Diesen Beitrag, der sehr gut in unser Thema passt, habe ich von Rita Egger (Heilpraktikerin und Yogalehrerin) erhalten.
Gesundheitliche Wirkungen entstehen auf unterschiedlichen Ebenen. Am bekanntesten sind die körperlich-mechanischen Wirkungen. Zum Beispiel werden beim Pflug die Bauchorgane stark zusammengedrückt und dadurch das Blut aus den Organen herausgedrückt. Im Nachhinein füllen sich die Organe wieder mit neuem, frischem Blut. Es entsteht damit eine reinigende Wirkung und die Organe werden besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Umkehrpositionen beispielsweise sind für ihre positive Wirkung auf den Venenrückfluss bei Stauungen in den Beinen bekannt und werden sogar zur Vorbeugung gegen Krampfadern empfohlen. Gerade wenn man viel steht tagsüber, staut sich das venöse Blut oft in den Beinen, da die Venen über keine eigene Muskulatur verfügen, welche das Blut aktiv entgegen der Schwerkraft hochbefördern würde. Mit der Umkehrung des Körpers, so dass sich die Beine nach oben aufrichten, wird das venöse Blut durch die Schwerkraft in seinem Rückfluss zum Herzen angeregt. Diese Wirkungen bestimmen sich ausgehend von der körperlichen und mechanischen Situation.
Weiterhin gibt es gesundheitliche Wirkungen, die auf der energetischen Ebene entstehen. Sie müssen von den körperlich-mechanischen Wirkungen einer Yogaübung unterschieden werden und sind meist weniger bekannt. Im Yoga spricht man in Bezug auf die Energien von den sogenannten prana-Strömen (=Lebenskräfte). Das prana hat eine wesentliche Bedeutung für den Erhalt und den Aufbau der Gesundheit. Es wird untergliedert in 5 vayus oder Arten: prana, die aufsteigenden, antreibenden, kraftspendenden Lebenskräfte; apana, die absteigenden und zur Ausscheidung drängenden Kräfte; udana, die nach oben bzw. nach außen tragenden Lebenskräfte; samana, die sich im Zentrum und in der Verdauung sammelnde, ausgleichende Energie; vyana, die sich von einem Zentrum in die Peripherie verbreitende Energie, die den Organismus durchluftet.
Erstaunlicherweise ist die Art und Weise, wie man eine Bewegung denkt, in der Vorstellung aufbaut und schließlich in die Umsetzung bringt, von wesentlicher Bedeutung für das Kreislaufsystem. Das Dreieck, oder in Sanskrit trikonasana, wirkt deshalb auf den Kreislauf und vor allem auf den venösen Rückstrom, obwohl es von der mechanischen Wirkung her gar nicht so sehr auf das venöse System wirkt.
Beim Dreieck steht der Übende in einer weiten Grätschestellung und führt die Wirbelsäule in einer weiten, spannkräftigen Bewegung wechselweise zur Seite hinaus. Ein Arm gleitet entspannt am Bein nach unten, stützt aber nicht. Der andere Arm führt die Bewegung zur Seite über den Kopf gestreckt hinaus.
Eine wesentliche Grundlage für das Dreieck ist, dass die Wirbelsäule nicht nur zur Seite gebeugt, sondern dass sie spannkräftig hinausbewegt wird. Hierfür hebt sich der Übende aus dem Bereich des Sonnengeflechts (etwa auf Magenhöhe) nach oben heraus und die jeweils obere Flanke wird ebenfalls weit herausgehoben und geöffnet.
Während dem weiten Ausgedehntsein zur Seite ist es wichtig, den Halt im Sonnengeflecht zu bewahren, damit man nicht abknickt und mit dem unteren Arm zu stützen beginnt. Der Atem sollte während der ganzen Übung möglichst frei zugelassen werden.
Das weite Herausheben aus dem Sonnengeflecht wird angeregt, wenn die Bewegung auf bewusste Weise gegliedert wird:
- Die Beine in der Grätsche geben einen stabilen und festen Stand.
- Die Schulterpartie, der Nacken und die Arme bleiben in der Bewegung möglichst gelöst.
- Der eigentliche aktive, ausdehnende Impuls kommt aus dem mittleren Rücken und wird über die Arme nach außen fortgesetzt.
Diese Gliederung der Bewegung entsteht nicht automatisch, sondern es ist erforderlich, dass sich der Übende eine klare und konkrete gedankliche Vorstellung darüber bildet und diese dann in die körperliche Umsetzung bringt. Wird die Übung ohne eine Gliederung mit einer undifferenzierten Gesamtspannung im Körper ausgeführt, ist es kaum mehr möglich, sich aus dem Sonnengeflecht aktiv herauszuheben, und auch der Atem tendiert eher zu einer Fixierung und Enge.
Das aktive, spannkräftige Herausheben aus dem Sonnengeflecht hat eine sehr förderliche Wirkung auf den Atem. Der Atem wird weit und frei. Diese Weite des Atems wird nochmals mehr mit der weiten Öffnung der Flanken gefördert. Es ist heute bei vielen Menschen ein häufiger Umstand, dass der Atem fixiert und eingeengt ist und damit auch zu einer Schwere neigt. Der Atem ist dem eigentlichen Luftelement dadurch entfremdet.
Entspricht der Atem wieder mehr dem Luftelement und findet er in eine Weite, entsteht immer eine entlastende Wirkung auf den Körper. Bei den so weit verbreiteten Stauungserscheinungen beispielsweise liegt ein Erschöpfungszustand zugrunde, bei dem sich in der Folge das natürliche Fließen der prana-Ströme blockiert, was sich dann in Stauungstendenzen des Blut- und Lymphkreislaufes zeigt. Gleichzeitig ist mit der Stauung auch ein Gefühl von Schwere verbunden. Die entlastende Wirkung entsteht deshalb, weil mit der Weite des Atems die sogenannten prana-Ströme – insbesondere das nach oben aufsteigende, antreibende und kraftspendende prana – wieder in ein harmonisches Fließen kommen. Mit dem neu belebten Fließen der prana-Kräfte werden alle Organe entstaut, da das Blut wieder besser zirkuliert und auch der Lymphfluss angeregt wird.
Ganz besonders wird der venöse Rückstrom zum Herzen gefördert, da das Blut mit der aus der Weite des Atems bewirkten Neubelebung durch das aufsteigende prana nicht mehr so sehr der Schwerkraft unterliegt und wieder leichter nach oben steigt. Anders als die Wirkungen, die man von mechanisch-körperlichen Gesetzmäßigkeiten ableitet, wie zum Beispiel, dass die Umkehrung des Körpers beim Schulterstand den venösen Rückfluss anregt, handelt es sich hier um eine Wirkung, die über die bewusst herbeigeführte Gliederung der Bewegung aufgrund der damit angeregten Weite des Atems und des Fließens der prana-Kräfte entsteht
Eine Anregung des venösen Rückstroms entsteht beim Schulterstand durch die Umkehrung des Körpers und das Wirken der Schwerkraft.
Beim Dreieck sind die Beine nach unten gerichtet und das venöse Blut steigt durch das Herausheben und den weiten Atem und das damit angeregte aufsteigende prana leichter nach oben zum Herzen.
Das Dreieck ist eine Übung, die jederzeit auch zwischendurch, beispielsweise bei einem Spaziergang oder in einer Arbeitspause, praktiziert werden kann.