Allgemeine Begrifflichkeit der Initiation
Eine Initiation, eine Einweihung, überträgt sich immer von einem verwirklichten Menschen zu einem Anderen, einem Suchenden, einem Teilnehmenden, einem Schüler. In diesem Kontext soll lediglich die spirituelle Initiation näher beleuchtet werden. Es gibt jedoch Formen der Initiation, die im alltäglichen Leben unbewusst stattfinden und auf den ersten Blick scheinbar keinerlei Verbindung zur Spiritualität besitzen. In der gewöhnlichen Schule übertragen die unterrichtenden Lehrer immer zu einem gewissen Grade ihr seelisches Erleben auf die zu unterrichtenden Kinder und weihen sie in mehr oder weniger großem Maße in ein charaktervolles und sittliches Leben ein. Jeder Pädagoge kann jedoch nur so viel an seine Mitmenschen übertragen, wie er tatsächlich in seiner Seele selbst zur Realisation gebracht hat. Lehrerpersönlichkeiten wirken jedenfalls sehr prägend auf ihre Schüler.
Im gleichen Maße kann eine spirituelle Initiation nur bis zu jenem Grad stattfinden, wie sie in der unterrichtenden Lehrerpersönlichkeit authentisch und wahrhaftig gegründet ist. Es ist nicht denkbar und keinesfalls logisch, dass eine Person zu den höheren Welten initiieren könnte, wenn sie diese im Inneren nicht kennt. Aus diesem Grunde sind viele Yogaeinweihungen mit Mantren außerordentlich eingeschränkt und lediglich wie eine rituelle Geste zu verstehen, da die Lehrer, die ein Mantra an ihre Schüler weitergeben selbst den geistigen Urgrund und die tiefere Wirklichkeit dieses Mantra gar nicht erschaut und in vollem Umfang der Erkenntnis errungen haben. Eine Initiation mit Spiritualität benötigt eine authentische und in der Wahrheit der geistigen Wirklichkeiten stehende Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit prägt die Zukunft des Schülers.
Im Yogaunterricht, in Meditationsschulungen und in allgemeinen esoterischen Lehrunterweisungen überträgt der unterrichtende Lehrer auf stille Weise seine tiefen Erfahrungen auf seine Teilnehmer, er initiiert sie nach seinem erworbenem Geistesgut und wenn dieses sehr gut ausgeprägt ist, kann von einer sinngemäßen und wahren Initiation gesprochen werden. Eine rituelle Geste benötigt jener Lehrer, der im Geistesleben tief verankert ist, nicht.
Initiation von Sai Baba
Der mittlerweile verstorbene indische Lehrer Sathya Sai Baba gab in Puttaparthi in Indien zu seinen Lebzeiten regelmäßige sogenannte Darshans. Darshana heißt, dass sich der Lehrer in seiner geistig-göttlichen Gestalt den Schülern zeigt. Millionen von Menschen aus Weltenweiten strömten nach Puttaparthi und hielten sich meist für längere Zeit in dem Ashram des bekannten, sehr kleinwüchsigen und doch außerordentlich signifikanten Lehrers auf. Große Kräfte mit Kundalini-Wirkungen konnte Sai Baba auf die anwesenden Verehrer übertragen.1) Kundalini-Kräfte sind sehr intensive und wirksame Ätherkräfte, die vor allem im ersten Energiezentrum, im sogenannten muladharacakra konzentriert sind und durch eine spirituelle Praxis erweckt werden können. Ohne wirklicher Kenntnis dieser Kräfte ist aufgrund ihrer starken Wirksamkeit Vorsicht geboten. Sathya Sai Baba kannte diese Kräfte und konnte sie auch gezielt einsetzen. Die Übertragungen dieser starken Energie bezeichnen jedoch einen nicht so wichtigen Nebenschauplatz, denn im Zentrum liegt die Begegnung des einzelnen Schülers mit einer geistig intensiv ausstrahlenden Persönlichkeit. Der sich in den Darshan einreihende Verehrer richtet seine Aufmerksamkeit auf den an der Menge entlang gehenden Sathya Sai Baba, der sich mit intensiver Konzentration an die dort befindlichen Gruppen und an die einzelnen Individualitäten wendet. In der Seele spürt der sogenannte Devotee die Liebe, die unmittelbar aus der kleinen Gestalt des Inders mit orangefarbener Kutte ausstrahlt. Die Liebe ist nicht eine emotionale Angelegenheit, sie ist nicht eine besondere Erfindung, die das Leben sympathisch macht, und sie ist auch nicht ein Zufallsprodukt, das einmal vorhanden ist und ein anderes Mal entschwindet, sie ist unmittelbare Gegenwärtigkeit in der Person von Sathya Sai Baba. Sie ist Wirklichkeit, sie lebt in der Person, sie erstrahlt wie ein großer Planet, gefasst in allen Gliedmaßen, fein verströmend bis über das schwarze und doch mächtige Haar hinaus. Sie liegt in dem konzentrierten Blick, mit dem er über die einzelnen Personen streift und durchdringt jedes Herz. Seine Verkörperung ist Liebeskraft und diese ist für die Seele wahrnehmbar. Derjenige, der an einem Darshan teilnimmt, weiß von nun an in seiner Seele, dass er diese Liebe einmal im Laufe dieses Lebens oder auch in einem nächsten Leben verwirklichen möchte. Sathya Sai Baba initiiert durch seine Präsenz die uranfänglichen Keime zur Liebe und vom Augenblick der Begegnung an verändert sich der Schüler. Er weiß von nun an, dass es diese Liebe in einer Verkörperung gibt, und da es seine Seele weiß, will er diese auch einmal selbst erringen.
Die positiven und negativen Wirkungen der Initiation von Sai Baba
In der Regel gewinnen die Schüler von Sathya Sai Baba ein natürliches Bewusstsein, dass diese Liebe nicht auf eine Religion beschränkt ist, sondern sie in allen als Essenz lebt. Sie empfinden trotz vielfach fehlender Auseinandersetzung mit den tieferen Seinsprinzipien des Daseins die Liebe als das zu erstrebende und wertvollste, das Menschen miteinander versöhnt. Eine erste Grundlage zu Weite und Toleranz ist nahezu allen Anhängern von Sai Baba gemeinsam.
Leider aber sind häufig die negativen Wirkungen augenscheinlicher und wollen die positive Dimension, die in dieser Initiation liegt, übertönen. Eine bekannte Malerin aus Süddeutschland, die sich sehr viel mit Spiritualität und spirituellen Persönlichkeiten beschäftigt, sagte einmal in spontaner emotionaler Reaktion, dass sie noch nie so viel Egoismus gesehen habe, wie unter den Devotees von Sai Baba. Diese Aussage ist leider sehr gut nachvollziehbar, denn die verehrenden, Gott suchenden Menschen, die einmal bei Sai Baba gewesen sind, haben keinen ordentlichen Geistschulungsweg verfügbar und da sie dennoch eine große Energie über die ausstrahlende Kundalini-Kraft von Sai Baba erhalten und des Weiteren das göttliche Geheimnis der Liebe in einem Menschen einmal erschauen konnten oder, besser gesagt, anblicken konnten, glauben sie allzu leicht, dass sie auserwählte und bevorzugte Personen seien. Sie können mit den im Ashram gewonnenen Erfahrungen des Darshans ohne genaue disziplinierte Geistschulung nur in einen bisher bekannten emotionalen Zustand zurückfallen und diesen mit Geistigkeit verwechseln. Zu den fünf Werten, die Sathya Sai Baba lehrte (diese sind ahimsa – Gewaltfreiheit, satya – Wahrheit, shanti – Frieden, dharma – Rechtschaffenheit und prema – Liebe), nehmen sie Zuflucht, aber mehr im Sinne der reinen Übernahme von Nominativen. Sie haben die Wege der Verwirklichung nicht kennengelernt und benützen nun diese fünf Werte wie eine Essenz. Der Egoismus ist eine konsequente Folge, die aus dem Mangel an Schulungsschritten entstehen muss. Es ist nicht prema, die Liebe, die tatsächlich aus dem Menschen konsequenterweise hervorgeht, sondern allzu häufig a-prema, Nicht-Liebe und Eigennutz, welche das Leben mehr an die Materie bindet und dies sogar oftmals mehr als bei nicht-initiierten Menschen. Die Zukunft würde es erfordern, dass die Schüler von Sathya Sai Baba an intensiven eigenen Studiengängen im Sinne von Geistschulung und Yoga partizipieren.
Wie ist die Initiation in der Geistschulung mit der neuen Yogaempfindung?
Die Teilnehmer, die zu meiner Schulung kommen, erleben in mir nach relativ kurzer Zeit die Wirkung von heilsamen Kräften, die sie – vielleicht nicht unmittelbar, aber doch nach einigen Tagen – in eine bessere und höhere Form der Gesamtempfindung und der Gesundheit führt. Sie bemerken, dass die heilsamen, erhebenden und harmonisierenden Einflüsse beispielsweise nicht über einzelne Übungen allein, über eine gute Ernährung oder angewendete Heilmethoden erfolgen, sondern dass sie tatsächlich in der Begegnung mit meiner Person entstehen. Nach einigen Tagen fühlen sie sich in vielerlei Weise in der Energie angehoben, in der Form besser gegründet und man spricht von einem sogenannten „Getragensein“. Sie fühlen sich inspiriert und in den meisten Fällen ein Stück von den Schicksalen des Vergangenen losgelöst. Krankheiten werden relativ oder verschwinden. Die Personen erleben einen Neuanfang und wenn sie mehrere Aufenthalte wahrnehmen, gewinnen sie unerwartete Perspektiven.
In der Seele löst sich langsam das Bisherige, das vergangene Schicksal, es wird relativ und es formt sich in ersten kleinen Ansätzen durch die Ausführungen in den Lektionen ein Empfinden für die geistig bestehende Wirklichkeit und ihre Gesetzmäßigkeiten. Das Denken emanzipiert sich Tag für Tag von den aufgespeicherten Emotionen und es können von nun an wahrere Empfindungen gedeihen. Das Wesentliche scheidet sich vom Unwesentlichen. Der Empfindungsorganismus des einzelnen Teilnehmers gewinnt eine schnelle und starke Entwicklung vonseiten des übergeordneten geistigen Einflusses. Manchmal spüren die Interessenten dies bereits beim Lesen eines Buches. In gesteigerter und sehr intensiver Weise aber strömen die Kräfte eines Wahrheitsempfindens beim Zuhören von Vorträgen oder beim Teilnehmen an Übungseinheiten dem Einzelnen entgegen. Das Denken löst sich vom emotionalen Organismus und langsam – dies erst nach mehreren und längeren Aufenthalten – lösen sich die bisherigen Willensverflechtungen und die Seele kann erstmals reinere und gezieltere Handlungen tätigen. Schönheit erwacht im Schüler, freiere Empfindungen leuchten erstmals auf. Nahezu immer sind mit den Begegnungen und daran anschließenden Aufenthalten Heilungen unterschiedlichen Grades verbunden. Die Personen, die einige Tage am Schulungsunterricht teilgenommen haben und sich einigermaßen auf die Inhalte einlassen konnten, gewinnen eine bessere Formstruktur im äußeren Aussehen und eine dynamischere Grundlage zur Aktivität. Sie werden in der Regel beziehungsfreudiger und sie werden tatsächlich schöner.
Durch die Initiation, durch die Übertragung des geistigen Geheimnisses, die immer von einer Person ausgehend, in diesem Fall von meiner Person, stattfindet, lernt der Einzelne in ersten Fragmenten das Geheimnis der geistigen Heilkunde kennen. Er bemerkt des Weiteren die Relativität aller äußerlichen Heilmethoden, sowohl schulmedizinischer, naturheilkundlicher, als auch energetischer Verfahren. Es ist die Person, die die größte Heilkraft mit der Begegnung zu einer anderen freisetzen kann, wenn sie in geistigen Gesetzmäßigkeiten und Wahrheiten gegründet ist. Gleichzeitig weiß derjenige, der Initiation in diesem Sinne empfangen hat in der Tiefe seiner Seele, dass er sich nun nicht mehr um sich selbst und seine kleinlichen körperlichen Beschwerden, seine Konflikte mit allerlei unruhigen Beziehungsumständen und Existenzfragen kümmern muss, sondern nun verpflichtet ist, eine adäquate Antwort auf seine Heilung zu geben. Von nun an muss der Einzelne in die Zukunft blicken und für Andere Konstruktives leisten. Er darf sich nicht mehr selbst erretten wollen, sondern er muss sich um die beste Entwicklung für ein größeres Ganzes oder für ein Ideal in der Menschheit bemühen. „Wer sein Leben erretten will, wird es verlieren. Wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Mt 16,25) Dieser Evangeliensatz, durch den Christus gesprochen, wird durch die Initiation in ganzem Umfang wahr. Es handelt sich bei der Initiation, wie sie in meinen Unterrichtsformen und Übungseinheiten stattfindet, um eine christlich-geistige, die natürlich nicht mit dem Christus selbst vergleichbar ist, das wäre vermessen, welche dennoch aber die Gesetzmäßigkeit der geistigen Welten im Sinne einer ganz tiefen christlichen Philosophie enthält. Derjenige, der sie empfängt, braucht sich nun nicht mehr in psychotherapeutischer Anstrengung um die Rettung seiner Psyche bemühen, er kann nun die Freiheit in seiner Persönlichkeit annehmen und in sinnvoller Weise für Andere konstruktiv, lehrend und heilsam tätig sein. Das Ziel der Initiation ist, dass Menschen heilsam auf ihre Mitmenschen ausstrahlen.
Die negativen und positiven Wirkungen von meiner Initiation
Ähnlich wie in allen anderen Schulen gibt es auch in dieser Entwicklung eine große Palette von kuriosen und nicht ungefährlichen negativen Wirkungen. Insbesondere da die Verwandlungsvorgänge unübersehbar und außerordentlich intensiv sind, können sich die Missbrauchsformen und Negativerscheinungen in besonderem Maße als Gegenbilder verkünden. Schüler wollen gerne die schönen Seiten ernten, aber sie wollen keine ordentlichen Studiengänge leisten. Der Übende kennt es beispielsweise, wie er durch meine Person in einen höheren Bewusstseinszustand mit feinsinnigen Empfindungen für die geistige Wirklichkeit gekommen ist und er weiß die Heilwirkung zu schätzen. Indem er aber nicht sorgfältig genug auf die Lehrinhalte, auf Übungen und deren soziale Ausgestaltung hinarbeitet, bindet er sich an die bisher erworbenen Erfahrungen, er will sie schließlich in wiederholten Begegnungen wieder erleben. Wie lange aber lassen sich Heilungen und bewusste Aufbauformen durch eine passive Teilnahme am Unterricht aufrechterhalten? Das Studium der Geistinhalte benötigt eigene Ziele mit einer Strebsamkeit zu hohen Idealen. Es benötigt eine ständige intensive, konstruktive Auseinandersetzung mit unterscheidenden Wahrnehmungen zu den Erscheinungsformen, die egoistisches Triebverhalten beschreiben, und im Gegensatz hierzu zu den Moralkräften, die einen bleibender Wertinhalt zum Leben repräsentieren. Der Initiierte, der Geheilte oder der, der mit den Idealen bereits neue Anfänge in seinem Leben kennengelernt hat, muss die Inhalte des Geistes verwirklichen. Er muss seine Chakren, seine Energiezentren entfalten, er darf nicht auf eine passive Energie, die ihm der Lehrer in wiederholtem Maße bietet, warten. Wie groß ist aber diese Passivität? Wie mächtig sind Unterlassungen auf dem Schulungsweg? Erwartungen an den Lehrer zeigen sich und die eigene Verantwortlichkeit scheint zu viel Mühe zu kosten. Viele, ja sehr viele Personen, die Heilung und eine erste Transformation in der Seele durch meinen Unterricht erfahren haben, wenden sich ab, weil sie zu irgendeiner Zeit eine Selbstaktivität zu den Geistinhalten bewerkstelligen müssen und diese aus Angst, Bequemlichkeit oder aus Bindungsgefühlen nicht leisten können. Von nun aber wollen sie ihr Leben erretten und sind nicht mehr für eine Verantwortung gegenüber dem Gelernten verfügbar. Sie suchen fast immer in allerlei Therapien einen Ausweg und flüchten sich in verstärkte Bindungen zu anderen Personen oder zum materiellen Leben. Es ist vielleicht nicht der unmittelbare Egoismus, der bei vielen, die die erhaltene Initiation nicht zur Verantwortlichkeit führen, sichtbar, sondern es ist vielfach eine extreme Verhaftung an Bindungen und allerlei kurioses soziales Verhalten gegeben. Nicht selten werden Personen sogar lügenhaft und beuten in besonderem Maße ihr Umfeld und ihre Mitmenschen energetisch aus. Sie bemerken, dass sie einen Neuanfang für ihre Seele leisten müssten und kompensieren diese Situation mit einem stärkeren Flüchten in Ideologien oder in weltliche Abhängigkeiten.
Viele Personen flüchten in andere Wege und da sie aber auf dem Schulungsweg, wie er hier vorgegeben ist keine ordentliche Ausarbeitung leisteten, klagen sie diesen an. Sie gehen beispielsweise in anthroposophische Einrichtungen und meinen, dass sie dort für ihre eigene Unterlassung fündig werden könnten. In Wirklichkeit aber strahlt ihr eigenes Scheitern auf die Anthroposophie hinüber und auch diese bringen sie durch Konflikte in ein schlechteres Niveau. Nicht selten haben ehemalige Schüler von mir andere Einrichtungen in Konflikte geführt und dort Unheil auf stille Weise angerichtet. Die Unterlassungen auf dem Schulungsweg führen schließlich zu einer psychischen Instabilität. Es fehlt dem Menschen die Zukunft. Sie müssten die Zukunft außerhalb ihres Egotriebes in konstruktiven Idealen, wie sie von mir vorgelebt werden, entwickeln und dann würden sie große Heilkräfte ausstrahlen können.
Eine Person, die sich in einem bedrängenden Beziehungskonflikt befand und seit Jahren Geistschulung entgegennahm, kam in meinen Unterricht nach Naone und bemängelte sowohl meine Art des Unterrichtens als auch das Verhalten der Kollegen. Die Urteile dieses Kollegen waren schroff und sehr subjektiv gewählt. Magische Wirkungen strömten nun von diesem urteilenden und projizierenden Menschen auf die Teilnehmer und es kam sogar unweigerlich zu einem Krankheitseinbruch in der ganzen Gruppe. 25 Personen erlitten Bronchialsymptome, Fieber und Gliederschmerzen. Der Kollege, der dies verursacht hatte, fühlte sich sogar bestätigt, dass alle Anwesenden, einschließlich meine Person, mit schlimmen Fehlern behaftet seien und er reiste mit Trotz und Aggression ab. Nach einigen Tagen erfolgte eine Aufklärungsarbeit mit diesem Kollegen, der zum Glück dialogbereit war und sich zumindest die Kritik anhörte. Nach einem längeren Gespräch begann der Kollege seine eigene Situation besser zu reflektieren und entdeckte sein projektives Verhalten. Er war beschämt und wurde nun selbst krank, während alle anderen unmittelbar gesund wurden. Der Kollege projizierte seinen Beziehungskonflikt auf die spirituelle Lehrveranstaltung. Es dauerte einige Wochen und der Kollege kam wieder, nachdem er seinen Beziehungskonflikt besser einordnen konnte und nahm erneut an den Schulungskursen teil. Der Mut zu diesem Wiederkommen war ihm hoch anzurechnen, denn er überschritt eine Grenze in seinem eigenen Gemüt. Die Folge seiner Teilnahme war, dass er von nun an erhebliche Heilkräfte auf seine Mitmenschen ausstrahlte und beste und konstruktivste Beiträge für die Schulungen gab. Er strahlte Schönheit und Hoffnung für alle anderen aus. Dieses Beispiel zeigt, dass negative Wirkungen durch bewusste Schulung, Auseinandersetzung und vor allem Ehrlichkeit zu sich selbst vermeidbar sind.
Wie ist es möglich, dass grundsätzlich negative Wirkungen auf immense Weise durch eine falsche Interpretation des Schulungsweges oder durch Unterlassungen auf diesem ausstrahlen? Durch die Initiation wissen die Personen, dass sie an einem Endpunkt ihres Lebens angekommen sind und dass sie diesen nun auf jene Weise überbrücken können, indem sie für ein höheres Ideal und für eine größere spirituelle Aufgabe leben. Diese Aufgabe müssen sie aber aus den bisher gelernten Inhalten erwerben, denn diese sind ihnen zutiefst vertraut oder, anders ausgedrückt, sie sind im Sinne einer ersten Empfindungsform in ihnen angelegt. Andere Inhalte, beispielsweise Inhalte aus anderen Lehren, sind ihnen nicht durch Initiation nahegebracht und deshalb sind diese weitaus weniger für sie zugänglich. Das Vertraute und nicht das Ferner-Stehende will die Seele aus tiefstem Antrieb heraus verwirklichen. Obwohl die Aussagen von Rudolf Steiner intensive Initiationsinhalte sind, sind sie für den, der bei mir gelernt hat, schwerer zugänglich. Vor allem können meine Schüler die Seele von Rudolf Steiner in den Inhalten noch nicht erschauen und deshalb finden sie kein persönliches Beispiel für die Worte. In der Seele bemerken die Menschen, die Initiation durch einen Lehrer empfangen haben, dass sie nur durch die spirituellen Inhalte der Geistschule leben können, und dass sie, wenn sie den Mut zur Entwicklung aufbringen, auf diese Weise sehr viel tun können. Sie überschreiten eine Grenze, die man im evangelischen Sinne tatsächlich wie die vom Tod zum Leben bezeichnen kann. Wenn sie aber den Mut für diese Aktivitäten nicht erbringen, gehen sie den breiten Weg des Verderbens, wie es in der Bergpredigt heißt;2) „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“ Mt 7,13-14 oder anders ausgedrückt, sie vergraben ihr Talent und verlieren ihre Geistfähigkeiten.3) Mt 25,14-39 Sie ernähren das bisherige emotionale Gut, das sie aber der Vergangenheit anrechnen müssten. Den Mut zur Entwicklung eines freien und moralisch hochstehenden Bewusstseins bringen sie nicht auf. Die Pforte der Initiation ist jene schmale, die im Evangelium erwähnt ist. Diejenigen Schüler, die diese einmal empfangen haben, werden den Geist trotz aller selbstgebastelten Entschuldigungen nicht leugnen können.
Anmerkungen
⇑1 | Kundalini-Kräfte sind sehr intensive und wirksame Ätherkräfte, die vor allem im ersten Energiezentrum, im sogenannten muladharacakra konzentriert sind und durch eine spirituelle Praxis erweckt werden können. Ohne wirklicher Kenntnis dieser Kräfte ist aufgrund ihrer starken Wirksamkeit Vorsicht geboten. Sathya Sai Baba kannte diese Kräfte und konnte sie auch gezielt einsetzen. |
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⇑2 | „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“ Mt 7,13-14 |
⇑3 | Mt 25,14-39 |