiedenen Melodien, in die Rhythmen und Harmonien hineinleben und uns dadurch auf die Stimmungen und Gefühle einschwingen, die mit der Musik transportiert werden. Der geistigen Schulungsweg ermöglicht aber eine grundlegende Erweiterung der musikalischen Praxis. Vor allem durch die Entwicklung eines konzentrierten Gedankenlebens wird für den einzelnen Ton die Grundlage dafür geschaffen, dass er gleichsam wie ein glitzernder Stern aus sich selbst heraus im Raum zu leuchten beginnt. Die Melodie und der emotionale Gehalt der Musik wird zwar durch dieses sogenannte Einzeltonerleben nicht aufgehoben, sie tritt aber gegenüber der Präsenz und Lebendigkeit des Einzeltones mehr und mehr zurück. Die Musik berührt schließlich durch den neuen, lebendigen Gehalt, der in sie hineingelegt wird, auf faszinierende Weise das seelische Erleben des Einzelnen.
Liedbeispiel:
„Lieder nach Texten von Rudolf Steiner und Heinz Grill“
Grundgedanken von Heinz Grill zur Musik finden Sie in folgender Literatur:
„Liederbuch“
Dieses Buch beinhaltet eine Zusammenstellung religiöser Lieder und Mantren aus dem östlichen und westlichen Kulturkreis. Mit enthalten sind Vorträge und Erläuterungen von Heinz Grill, die ein bewussteres Singen und Verstehen der Liedinhalte ermöglichen.
Ein bereits existierendes und umfassendes Manuskript von Heinz Grill musste bis zum heutigen Tag leider unveröffentlicht bleiben.
Empfehlenswerte Literatur von anderen Autoren zu diesem Thema:
„Bernd Lindner, Liederbögen – für ein praktisches Musizieren mit höherer Sinngebung“
Liederbögen – für ein praktisches Musizieren mit höherer Sinngebung und zu einem neuen Tonerleben