Von Heinz Grill

Allgemein und relativ volkstümlich sprechen heute viele Menschen von der Entwicklung ihres Herzens im Sinne eines Herzdenkens und gemeinschaftlichen Fühlens. Menschliche Begegnungen sollen toleranter, einfühlsamer und respektvoll erscheinen. Sammeln sich im menschlichen Herzdenken tatsächlich mehr die emotionalen Ströme des Lebens oder begegnen sich mehr die tieferen, universalen Wahrheiten und Weisheiten in dieser Mitte des menschlichen Seins? Nach einer geistigen Forschungsarbeit bildet das wahre Herzdenken, Herzfühlen das Ergebnis eines bewussten geistigen Selbstwerdepfades. Ganz besonders durch die Entwicklung von sehr klaren Vorstellungsbildern, die einer Wirklichkeit universaler Art entsprechen, strömen Gedanken bis in die Tiefe des Organes der Mitte und erzeugen die angenehme seelische Herzenswärme. Eine sorgfältige Studienarbeit, Meditationstätigkeit mit gegenständlichen Objekten und bewussten Schritten zur Konzentration und Ausdauer in moralischer Strebsamkeit sind dringende Voraussetzungen, die ein Fühlen im Herzen, das schließlich nicht nur individuell, sondern universal die Welt umschließt, ermöglichen.
Je mehr jemand esoterische tiefgreifende Inhalte bis zur Sozialfähigkeit und lebenspraktischen Anwendung führt, desto mehr durchdringt er sich bis in die Tiefe hinein mit Universalität. Sein Herz atmet im Weltenklang und mit feinsinniger Bewusstheit eines Weltenganzen. Die Invidualität ist dann nicht mehr egoistisch, einseitig, abgeschlossen oder extravagant, sie wird bewegt, souverän und strahlt eine versöhnende Liebe aus. Diese Herzensentwicklung wäre heute dringendst für die Friedensarbeit notwendig. Sie bedarf aber eines sorgfältig gewählten Selbstverwirklichungsweges, bei dem geistige Wahrheiten so lange studiert werden, bis sie sich durch die Individualität auszudrücken vermögen.

Sehr leicht ist diese Herzensentwicklung, die tatsächlich kompetente Schulung erfordert, mit einer emotionalen alternativszenen-ähnlichen Wahrnehmung zu verwechseln. Viele, ja unendlich viele Menschen sehen in diesem sehr persönlich-emotionalen Verbundensein die wahre neue Kultur und bemerken dabei aber nicht, dass sie sich inhaltlich in der Tiefe ihrer Seele noch gar nicht näher gekommen sind. Schließlich ist es die inhaltliche Leere, die heute leider in vielen Gruppierungen, Religionen, Yogavereinigungen und nicht zuletzt in gut begonnenen Projektgemeinschaften, die jedoch ihre Ideale nicht mehr halten können, vorherrscht und die Sehnsucht nach emotionaler Verbindung steigert und somit mehr zu einem Bedürfnisweg des Menschen wird, der auf Kosten der universalen Weisheiten seinen Platz behauptet. Die vielen falschen Vorstellungen mit ihrem doch sehr bindenden und einseitigem Charakter von Liebe und Herzensgüte strahlen eine Art Mangel in die Welt hinaus und dieser Mangel wird allzu leicht in fremden Ländern mit sehr viel leidvollen Missständen kompensiert.
Hier in der westlichen Welt fehlt uns nicht sehr viel. Wie aber ist es am Gazastreifen oder in Krisengebieten? Die Frage, wie ein Gleichgewicht zwischen diesen Kulturfronten entstehen kann, drängt sich unmittelbar in den geistigen Schulungskursen und Studien auf. Die sorgfältige Entwicklung des Herzzentrums jedes einzelnen Menschen wäre unabhängig von Gruppen, Religionen, ethnischen Verhältnissen und sie könnte der beste Beitrag zur Friedensarbeit sein.1) Literaturempfehlung:
Heinz Grill, Das Wesensgeheimnis der Seele, Das Herz, Stephan Wunderlich Verlag, S. 170 ff. 2) Rudolf Steiner, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, Rudolf Steiner Verlag, S. 127 ff. 3) Günther Braunger, Rhythmische Strukturen, Eigenverlag,1975, S. 21 ff.
Anmerkungen:
Anmerkungen
⇑1 | Literaturempfehlung: Heinz Grill, Das Wesensgeheimnis der Seele, Das Herz, Stephan Wunderlich Verlag, S. 170 ff. |
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⇑2 | Rudolf Steiner, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, Rudolf Steiner Verlag, S. 127 ff. |
⇑3 | Günther Braunger, Rhythmische Strukturen, Eigenverlag,1975, S. 21 ff. |