Heinz Grill wurde im Mai 1960 in Soyen bei Wasserburg in der Nähe des Chiemsees geboren. Seine Kindheit verbringt er in ländlich-einfachen Verhältnissen und naher Beziehung zur Natur. Schon früh zieht es ihn in die nahen Berge und das Klettern entwickelt sich immer mehr zu seiner Leidenschaft.
”Es war aber nicht nur ein leidenschaftliches Leistungsbegehren nach den höchsten Bergzielen, nach der höchsten Schwierigkeit im Klettern, das dann schon mit dem zwölften Lebensjahr begonnen wurde. Es war mehr die Faszination des Berges selbst, es war mehr die innere Farbe des Berges, die zur Anziehung wurde. Der Berg wurde zu einem Traum. Er wurde zu einem Gegenüber, er wurde zu einem Freund und Herrn“
Diese außergewöhnliche Motivation für das Klettern, das oftmals seilfrei und im Alleingang stattfand, stand schon damals in großem Kontrast zur damals gerade im Entstehen begriffenen Sportkletterszene. Ging es hier mehr um Selbstbestätigung und Erfolg im ”Bezwingen“ des Berges, so steht für ihn die Ästhetik der ”reinen Beziehung“ zum Berg im Vordergrund – ein Streben, das Heinz Grill zum Lebensmotiv werden sollte, und im später von ihm entwickelten ”Yoga aus der Reinheit der Seele“ zum Ausdruck kommt.
Über die Behindertenpflege führte Heinz Grills Lebensweg dann zur Heilkunde, die er schließlich in eigener Praxis in der nahe gelegenen Stadt Trostberg auszuüben begann.
”Bald nach der Praxiseröffnung aber stellte sich die Frage: Wie kann ein Beitrag zu dem weiten Gebiet der Medizin entstehen und wie kann dem Menschen wirklich geholfen werden? Der Glaube an Medikamente war denkbar gering, selbst an die Medikamente die die Naturheilkunde bot. Mir war zu dieser Zeit schon bewusst, dass die Heilung andere Aspekte erfordert, die man in ihrer Gesamtheit als schöpferisches Aktivwerden bezeichnen kann. Es war für mich schon sehr deutlich, dass der Mensch zwar durch bestimmte Pflanzen, bestimmte Heilmittel eine Unterstützung zur Heilung erfahren kann, dass aber die Heilung aus einem Werdegang der Entwicklung selbst kommen muss. Sie muss aus einem Aufsteigen in der Entwicklung hervorgehen. Das Heilmittel kann nicht heilen, es kann nur unterstützen, es kann den einzelnen nur begleiten, es kann nur das Organ stützen, es kann nur die Entzündung harmonisieren, aber es kann nicht heilen.“
Heinz Grill arbeitet damit ein wesentliches Grundmotiv seiner Arbeit heraus: Es gibt keine Übung, keine Technik, kein äußeres Hilfsmittel, das den Menschen in seiner Entwicklung im Wesentlichen voranbringen könnte, entscheidend ist vielmehr das eigene Wollen zu größeren Idealen und – wie schon im Hinblick auf das Bergsteigen erwähnt wurde – die reine Beziehung zum Leben in seinen verscheinden Aspekten. Von dieser Erkenntnis geleitet, beginnt er zunächst mit kleinen Gruppen in die Berge zu gehen, um den Menschen, die auf der Suche nach Gesundheit waren auf diesem Wege Anstöße zu ihrer Entwicklung geben zu können.
”So gingen wir in die Berge, in einer Gruppe von vier bis sechs Personen. Es wurde aber nicht der Knoten gelernt, sondern nur das Notwendigste an Unterweisung und an Verhaltensmaßregeln weitergegeben. Es wurde primär mit einem sehr reinen Motiv zum Klettern gegangen, damit man diese Elemente der Angst kennen lernt und sie durch Rhythmus, durch Beziehung, durch Kennenlernen der Angelegenheiten, durch Liebe und durch innerste Verbindung zum Berg überwindet und somit in der Seele Erfahrungen sammelt.“
In der Anthroposophie Rudolf Steiners findet Heinz Grill in diesen Jahren eine Art des Denkens und Fühlens wieder, die ihm im Innersten vertraut ist, und er bemerkt, dass das geistige Schauen Rudolf Steiners auch in ihm bereits seit seiner Kindheit angelegt und im Laufe der Zeit, vor allem durch seine Art des Bergsteigens und der Naturbeziehung weiter ausgestaltet worden war.
Immer dringender stellt sich für ihn die Frage, wie er diese inneren Erfahrungen in geeigneter Form weitergeben könne.
”Somit kam die Frage, welches Gebiet sich eignete in Form eines Unterrichts oder in Form einer Darstellung, einer Gestaltung, damit für andere jenes innere Wissen um die Seele oder um ein inneres Beziehungsverhältnis weitergegeben werden konnte.“
Nach Erwägung verschiedener Möglichkeiten findet er den Yoga geeignet und absolviert bei Swami Vishnu-Devananda in Kanada eine Ausbildung zum Yoga-Lehrer. Die Yogapraxis und die Ausbildung als Lehrer ist ihm aber nun keinesfalls ein Mittel, durch das er selbst zu einer ”Selbst-Verwirklichung“ zu kommen sucht oder das er als solches nun in Kursen propagieren möchte. Der Yoga sollte als ein Medium dienen, als Unterrichtsgrundlage, um das in ihm über die Jahre immer mehr gereifte Wissen um die Seele darstellen und vermitteln zu können. So beginnt er nach seiner Ausbildung, im eigenen Unterricht nicht die Lehrtradition seiner Ausbildungsschule fortzusetzen, sondern schafft mit dem, von ihm so genannten ”Yoga aus der Reinheit der Seele“ eine ganz neue, mehr künstlerisch geprägte Art des Yoga.
Mehrere Bücher entstehen, unter anderem das Buch ”Die Seelendimension des Yoga“. Der Untertitel lautet: „Praktische Grundlagen zu einem spirituellen Übungsweg“. Diese Bücher sollten nicht nur Yoga-Übungen beschreiben, sondern vor allem auch die Grundlage geben für eine Vertiefung des Yoga-Übungsweges mittels sogenannter Imaginationen – Gedankeninhalte, die eine seelische und geistige Diemnsion im Menschen berühren und über die Asana (Körperübungen des Yoga) einen künstlerischen Ausdruck finden.
”Es waren Imaginationen, welche die Hauptmotivation zum Praktizieren und zum Umsetzen der Asana gaben. Imaginationen oder verwirklichte Gedanken aus einer schöpferischen Einsicht in geistige Zusammenhänge lagen den Asana zugrunde. Die Asana waren für mich mehr eine künstlerische Gestaltung. Und es wurde schon in dieser Zeit betont: Nicht durch den Yoga soll man den Geist anstreben, sondern man sollte den Yoga praktisch nehmen und die Inhalte vom ästhetischen Standpunkt ergreifen lernen. Religion gehört, wenn man die Asana genau und sorgfältig ausgestaltet, nicht hinein in die Asana, beziehungsweise die Asana sollten nicht dazu dienen, die Selbstverwirklichung und orientalische Religionen zu bekunden.“
Zu gleicher Zeit entwickelt Heinz Grill eine immer intensivere seelische Beziehung und Liebe zu dem Geist des bekannten Swami Sivananda, dem Begründer der Sivananda-Yoga Linie, der bereits 1963 verstorben war. Heinz Grill besucht mehrmals Indien und verschiedene Ashrams. Aber nicht nur an die Yogatradition Indiens knüpft Heinz Grill durch diese Erfahrungen an, er möchte diese auch mit einen inneren und erlebtem Christentum in Einklang bringen.
1989 begann Heinz Grill selbst Yoga-Lehrer auszubilden. Die Schulungen erinnerten anfangs vom äußeren Rahmen her an das, was auch die Sivananda-Ausbildungen ausmachte: Ein intensives vierwöchiges Yoga-Programm mit Übungen, Meditationen, Vorträgen. Die Absolventen der Ausbildungen bemerkten aber sehr deutlich, dass, abgesehen von der Tatsache, dass ein vierwöchiges Yogaprogramm gewisse Wirkungen freisetzen kann, noch eine andere, mehr innerliche Veränderung eingetreten war: Sie spürten eine größere Formkraft in ihrem Bewusstsein und eine Erweiterung ihrer Beziehunsgsfähigkeit.
So begannen diese Lehrer dann auf eine Weise Yoga zu unterrichten, die eine Anziehung auf die Kursteilnehmer ausübte. Allerdings wurde nun, vor allem durch den wachsenden Erfolg der Yogaschule, auch die katholische Kirche auf das Geschehen in dem kleinen Ort Soyen aufmerksam. Sektengerüchte wurden in die Welt gesetzt und scharfe Sonntagspredigten gehalten. Instinktiv merkten die Dorfpfarrer und Kirchenoberen in München, dass das Selbstwerdeprinzip und Ich-Werden in diesem Yoga viel mehr dem unmittelbar gelebten Geist des Christentums nahe stand als die eigene verstaubte Tradition.
Über die Jahre hinweg entstanden einige bedeutsame Schriften. Neben dem bereits erwähnten Werk das Buch ”Harmonie im Atmen“ (Heute: „Der freie Atem“) der Band ”Die Vergeistigung des Leibes“ ein Buch über die fortgeschrittene Praxis mit Yogaasana. 1996-1997 fanden eine Reihe von öffentlichen Vorträgen Heinz Grills vor allem im süddeutschen Raum statt. Ein Teil davon wurde in dem Band ”Über die Einheit von Körper Seele und Geist“ zusammengefasst. Themeninhalte dieser Vorträge waren vor allem die Ursachen und die Therapie von Depressionen, aber auch Themen der Seelsorge oder die Wirkung der Medien auf Kinder.
1999 verlegte Heinz Grill seinen Aufenthaltsort nach Norditalien in die Nähe des Gardasees. Den Anlass dazu gaben vor allem Teile seiner ehemaligen Schüler, die sich mehr im Sinne einer passiven Anhängerschaft und Weltanschauungsgemeinschaft um ihn herum scharen wollten, anstatt mutig eine eigenständige geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung zu pflegen.
Neben kleinen individuellen Seminaren und Gesprächsangeboten fanden hier zwischen 2000 und 2003 vor allem die initiatorischen Schulungen statt. Es waren dies über 3 Jahre angelegte gründliche Einführungen in den Weg des Yoga, den Heinz Grill gemäß dem von R. Steiner geprägten Begriffes ”Neuer Yogawille“ bezeichnete. Die Inhalte dieser Schulungen fanden ihren Niederschlag in den 6 Bänden ”Initiatorische Schulung in Arco“, die 2000-2003 erschienen sind.
Ab 2007 wurde in Tenno bei Riva del Garda (TN) ein Haus im Dorfkern nach den architektonischen Ideen von Heinz Grill umgebaut. Es handelte sich um ein Haus im privaten Besitz, das von der damaligen Besitzerin als „Spazio d’Incontro“ (Haus der Begegnung) bezeichnet wurde, weil es ein Ort der Begegnung zwischen Menschen sein sollte, aber auch ein Ort der Begegnung mit neuen Gedanken und Perspektiven auf den verschiedenen Lebensgebieten. Dort fanden etwa bis 2011 auch gelegentlich Seminare und Kurse statt.
Heute arbeitet Heinz Grill unabhängig von den Projekten seiner ehemaligen Schüler im kleinen Rahmen und eigenen Räumen oberhalb des Gardasees. Und er eröffnete in den letzten Jahren neben seiner bis heute fortgesetzten Arbeit als Autor und Vortragsredner eine Fülle von Klettertouren im Sarcatal.
Verschiedene Fachgebiete und Berufe fanden durch seine Ideen eine Erweiterung und viele Menschen fanden durch die Begegnung mit Heinz Grill zu neuen Lebensperspektiven und oftmals auch zu neuer Gesundheit.
In den Jahren ab 2012 kamen jedoch heftigste Angriffe von Seiten einer Münchner Ärztin, die zusammen mit der Kirche die Spiritualität als absurd und Heinz Grill als psychotisch bezeichnen wollte. Die Welle dieser Angriffe schlug flutartig ein und es mussten Gerichtsprozesse zur Abwehr bestritten werden. Dennoch gelang es den kirchlichen Institutionen in Zusammenarbeit mit der Ärztin schwere Wunden und Schäden zu hinterlassen. Ähnlich wie es in Österreich gelungen ist, Mozart als Österreicher und Hitler als Deutschen zu erklären, gelang es der Münchner Szene, Heinz Grill als absolutistischen Guru und als Führer einer Sekte darzustellen. Gegen diese Verleumdungen verwehrt sich Heinz Grill, da er weder eine neue religiöse Bewegung begründet hat, noch eine Gruppe leitete. Er blieb dem Alleingang, wie er ihn im Bergsteigen erfahren hatte, in all seinen Ausführungen über Spiritualität und Yoga immer treu. Grundsätzlich sieht er als Autor zahlreicher Bücher – mittlerweile 140 Veröffentlichungen – die Spiritualität dem Niedergang nahe, sobald sie sich institutionalisiert oder in Gruppen insiderhaft bewegt.
Heinz Grill sieht das Wort Sekte als das genialste Manipulationsmittel, das die Kirche für ihre Politik erfunden hat und wohl eine der schlimmsten Beleidigungen, die man einem Menschen bieten kann. Der Begriff Sekte spricht im klassischen Sinne von unmündigen Personen, ausbeuterischen Verhältnissen, autoritativen Bevormundungen und ideologischer Selbstaufgabe. All diese Eigenschaften sind für Heinz Grill und die Begründung seiner Seelendimension des Yoga vollständig kontraindiziert. Spiritualität liegt für ihn in einer zunehmend reifer werdenden Selbstbestimmung, die logische Denkprozesse voraussetzt, eine wissenschaftliche Grundlage respektiert und einen Referenten oder Lehrer nicht zum Guru-Oberhaupt erhebt, an den man seine Verantwortung abgeben könnte, sondern, die ein wahrnehmendes Gegenüber fördert und in zunehmendem Maße die Verantwortung über das eigene Leben und Handeln übernimmt.
Heinz Grill distanziert sich von jeglicher Gruppenbildungen. Er lebt zurückgezogen an ein ruhigen Ort im Norden Italiens, wo er seiner schriftstellerischen Tätigkeit nachgeht und individuelle Gespräche führt. Von der nach seiner Architektur geschaffenen Begegnungsstätte hatte er sich bereits im Jahre 2012 endgültig verabschiedet.
Heinz Grill konnte in den letzten Jahren durch die Entwicklung einer neuen Kletterkultur das Talgebiet in Arco neu beleben und die Infrastruktur signifikant fördern. Er ist sehr für Kritik, bedauert jedoch, dass Kritik fast nie an ihn persönlich herangetragen wird. Angriffe von Seiten der Münchner Gruppierung und der Kirche können nicht als Kritikk bezeichnet werden. Sie fanden bisher nahezu ausschließlich auf dialogfeindliche und unterminierende Weise statt.
Das Anliegen einer Spiritualität, die jedem Menschen zugestanden werden muss und dies unabhängig von Glaubensrichtung, religiösen Bekenntnissen und Gruppierungen, dürfte heute das wesentlichste Anliegen seiner Vortragstätigkeit sein.
Sigrid Königeder