Logik und Gesetze der Gesundheit XIV –
Beispiele für die Entwicklung einer aktiven Selbstheilung

Artikel von Heinz Grill

In der Medizin gibt es den sogenannten Circulus vitiosus, den verhängnisvollen Kreislauf von Krankheitswirkungen, die unweigerliche weitere Schädigungen mit sich bringen. Erkrankt jemand beispielsweise am Bewegungsapparat und erleidet in einer Gliedmaße unausweichliche Schmerzen, entwickelt er naturgemäß eine Art Schonhaltung und überlastet andere Körperteile umso mehr. Jede Schonhaltung, die aufgrund von Schmerzzuständen oder Ängsten zur Kompensation gelangt, führt zu Einschränkungen und dies manchmal sogar zu einem vollständigen Verzicht auf Bewegung. Allgemein wäre aber jedes natürliche Bewegungsleben heilsam und würde die Muskulatur, die Bänder, die Durchatmung und schließlich sogar die willentlichen Aufbauprozesse des Stoffwechsels fördern. Schonhaltungen sind deshalb in einen verhängnisvollen Kreislauf eingebunden.

Die Magenschonhaltung bewirkt eine Einschnürung unterhalb des Brustkorbes.
Der untere Rücken wird belastet, indem das Aufrichtevermögen aus der Mitte fehlt.

Wenn man von dem Grundsatz ausgeht, dass eine sinnvolle Aktivität, sowohl eine mentale als auch eine physische, ein elementarer Bestandteil zur Gesunderhaltung des menschlichen Organismus ist, dann drängt sich die Fragestellung auf, welche dieser Aktivitäten nun heilsam und der Entwicklung dienlich ist, und im Gegensatz dazu, welche Automatismen, unbewusste Handlungen und gewohnte Laster dringend zu vermeiden wären. Der große Forscher Edward Bach, der die Bachblütentherapie entwickelte, bekräftigte jene zentrale Aussage, dass jedes Laster und jede Untugend durch die Entwicklung der gegenteiligen Charaktereigenschaft eine Heilung für die Seele und schließlich im weiteren Verlauf für den Körper herbeiführt. Er brachte in seinen therapeutischen Ansätzen in ganz vornehmer Weise die seelische Entwicklungsfrage zur Darstellung und maß dieser eine große Bedeutung bei.

Die Beschäftigung mit der gesunden, zielorientierten und gelungenen Aktivität liegt im Ausdruck der gesamten Darstellungen dieser hier vorgelegten Artikel. Wenn jemand erkrankt ist, drängt ihn der Wunsch nach Gesundheit zu vielseitigen Handlungen, und zwar nicht nur zum Besuch eines Arztes, sondern darüber hinaus zur Klärung der Ursachen des Ganzen. Mit der Einnahme von Medikamenten oder Ausprägung einer Schonhaltung können sich die wenigsten Patienten zufriedengeben. Gesundheit ist ein großes Bedürfnis und der Weg zu einer Integrität dürfte wohl den einzelnen Menschen in mehr oder weniger bewusster Hinsicht begleiten.

Die Krankheit jedoch besitzt nicht nur die verhängnisvolle Seite, den einzelnen Menschen in Schonhaltungen, Zurückgezogenheiten oder schwierige und teure Therapien zu drängen, sie verschleiert darüber hinaus sein eigenes Bewusstsein und will ihn förmlich durch ihre eigene körperliche ausstrahlende Dominanz blind für richtige Zukunftsvisionen machen. Jede Krankheit besitzt ihr eigenes tückisches Schleierverhalten mit dunklen oder nebulösen Bewusstseinsbeeinträchtigungen.

  1. Beispiel:
    Jemand bemerkt, dass seine Erkrankung mit Abhängigkeitsverhältnissen zu bestimmten Mitmenschen zusammenhängt. Infolge des Bedürfnisses gesund zu werden, möchte diese Person sich aus den Abhängigkeiten befreien. Die Problematik aber ist jene, dass das gesamte Bewusstsein in diese Abhängigkeiten eingebunden ist und deshalb aus der Abhängigkeit in eine größere Freiheit der Unabhängigkeit treten möchte. Es ist ein Eingekerkert-Sein in die eigene Krankheit und psychischen Konditionierung.
  2. Beispiel:
    Eine erkrankte Person stellt fest, wie sie in einer erblichen Folge die gleichen Leiden ihrer Urfamilie austrägt. Sie sehnt sich ebenfalls nach Gesundheit. Das Denken, Fühlen und schließlich das gesamte Handeln bleiben aber von der Genetik bestimmt und somit kann keine gesündere Verhaltensweise eintreten.
  3. Beispiel:
    Zur Gesundung müsste beispielsweise eine krebskranke Person verschiedenste körperliche Aktivitäten leisten, ihr Atemsystem stärken und aufbauende Prozesse tätigen. Infolge der Erschöpfung signalisiert ihr Körper eine vollkommene Schwäche und sie wird deshalb zur Gefangenen, sowohl im Bewusstsein als auch in der physischen Kraftsituation, von der Schwäche.
  4. Beispiel:
    Jedes Mal, nachdem eine Begegnung mit einer bestimmten Personengruppe stattfindet, zeigen sich Verschlechterungen von Körperentzündungen. Aus sozialen Notwendigkeiten lassen sich jedoch die Begegnungen nicht vermeiden und aus diesem Grunde entsteht ein Kreislauf von immer wieder neuen symptomatischen Beeinträchtigungen.
  5. Beispiel:
    Jemand leidet an einem Bandscheibenvorfall und müsste nun die Wirbelsäule ausreichend für die Heilung bewegen. Er wird jedoch durch Schmerzzustände zu einer Ruhelage gezwungen und diese wiederum hat zur Folge, dass sich der gesamte Bewegungsapparat und die Rückenmuskulatur schwächen.

Ein Flüchten oder Heraustreten aus diesen Situationen, die einen pathologischen Kreislauf vom Körper und dem persönlichen Bewusstsein darstellen, ist in der Regel sehr schwierig und unter den gewöhnlichen Willensvoraussetzungen gar nicht denkbar. Der Circulus vitiosus tritt unmittelbar auf verschiedene Weise in Kraft und es erfordert für die Selbstaktivierung der Heilkräfte nun eine besondere Vorgehensweise, damit der Einzelne nicht krank bleibt und weiteren Progredienzen entgegenschaut.

Die Wege, wie die Vorgehensweise, den Circulus vitiosus zu überwinden, aussehen kann, sollen in einem nächsten Artikel beschrieben werden.

„Unser ganzes Ziel ist es, unsere Fehler zu erkennen und uns entsprechend zu bemühen, die entgegengesetzte Tugend zu entfalten, so dass der Fehler von uns abfällt, wie der Schnee unter der Sonne schmilzt. Kämpfen Sie nicht gegen ihre Sorgen, kämpfen Sie nicht gegen ihre Krankheit, hadern Sie nicht mit ihren Schwächen – verlieren Sie sie vielmehr aus den Augen, wenn Sie sich auf die Entfaltung der Tugenden konzentrieren, derer Sie bedürfen.“
Edward Bach1) Edward Bach, Ihr leidet an euch selbst, 1931, aus Gesammelte Werke, Aquamarin Verlag, Grafing, 1989, S. 160



Die Zichorie (engl. Chicory): In der Naturheilkunde ist diese Pflanze ein Leberheilmittel. Edward Bach empfiehlt sie all jenen, die um das Wohl anderer allzu besorgt sind. Der zusammenziehende und aus der Wurzel wie auch aus der Blüte gewonnene Saft wirkt tatsächlich auf die zentralen Verdauungswege zentrierend.
Foto: Martin Sinzinger

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Edward Bach, Ihr leidet an euch selbst, 1931, aus Gesammelte Werke, Aquamarin Verlag, Grafing, 1989, S. 160

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