Von Heinz Grill
Die praktische Entwicklung des Wärmeäthers
Die beste und sicherste Art, diese feine kosmische Feuerdimension im menschlichen Bewusstsein heranzubilden und sie zu einer ausstrahlenden Wirksamkeit zu führen, entsteht dann, wenn der Aspirant auf seinem spirituellen Weg eine gute und klare Idee mit geistiger Gültigkeit erfasst, diese denkend zu Vorstellungen entwickelt und sie in letzter Konsequenz in die praktische Anwendung des Lebens führt. Esoterische Wahrheiten sollen exoterisch werden. Geistige Gedanken mit wahrer und übergeordneter Gültigkeit gewinnen durch das bewusste aktive Denken und gestaltende Handeln eine Integration im Leben.
Die Idee aber, die der Einzelne auf seinem spirituellen Weg verfolgt, bedarf der unbedingten und sogar sehr genauen Richtigkeit. Ideen dürfen weder Schwärmereien bleiben, noch sollten sie mit Bedürfnissen und Wünschen, die sehr an das leibliche Wohl gekettet sind, eine Verwechslung erfahren. Wer beispielsweise den Satz des Philosophen Ludwig Feuerbach „Der Mensch ist das, was er isst“, zur ganzen Wahrheit erhebt, kann auf dieser Grundlage keine richtigen Vorstellungen bilden, da dieser Satz nur unter sehr einseitigen Bedingungen Gültigkeit besitzt.
Man betrachte einmal diesen Satz als eine Art Idee sehr genau: „Der Mensch ist das, was er isst.“ Demgemäß wäre jener, der immer Karotten isst, bald dazu verurteilt, eine Karotte zu werden. Trinkt er Ziegenmilch und isst er vorwiegend Ziegenkäse, müsste er der Neigung des Ziegendaseins verfallen und bald einmal „Mäh“ sagen. Leichter aber könnte es verständlich sein, dass der, der sich vegetarisch ernährt, zumindest etwas friedvoller lebt, als jener, der sich vollkommenem Fleischkonsum verschrieben hat. Dennoch aber lassen sich nur wenige Beobachtungen in der Realität gewinnen, die eine Gesetzmäßigkeit darlegen, die tatsächlich besagen könnte, dass das, was der Mensch in seinem Sein darstellt, von der Nahrung abhängt.
Eine richtige Vorstellung könnte leichter gewonnen werden, wenn derjenige, der sich einer fundierten Idee, die er in die Praxis umsetzen kann, annähern möchte, die Seele oder, im Allgemeinen leichter ausgedrückt, die gesamte Bewusstseinsverfassung des Denkens, Fühlens und Wollens in die Ernährungsfrage miteinbezieht. Der Mensch ist dann in der Seele tatsächlich so, wie er eine Beziehung zu den Nahrungsmitteln, zum Essen, zur Anbauweise, sogar zu Tieren, wenn er Fleisch isst, und grundsätzlich zur Natur und zu den Mitmenschen ausprägt. Er stellt in seinem Sein nicht repräsentativ den Stoff dar, den er in sich aufnimmt, sondern er prägt eine bestimmte Beziehung zu den verschiedensten Stoffen, Erscheinungsformen der Natur und zu seiner gesamten Umwelt, und in dieser lebt er tatsächlich mit seinem seelischen Empfinden. Der Mensch ist deshalb nicht das, was er isst, er ist vielmehr so, wie er in Beziehung tritt und seine Beziehungen inhaltlich prägt.
Falsche Vorstellungen, die sehr materialistisch sind und etwa der Abhängigkeit zustimmen, dass der Mensch von der Materie in seinem Sein bestimmt werden könnte, schließen die wesentliche Entwicklungsfrage des geistigen Selbstwerdens und der daraus resultierenden Freiheit aus. Damit der Aspirant auf seinem Wege den Feueräther erzeugen lernt, muss er sich richtigen Ideen und Idealen zuwenden, die er ausarbeiten kann. Würde er von der Vorstellungen ausgehen, dass seine Seele vollkommen von der Ernährungsweise abhängig ist und er keine eigene Beziehung der Freiheit bestimmen kann, leugnete er in sich die Möglichkeit des Selbstwerdens und des Selbstbestimmtseins. Die falsche Vorstellung erzeugt langsam Kälte im Organismus und stößt den Wärmegehalt, den eine richtige Wahrnehmung mit sich führen würde, zurück. Aus diesem Grunde sind oftmals sehr dogmatische Vertreter der Ernährungslehren engherzig und nicht selten mit allerlei Zwängen behaftet. Sie leben nur in einem ideologischen Sinne in einer materialistischen, aber nicht wirklich ganzheitlich gültigen Vorstellung.
Damit das Fluten des Wärme- oder Feueräthers in das Innere des Leibes hereintreten kann, darf der einzelne Mensch keine materialistischen Ideologien, Leitbilder, keine unlogischen Vorstellungen oder emotional gefärbte, scheinbar esoterische Wirklichkeiten dulden. Der Geist will sich harmonisch zu seelischen Empfindungen entfalten und diese können schließlich auf leichte und natürliche Weise in das Leben integriert werden. Eine harmonische Ordnung zwischen der Welt der Ideen, die geistiger Art sind, der daraus resultierenden Ideale und sinnvollen Vorstellungen, der kräftigenden und wachsenden Empfindungen und schließlich der harmonisch gewählten Handlungen lässt die kosmischen Sonnenkräfte tiefer in den Leib eintreten. Der Gedanke spiegelt sich schließlich, wenn er wahr ist, durch die aktive Gestaltungsarbeit des Bewusstseins bis hinein in das Zellsystem. Die Feuerkraft der Sonne will durch den Geist oder Gedanken im Menschen auferstehen. Je wahrer, klarer und reiner dieser Gedanke ist, desto mehr kann er den menschlichen Leib durchgeistigen und erobern.
Falsche esoterische Lehren oder falsch aufgefasste spirituelle Disziplinen bewirken eine wachsende Disharmonie in dem Verhältnis einer geistigen oberen Wirklichkeit, die mit dem Selbst benannt wird, zu der unteren Daseinswelt der Existenz und des Körpers. Das Bewusstsein, das zwischen einer oberen und einer unteren Welt vermittelt, muss sich durch falsche esoterische Lehren, zwanghafte religiöse Auffassungen, dogmatische Interpretationen von Glaubensrichtlinien und allerlei falsch erworbene Urteile stören. Diese Störungen im Bewusstsein treten schließlich bis in das Unbewusste über und sie bewirken eine sogenannte Disharmonie im Astralleib. Der Mikrokosmos im Menschen und der Makrokosmos wirken aber durch ein feinstes Wärmefluten zusammen und durch falsches Denken entstehen Störeinflüsse mit abschirmendem Charakter, sodass die Sonnenkräfte den Leib nicht mehr erobern und durchdringen können. Eine große Möglichkeit zur Heilserkraftung liegt deshalb in der Fähigkeit, falsche Vorstellungen, halbfertige Ideen und verschrobene Ideale durch sorgfältige, klare Bilder und Inhalte zu ersetzen und von diesen ausgehend das Leben zu führen.
Diese Arbeit bedarf eines guten dialogischen Prinzipes. Der Patient braucht die verschiedensten Gespräche, damit er falsche Denkvorstellungen durch gegenseitige Wahrnehmung eliminieren lernt und schließlich die Abschirmungen, die er in sich selbst gegenüber den wärmebildenden Heilkräften aufgerichtet hat, auflösen kann.
Weitere Beispiele
Eine Person verträgt kein Getreide, weil sie gelesen hat, dass sie ein anderer Ernährungstypus wäre und Getreide für sie ungesund sei. Die Angst vor dem Essen von Getreide steigerte sich bis ins Unermessliche und sie reagierte daraufhin mit heftigsten allergischen Reaktionen. Nachdem mit einem Gespräch die mentale Fixierung korrigiert werden konnte und sich diese als irrige Ideologie herausstellte, konnte die Person innerhalb einer Woche alles, was sie natürlich begehrte, wieder zu sich nehmen. Sie vermochte in ihrem Verdauungssystem eine richtiggehende Wärmekraft aufzunehmen, da sie sich in ihrem Beziehungsverhalten zur Nahrung frei und ohne Angst bewegen konnte.
Eine andere Person entwickelte ein Karzinom, obwohl sie sich sehr gesund ernährte, vielen Reinigungsritualen folgte und darüber hinaus außerordentlich religiösen Neigungen nachkam. Sie erwartete aber von Gott im Gebet Hilfe und wurde auf dieser Grundlage immer kränker. In einigen Gesprächen wurde der Unterschied zwischen einer passiven Hingabe zu einem angenommenem Gott und einem tätigen, geistigen Forschen erarbeitet. Nachdem im wachsenden Maße diese Person Freude am erkenntnismäßigen Arbeiten gewann, begann das Immunsystem besser in den Leib einzugreifen. Ihre Ausstrahlung wurde geformter, ihre Wahrnehmungen objektiver und Wärme ergriff ihren Körper. Auf dieser Grundlage verbesserten sich ihre Selbstheilungskräfte erheblich. Sobald sie aber in die passive Erwartung an Gott, die ja nichts anderes, als eine falsche religiöse Vorstellung ist, zurückfiel, entwickelten sich sofortige Verschlechterungen mit Lymphmetastasen. Die tägliche Arbeit, unentwegt und zielstrebig, für richtige Vorstellungen und sogar deren praktische Umsetzung im Handeln, konnte schließlich wieder ein Lebensgleichgewicht und eine Verbesserung im Immunsystem herbeiführen.
Ein drittes Beispiel, das sich als sehr häufig erweist, mag folgende kleine Episode aufzeigen. Der Arzt sagt zum Patienten, dass er sich in jedem Falle schonen solle und er sich nur dasjenige zumuten dürfe, was ihm leicht von der Hand geht und ihm vor allem Freude macht. Der Patient hatte schwere Wundheilungsstörungen, litt an Erschöpfung und bekam immer wieder unregelmäßiges und unphysiologisches Fieber. Als er dennoch zu einem Studienkurs in die spirituelle Hochschule hier in Naone kam, wurde er zu langsamer und sich steigernder Aktivität aufgefordert. Nach einigen widerständigen Gebärdespielen des Patienten folgte er mit Vernunft den Aktivitäten. Bereits nach sechs Tagen konnte eine außerordentliche Kräftigung festgestellt werden. Die Statur richtete sich auf, die Physiognomie gewann Form und Struktur, das Selbstbewusstsein überschritt die schmerzlichen Phasen des Bangens im Erschöpftsein und die Temperaturregulation trat auf natürliche Weise ein. Der Patient bemerkte, dass er vollkommen unterfordert und nicht überfordert war. Die falschen Schongestikulationen, Rückzüge und Zurückhaltungen ließen keine natürliche Harmonie zwischen dem Geist, dem Seelenleben und dem Körper zu. Die Wärmeregulation konnte nicht zur Erkraftung gelangen. Die falschen Vorstellungen über die Möglichkeiten eines Aufbaues und die daraus entstandenen Fixierungen an den Körper im Kranksein mussten überwunden werden, damit eine innerleibliche Ordnung, die das Feuerelement zum Auferstehen bringen kann, wieder in seine souveräne Kraft tritt.
Neben den Korrekturen von falschen Vorstellungen gibt es weiterhin eine Reihe von Handlungsinitiativen, die der Einzelne zur Erkraftung des Feueräthers und seiner Heilswirkung entwickeln kann. Diese sollen in einem nächsten Artikel dargestellt werden.