Vorsicht Sekte – Teil 1

Eine persönliche Vorbemerkung

Für dieses Jahr prognostizierte ich heftigste Sektenanschuldigungen, und dies in einem Ausmaß, wie es bisher noch nie stattgefunden hat. Tatsächlich werden in anthroposophischen Kreisen von Uwe Burka und Anneke Schamann Briefe versendet, mit 95 Seiten Umfang, die mich persönlich als Sektenführer und die ganze Arbeit, die ich leiste, als höchst verwerflich, sektenhaft und sogar kriminell bezeichnen.

Die als Hexe Beschuldigte wurde einer sogenannten „Wasserprobe“ unterzogen: Überlebte sie die Prozedur, galt sie als schuldig, ansonsten musste sie ertrinken.
Zeitgenössischer Holzschnitt, vor 1800; Public Domain

Eine Rechtfertigung gegenüber diesen Anschuldigungen erscheint mir nicht sehr sinnvoll, denn wenn man den Dialog einmal, wie er karikaturhaft und unsinnigerweise stattfindet, beschreibt, muss man die Positionen berücksichtigen. Wer jemandem sagt, er sei Sekte, so hat der andere keinerlei Möglichkeit, sich zu verteidigen, denn er ist mit diesem Begriff entmündigt und für immer ausweglos verurteilt. So wie sich früher eine Frau nicht gegen den Hexenvorwurf verteidigen konnte, sondern entweder sterben oder sich zur Hexe bekennen musste, so ist der Vorwurf der Sekte grundsätzlich auf einer unbrauchbaren Kampfebene angesetzt und beinhaltet eine aggressive, den Menschen zerstörende und den Menschen herabmindernde Intention. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Menschen, die einer Sekte angehören, nicht mehr gesellschaftsfähig, unmündig, und dadurch erübrigt sich jegliche Diskussion mit diesen.

Jeder Versuch, gegenüber Uwe Burka und Anneke Schamann aufklärend zu wirken, scheiterte deshalb. Den Personen, die ein Gegenargument führen wollten, wurde gesagt, dass sie abhängig, verblendet und wahrnehmungsgestört seien. Selbst Psychiater, Professoren der Universität und führende Unternehmensberater, die sich meldeten und sich gegen die Vorwürfe entschieden wehrten, bekamen zur Erklärung, sie könnten die Sachlage nicht beurteilen, da sie eine Sympathie zu meiner Person hätten und deshalb schon schwarzmagisch tätig seien.

Eine fachliche Auseinandersetzung darüber, wie und warum Sektenvorwürfe entstehen, welche Bedeutung sie einnehmen, wie mit ihnen umgegangen werden kann und welche tieferen geistigen Strukturen sie verursachen, soll in den nächsten Arbeitsschritten erfolgen. Das Thema Sekte beinhaltet fast immer Abhängigkeitsmuster oder Unterstellungen von Abhängigkeit und auf der Gegenseite fundamentalistische Prinzipien, zwei duale komplementäre Umstände, die sich in unendlichen Streitfragen bis zu schlimmsten persönlichen Denunzierungen vernichtend begegnen. Das Thema trägt im tieferen Kern eine außerordentlich gesetzesmäßige Logik und lässt sich, wenn es nur im ausreichenden Maße betrachtet wird, psychologisch und geisteswissenschaftlich nachvollziehen.

Elementare Begriffserörterungen

Das Wort „Sekte“ ist im allgemeinen umgangssprachlichen Gebrauch immer negativ konnotiert. Es stammt von sequi = nachfolgen ab. Tritt jemand in eine religiöse Gemeinschaft ein, kann er seine Individualität im Sinne der Geisteslehre, die in dieser Einrichtung vertreten wird, mehr zur moralischen Vollkommenheit realisieren, oder er kann sich unter den Prinzipien der Gemeinschaft falsch aufopfern und sein individuelles Dasein aufgeben. Ein gewisses sektiererisches Verhalten lässt sich wohl dann konstatieren, wenn der Einzelne seine eigene Beurteilungsfähigkeit nicht wirklich entwickelt, sondern sich den Meinungen der Glaubensgemeinschaft vollkommen anpasst. Aus diesem Grunde kann von sektiererischen Erscheinungsformen in einer Glaubensgemeinschaft gesprochen werden, wenn sie mit unangenehmen Bildern der Selbstaufgabe, die bis zu Asozialität reichen können, stattfinden. Die andere Seite ist der fundamentalistische, totalitäre Zwang, der durch Machtausübung, falsch angewendete Charismen oder wirtschaftliche Bevormundung eine Art Sektenstruktur rechtfertigt. Immer ist es aber das einzelne Individuum, das sich den Einseitigkeiten und falschen religiösen Anwendungsformen preisgibt und auf diese Weise eine sektiererische Verhaltensform zutage führt. Die Pflege von richtiger Auseinandersetzung, die Entwicklung von Beurteilungsfähigkeit, objektive Studiengänge und klare Regelungen der einzelnen Rechte führen in einer Gemeinschaft zu einer Ordnung und einem Selbstständigwerden des individuellen Lebens. Eine gute Yogaschule oder eine spirituelle Geistschule kann gar nicht existieren und erfolgreich sein, wenn sie in sich sektiererische oder totalitäre Strukturen duldet.

Den Menschen aber als Sektenmitglied zu beschimpfen und ihn persönlich, ohne konkreten oder philosophischen Sachbezug, auf diese Weise mit einem Totschlagargument zu stigmatisieren, gleichsam seine Individualität vollkommen auszulöschen, bildet einen Gewaltakt, der bereits bekanntermaßen die Geschichte kennzeichnet und der bis zu Glaubenskriegen entarten kann. Es gibt also, um es nochmals zu wiederholen, sektiererische Verhaltensweisen, die sich beispielsweise in falscher Selbstaufgabe, Entindividualisierung, Hörigkeit, blinder Unterwerfung oder im Gegenteil in religiösem Machtgehabe, totalitären Dogmen, elitären Wahrheitsansprüchen, suggestiver Manipulation und Unterdrückung anderer zeigen. Sektiererische Verhaltensweisen gibt es aber nicht nur innerhalb religiöser Gemeinschaften, man findet sie in Vereinen, Parteiungen, Dorfgemeinschaften, Jugend- und Erwachsenengruppen, feministischen Vereinigungen, nur mit dem Unterschied, dass sie nicht mit dem Begriff „Sekte“ benannt werden.

Juristisch gesehen kann der Begriff „Sekte“ nur dann verwendet werden, wenn es sich nachweislich um eine Gemeinschaft mit eingeschriebenen Mitgliedern handelt und es dort nachweislich auffällige sozialunfreundliche Charakterzüge gibt. Die Glaubensgesinnung ist nicht ausreichend, um den Menschen als Sektenmitglied zu benennen. Die Süddeutsche Zeitung benannte beispielsweise in ihrem Artikel über den Guru den von mir begründeten Yoga und die gesamten weiteren Aktivitäten nicht mit dem Wort „Sekte“, sondern sprach von „Umfeld“, da sie bereits wusste, dass es in meiner gesamten Arbeitsweise keine feststehende Gemeinschaft gibt.1) Zu dem genannten Artikel der Süddeutschen Zeitung siehe auch den Artikel: Die Kunst der freien Spiritualität – wie erkennt man Lüge Juristisch ist deshalb der Begriff Sekte und diese Benennung angreifbar, wenn bereits die Grundzüge von Gruppen- und Gemeinschaftsbildungen fehlen. Die Schreiben von Uwe Burka, Anneke Schamann und auch dem Medium, das vermutlich von ihnen dirigiert ist, wollen eine Gemeinschaft festlegen, denn wenn sie diese nicht suggerieren können, so fehlen ihnen die Argumente. Sie sagen, sie wären von einer Sekte so sehr verfolgt, dass sie Polizeischutz bräuchten. Tatsache aber ist, dass die Polizei die Adresse von ihnen suchen musste, da eine Reihe von Zivilverfahren mit Schadensansprüchen auf sie wartete und sie vermutlich aus diesem Grunde untergetaucht sind.
Die Suggestionskraft des Wortes „Sekte“ ist unheimlich und groß, und es gibt kaum Betroffene, die sich gegen diese Beschuldigung rational wehren können. Jene aber, die davon hören, dass jemand bei einer Sekte sei oder eine Sekte verkörpere, geraten fast immer in eine Ängstlichkeit.

Ein Begriff, der nahezu immer mit der Sektenbenennung gleichzeitig eintritt, ist jener der Abhängigkeit. Eine Person, die sich in eine religiöse Gemeinschaft begibt, gilt als abhängig von Glaubensformeln, von Meistern und Gurus. Es kann sich dabei um eine finanzielle oder wirtschaftliche Abhängigkeit handeln oder um eine rein psychische. Die nähere Betrachtung von Abhängigkeitsmustern auf der psychologischen Ebene aber zeigt fast immer andere Bilder als jene, die von der allgemeinen Gesellschaftsform konstatiert werden.

Zur Abwertung des anderen werden häufig sogar religiöse oder spirituelle Textstellen missbraucht.
Zeichnung: Angelika Gigauri

Grundsätzlich kann eine sinnvolle geistige Schulung nur dann stattfinden, wenn Abhängigkeitsmuster, gleich welcher Art sie sind, zur Überwindung kommen und des Weiteren sektiererische Verhaltensweisen, die sich in falscher Dominanz oder Unterwürfigkeit ausdrücken, ebenfalls streng und diszipliniert eine Aufarbeitung erhalten. Die Entwicklung des Menschen zur Reife, Bewusstheit, zu einem Weg der übersinnlichen Wahrnehmung und allgemein zu einem größeren Selbstpotential verträgt am allerwenigsten sektiererische Verhaltensweisen, Suggestionen, Manipulationen, Selbstunterwerfungen oder falsche Machtbehauptungen. Aus diesem Grunde kann eine ordentliche Geistschulung nur dann stattfinden, wenn diese verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse eine vollständige Eliminierung erhalten. Im Übrigen ist es nicht vereinbar, wenn eine Glaubensrichtung andere Glaubensformen angreift, diese versucht zu denunzieren, zu schädigen oder sich eine besondere eitle Stellung anzueignen, die in der Welt schließlich Macht und Vorteile verspricht. Die Beschuldigung von anthroposophischer Seite, dem Yoga, meiner Person und der ganzen Spiritualität, die ich gegründet habe, gegenüber, bedeutet für den Aggressor eine vollkommene Rückkoppelung zum physischen Leib und einen Abriss jeglicher spiritueller Entwicklung. Wer andere aus scheinbarer spiritueller Überlegenheit denunziert und als Sekte beleidigt, zerschneidet das Band seines Astralleibes zu den Sternen und kerkert sein Bewusstsein in das leibliche Innere ein.

Der folgende Teil 2 wird sich mit den Ursachen von Sektenanschulidgungen befassen.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Zu dem genannten Artikel der Süddeutschen Zeitung siehe auch den Artikel: Die Kunst der freien Spiritualität – wie erkennt man Lüge

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