Von Heinz Grill
Die verschiedenen Qualitäten von Wärme
Die rechte Verteilung der Wärmeverhältnisse im Organismus bildet einen Grundbaustein zu jeglicher gesunden Heilanwendung. Jemand, der erkrankt ist, benötigt seelische Wärme und in den häufigsten Fällen ebenfalls eine Zufuhr von physischer Wärme. Die vorwiegend imponierenden Zeitkrankheiten, wie beispielsweise die Krebskrankheit, Immunschwächen, Nervenerkrankungen, sklerotische Gefäßprozesse, Infarkte, Abbauprozesse unphysiologischer Art in Knorpelsystemen und allgemein Erschöpfungszustände lassen einen gewissen Temperaturverlust erkennen oder es sind zumindest sehr große Unregelmäßigkeiten in der Verteilung der Wärme und daraus resultierende, immer wiederkehrende, chronisch werdende Entzündungsprozessen gegeben. Die heutige Kerntemperatur von 37 Grad Celsius ist allgemein bei den meisten Menschen um einen halben Grad geringer geworden.1) Die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen vom 37 °C ermittelte 1851 der Leipziger Physiker Carl R. A. Wunderlich anhand von Messergebnissen an 25000 Patienten. Diese Temperatur gilt seit dem als Standard. Neuere wissenschaftliche Studien ergeben aber, dass heute eine wesentlich geringere Körpertemperatur von 36,6 °C besteht, und dies liegt nicht an veränderten Messmethoden, sondern an einem tatsächlichen kontinuierlichen Rückgang der Körpertemperatur in den letzten 160 Jahren. (s. Studie der Stanford University von 2020) Die meisten Erkrankungen sind durch Kälte verschiedenster Art verursacht, sie sind Folgen von Einseitigkeiten, materialistischen Fixierungen, isolierten Alltagsbedingungen und infolge der mangelnden Wärmeerkraftung fehlt den einzelnen Individuen nicht selten die Kraft, dem Leben mit Sinngehalt und bewusster Beziehung zu begegnen. Eine gesunde und gut verteilte Körpertemperatur und die Fähigkeit, auf Außeneinflüsse einmal ein gesundes Fieber zu erzeugen, fehlt bei einem Großteil der Menschheit.
Eine besondere Aufmerksamkeit in der spirituellen Heilkunde verdient der sogenannte Feuer- oder Wärmeäther. Mit dieser Begrifflichkeit ist nicht die physische Wärmezufuhr gemeint, die beispielsweise durch Sonneneinstrahlung, heiße Getränke oder einen gut geheizten Ofen entsteht, sondern es ist eine sehr sensible, unsichtbare Dimension eines kosmisch fein verteilten Wirkens von subtilen Kräften benannt. Der Kosmos webt und lebt in einem unsichtbaren Wärmefluten. Die sogenannten Ätherkräfte entspringen nicht aus der irdischen, physischen Welt, sie sind feinstofflich, in ständiger Bewegung und verdeutlichen soviel, wie eine immer fließende Lebensenergie. Wenn von Feueräther gesprochen wird, so entsteht dieser nicht durch die Verbrennung von Holz oder Kohle. Es handelt sich bei dieser Art von Wärme sogar um eine Nicht-Wärme, da sie sich keinesfalls wie eine hitzige Erscheinung anfühlt. Man kann am leichtesten den Feueräther mit dem einstrahlenden, kosmischen Kräftewirken verbinden. Dieses Fluten und Weben in feiner Gegenwärtigkeit einer Kraft muss nicht unbedingt allein dem physischen Sonnenlicht entsprechen, sondern es kommt einer Entität gleich, die von außen nach innen oder von oben nach unten die Materie berührt, sie auf feinste Weise durchdringt und doch in ihrem fein verteilten Wirken frei von dieser bleibt. Eine immerwährende Bewegung liegt im Feueräther.2) Der Wärme- oder auch Feueräther wird ebenso, wie die drei weiteren Ätherarten in dem Buch „Das Wesensgeheimnis der Seele“ ausführlich beschrieben.
Der Zusammenhang der Seele zum Wärmeäther
Zu jeder Heilentwicklung benötigt der einzelne Mensch das rechte Maß an menschlicher Fürsorge, Zuneigung und Aufmerksamkeit, er benötigt die Wärme seiner Mitmenschen. Aber es sei anzumerken, dass er diese rechte Wärme und Aufmerksamkeit zu seiner Heilung dringend braucht und keinesfalls falsche angstbeladene Gefühle, die ihn nur unnötig wie ein zusätzlicher Ballast binden und Abhängigkeitsverhältnisse verschiedenster Art kreieren. Die großen Ursachen vieler Krankheiten sind in den moralischen Verfehlungen der gesamten Menschheit und schließlich in den individuellen Bindungen der einzelnen betroffenen Personen zu sehen. Aus diesem Grunde kann man dem Patienten erbauende, gesunde und ehrlich gewählte Gefühle entgegenbringen, denn diese wirken auf ihn stärkend und können, wenn sie empathisch und weisheitsvoll gewählt sind, die Lebenskräfte mit Wärme stärken.3) Gefühle dieser Art sind nicht wie Emotionen, die den Menschen überfluten, sondern feinere Empfindungen, die der Mensch bewusst entwickelt.
Die Ätherwärme besitzt eine sehr nahe Verwandtschaft zur seelischen Wärme, die der Mensch mit seinem Herzen ausstrahlen kann. Es sei aber nicht ein emotionaler Gemütszustand gemeint, der sich vielleicht im Moment warm anfühlen kann, sondern es ist vielmehr die geordnete und beschauliche, ruhige und verinnerlichte Natur des Menschen mit der feinen Feuerkraft verbunden. Die Ätherwärme wirkt sogar kühlend auf alle emotionalen Zustände, denn sie gründet sich in fein abgestimmten ruhigen verinnerlichten Empfindungen. Will man die Ätherwärme geistig beschreiben, so wird man die Farbe eines tiefgründigen Blaus wählen. Diese Farbe besitzt Tiefe und gleichzeitig eine weite Ausdehnungsfähigkeit und sie wirkt auf das menschliche Gemüt beruhigend. Während das physische Feuer rötlich oder gelb seine Hitze bekundet, offenbart die Ätherwärme das umschließende, umfassende, mehr rundliche und kühlende Bewusstsein. Der blaue Himmel, wolkenlos, weit, umfassend in seiner Ausspannung, rundet die irdischen Elemente, differenziert sie und gibt ihnen eine eigene Stellung. Der Wärmeäther ist aufnehmend und umspannend, er versinnbildlicht eine subtile Lebenskraft, die jeder Mensch zu seinem Lebensgleichgewicht und zu seiner Gesundheit benötigt.4) Die Bezeichnung Äther kommt von dem griechischen Wort Αἰθήρ, Aither, der (blaue) Himmel.
Das Bewusstsein und der Wärmeäther
Wie aber kann die heilende Ätherwärme, die subtil und dennoch intensiv wirken kann, zu einem kranken Menschen gelangen? Um diese Frage, die eine sehr umfassende ist, in ersten Zügen zu beantworten, ist es günstig, wenn die unterschiedlichen Wirkungen des Bewusstseins auf den Körper eine ausreichende Aufmerksamkeit gewinnen. Es gibt eine Reihe von sehr krankhaften Einflüssen, die der Mensch selbst produziert oder die seine Umwelt hervorbringt und die er unweigerlich aufnimmt. Allgemein wirkt das Bewusstsein durch Denkvorgänge, durch die Gefühle und schließlich durch die Impulskräfte des Willens auf den Körper. Viele dieser Einflüsse, die im Wirkungsfeld des Bewusstseins liegen, bleiben unter der Schwelle des Bewusstseins und dennoch entfalten sie eine erhebliche Wirkung. Es sind bei schweren Krankheiten außerordentlich intensive Einflüsse im Unbewussten des Menschen verborgen, die auf die Lebenskräfte zersetzend wirken. In esoterischer Sprache formuliert sind das Bewusstsein und das Unbewusste Teile des individuellen Menschen und darüber hinaus mit den Mitmenschen verbunden. Schließlich bildet gerade das Bewusstsein mit all den unbewussten Anteilen, das sowohl durch das zentrale Nervensystem, als auch durch das vegetative System körperlich organisiert ist, einen Zusammenhang mit dem Kosmos. Diese beiden großen menschlichen Anlagen, das Bewusstsein und das Unbewusste, werden im Zusammenhang mit dem Kosmos als der sogenannte Astralleib bezeichnet. Der Mikrokosmos des Menschen in seiner individuellen begrenzten Ausprägung besitzt eine Verbindung zum Makrokosmos.
Allgemein lässt sich eine Krankheit auf esoterische Weise mit einer Störung des Astralleibes erklären. Während in schulmedizinischer Diagnoseforschung die pathophysiologischen Abläufe und Störzonen im Körper eruiert werden, um der Krankheit zu begegnen, sucht die Geistschule darüber hinaus jene Störungen, die im Umfeld und in dem persönlichen Denk-, Gefühls- und Triebverhalten des Kranken vorhanden sind, aufzudecken. Diese Arbeit stört sich nicht an einer schulmedizinischen Therapie.
Die Korrektur von falschen Denkprozessen
Die erste Analyse der Ursachen und Forschung zur Erkundung des Astralleibes besteht darin, dass der Therapeut zusammen mit dem Patienten die verschiedenen Denkprozesse und die daraus entstehenden Vorstellungen und Gefühle nach ihrer Richtigkeit prüft. Diese Arbeit ist in den meisten Fällen eine sehr individuelle, denn sie benötigt als Voraussetzung eine Betrachtung der Entwicklung. Für einen jungen Menschen können gewisse Denk- und Gefühlsregungen natürlich sein und der Entwicklung entsprechen, während sie für einen älteren Menschen, im gleichen Sinne getätigt, morbide Züge aufweisen. Denkvorstellungen existieren unendlich viele. Die Kunst, relative, fehlerhafte Vorstellungen von wesentlichen, für die Gesundheit bedeutungsvollen zu unterscheiden, kann in der therapeutischen Situation zur Entwicklung gelangen. Die Medizin steht hier noch mehr am Anfang und nicht am Ende. Im Allgemeinen wirken falsche Denkprozesse auf die Gefühlssituation des Menschen und wenn sie ein bestimmtes Ausmaß überschritten haben, erzeugen sie Beschwerden und Krankheiten.
Falsche Denkvorstellungen verhindern einen Zustrom von kosmischer Wärme und isolieren die menschliche Psyche vor einer harmonischen Integrität mit sich selbst und den Mitmenschen. Das ausgleichende Feuerelement des Kosmos, das am deutlichsten seinen Sitz im menschlichen Herzen nimmt, kann sich nicht in seiner heilenden Wirksamkeit verströmen, wenn das einzelne Individuum zu sehr und über längere Zeit falsche Vorstellungen pflegt. Ein erster Schritt in der therapeutischen Situation beschäftigt sich deshalb mit der Entwicklung von logisch gültigen Gedanken, die in Zusammenhang mit der menschlichen Entwicklung stehen und sowohl für das Individuum, als auch für die Mitmenschen eine universale Gültigkeit haben. Die geordnete Denk- und daran anschließende Gefühlsentwicklung öffnet den Menschen für heilsame kosmische Kräfte, für jene so wertvolle Ätherwärme, und schützt ihn gleichzeitig vor zu starker Abgeschlossenheit in sich selbst oder vulnerabler Offenheit gegenüber fremden Einflüssen.
Die Ätherwärme, die es zu entwickeln gilt und die jede erwachsene Person mit einiger Bemühung zu einem gewissen Grad hervorbringen kann oder, besser gesagt, zum Eingreifen führen lernt, stärkt die Beziehungsfähigkeit zu einem Gesamten und gleichzeitig stabilisiert sie das Individuum. Die Schritte können sehr vielseitig durch Übung, Wahrnehmungsprozesse, forschende Auseinandersetzung und durch einen rechten Gebrauch der Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens absolviert werden. Die einzelnen praktischen Vorgehensweisen mit Fallbeispielen werden in einem nächsten Artikel erörtert.
Anmerkungen
⇑1 | Die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen vom 37 °C ermittelte 1851 der Leipziger Physiker Carl R. A. Wunderlich anhand von Messergebnissen an 25000 Patienten. Diese Temperatur gilt seit dem als Standard. Neuere wissenschaftliche Studien ergeben aber, dass heute eine wesentlich geringere Körpertemperatur von 36,6 °C besteht, und dies liegt nicht an veränderten Messmethoden, sondern an einem tatsächlichen kontinuierlichen Rückgang der Körpertemperatur in den letzten 160 Jahren. (s. Studie der Stanford University von 2020) |
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⇑2 | Der Wärme- oder auch Feueräther wird ebenso, wie die drei weiteren Ätherarten in dem Buch „Das Wesensgeheimnis der Seele“ ausführlich beschrieben. |
⇑3 | Gefühle dieser Art sind nicht wie Emotionen, die den Menschen überfluten, sondern feinere Empfindungen, die der Mensch bewusst entwickelt. |
⇑4 | Die Bezeichnung Äther kommt von dem griechischen Wort Αἰθήρ, Aither, der (blaue) Himmel. |