Von Heinz Grill
Wenn Personen, die an Bronchialerkrankungen leiden, für einen Kuraufenthalt an das Meer fahren, zeigen sich nach anfänglichen Verschlechterungen durch das salzhaltige und windreiche Reizklima doch sehr schnelle Erfolge. Die entzündlichen Beschwerden lindern sich oder lassen bald wieder ein normales Durchatmen und entspanntes Lebensgefühl zu.
Von dieser Beobachtung ausgehend ist die Aussage, dass eine Art Luftkur oder Klimaveränderung den Körper heilen kann, sicherlich wahr. Sowohl physische Wirkungen durch die Luft als auch metaphysische Einflüsse durch die besondere kräftigende Stimmung, die am Meer herrscht, arbeiten zusammen und geben dem Patienten ein angenehmes, erleichterndes Gefühl. Die feinere Wirkung der Meeresstimmung lässt das Bewusstsein mehr zum Boden, zur Erde, zur Nähe des Körpers finden und daher kann der Begriff des Inkarnierens erlebt werden. Lungen und Bronchialleiden offenbaren meistens ein sehr unruhiges sogenanntes Überschießen des Willens in den Atemvorgang, sodass dieser ständig mit seinen Epithelien reaktiv eine Abwehr bildet. Es fehlt dem Einzelnen in den Lebenssituationen die nötige Festigkeit und somit können gerade Bronchialleiden sich zur anhaltenden Belastung steigern und chronifizieren. Ein Aufenthalt am Meer lässt den Betroffenen leichter in seine natürliche Ruhe finden und somit verbindet sich das Bewusstsein besser mit den Leibeskräften. Anstelle des getriebenen Exkarnierens mit all seiner ängstlich treibenden Unruhe kann ein gesundes Inkarnieren mit natürlicher Körperempfindung und somit besserer entspannter Atemvoraussetzung entstehen.
Wie verhält es sich, wenn sich der Betroffene nicht nur passiv am Meer aufhält, sondern sich ganz gezielt den atmosphärischen Strömungen und Stimmungen hingibt? Diese Form der Hinwendung beginnt nicht mit einem Augen-Schließen und einem angenehmen träumenden Sitzen am Strand, sondern das Bewusstsein fühlt sich in das Kräftewirken, das in den Wellenbewegungen existiert, hinein, beobachtet dieses, stellt Fragen und erlebt schließlich die so stark nach der Erde gerichtete Bewegung. Die salzhaltigen großen Wasserflächen strahlen weniger hinauf in den Kosmos, sie nehmen mehr die Sterne wie in sich auf und bilden eine natürliche Bewegung des ständigen weiten Ausgleitens. Die Winde streifen über das Wasser, aber das Wasser bleibt bodennah und zeigt eine Art Unendlichkeit von Bewegung, Leben und irdischer Weite.
Indem der aktiv übende Patient sich diese Meeresstimmungen bewusst erarbeitet und sich nicht nur träumend, sondern konkret, wach in diese hineinfühlt, schafft er eine Art Festigkeit in seiner Lunge, sowohl in der Trachea, in den Bronchien, Bronchiolen, bis hinein sogar in die Alveolen und dies nicht im Sinne einer obstruktiven Verdichtung, sondern einer geschmeidigen regenerativen Organgrundlage. Das Bewusstsein kann eine Energiesammlung in der Lunge bewirken und die Atembewegungen können auf diese Weise eine Harmonie finden.
Diese beiden Phasen, sowohl das äußere Klima des Meeres als auch die persönliche bewusst gewählte aktive Auseinandersetzung mit den Kräften und Stimmungen, die in dieser großen Naturerscheinung der irdischen Weite und des Wassers bestehen, wirken auf die Lunge sehr günstig. Es werden die sogenannten merkurialen Kräfte der Bewegtheit und des Verbindens, des Inkarnierens, des Sammelns und Ausströmens angeregt und somit kann ein gesundes Atmen entstehen. Der Merkur ist jener Planet, der in der alten Heilkunst bereits bei Paracelsus das harmonisch verbindende Prinzip darstellt. Er erscheint im medizinischen Symbol mit dem Merkurstab und wiederum wird er von Rudolf Steiner in der Anthroposophie als jener Intendant dargestellt, der das Fließende, Gleitende und Verbindende darstellt.
Für die letzten beiden Wochen wurde die Meditationsaufgabe auf die Heilwirkungen des Meeres gerichtet. Da die wenigsten Personen am Meer leben, mussten viele das Bild in der Vorstellung erzeugen und von dieser ausgehend die Stimmungen bis hinein in die innere Erfahrung ergründen.
Die verschiedenen Bilder wurden bereits in den Künstlertagen und im Nachhinein von unterschiedlichen Malerinnen entwickelt. Das Meer mit seiner inkarnierenden, bewegenden und sammelnden Tiefenwirkung darzustellen, bildet ebenfalls einen sehr schönen Beitrag zur Heilkunde.
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Von Cornelia Foerch
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Von Yva Ev
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Von Melissa Winter
Im Zusammenhang der zur Erde gerichteten Bewegung des Meeres, ist es interessant zu bedenken, dass in der Traditionellen Chinesischen Medizin das Element Wasser das unterste Yin Element darstellt. Das Wasser fließt immer hinunter, man muss tief in die Erde graben, um an das Brunnenwasser zu gelangen. (Im Jahreskreislauf entspricht es dem Kalten, dem Winter, dem Ende und Anfang, der Geburt, des Vergangenen und des Ursprunges. Es ist der Ursprung und Anfang des Physischen, der Inkarnation. Die vorgeburtlichen Lebensphasen finden im flüssigen statt. Der ursprünglichste Kondensationsmoment eines Tropfens ist ein Bild einer speziellen Inkarnationsphase.)
Bei der qualitativen Weltanschauung durch die Elemente findet bei der TCM eine Umkehrung der unteren Elemente Erde und Wasser im Vergleich zur Viergliederung statt, und eine Umkehrung der oberen Elemente Luft und Feuer im Vergleich zu den ayurvedischen Elementen.