Logik und Gesetze der Gesundheit XIX –
Die Aktivierung der Zellatmung und Zelldurchlichtung

Von Heinz Grill

In den bisherigen Artikeln wurde die Bedeutung der aktiven Denk-, Gefühls- und Willensentwicklung in Bezug auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte aufgezeigt. Nicht eine äußere Übung, Methodik oder eine bloße Ernährungsumstellung kann den Menschen tiefgründig heilen, es ist vielmehr die Art und Weise, wie er sich Ziele im Leben selbstaktiv setzt und sein gesamtes Gemüt auf neue Stufen aktiviert, damit die Lebenskräfte produktiv entwickelt werden und tatsächlich neue Perspektiven entstehen. Nicht eine bestimmte Übung heilt den Menschen, sondern seine Auseinandersetzung mit der Übung und die Entschiedenheit zu neuen Möglichkeiten führt ihn über die Grenzen des Krankseins hinaus und schenkt ihm eine bessere Gesundheit.

Bei der so vielseitig verbreiteten Krebskrankheit ist es außerordentlich hilfreich, wenn der Übende viele Yogaübungen, die sogenannten Asana praktiziert und dies ganz besonders in einem rhythmischen Wechselspiel von bewusster Anspannung, Dynamik und wieder gezielt gehaltener Ruhe und Beobachtung. So wie der Atemprozess in Ein- und Ausatmen durch die Lunge gleitet, so kann bei einer Yogaübung ein gesteigertes Wechselverhältnis von dynamischer Spannkraft zu gezielter bewusster Beobachtung entstehen. Beide Phasen, die ruhige Bewusstheit und die elastische Willenserkraftung ergänzen sich gegenseitig und führen zu einer tieferen Durchatmung des ganzen Organismus.

Wie geschieht diese Durchatmung und Durchgestaltung? An einem praktischen Beispiel einer Asana kann dieses Verhältnis von Ruhe und Bewegung deutlich zur Demonstration kommen. Es ist der Halbmond, āñjaneyāsana, eine der klassischen und in allen Lebensstufen gut zugänglichen Yogaübungen. Der Übende begibt sich in einen Kniestand mit einem Bein nach vorn und sinkt tief mit der Hüfte zum Boden. Der Oberkörper bleibt leicht, die Schultern und der Nacken von Spannungen frei. Mit einer grazilen Bewegung schwingt der Übende die Arme über dem Kopf nach oben und bildet die Form eines Halbmondes. Eine leichte Spannung begleitet die Hüfte, denn die Beine ziehen sich zusammen, sodass der Körper relativ bodennah verweilt. Das Rückwärtsbeugen, das in dieser Asana nun weiter zur Entfaltung gelangen soll, bedarf der verschiedenen Phasen von ruhiger Beobachtung und gezielter, zentrierter Aufbauspannung in der Wirbelsäule.

Der Übende macht sich hierfür im Oberkörper sehr leicht, beobachtet den frei fließenden Atem und stellt sich vor, wo und wie er in der Wirbelsäule zu einer stärkeren Durchspannung gelangen soll. Noch beginnt er nicht mit dem aktiven Willenseinsatz, sondern beobachtet und verweilt in ruhiger Ausdauer in der Asana. Erst nachdem er die Übersicht gewonnen und eine genaue Vorstellung von dem nächsten Schritt mental herangebildet hat, beginnt er mit der willentlichen Umsetzung und aktiviert schließlich das Rückwärtsbeugen auf eine nächste, erweiterte Stufe. An dieser angekommen verweilt er erneut in ruhiger, wacher Kontemplation. Das Bewusstsein ist somit hochaktiv, der Körper aber bleibt unbewegt. Diese Phasen der Ruhe und Aktivierung können mehrmals wiederholt werden. Sowohl die Dynamik als auch die Ruhe ergänzen sich in ihrer Intensität gegenseitig. Je mehr die Ruhephase mit wacher Bewusstheit erzielt und die Vorstellung des nächsten Schrittes herangebildet wird, desto leichter lässt sich schließlich die nächste grenzüberschreitende Ausdehnung erzielen. Rhythmisch im Wechselspiel für etwa 10-15 Sekunden hält der Übende deshalb die Bewusstheit bei unbewegter Körperhaltung und wechselt schließlich aus dieser hinüber in eine aktive Dynamik für etwa fünf Sekunden, sodass er eine grenzüberschreitende Aktivität erbringt. Im Gesamten kann eine Übung etwa eine bis zwei Minuten Zeit beanspruchen.

Diese Formen der Bewegungen lassen sich bei den verschiedensten Übungen des Yoga praktizieren. Surya namaskara, der Sonnengruss, ist typisch für ein Wechselspiel der Anspannung und ruhiger, kurz gehaltener Innerlichkeit. Entspannte, leichte Bewegungen wechseln mit schwierigeren, zentrierten, dynamischen Schritten. Es ist ein rhythmisches, gestaltbildendes, hochaktives, sowohl körperliches als auch psychisches Erkraften auf diese Weise gegeben.

Das gesamte Zellsystem benötigt zur Gesunderhaltung sowohl eine gute Durchatmung über die Mitochondrien1) In den Mitochondrien wird idealerweise der mit der Atemluft aufgenommene Sauerstoff zur Energiegewinnung eingesetzt. Dieser Prozess findet allerdings bei der Krebszelle nicht mehr statt. Sie gewinnt ihre Energie nicht mittels Sauerstoff, sondern über Gärung. als auch eine Art Durchlichtung. 2)Die Durchlichtung des Zellsystems kann man sich im Sinne eines strukturierenden und formenden Kräftewirkens, das an den Zellen arbeitet, vorstellen. Diese strukturierenden Kräfte brauchen die Zellen ebenso wie eine Pflanze das Sonnenlicht. Ohne das einstrahlende Sonnenlicht würde eine Pflanze bei günstigen Bodenverhältnissen zu einem Wucherwachstum neigen, bei dem Form, Struktur und Größenverhältnisse der Pflanze verloren gehen. Ohne formgebendes Licht würde die Zelle ebenfalls ihre Gestalt und Struktur im Gewebe verlieren.

Durch dieses rhythmische Üben, das eine hohe Selbstaktivität und Bewusstheit voraussetzt, fördert der Einzelne eine tiefere Durchdringung der gesamten Gewebe des Körpers und er transportiert gewissermaßen, wenn man dies bildhaft betrachtet, das äußere Licht bis hinein in die Zellen. Eine Art, wenn man es metaphysisch ausdrückt, des Lichtstoffwechsels findet durch das rhythmische Praktizieren im Organismus statt. Zur Prophylaxe wie auch zur therapeutischen Unterstützung bei verschiedenen Erkrankungen des Zellsystems könnte dieses rhythmische Praktizieren eine erstaunlich große Hilfe geben. Der Übende sollte aber nicht nur als Methodik das Entspannen und Anspannen im Wechselspiel praktizieren, er sollte vielmehr die Schönheit und Eleganz als Zielpunkt für sein Leben wählen, die diese elegante Möglichkeit der Asanapraxis bietet. Aus der Ruhe entwickelt sich die Bewegung, sanft, zentriert, licht- und kraftvoll, und sie führt wieder hinüber zu einer größeren Entspannung und Lebendigkeit im Organismus. Sowohl das Gefäßsystem als auch die gesamte Muskulatur erleben eine Art lebendige durchdringende Bewegtheit, die sie wieder in eine verjüngende und regenerierende Kondition kommen lässt.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 In den Mitochondrien wird idealerweise der mit der Atemluft aufgenommene Sauerstoff zur Energiegewinnung eingesetzt. Dieser Prozess findet allerdings bei der Krebszelle nicht mehr statt. Sie gewinnt ihre Energie nicht mittels Sauerstoff, sondern über Gärung.
2 Die Durchlichtung des Zellsystems kann man sich im Sinne eines strukturierenden und formenden Kräftewirkens, das an den Zellen arbeitet, vorstellen. Diese strukturierenden Kräfte brauchen die Zellen ebenso wie eine Pflanze das Sonnenlicht. Ohne das einstrahlende Sonnenlicht würde eine Pflanze bei günstigen Bodenverhältnissen zu einem Wucherwachstum neigen, bei dem Form, Struktur und Größenverhältnisse der Pflanze verloren gehen. Ohne formgebendes Licht würde die Zelle ebenfalls ihre Gestalt und Struktur im Gewebe verlieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert