Von Heinz Grill
Will man die Entwicklung mit der Spiritualität in zusammenhängenden Formen betrachten, so darf dies nicht an einer einseitigen Forschungsarbeit, die ausschließlich die Materie und ihre Detailanalysen betrifft, stehen bleiben. Sowohl die eigene persönliche Entwicklung will geeignete Fortschritte entdecken und verwirklichen, als auch die Mitmenschen und die gesamte Welt möchten wohl doch in eine produktive Progressivität kommen. Die Hindernisse, die in Bezug auf eine positive Entwicklungsbeantwortung auftreten, können nun hauptsächlich von der eigenen Subjektivität, beispielsweise durch falsche Gefühle, unterlassene moralisch gute Lebensschritte, Schwächen und Einseitigkeiten entstehen und darüber hinaus sind es vielleicht sogar Einflüsse, die aus einem Gesellschaftssystem, aus Umweltbelastungen und widrigen Beziehungsverhältnissen herantreten und eine Krankheit provozieren. Der Arzt, der Heilpraktiker, der Psychotherapeut oder Allgemeinbehandler, wie auch der Patient müssten die Entwicklungsfrage von verschiedenster Seite beleuchten, damit in all den Ängsten, die eine Krankheit begleiten, eine objektive und möglichst freie Bewusstseinssicht zutage tritt. Diese Arbeit bildet eine Forschungstätigkeit, die deshalb relativ schwierig erscheint, da sie gute Kenntnisse, sowohl über die körperliche als auch über die seelische und schließlich sogar über die spirituell geistige Entwicklung erfordert.
Wie lässt sich die Frage der Entwicklung auf einfache und doch charakteristische Weise beschreiben? Wenn das Beispiel eines Seiles genommen wird, das mit Schlaufen und Knäueln ineinander verknotet ist, bewirkt das ruhige Entwirren aller Schleifen eine sogenannte Entwickelung. Wie lässt sich jedoch der Begriff der Entwicklung in seelisch-geistiger Hinsicht erfassen? Indem der einzelne Mensch beispielsweise Traumen behandelt und emotionale, reaktive Muster erkennt, sie durch bewusste Verhaltensweisen auflöst und weitere neue, sich aus der Gewohnheit anschleichende Knotenbildungen vermeidet, leistet er gegenüber sich selbst eine gesunde Analyse und trägt zur Entwicklung bei. Dennoch aber lässt sich die menschliche Seele nicht einfach wie ein Seil aus den Verwirrungen befreien, denn die Seele benötigt einen Zufluss von neuen und nächstfolgenden inhaltlichen Möglichkeiten. Es ist sogar eine sehr häufige Erfahrung, dass sich die gewöhnlichen Bindungen und falsch erworbenen Vorstellungen mit ihren vielen emotionalen Mustern nicht wirklich auflösen lassen, wenn nicht ein Zustrom von nächsten, geistgeprägten Inhalten erfolgt. Ein neuer Horizont, der durch das menschliche Bewusstsein herangebildet wird, lässt alte Verstrickungen und emotionale Rollenverhaftungen leichter in eine Relativität und sogar in Auflösung bringen. Mit jeder Krankheit, die den Menschen ergreift, stellt sich deshalb die entscheidende Frage nach einer größeren Zielperspektive und somit nach einer gesunden Aktivierung eines inneren Potenzials der denkenden und fühlenden Schöpferkräfte. Dieser bewusst entschiedene Schritt zu einer Neuorientierung oder zumindest zu einem nächsten Lernschritt sollte bei jeder Auseinandersetzung mit Krankheit und Konflikten keinesfalls fehlen.
Die Krankheit besitzt in der Regel die besondere Eigenheit der subjektiven Täuschung und Verschleierung. Sobald man von einer Infektion ergriffen wird oder in einem Schmerzzustand mit dem Bewegungsapparat auf den Körper rückfixiert ist, beginnen das Denken und das Fühlen auf ganz natürliche Weise subjektiv zu werden und innerhalb der vorgegebenen Symptome die Wahrnehmung zu steuern. Jede Krankheit schleudert den Menschen gewissermaßen auf sich selbst zurück, bindet ihn an die körperlichen Umstände und beeinträchtigt ein natürliches angenehmes Beziehungsverhalten. Was kann der Einzelne nun tun, wenn er in diesen sogenannten Circulus vitiosus, diesen eigenartigen Teufelskreislauf eingebunden ist?
Ein erster Schritt im Umgang mit Symptomen der Krankheit beginnt in den Bemühungen um die objektive Erfassbarkeit der tatsächlichen Umstände, die vorliegen. Wie schwer ist beispielsweise die Krankheit wirklich? Sprechen die Ängste im objektiven Sinne für die vorliegende Symptomatik oder sind sie übertrieben? Die Ängste vor einem Kranksein sind normale Reaktionsmuster, sie dürfen aber nicht übertrieben sein und genauso wenig fehlen. Bei manchen Krebskrankheiten und manchmal auch bei Multipler Sklerose fehlen die wirklichkeitsgetreuen Gefühle und deshalb nehmen die Betroffenen ihre Diagnose nicht ernst genug. Eine objektive Sicht, ob es sich um schwereres oder leichteres handelt, ist in jedem Falle in Gesprächen mit Ärzten und Heilpraktikern anzustreben. Sie können den ersten Kreislauf des Circulus vitiosus oder allgemein der subjektiven, gebundenen Krankheitsphänomenalität durchbrechen.
Aus diesem Bewusstsein der Objektivität gegenüber sich selbst können neue Lebenskräfte erwachen, die sich nicht mehr so sehr mit dem Circulus vitiosus beschäftigen. Die Betrachtung anderen gegenüber, die krank geworden sind, sollte ebenfalls objektiv und ohne Mit-Jammern oder ängstliche Distanz erfolgen. Nicht dass derjenige, der sich in diesen Betrachtungen objektiver Art übt, hart gegen sich selbst oder gegen die Mitmenschen wird sei gemeint, vielmehr sollte ein Raum mit neuen Gedanken und Gefühlen erfolgen, die aus den verschiedensten Emotionen und Bindungen heraushelfen und neue Perspektiven eröffnen. Die objektiv gültige Vorstellung macht den Menschen sogar beziehungsfreudiger und führt in der Folge zu einem gesünderen Wahrnehmen mit freieren Gefühlen.
Folgende Übung kann von jedem, gleich in welcher Lebensstufe er sich befindet, praktiziert werden:
Man stelle sich einen geometrischen Körper, beispielsweise einen Tetraeder, bildhaft vor und bleibe für fünf Minuten in der Aufmerksamkeit, mit anhaltender gedanklicher Wachheit. Der Tetraeder ist ein Körper, der sich dann wohl relativ gut vorstellen lässt, wenn man ihn vorweg durch die sinnliche Wahrnehmung zur Kenntnis genommen hat. Die Übung sollte zwangfrei und dennoch ohne große Ablenkung geschehen.
Dann nehme man als vergleichsweise Betrachtung den eigenen Körper mit der Krankheit und bleibe ebenfalls für die Zeitdauer von fünf Minuten in der vorgestellten Wahrnehmung und Beobachtung. Nach diesen beiden Beobachtungen und Konzentrationsübungen sollte eine Pause geschehen.
In einem dritten Zug, nachdem genügend Abstand vom Üben erfolgt ist, erwägt der Patient den Unterschied und die Qualität der beiden verschieden gewählten Betrachtungen. Die Aufmerksamkeit und Konzentration auf den Tetraeder dürfte für den Patienten mit relativ neutralem Interesse, ohne Sympathie und ohne Antipathie stattfinden und somit eine recht freie Sphäre eröffnen, während die Beobachtung der Krankheitssituation sehr stark mit persönlichen Gefühlen verbunden ist, beispielsweise mit dem Wunsch nach Gesundheit einhergeht und dadurch viel leichter subjektiv gebunden bleibt. Dennoch kann die Übung, wenn sie im Verhältnis zur ersteren gesehen wird, erste objektive Beobachtungsprozesse freisetzen.
Bedeutungsvoll bei diesen Übungen und ihrem Vergleich bildet die Frage nach der Entwicklung. In all jenen Prozessen und Aktivitäten, in denen der Mensch ein freies Bewusstsein entfaltet, kann er leichter regenerieren und neue Energien, sogenannte neue Ätherkräfte gewinnen. In der Subjektivität, die eine Gefangenschaft des Bewusstseins durch Ängste und Leibverhaftung signalisiert, können diese nächstfolgenden und freien Energien nicht fließen.
Aus diesem Grunde wird für die nächste Betrachtung aufgezeigt werden, wie das Bewusstsein auf eine Neuorientierung in Krankheitssituationen eingestimmt werden kann.
Anmerkungen
⇑1 | Der Geowissenschaftler Gregg Braden zeigt in seinem YouTube-Beitrag „This is the Connection Between NEURONS and the HEART“ wie diese Verbindung der Neuronen im Gehirn stattfindet. Die Vernetzung der Neuronen lässt sich unter dem Mikroskop anschaulich nachvollziehen. |
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