Logik und Gesetze der Gesundheit VI – Die Kraft des Bewusstseins durch Aufmerksamkeit

Die Gliederung in eine entspannte obere Körperpartie mit ihren sensiblen Sinneseindrücken, eine dynamische Mitte aus der Brustwirbelsäule und eine ruhige, kräftige untere Basis des Rückens und des Beckenbereiches, gewährt ein sehr harmonisches Verhältnis der allgemeinen Körperbefindlichkeiten. Derjenige, der sich um diese gegliederte Form seines Körpers und darüber hinaus seines Bewusstseins bemüht, kann sehr vielen degenerativen Krankheiten entgegenwirken. Nicht nur die lumbale, thorakale und zervikale Region der Wirbelsäule gewinnen eine günstigere Tonusverteilung und Spannkraft, sondern das gesamte Gewebe und die Organe des Bauchbereiches ziehen einen großen Nutzen aus dieser Kondition.

Die richtige Aktivität ermöglicht, wie bereits in den anderen Artikeln erläutert, die wesentlichste Heilwirkung, denn es ist nicht zufällig, dass beispielsweise ein Übender in der Mitte dynamisch ist und oben entspannt, es ist vielmehr das Ergebnis einer bewussten mentalen Formung und einer geordneten Aktivität mit dem Körper und seinen Bewegungen. Ein passives Sich-gehen-Lassen oder ein hastiges, von Begehren getriebenes, schnelles Erledigen von Arbeiten führt unweigerlich zu einer Verwicklung der einzelnen Bewusstseinszonen von Oben, Mitte und Unten. In der Trägheit oder in der Hyperaktivität verliert sich immer ein klares, von Wahrnehmung bewusst geführtes, übersichtlich gehaltenes Denken. Der Wille steigt in den Kopf und treibt den Intellekt mit hastiger Erfolgsgier zu Unruhe; oder es sind die Emotionen, die von Unlust geplagt eine Depression erzeugen und das Gemüt an den Körper fesseln. Der Mensch fühlt sich in vielen Phasen wie gelähmt, weil er diese rechte Aktivität, Zielorientierung und Perspektive zu einer angemessenen Werkleistung nicht hervorbringt. Der Kopf, die Mitte und der Bauch sind schließlich wie ein undurchsichtiges, lichtloses, eingehülltes Konglomerat. Wenn es nun durch eine bewusst hergestellte Aktivität gelingt, das Denken von der Hast des Willens und von Emotionen freizumachen, die Gefühle nach gesunden Wahrnehmungen und Gedanken zu ordnen und die Willenskräfte in einen zielorientierten vernünftigen Einsatz zu führen, bewirkt diese Kondition schnell eine reinigende Durchgestaltung des Körpers. Es ist wie ein neues Licht, das den physischen Apparat besser durchdringen kann. Sowohl im Bindegewebe, beispielsweise in den Arterien und in den Sehnenscheiden, Muskelansätzen und organischen, strukturerhaltenden Zellverbänden, als auch in den Muskeln und dem parenchymatischen Gewebe bilden sich weniger Ablagerungen, Verhärtungen und somit kann eine gute Funktionsdynamik erhalten werden. Den Stauungserscheinungen, die so häufig bei Erschöpfung und Auszehrung imponieren, wirkt das Licht der Gliederung entgegen, das tatsächlich aus der bewussten Aktivität und Begegnung der Sinne, der Gedanken und der Empfindungen entsteht. Tatsächlich fühlt sich derjenige, der diese Aktivität der Gliederung herstellen kann – und dies nicht nur metaphysisch gesprochen – in einer besseren Beziehungsform und somit in einem lichteren Empfinden.

Der Zusammenhang des Aufgerichtet-Seins aus der Mitte zum Gesichtssinn wird noch einmal in diesen zwei Zeichnungen dargestellt. Eine angenehme Weite entsteht, wenn die Spannkraft in der Mitte geschult wird. Die Zeichnung mit dem Eingeschnürtsein verdeutlicht, wie dem Bewusstsein und ebenfalls den Sinnen Kraft entzogen wird.
Zeichnung: Cordula Rattinger

Neben den Übungen mit dem physischen Körper oder mit dem Atem bieten einfache Seelenübungen, die durch bewusste Betrachtung gelenkt sind, eine sehr günstige Möglichkeit, diese Grundlage zu fördern. Man wähle sich beispielsweise einen sehr technischen Gegenstand, wie ein Auto und betrachte es genau nach der äußeren Form. Wie sind die einzelnen Schwünge, Rundungen, Ecken- und Kantenverhältnisse zu einer Ganzheit komponiert? Für circa 5 Minuten kann eine Übung dieser Art zur Ausführung gelangen. Wie sind Lichter, Scheiben, Heck und äußere Motorfront komponiert? Gefallen oder Missfallen, Lust oder Unlust, sowie vorschnelle Bewertungen sollten bei einer Übung der Betrachtung nicht irritierend wirken oder besser ausgedrückt: Diese sollten gar nicht beteiligt sein. Die Kenntnis und Wahrnehmung, die sich jemand über einen sehr technischen Gegenstand wie eben ein Auto erwirbt, entwickeln sich durch die Aufmerksamkeit und bewusste Vorstellung. Gedanklich wird die Form des Gegenstandes der Betrachtung erlebt.

Bewusst wurde ein technischer Gegenstand für die Übung an diesem Beispiel gewählt, damit es deutlich wird, dass es sich lediglich um eine Betrachtung handelt. Viele Personen werden vielleicht sagen: „Ein Auto will ich nicht anschauen, da es umweltunverträglich ist, viel lieber würde ich eine Blume in der Natur betrachten. Diese erscheint mir dem Gemüt näher und sympathischer.“ Sicherlich darf sich der Übende die Objekte seiner Betrachtung nach Affinitäten wählen. Grundsätzlich aber sollte er, wenn er die Betrachtung eines Gegenstandes durch klare Vorstellung und objektive Wahrnehmung vollzieht, nicht in ein schwärmerisches oder schwelgerisches Handeln verfallen. Der Techniker, der in den ingenieur-geprägten Zahlen lebt, sollte sich deshalb vielleicht gelegentlich einen Naturgegenstand vornehmen und der schwärmerische Naturliebhaber kann seine Aufmerksamkeit auf ein Objekt lenken, zu dem er nur wenige assoziative Gefühle hat. Die objektive Betrachtung wird dann freier von Emotionen und schnellen Bewertungen. Derjenige, der sich mit diesen Übungen auseinandersetzt und sie nur für fünf Minuten am Tag leistet, wird bemerken, dass sein Wille, sein Gemüt und sein Denken auf eine bessere Stufe der Ordnung gelangen. Eine Gliederung vollzieht sich durch diese Aktivität.

Die Wirkungen dieser Übungen sind nicht zu unterschätzen. Zur Reinigung des Gewebes können Diäten, Fastenkuren oder Wasserkuren gemacht werden. Die Bewusstseinsaktivität führt aber nicht indirekt, sondern direkt ein erstes Licht der Gliederung in die Körperlichkeit und deshalb ist die reinigende Wirkung sehr bedeutungsvoll. Schlackenprozesse in den unterschiedlichen Gewebeformen des Körpers reduzieren sich, und dies ganz besonders, wenn eine Regelmäßigkeit in dieser Art Bewusstseinspflege lebt.

Für die nächste Darstellung sollen aus der indischen Philosophie drei grundsätzliche Prinzipien in ihrem Wert für die Heiltherapie beschrieben werden. Sie sind für das okzidentale mentale Verständnis hilfreich und erweiternd.

Das Aufrichten zu einer objektiven Betrachtung und das Zurücknehmen der Gefühle dabei würde das Denken schulen und den Willen stabilisieren.
Foto: L. Franken

In der Hektik und Übergeschäftigkeit werden die Wahrnehmungen zu den Objekten der Außenwelt durch Emotionen und überschießende Willenshandlungen gestört.












Erfordert es nicht einen verstärkten und geläuterten Willenseinsatz, ein Objekt zu betrachten und dabei nicht begehrend zu ergreifen?

Wenn man einen Defekt am Auto ausbessert, sieht man es weniger.

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