Artikel von Heinz Grill über die Vertauschung von Begriffen:
Mit dem Anschlag vom 11. September und den zu beobachtenden Tatsachen, wie beispielsweise dem perfekten Zusammensturz der Welthandelstürme, drängte sich sowohl bei Fachexperten als auch bei urteilsfähigen Bürgern der Verdacht dringlichst in das Gewissen, dass es sich gar nicht um einen der üblichen Terroranschläge handle, sondern um eine von Geheimdiensten getätigte konspirative Aktion.
Der Begriff des Verschwörungstheoretikers wurde aus berechtigtem Interesse in seine Geburt gehoben, da man die offizielle Version mit höchstem Zweifel betrachten musste. Diejenigen Personen, die um eine objektive Aufklärung des 11. Septembers bemüht waren, sprachen deshalb davon, dass es Geheimdienste gibt, die sich miteinander verschworen hätten und eine Schuldprojektion gegen den Nahen Osten starteten.
Heute gilt jedoch der Verschwörungstheoretiker als derjenige, der die offizielle und mittlerweile unhaltbare Erklärung, der Anschlag des 11. Septembers sei durch den islamistischen Fundamentalismus geschehen, infrage stellt. Eine ordentliche Meinungs- und Urteilsbildung gilt in der gegenwärtigen modernen Zeit als Verschwörungstheorie. Die Steigerung zum Verschwörungstheoretiker bildet der Verschörungsmystiker, denn dieser, wie Daniele Ganser völlig zu Unrecht beschimpft wird, stellt sich aufklärend mit soliden beweiskräftigen Argumenten gegenüber. Der Theoretiker wird ab dem Moment Mystiker, ab dem er sich erlaubt, geordnete und nachvollziehbare Fakten zu liefern. Scheinbar kennt die moderne Zeit den Begriff des Mystikers nicht mehr.
Ein zu diesem Geschehen verwandter Projektionszusammenhang liegt in dem Begriff der Sekte. Jener, der sich als Einzelperson mit kritischen Fragen gegen das Hoheitsregime der Kirche wendet, und die Ekklesiologie, beispielsweise „Kein Heil ausserhalb der Kirche“ oder die leibliche Auferstehung des Christus, die jungfräuliche Geburt oder allgemein die Sakramente in Frage stellt, ist Sekte.
Der sich fragende und kritisch prüfende Mensch muss dieses grässliche Schimpfwort „Sekte“, das nichts anderes besagt, als dass er niedrig, irrig und böse sei, ertragen. Diejenigen aber, die in der Gemeinschaft des Glaubens erlöst durch das Credo der Zugehörigkeit leben und unkritisch den Vorgaben des Hirten folgen, sind logischerweise, wenn man nur die Meinung der Allgemeinheit als Maßstab nimmt, keine Sekte.
Eine Klärung und Anschauung der Begriffe, bevor man sie als Schimpfworte mit ausschließendem und diskriminierendem Charakter gebraucht, wäre deshalb eine dringlichste Notwendigkeit und würde erst die Möglichkeit zum Dialog und einer daraus entstehenden Aufklärung geben.
An den aufgezeigten Beispielen von Heinz Grill läßt sich eine Methode gut erkennen, die leider in unserer Zeit sehr häufig geworden ist. Es ist die Umkehrung der Tatsachen und die Projektion der Schuld auf andere.
Diejenigen, die die Verursacher sind und sich verantworten sollten, drehen die Dinge geschickt um und projezieren die Schuld auf den, der die Umstände und Fakten aufzeigt und aufklären will. Das Ziel ist, diejenigen Personen zu schwächen, die mit Wachheit und Mut den Lügen und Komplotten entgegentreten.
Leider ist dies auch bei den großen Kirchen eine gängige Methode.
Man findet deutliche sektenhafte Strukturen in den Kirchen, aber sie lenken von ihren Mißständen geschickt ab, indem sie andere Personen und Gemeinschaften als gefährlich und böse darstellen und mit dem Schimpfwort „Sekte“ schädigen wollen.
Hierzu einige Beispiele:
Die Kirchen haben im Laufe der Geschichte vielen Völkern und Menschen großen Schaden zugefügt (Kreuzzüge, Hexenverfolgungen, Inquisition, sexuellen Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen u.s.w.), aber sie haben keine Bereitschaft, diese Vorgänge zu verantworten, sondern lenken geschickt von sich ab und projezieren das sogenannte Böse nach außen auf andere Gemeinschaften und Personen. Sie bemühen sich, mit allen Mitteln Umstände zu finden, um in der Öffentlichkeit mit dem Schimpfwort Sekte jenen Personenkreis als böse und gefährlich darzustellen und zu erniedrigen.
Die Katholische Kirche ist eine hirarchische Institution mit einem Oberhaupt (Papst). Nun warnt sie die Öffentlichkeit vor gefährlichen Sektengurus … . Betrachtet man die Hirarchien der katholischen Kirche, so ist sie von einer weltlichen Person geführt die – als Amtsinhaber dieser obersten Position – in der Kirche jedoch als heilig bezeichnet wird, als unfehlbar und als Vertreter Gottes auf Erden definiert wird. Es ist also nicht die Persönlichkeit und deren fachliche und spirituelle Kapazität, sondern die Wahl, die Weihe und damit allein das Innehaben des Amtes, das diese Person nach Ansicht der Kirche heilig macht.
Die Kirche erlaubt sich aber, Personen, die als spirituelle Lehrer wirksam sind und durch ihr Werk und ihr Leben auch dazu die Profession erworben haben, als Guru (im negativem Sinn) hinzustellen und vor diesen Personen zu warnen. Auch hier zeigt sich die Umkehrung und Projektion nach außen. Das negative und unrealistische Gurutum lebt aber tatsächlich in der katholischen Kirche seit fast 2000 Jahren selbst.
Der sogenannte Sektenbeauftragte von Bayern ist ständig bemüht, Sekten zu finden bzw. zu „erfinden“. Ein wichtiges Kriterium einer Sekte sei, dass diese Geld von den Mitgliedern fordert. „Da muß man auf der Hut sein“ – so der Sektenbeauftragte … . Dass nun jedoch die Kirchen von ihren Mitgliedern selbstverständlich monatlich Kirchensteuern nimmt (und das sogar noch über den Staat vollziehen läßt), dass die Kirchen für alle noch so kleinen Dienste weiterhin Geld von ihren Mitgliedern nimmt, dass die Kirchen bei jeder Messveranstaltungen die Messbesucher zusätzlich zu einer Spende nötigt, dass die Kirchen seit Jahrzehnten vom Staat finanzielle Unterstützung nehmen, die ihnen laut Grundgesetzt nicht zustehen: all das stört niemanden und wird auch nicht als Ausbeutung der Mitglieder gesehen.
Die Katholische Kirche warnt z.B. ihre Mitglieder, nicht vom Glauben und der Glaubensgemeinschaft abzukommen, denn – und das sagt sie sehr deutlich: „kein Heil ausserhalb der Kirche“. Ist es da nicht verwunderlich, dass bei solchen eigentlich fundamentalen und sugestiv wirkenden manipulativen Behauptungen viele Menschen Angst davor haben, diese Glaubensgemeinschaft zu verlassen. Die Kirchen binden ihre Mitglieder mit Angst. Sie verhindern dadurch, dass die Mitglieder selbstständige nach tieferen Werten suchende Menschen werden können. Die Mitglieder werden mit einem Credo abgespeist, das vor allem die Passivität und die Devotion vor einem unbekannten Gott nährt. Damit ist ein Kriterium erfüllt, das Kirche selbst für Sekten definiert – Drohungen und Beeiflussungen der Mitglieder sind ganz eindeutige Zeichen einer Sekte!
Dies sind nur einige Beispiele und man muß den Kopf schütteln über die Unverfrorenheit, mit der die Kirchen andere Menschen und Gemeinschaften mit dem Schimpfwort Sekte diskreditieren, indem sie andere als böse und gefährlich darstellen wollen.