Vorsicht Sekte –Teil 3

Spirituelle Verfehlungen und Missbräuche

Die Passivität in der Wahrheitssuche als verhängnisvolle Erscheinung

Die folgenden Darstellungen schließen sich thematisch an das bisher Gesagte über die Benennungen von Sekte und die daraus resultierenden Denunzierungen an. Die Hetzkampagne, die von Uwe Burka und Anneke Schamman derzeit getätigt wird, leitet dieses Thema herein, erscheint aber für die folgenden Betrachtungen nicht mehr wichtig. Für die folgenden Beschreibungen, die ich in weiteren Artikeln veröffentlichen möchte, soll dieser Schauplatz vollkommen verlassen werden und der Weg soll in jene unsichtbaren Ebenen vordringen, die eine tiefere psychologische und spirituelle Gesetzmäßigkeiten in das Licht der Betrachtung rücken. Der entfachte äußerliche Streit über Recht oder Unrecht, Böse oder Gut, Sekte oder Nicht-Sekte ist nur der periphere Ausdruck eines tieferen, im Menschlichen stattfindenden, existenziellen Ringens, um einen Stand in der Welt und um so manche Anerkennung, die verloren wurde, wiederzugewinnen. Rückschlüsse auf Personen sollen für die kommende Betrachtung nicht mehr erfolgen. Obwohl die Erfahrungen und Erkenntnisse aus authentischen Tatsachen abgeleitet sind, so sind sie aus mehreren Fällen komponiert und deshalb keinesfalls an eine oder wenige Personen gerichtet. Ziel einer spirituellen Betrachtung ist es nicht, einmal erfahrene Schläge mit Gegenschlägen zu beantworten, sondern die Möglichkeiten der Entwicklung in die Betrachtung zu nehmen und diese unmittelbar von der äußeren Agitationsebene in eine höhere Wirklichkeit, die bleibende Erkenntnisse eröffnet, zu erheben.

Es gab beispielsweise ein Seminar, an dem ein Referent für einen Tag eingeladen war. Am Samstagabend reiste dieser ab und erklärte mir gegenüber, dass dieses Seminar das beste gewesen sei, das er jemals gehalten habe. Die Teilnehmer hätten widerspruchsfrei alle seine Worte gut aufgenommen. Im Laufe der Nacharbeitung zu diesem Seminartag kamen jedoch eine Reihe von Beschwerden zu mir, denn die Teilnehmer waren keinesfalls mit den Ausführungen über das Wirtschaftssystem und über die Art, wie er Beziehungen herstellte, einverstanden, und nahezu alle beklagten sich über die mangelnde Wahrnehmungsfähigkeit, die ihnen als Zuhörern beigemessen wurde. Die Teilnehmer mieden aber aus einer gewissen Angst heraus die Konfrontation mit dem Referenten, spiegelten ihm eine Scheinsympathie, während sie im Inneren widersprachen. Die verbale und nonverbale Kommunikation lag bereits an diesem Seminartag in einer großen Asymmetrie. Ein falsches Zitieren einer Evangelienstelle wurde sehr wohl bemerkt, da die meisten Zuhörer theologisch und philosophisch geschult waren. Dennoch mieden sie jegliche Kritik, Diskussion, Richtigstellung, thematische Auseinandersetzung und wählten den Weg des gleichmütigen Schweigens und bequemen, mehr oder weniger unbeteiligten Zuhörens.

Welche Wirkungen entstehen jedoch im Stillen, wenn die Teilnehmer nicht in eine lebendige thematische Dialoggestaltung unmittelbar mit den Referenten übergehen, sondern ihr eigenes Wissen bequem zurückhalten und, wenn man es mit diesen Worten ausdrückt, jeder Konfrontation im Sinne der Suche nach Wahrheit aus dem Wege gehen? Der menschliche Astralleib, der sich in Wesenhaftigkeiten der Gefühle sehr variabel ausdrückt und schließlich im ganzen Fundament im Willensleben seine tiefste Grundlage besitzt, benötigt den positiven inhaltlichen Kampf. Das Ringen um Wahrheit braucht das Bewusstsein, und wenn es auf eine solide thematische Stufe gebracht wird, stimmen sich die menschlichen Begegnungen günstig aufeinander ein. Der Astralleib mit seinen seelischen Anteilen kann schließlich seiner inne liegenden Tendenz nach Entwicklung gerecht werden, wenn sich das Bewusstsein am Thema, zusammen mit anderen Menschen, auf die Wahrheitsentwicklung hinzubewegt. Das menschliche Wesen im Denken, Fühlen und Wollen, das sind die Kräfte, die der Astralleib umfasst, will zutiefst in gemeinsamer Forschungsarbeit und mit ganzer Kraft auf Wahrheiten zugehen.

Dieses Zugehen benötigt die inhaltliche Auseinandersetzung mit Gedanken, Vorstellungen, Phänomenen und Möglichkeiten. Werden diese Gelegenheiten versäumt, so fallen häufig Teilnehmer in allerlei antagonistische, polarisierende persönliche Kämpfe zurück und entwickeln eitle, unangemessene spirituelle Bindungen. Die Auseinandersetzung mit Widersprüchen kann zu einer realen Erkraftung der Ideale führen, zu dem svarājya, dem Reich des Selbstes, das eine erste Eroberung von allen Polaritäten darstellt, und sie führt zu sāyujya mukti, zu einer Freiheit, die zu einer Aufhebung der niederen, eitlen Eigenschaften beiträgt und eine universal gültige Selbsterkraftung repräsentiert. Svapna, der Traumzustand des Selbstes, der noch einen relativ niedrigen Anteil von Spiritualität darstellt und häufig sektiererische Tendenzen beinhaltet, weicht dem vollreifen Bewusstsein, dem jñāna, im Sinne eines erlangten Wissens, und geht in eine größere Produktivität der kosmischen und weltlichen Gesamtsicht über. Sekte ist bei wahrem Streben nicht möglich, und wenn anfangs sektiererische Tendenzen vorliegen, so muss man diese im Laufe der Entwicklung durch Disziplin, Weisheit und tapas, einer feurig wohlgeformten Wahrheitssuche, überwinden. Die passive Form, die eine Art Gleichmut gegenüber wahren oder falschen Aussagen darlegt, und die keine aktive Stellung einzubringen wagt, könnte man im weitesten Sinne als ein sogenanntes a-bhakti, eine Nicht-Hinwendung, eine Art mangelnde Willensbewegung auf die Wahrheit zu, bezeichnen. Die Teilnehmer schließen sich dann mit ihrer bisher gelernten Lehre subjektivistisch gruppenmäßig zusammen und meiden die Spannungen mit Widersprüchlichkeiten. Sie übernehmen schnellfertige Meinungen, suchen sich eine schöne Welt in ihrem Jargon. Eine wirkliche Hingabe, bhakti, die das Kernstück jeder geistigen Bestrebung ist und ein Fundament aller innersten Willensbewegung im Aufstieg zu höheren Zielen darstellt, fehlt. Sie wird im indischen Geistleben exoterisch gesehen in der Regel dem Lehrer entgegengebracht und sollte normalerweise gegenüber allen großen Persönlichkeiten, wie Rudolf Steiner, Michelangelo, den großen Künstlern, Musikern, Goethe, Gandhi und zu vielen anderen bestehen. Iṣṭa-devata, die verehrungsvolle Hingabe zu einer geistig authentischen Person, ist ein Kernstück des Yoga, und wenn sie im wahrheitsstrebenden Sinne besteht, schenkt sie eine universale Offenheit und es wird nicht nur eine Person verehrt, sondern alles Schöne, Edle, Wahre und Begehrenswerte. Bhakti signalisiert eine Bewegungsrichtung von der eigenen Individualität im Blick hinauf zu hohen Persönlichkeiten, meidet aber Unterwürfigkeit und sektiererisch persönliches Begehren. Eitle, selbstgefällige Haltungen mit mangelndem Interesse am sozialen Leben sind häufige Erscheinungsweisen, die Sektentendenzen fördern, Kleinlichkeiten im persönlichen Leben überbetonen, die Lehre der Spiritualität für eigennützige Zwecke beanspruchen und Angst vor einer wirklichen Selbstdarstellung der bestehenden Wahrheiten aufweisen. Sie sind eine Erscheinung des sogenannten a-bhakti. Die größte Erscheinungsform des a-bhakti ist es aber, wenn man andere spirituelle Formen aus Ignoranz abwertet und sogar große Persönlichkeiten wie indische Lehrer, die hohe Leistungen brachten, verspottet.

Eine wahre und gelebte Spiritualität wird immer Angriffen ausgesetzt sein. Ich sage es, wie es ist, ohne zu schmeicheln, ohne mich selbst narzisstisch überbetonen zu wollen. In der Anthroposophie können diese meine Worte über mich selbst nur auf heftigste Widersprüche stoßen, dennoch sehe ich mich um der Aufklärung willen verpflichtet, meine eigene Selbstwirksamkeit, und dies ohne mich persönlich wichtig zu nehmen, ausreichend zu benennen. Es gab beispielsweise ein Begegnungstreffen mit verschiedenen eingeladenen Personen, bei dem eine Art Kollision zwischen einem sogenannten sat und einem a-sat stattfand. Was heißen diese Worte? Sat heißt so viel wie Sein und a-sat Nicht-Sein. Man kann die einfachen Sanskrit-Worte übersetzen mit Inhalt oder Nicht-Inhalt.

Was ist der menschliche Astralleib? Im Yoga bezeichnet das Wort sarvabhūtāni die Welt aller Wesen, die mit den Planeten korrespondieren, feinstofflich und verschiedenster Art sind: dumpf oder edel, niedrig oder hoch gestimmt, entwicklungsförderlich oder bindend. In den menschlichen Gefühlen drückt sich hauptsächlich die astrale Welt aus. Das Wort svarga, das übersetzt heißt „der Himmel“, ist auch eine Bezeichnung für die astrale oder nachtodliche Welt.
Zeichnung: Marie-Kristin
„Nicht das macht frei, daß wir nichts über uns anerkennen wollen, sondern eben daß wir etwas verehren, das über uns ist. Denn indem wir es verehren, heben wir uns zu ihm hinauf und legen durch unsere Anerkennung an den Tag, daß wir selber das Höhere in uns tragen und wert sind, seinesgleichen zu sein.”
Johann-Wolfgang von Goethe
Zeichnung: Alma Andra

Bei diesem Begegnungstreffen verloren zwei Personen „ihr Gesicht“, wie man umgangssprachlich sagt, da sie inhaltlich nichts anzubieten hatten und doch einen höchsten Wahrheitsanspruch konstatierten. Eine Kollision lässt sich dann in den menschlichen Begegnungen nicht mehr sehr leicht vermeiden. Eine Schicksalsbewegung löst sich aus, die in vielen Fällen das innere philosophische und religiöse Verständnis des Einzelnen betrifft und deshalb tief wie Wellen mit unaufhaltsamer Wucht die Triebe und Gefühle meterhoch aufsteigen lässt.

Meine Arbeit besteht meist darin, die Ziele und Motivationen von Teilnehmern zu sammeln und sie konstruktiv in logischem Gedankenaufbau auf nächstmögliche und zukunftsorientierte Stufen zu führen. Indem aber beispielsweise Teilnehmer keinen Inhalt vortragen, sondern sich selbst in der Rebellion zu den verschiedenen Zeitphänomenen befinden, andere damit bedrängen und Begegnungstreffen zu ihrer eigenen Selbstdarstellung und Jagd auf Teilnehmer benützen, müssen sich gerade kritische Äußerungen aufdrängen und es muss unweigerlich sogar Korrektur um des Friedens im Seminar willen eintreten.

Die Tragik ist nicht selten, dass sich Personen als große Referenten bezeichnen, jedoch keine Referenzen vorweisen und infolge ihrer mangelnden inhaltlichen Stellung sich an die Grenze ihres bisherigen Lehrverständnisses begeben. Die entscheidende Frage tritt dann auf, ob es einen äußeren Feind gibt oder einen inneren. Ist es der andere, der Menschen schädigt, oder entgleitet das persönliche Bewusstsein so sehr aus dem natürlichen Zusammenhalt, dass die Ahnung der selbstgeschaffenen Illusion plötzlich wie überwältigend aufsteigt?1) Rudolf Steiner nimmt in seinem Vortrag vom 20.12.1918 Bezug auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und sagt, „dass alles, was an äußeren Kämpfen heute stattfindet (…) aus dem Inneren der Menschen herausgworfene Kämpfe sind. Das ist es was kommen muss: Die Menschen müssen ins Inneren hereinnehmen, was sie glauben, heute außen auskämpfen zu müssen. Ein Kriegsschauplatz im Inneren der menschlichen Seelen, das wird das Heilmittel sein für das, was heute so ruinös unter die Menschen getreten ist.“ (GA 186, S. 281)

Wenn eine inhaltliche Arbeit mit sehr klaren Formen des Bewusstseins entsteht, so zeigen sich sehr bald unbrauchbare sogenannte Nicht-Inhalte oder eben illusionäre unbrauchbare Glaubensformen. Das sat offenbart das Nicht-sat, aber nicht nur, dass es dieses offenbart, es treibt es sogar auf eine irrationale Spitze, gebiert Verrücktheiten und lässt es nicht eher zur Ruhe kommen, bis es durch Selbstkorrektur, Einsicht und Erkenntnis erlöst ist.

Sektenanschuldigungen entstehen meist dann, wenn dieses Kampffeld zwischen Sein und Nicht-Sein entflammt, und das ist meist dann gegeben, wenn eine Schwelle in der Entwicklung erreicht ist. Der Feind ist aber im Inneren und nicht im Äußeren, und deshalb ist die Sektenanschuldigung nur ein verzweifeltes Mittel, das längst insuffizient gewordene Innenleben mit Projektionen zu kompensieren.

Das indische Selbstzeugnis im Gegensatz zur westlichen Philosophie

Indem viele Studenten meine Person in der Öffentlichkeit entweder schwärmerisch benennen oder im Gegensatz hierzu durch Schweigen anderen vorenthalten, bin ich selbst genötigt, über mich zu sprechen und die Wirkungssphäre meiner Person zu beschreiben. Gerade vonseiten der Anthroposophie, in der der bhakti-Geist bisher keine Bedeutung eingenommen hat, muss man meiner Selbstwirksamkeit und den sogenannten siddhi-Kräften, den Charismen, die mir persönlich eigen sind, heftig widersprechen. Nach meiner Anschauung hilft dieses bescheidene Stillschweigen keinesfalls einen Schritt weiter. Ein Student, der die Anweisungen der Geistschule sucht, muss sich einigermaßen eine Vorstellung darüber bilden, wie geistige Kräfte durch einen Menschen und vor allem durch den Lehrer, den er aufsucht, zur Wirksamkeit kommen. Der bhakti-Geist fehlt in der Anthroposophie und dieser Mangel ist ein großer Nachteil für das Weiterbestehen von Spiritualität in der ganzen Zukunft. Man müsste in der Anthroposophie Rudolf Steiner im Geiste für seine Werke verehren, rückhaltlos und ohne Furcht, empathisch nach Wort und Person, und müsste sich eine Nähe zu seiner Seele aneignen. Ohne bhakti lässt sich Anthroposophie nicht verstehen. Sie bleibt intellektuell, verliert sich in Eitelkeiten, oder, wie neuerdings, in Emotionen und erobert niemals die wirklichen Tiefen, die jñāna, die Erkenntnis, spenden.

Meine Person eröffnet in Begegnungen ab einem bestimmten Zeitpunkt, meist nicht sofort am Anfang, sondern erst später, eine Form der Initiation, und dies muss ich ohne Übertreibung und sogar auch ohne falsche Bescheidenheit um der Verantwortung willen ausdrücken.2) Der Autor ist sich in vollem Umfang im Klaren, dass diese Aussagen als narzisstisch bewertet werden könnten. Narzissmus heißt Eigenliebe und persönliche, falsche Selbsterhebung. Hier aber ist die Initiation beschrieben und diese drückt sich immer durch den Menschen aus. Rudolf Steiner war initiiert und er drückte durch seine Worte lichte Formen der Weisheit aus. Er war das Licht der Weisheit selbst. Im Yoga unterscheidet man die Methoden, die jemand anwendet, und die Kräfte des Selbst, die unmittelbar durch die Person zur Wirksamkeit kommen. Viele indische Lehrer beschreiben diese Zusammenhänge, unterscheiden das Äußere und das Innere und führen deshalb den lernenden Teilnehmer zu einer klaren Ansicht zur Initiation. Die Person und ihre Wirkungssphäre müssen heute beschrieben werden. Jede Initiation beginnt heute durch den Menschen und sein Wirkungsfeld und nicht durch methodische Anwendungen von Übungen, Mantren oder esoterischen Techniken. Die angemessene Beschreibung der Wirkungssphäre, die von einer Person ausgeht, ist deshalb dringend notwendig, denn diese lässt erst dem Menschen die freie Wahl der Entscheidung. Eitle, persönliche Selbstüberschätzungen sind auf diesem Gebiet fahrlässig und gehören keineswegs in eine fundierte Geistschule. Wenn nun beispielsweise Personen den Vorwurf erheben, sie würden ungewollt über eine Schwelle geführt, so ist es nichts anderes, als dass sie mir gegenüber sitzend ihre eigene Lebensillusion nicht mehr aufrechterhalten können und deshalb unweigerlich an den Grenzpunkt ihres persönlichen, bisher geschaffenen weltanschaulichen Verständnisses gelangen. Nicht ich habe sie an die Schwelle geführt, wie mir so manche vorwerfen, sondern sie sind zu mir in die Begegnung gegangen, in der Suche nach Entwicklung, in der Hoffnung, eine nächste Dimension zu erringen und neue Möglichkeiten zu gewinnen. Wenn sie diese Dimension nicht anerkennen, sondern in der Gefangenheit ihres Selbst- und Wahrheitsanspruches bleiben, so müssen sie die überkommende Dimension und das wahrgenommene Potenzial des sat verwerfen. Meist finden die Agitationen nicht auf der sachlichen Ebene der Philosophie statt, sondern richten sich direkt, agitierend, gegen meine Person.

Je größer aber die bhakti-Formen sind, die eine Willenserkraftung zu Wahrheiten in jeder Spiritualität zum Leben bringen, desto erfolgreicher und authentischer strahlt diese durch Personen nach außen auf die Umgebung. Eine Selbstreflexion ist bei Konflikten mehr angezeigt, als die Projektion auf Dritte oder gar auf Lehrer. Die Sonnenoase ist beispielsweise ein Ort, an dem man sehen kann, wie Spiritualität die ganze Umgebung ökologisch beeinflusst und Ätherkräfte entstehen, die bereits eine regenerative Atmosphäre bekunden. Ich wage zu sagen: Überall dort, wo ich bin und wirke, werden sich neue Möglichkeiten eröffnen, und dort, wo ich arbeite, entstehen immer aufbauende Kräfte. Ich kenne meine Arbeit und weiß sie manipulationsfrei und mit klaren Gesten zu vertreten. Die āsana ist hierfür ein künstlerisches Ausdrucksmittel, die Worte sind inhaltliche Darlegungen. Nicht Dunkelheit, sondern Licht geht von meiner Person aus, und dies ist auch bei Betrachtungen, beispielsweise der Übungen, sichtbar. Verleugnen jedoch im Gegensatz hierzu die Teilnehmer einer spirituellen Richtung ihre aus den Lehrveranstaltungen erlangten Werte, ihren geliebten Lehrer und die gute, tiefgründige Beziehung zu diesem und folgen dem Pfad der Ängste, wie das in vielen Beispielen schon mehrfach eingetreten ist, so werden sie die Angriffe von Personen, die gerne irrationale Projektionen austeilen, fördern und zuletzt müssen sie den Beleidigungen unterliegen, ihr Selbst und ihr grundlegendes Selbstgefühl schwächen und sich nur in unnötigen äußeren Polarisierungen verlieren.

Es ist tatsächlich eine nicht seltene Wahrheit, dass die Projektionen, Sektenanschuldigungen und Beleidigungen nicht von Personen kommen, die im Leben ein Werk vorweisen und ihren Charakter schulen. Sie kommen fast immer aus narzisstisch übersteigerten Selbstansprüchen, und sie treten ganz häufig auf den Plan, wenn Menschen an einen Endpunkt ihrer Entwicklung gelangt sind. So wie ein Land gerne Krieg gegen andere führt, wenn es selbst ökonomisch und sozial am Ende ist, so werfen manche Personen mit unangemessenen Vorwürfen um sich, beklagen sich fälschlicherweise als Opfer und machen Dritte für ihr Scheitern verantwortlich. Die Projektion offenbart aber eine Schwäche im Wahrnehmen und Denken, im inhaltlichen Bewusstsein und im sogenannten Selbst.

Für eine gute Disziplin, die im Yoga mit dem Wort tapas bezeichnet wird, das auch übersetzt „Feuer“ heißt, empfehle ich ein sorgfältiges Studium der Schriften, svādhyāya.3) svādhyāya heißt wörtlich Studium der Schriften. Es wird auf bewusste Weise der Wille zur Erkenntnisforschung der inneren Wahrheit, die in Schriften lebt, geschult. Es ist Erkenntnisarbeit und erfordert Konzentration und Ausdauer. Die Benutzung von Schriften, um die eigene Meinung zu festigen, ist a-svādhyāya und gilt als Missbrauch des religiösen Geistesgutes. Die missbräuchliche Verwendung von Evangelienstellen und vielen anderen Schriften führt grundlegend die Problematik von totalitären Anspruchshaltungen herbei und muss in inquisitorischen Konsequenzen, Abwertungen Dritter und schließlich prädominanten religiösen Stellungen ihren Ausdruck nehmen. Es handelt sich um eine objektive Hinwendung in thematischem Bezug zu inhaltlichen Texten der Geistschule. Eine gegenteilige Disziplin hierzu wäre a-svādhyāya und das ist der materialistische Umgang mit geistigen Urkunden. Zitate des Evangeliums zu nützen, um sich selbst zu rechtfertigen oder sogar auf andere zu projizieren, bildet in einer Geistschulung einen schweren Regelverstoß, der unweigerlich zu fundamentalistischer Anbindung und materialistischer Interpretation führt. Erste Schritte in einer Geistschulung sind es, sich in konstruktiver Kritik zu üben, eine gesunde Selbstreflexion als Denkschulung zu leisten und sich die edle Haltung anzueignen, über andere nicht zu richten. Wenn ich hier allgemein über Missbräuche und missbräuchliche Verwendung, die ja immer in Sektenanschuldigungen und inquisitorischem Verhalten liegen, schreibe, so richte ich nicht über Personen, noch klage ich an, sondern zeige thematisch Vergleiche auf und übernehme mein Verantwortungsgefühl als spiritueller Lehrer. Wenn es Menschen gibt, die durch meine Person an eine Schwelle gekommen sind, so ist dies weder ein Zufall, noch ein Ritual, noch ein persönlicher Eingriff in den Privatbereich, es ist keine Magie und schon gar nicht ein psychologischer Trick, sondern es ist die biographische Tatsache wegweisend, dass diese individuelle Person Ereignisse aufsucht, die sie für eine nächste Entwicklungsstufe bearbeiten möchte. Einen Lehrer zu beschuldigen, ihn als Sekte zu verwerfen, und dies nur deshalb, weil er persönlich diese eben genannten Fähigkeiten der inhaltlichen Einsichten in die geistige Welt besitzt, kann niemals zu einer besseren Selbstgrundlage und Identität führen. Die Initiation, die jemand einmal durch die Erfahrung seiner eigenen Grenze in der Begegnung mit mir erlebt hat, kann niemand mehr rückgängig machen. Weder Klagen noch Jammern, sich als Opfer kundtun oder den anderen zu verwerfen und anzuklagen kann diese Situation verändern.

Für die Anthroposophie werden deshalb immer wieder schwer begreifbare Phänomene auftauchen, denn nicht nur einzelne, sondern mehrere Personen gelangen an eine Art Schwelle. Aus dem Inneren erwacht ein kurukṣetra, ein Kampffeld, und wenn es auf den äußeren Plan versetzt wird, stiftet es unendlich viele Verwirrtheiten mit Polarisierungen, Verminderungen und Verlusten. Rudolf Steiner spricht von dem sogenannten Hüter der Schwelle und die Bhagavad Gita nennt es eben das Kampffeld, das kurukṣetra, bei dem sich das Innenleben Helden Arjuna in überdurchschnittlichem Maße auftürmt und zu erheblichen Wahrnehmungs- und Bewertungsfehlern führt.

Eine Aufarbeitung von passiv getätigter spiritueller Hingabe, von Versteckspielen mit Wahrheiten, von egoistischem Besitzergreifen von spirituellem Lehrgut muss aber in meinen Lehrveranstaltungen wie auch in anderen immer zur Korrektur geführt werden, denn sie legen den Grundstein für weitere und größere Polarisierungen.

Für Aurobindo war das Selbstzeugnis eine der größten Anforderungen, da er um die Notwendigkeit der Beschreibung der persönlichen Wirkungssphäre wusste und sich doch im ganzen Umfang scheute, diese der Menschheit darzulegen.
Zeichnung: Andrea Partheymüller
Sivananda tat sich bei seinem Selbstzeugnis leichter, von ihm gingen große Kräfte aus, die den Menschen unmittelbar in ihrer Moralität anheben konnten. Sie gingen von seiner Person aus und so lebten eine christlich geistige Einweihung. Wenn in seinem ­Ashram Shivalieder gesungen wurden, stimmte er lautstark ein und als die Schüler fragten, warum er seinen eigenen Namen so sehr besinge, antwortete er nur, er sei es zwar, aber eben nicht im gebundenem, persönlichen Sinne, da er ein Größeres sei.
Zeichnung: Marie-Kristin
Die Anthroposophie tut sich sehr schwer mit einem Selbstzeugnis, denn sie setzt ihre methodische Forschung an die erste Stelle und will Initiation ohne Lehrer und ohne Hingabe an lebende oder auch an verstorbene große Persönlichkeiten erreichen. Es war in einem Gespräch mit Frau Dr. Hahn, die den Andreashof begründete, sehr aufschlussreich, dass sie erstmals mit der Wirklichkeit konfrontiert wurde, dass sogenannte Ätherkräfte nicht nur durch rituelle Zeremonien, sondern durch den Menschen und seine innersten Denk- und Geistaktivitäten geschaffen werden können. Indem aber diese Tatsache der Selbstwirksamkeit, die mehr aus dem indischen Geistesgut entspringt, in zunehmendem Maße Anerkennung findet, gewinnt die Anthroposophie erst wieder einen Zugang zu ihrem Zentrum, und das ist Rudolf Steiner. Rudolf Steiner war hochwirksam durch seine inspirierenden Worte, die eine lebendige Ätherkraft des Lichtes tragen.
Dem Autor wird nachgesagt, er sei die Verkörperung Ahrimans und seine Übungen seien ein Teufelswerk. In der Anthroposophie gibt es Angaben, dass Ahriman in einer Verkörperung erscheint. Die Künstlerin versuchte, eine Art Physiognomie von starker Abgeschlossenheit abzubilden, das ist eine Expression, die mehr der Weltverhaftung entspricht und somit Ahriman nähertritt.
Zeichnung: Suraya
dhanurāsana – der Bogen
Der Übende muss sich vom Körper frei machen, wenn er in älteren Jahrgangsstufen eine Übung wie diese bewältigen möchte. Eine zu starke Weltverhaftung mit allerlei irdischen Ansprüchen würde diese aus dem Ätherleib motivierte Bewegung nicht zulassen.

Im nächsten Artikel werden zu dieser psychologischen Ausarbeitung noch tiefere geistige karmische Zusammenhänge erschlüsselt.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Rudolf Steiner nimmt in seinem Vortrag vom 20.12.1918 Bezug auf die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und sagt, „dass alles, was an äußeren Kämpfen heute stattfindet (…) aus dem Inneren der Menschen herausgworfene Kämpfe sind. Das ist es was kommen muss: Die Menschen müssen ins Inneren hereinnehmen, was sie glauben, heute außen auskämpfen zu müssen. Ein Kriegsschauplatz im Inneren der menschlichen Seelen, das wird das Heilmittel sein für das, was heute so ruinös unter die Menschen getreten ist.“ (GA 186, S. 281)
2 Der Autor ist sich in vollem Umfang im Klaren, dass diese Aussagen als narzisstisch bewertet werden könnten. Narzissmus heißt Eigenliebe und persönliche, falsche Selbsterhebung. Hier aber ist die Initiation beschrieben und diese drückt sich immer durch den Menschen aus. Rudolf Steiner war initiiert und er drückte durch seine Worte lichte Formen der Weisheit aus. Er war das Licht der Weisheit selbst. Im Yoga unterscheidet man die Methoden, die jemand anwendet, und die Kräfte des Selbst, die unmittelbar durch die Person zur Wirksamkeit kommen. Viele indische Lehrer beschreiben diese Zusammenhänge, unterscheiden das Äußere und das Innere und führen deshalb den lernenden Teilnehmer zu einer klaren Ansicht zur Initiation. Die Person und ihre Wirkungssphäre müssen heute beschrieben werden. Jede Initiation beginnt heute durch den Menschen und sein Wirkungsfeld und nicht durch methodische Anwendungen von Übungen, Mantren oder esoterischen Techniken. Die angemessene Beschreibung der Wirkungssphäre, die von einer Person ausgeht, ist deshalb dringend notwendig, denn diese lässt erst dem Menschen die freie Wahl der Entscheidung. Eitle, persönliche Selbstüberschätzungen sind auf diesem Gebiet fahrlässig und gehören keineswegs in eine fundierte Geistschule.
3 svādhyāya heißt wörtlich Studium der Schriften. Es wird auf bewusste Weise der Wille zur Erkenntnisforschung der inneren Wahrheit, die in Schriften lebt, geschult. Es ist Erkenntnisarbeit und erfordert Konzentration und Ausdauer. Die Benutzung von Schriften, um die eigene Meinung zu festigen, ist a-svādhyāya und gilt als Missbrauch des religiösen Geistesgutes. Die missbräuchliche Verwendung von Evangelienstellen und vielen anderen Schriften führt grundlegend die Problematik von totalitären Anspruchshaltungen herbei und muss in inquisitorischen Konsequenzen, Abwertungen Dritter und schließlich prädominanten religiösen Stellungen ihren Ausdruck nehmen.

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