Mensch und Tier

Von Heinz Grill

Die Meditation auf ein Tier im Vergleich zu einem Menschen

Der Unterschied zwischen dem Blick eines Menschen und dem eines Tieres ist jener, dass der Mensch einen Gedanken mit seiner Aufmerksamkeit bewusst oder auch unbewusst transportiert, während das Tier ein willentliches Begehren kundgibt.

Indem der nach Erkenntnis Suchende für längere Zeit sich in die Augen eines Pferdes, einer Katze oder eines Hundes hineinvertieft, desto mehr wird er feststellen, dass wahrlich bedürfnishafte, nach Nahrung oder Zuneigung trachtende Äußerungen in diesem zur Wirksamkeit gelangen. Das Tier ist in seinem eigenen Wollen gefangen und kann es in seiner Art nur bedingt an die Umwelt anpassen. Die Augen drücken deshalb ein bedürfnisvolles Schauen aus, das in sich selbst mit den Instinkten und Anlagen an den Körper gekoppelt ist.

Der Mensch jedoch entfaltet, vorausgesetzt, dass er sich in eine wache Gegenwärtigkeit und klare Bewusstheit bringt, einen wirklichen Blick für die Außenwelt und für alle Phänomene. Er gestaltet einen Gedanken und dies vielleicht auf nicht immer ganz bewusste Weise, wenn er auf einen Gegenstand oder auf einen Menschen blickt. Der Arzt beispielsweise betrachtet den Patienten und wenn er wachsam, mit klarem Interesse diesem begegnet, erkennt er den Allgemeinzustand und bemerkt weiterhin den Schweregrad seiner Krankheiten. Warum sieht er den Patienten nach einer Wirklichkeit, die allgemeine Gültigkeit haben kann? Er entwickelt und bewegt bestimmte Gedanken, verbunden mit Erfahrungen und Gefühlen, die er mit seinem Blick transportiert oder – besser ausgedrückt –, die er gewissermaßen in die Augen hineinkommen lässt und auf diese Weise sehend wird. Es ist immer der Gedanke, der gelernt wurde und in eine flexible praktische Anwendung findet, wenn das menschliche Bewusstsein eine Sache in die Aufmerksamkeit nimmt. Es können sich durch die Geistbegabung und Gedankenklarheit lichte und befreiende Erfahrungen in dieser Gestik des menschlichen Blickes äußern und sehr schöne Begegnungen entwickeln.

Dieses Porträt des Autors zeigt, wie ein Blick durch die sensiblen Nerven im Sinne der Wirklichkeitswahrnehmung geschieht und wie alle Motorik oder überfremdende, übergreifende Emotion zurückweicht. Ein Gedanke und somit Geist belebt die Sinnesbeobachtung. (Leider sind diese Ausdrucksformen selten geworden und deshalb griff der Autor zu dem Porträt, das ihm gerade im Moment vorlag.)
Zeichnung: Melissa Winter

Bleibt aber der Mensch gedankenlos und bemüht er sich nicht um eine bewusstseinsinhaltliche Betrachtung, gleitet er in träumerische Phasen, erlebt die Umwelt nur halbbewusst und stürzt sogar in jene unangemessenen Sphären der reinen Bedürftigkeit im Verlangen der eigenen Verhaftungen. Der Mensch sieht oder kann zum Sehen aufsteigen, während das Tier noch gar nicht zum richtigen Sehen aufzusteigen vermag, da es in sich mit den Instinkten im eigenen Willenstrieb gefangen ist.

Die Betrachtung des menschlichen Blickes mit Gedankeninhalt, im Vergleich zum Tier mit sehnsüchtigem Wollen offenbart die Unterschiede von Geistigkeit und Bedürftigkeit. Für eine grundsätzliche vergleichende Meditation sind diese Beobachtungen sehr wertvoll.

Für die Entwicklung einer Meditation muss nämlich der Übende alle willentlichen aufsteigenden Bedürfnisse, alle Sehnsüchte nach Zuneigung oder schneller Sympathie überwinden und ein wirkliches Sehen, ein freies Wahrnehmen für einen gewählten Gegenstand, einen Inhalt oder ein Thema entwickeln.

Die beruhigende Wirkung eines harmonischen Verhältnisses zwischen Tier und Menschen

Ein harmonisches Verhältnis zwischen Menschen und Tieren beruhigt die vegetativen Nerven und wirkt versöhnlich auf das offenbar so angespannte Gemüt. In besonderem Maße helfen die Begegnungen mit Tieren den Kindern und Jugendlichen, damit sie auf einfache Weise eine natürliche Liebe für das Leben und alles Lebendige ausprägen können. Kinder, die ihre Tiere lieben, fühlen sich von dem Mutterboden der Erde wie aufgenommen. Erstaunlicherweise suchen auch die Tiere in besonderem Maße eine Beziehung zu Kindern. Welche Toleranz Hunde und Katzen den Kindern im Spiel geben, ist manchmal unbegreiflich.

Es gibt Haustiere, die in engster Lebensgemeinschaft mit den Menschen aufwachsen, und wilde Tiere, die sich nicht in eine Symbiose mit dem Menschen einlassen. Man beobachte einmal den Schmetterling, wie er von dem Bein zur Schulter fliegt und sich schließlich wieder auf die Hand setzt. Sucht er nicht etwa eine feine Begegnung und Berührtheit mit dem Menschen? Der scheue Fuchs streift am Gartenzaun entlang und will noch für einen Moment gesehen werden. Die Tiere, die der Natur ganz angehören, suchen eine Wahrnehmung zum menschlichen Geist, sie wollen eine befreiende Berührung mit dem Blick des Menschen erhalten, denn sie sind in ihrem Tierreich wie zurückgestellt. Wenn das Kind zu den Eltern ruft und sagt: „Schau, dort ist ein Eichhörnchen“, so will dieses mit seinem langen Schwanz eine elegante Geste des Sprunges demonstrieren und einen Moment der unschuldigen Wahrnehmung des Kindes genießen. Nachdem es wahrgenommen wurde, erlebt dieses Tierchen eine sehr feinsinnige Befreiung und nicht selten ist es, dass es immer wieder die Kinder mit einer scheuen Geste besucht.

Dem unschuldigen Blick des Kindes mit seiner faszinierenden Spontanität steht der weise Blick des Erwachsenen gegenüber. Sieht dieser die Tiere als Nutzobjekte oder erlebt er sie mit würdevoller Freundschaft? Wenn die Eidechse neugierig an der sonnenbeschienen Wiese sich bis zu einem halben Meter an den Menschen heranwagt, den Kopf anhebt und seinen mächtigen Besucher inspiziert, will sie den Blick der befreienden Berührung erleben. Sie will gewissermaßen in Worten ausdrücken: „Schau, ich bin in diesem Tierreich nach meiner Art gefangen. Du aber bist Mensch, mit Geist und deshalb brauche ich Dich. Schenke mir eine empfindsame, liebevolle Aufmerksamkeit und ich nehme dir eine Spannung in den Nerven hinweg.“ Die Begegnung zwischen Menschen und Tieren wirkt beruhigend, versöhnend und trägt eine feinste faszinierende Magie in sich.

Während der Hund der treue Gefährte für Kinder und Erwachsene ist, so ist die Katze im Hause jene Magnetiseurin, die auf astrale Einflüsse instinktiv ausgerichtet ist. Sie nimmt heilmagnetisch schlechte Schwingungen in sich auf und kann diese in ihrem Leib verarbeiten. Aus diesem Grunde setzt sich die Katze gerne an die kranken Stellen des Patienten.1) Der sogenannte Astralleib lebt sowohl bei Tieren als auch bei Menschen. Der Name Astralleib kommt daher, da er mit den Sternen und somit mit dem Kosmos korrespondiert. Er ist Träger von den verschiedensten Empfindungen, die sowohl bewusst als auch unbewusst das Lebendige begleiten. Aus diesem Grunde empfinden Tiere Schmerzen und reagieren auf die Emotionen, die in der Atmosphäre liegen oder von Menschen geschaffen sind. Der Astralleib aber ist an das Nervensystem gebunden. Wird dieses Nervensystem durch sehr klare Lernschritte und Gedanken logischer Art angesprochen, so stärkt es die gesamte Körperlichkeit und das Immunsystem. Esoterisch gesprochen erweitert sich der Astralleib, wenn durch Spiritualität neue Bewusstseinserfahrungen errungen werden. Eine einseitige Bedürfnisorientierung, wie sie heute nahezu als ein modernes Ideal verbreitet wird, kettet den Menschen an die bekannten und niedrigen Anteile des Astralleibes. Sie werfen ihn in der Entwicklung zurück und schwächen auf langsame Weise die Gesundheit.

Das Pferd sucht die Lebensgemeinschaft mit dem Menschen.
Das Kalb sieht den Menschen nicht wirklich, aber begehrt eine zuneigende Verbindung.
Die Kinder fühlen sich wie natürlich zu den Tieren hingezogen.
Die Ziege ist wahrnehmend und doch in sich selbst mit dem Blick gefangen.
Die Eidechse sucht den Blick des Menschen.
Der Schmetterling ist ein Ausdruck für die Farbenwelt. Er lebt ganz in den Schwingungen des Kosmos.
Alle Fotos: Xenia Karcher und Thomas Huber

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Der sogenannte Astralleib lebt sowohl bei Tieren als auch bei Menschen. Der Name Astralleib kommt daher, da er mit den Sternen und somit mit dem Kosmos korrespondiert. Er ist Träger von den verschiedensten Empfindungen, die sowohl bewusst als auch unbewusst das Lebendige begleiten. Aus diesem Grunde empfinden Tiere Schmerzen und reagieren auf die Emotionen, die in der Atmosphäre liegen oder von Menschen geschaffen sind. Der Astralleib aber ist an das Nervensystem gebunden. Wird dieses Nervensystem durch sehr klare Lernschritte und Gedanken logischer Art angesprochen, so stärkt es die gesamte Körperlichkeit und das Immunsystem. Esoterisch gesprochen erweitert sich der Astralleib, wenn durch Spiritualität neue Bewusstseinserfahrungen errungen werden. Eine einseitige Bedürfnisorientierung, wie sie heute nahezu als ein modernes Ideal verbreitet wird, kettet den Menschen an die bekannten und niedrigen Anteile des Astralleibes. Sie werfen ihn in der Entwicklung zurück und schwächen auf langsame Weise die Gesundheit.

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