Wie stark kann Politik die Aura des Menschen beeinflussen?
Artikel von Heinz Grill:
Dieser provokative Titel sollte nicht eine Gegenposition zu dem gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Zeitgeschehen konstatieren, er sollte vielmehr einen inneren Appell an eine wachsende Urteilsbildung ermöglichen und eine daraus resultierende bessere sogenannte Standortbestimmung des Individuums gewähren. Auf eine produktive Weise könnte man sich ganz einfach und volksnah die Frage stellen, was oder welche entwicklungsförderlichen Grundlagen der deutsche Bürger bräuchte. Ist nicht gerade Deutschland, das wohl in Europa wirtschaftlich florierendste Land, seelisch gesehen am Nadir angekommen? Der Bürger befindet sich trotz des allgemein „guten“ Konsums in einer Identitätskrise. Wie wird der deutsche Staatsangehörige von außen wahrgenommen? Vielleicht wird er von den südlichen Ländern bewundert, da er in seinen organisatorischen Talenten den intuitiven Empfindungsnaturellen des italienischen Sprachraumes weit überlegen ist und vielleicht wird er um das wirtschaftlich gute Auskommen beneidet? Die Frage jedoch nach der seelischen Qualität und nach dem wirklichen individuellen Selbstbewusstsein des Einzelnen ist sicherlich nicht über die prosperierende Wirtschaft zu beantworten.
Wie bildet sich die Aura des Menschen?
Es ist kein leichtes Unternehmen, wenn man mithilfe einer geistig metaphysischen Sichtweise die Aurenverhältnisse von Bürgern einer Nationalität untersucht, denn es könnten sich anhand der Ergebnisse leichtfertige kollektiv geprägte Werturteile entwickeln und die Gefahr des kollektiven Vereinnahmens durch Verallgemeinerungen ist immer groß. Die Vergangenheit mit ihren kollektiven Beeinflussungen ist in Deutschland sicher kein kleines Thema und mit genauer Beobachtung besteht heute erneut die Gefahr, dass viele Menschen sich ohne wirkliches Vertrauen in ihre eigene Urteilsfähigkeit allgemein meinungsprägenden Institutionen und Medien hingeben.
Die Betrachtung über die Aurenverhältnisse sollte aber keinesfalls feste Wertmeinungen und im ganz besonderen keine suggestiven Stimmungen erzeugen. Sie sollte vielmehr eine Möglichkeit zu erweiterten Beobachtungen und gesteigerten Wahrnehmungen eröffnen und aufgrund dieser den seelischen Wert in der Betrachtung des Menschen erhöhen.
Die Aura ist eine feinstoffliche Hülle, die sich aus verschiedenen Stimmungen des Temperamentes und aus bewusstseinsorientierten Gedanken wie auch unbewussten Gefühlen zusammensetzt. Jeder einzelne Mensch besitzt eine unnachahmbare innere psychische Situation und nur zu einem gewissen Grade berührt sich diese mit äußerlichen allgemeinen Stimmungen und Emotionen. Wenn sich eine kleine Gruppe von Personen einem Fußballspiel hingibt, nehmen diese unbewusst die Stimmungen, die Atmosphäre und die national geprägten Kompetitionen an. In der Aura erscheinen aus diesem Grunde die gemeinsam aufgenommenen Emotionen mit beispielsweise eisenfarbenen aufschießenden und unruhigen Türmen, oder wie aufsteigendes dunkles Wasser. Der innerste Kern des Menschen und seine Individualität können jedoch von diesen Emotionen, die von außen angeregt und durch das Innere emporsteigen, nur wenig berührt werden, denn sie unterliegen einer tieferen Schichtung der Aura. Das tiefe Bewusstsein des Menschen wird durch Emotionen nicht oder nur selten erreicht.
Im Äußeren der Aura zeigen sich jedoch häufig Elemente, die tatsächlich von außen aufgenommen werden und die infolge der stark gruppengeprägten Emotionen und kollektiven Vereinnahmungen der Zeit viele Menschen bewegen. Der Titel Söhne und Töchter von Angela Merkel ist gar nicht so sehr weit hergeholt, denn wenn man beständig die Bundeskanzlerin betrachtet, selbst dann wenn man sie nicht befürwortet, strahlt sie zurück und beeinflusst mit gewissen emotionalen Farbnuancen die Aura des Menschen. Eigenartigerweise finden die größten Beeinflussungen mit all jenen Inhalten statt, die in Wirklichkeit emotional geprägt sind und bei genauerer Beobachtung keine Inhalte sind. Wohl nie hat es so wenig eigenständige politische Führungskraft und inhaltliche Standortbestimmung gegeben, wie bei Angela Merkel. Die Beeinflussungen finden im besonderer und intensiver Weise statt, solange Menschen sich selbst nicht eigenständig und ausreichend ihre Urteile bilden und sie finden sogar noch mehr zu ihrer ungesehenen Wirkung, wenn viele Bürger interessenlos oder gar apathisch dem Zeitgeschehen gegenüber stehen.
Die Bewusstseinsgrundlage einer Nation
Die Bewusstseinsgrundlagen, die ebenfalls in der Aura sichtbar sind, prägen sich bei jeder Nation in positiver und negativer Weise über den einzelnen Bürger aus und deshalb kann man mit einer vorsichtigen Fragestellung wohl die Bedingungen der Zeit und der Umstände des politischen Treibens einigermaßen fundiert lesen lernen. Das deutsche Geistesleben ist wie erloschen, denn es fehlt trotz der prosperienden Wirtschaftssituation die authentische Grundlage des freien und doch entwickelten Menschen. Zu wenige sind in Deutschland tätig, die sich gegen die starken kollektiven Vereinnahmungen auflehnen.
Die Aura enthält weiterhin wertvolle Prognosen über die bevorstehende Gesundheit und zu erwartenden Ereignisse. Ein Studium mit geistigen Betrachtungen zu verschiedenen deutschen Staatsbürgern offenbart eine sehr eigenartige und eine zunächst einmal nicht leicht verständliche Impression. Während der Italiener tendenziell von der Vorherrschaft bewegender Gefühle geleitet ist, orientiert sich ganz gegensätzlich der Deutsche nach den rationalen Prinzipien der Vernunft und des Denkens. Die Fähigkeit scharfsinnig, detailliert und intensiv zu Denken, strahlt in der Regel aus dem Haupt des Menschen hervor oder genauer ausgedrückt, überstrahlt ein gutes Denken die gesamte Stirn- und Gesichtsseite. Die Art und Weise wie jemand Vorstellungen, Anschauungen, Werturteile und Analysen bildet, geschieht durch den Vorgang des denkenden und wahrnehmenden Menschen. Die Gefühle, die weniger dem Haupte, sondern mehr der Mitte oder dem, wie man allgemein sagt, seelischen Menschen zuzuordnen sind, beschreiben bereits eine individuellere und subjektive Wirklichkeit. Die Aura des Menschen wird in der Regel durch den Gedanken durchlichtet und durch die nachfolgenden bereits subjektiv gewordenen und sich individualisierenden Gefühle farbenfroh. Beide Dimensionen, Vorstellungsinhalte in Gedanken und empfindsame Gefühlsbewegungen, beschreiben den bewussten Menschen.
Der Gedanke findet nicht mehr in die Freude zu einem vorgenommenen Thema
Diese Anlage zu einer guten Gedankenkraft, die der Deutsche naturgemäß besitzt, erscheint heute in der Aura extrem herabgeschwächt. Ein zu starkes Wollen in fixierter Weise verhindert eine gesunde Bewegung des Denkens und es zeigen sich deshalb bei vielen regelrechte Abschirmungsprozesse um das Haupt. Diese sind manchmal etwas greller Natur, von Selbstaufgabe gezeichnet, unruhig, die Sinne gefangen nehmend. Oder sie sind wie lineare lichtabschirmende Streifen, die das Bewusstsein nicht zu einer Freude aufsteigen lassen. Man kann die Beobachtung dahingehend beschreiben, dass derjenige, der ein Objekt in der Welt betrachtet oder ein Thema interessiert bearbeiten möchte, keinen rechten Zugang zu einem erfolgreichen Wahrnehmen findet. Er erschöpft sich sehr schnell, es ist wie wenn Augen einen außenstehenden Baum sehen wollen und dieser Baum aber durch ein anderes Objekt, beispielsweise durch einen Hügel, verdeckt ist. Der Gedanke findet nicht mehr in die Freude und Zielstrebigkeit zu einem vorgenommenen Thema. In der Aura von vielen Menschen ist eine Blockade dieser oder ähnlicher Art sichtbar und deshalb werden viele Personen freudloser, verzweifelter und können nicht mehr in eine wünschenswerte Beziehung eintreten. Man kann von einer Abschirmung in der Aura sprechen. Diese schwächt das Immunsystem.
Das Verhältnis des Einzelnen zu den Systemen in Deutschland und in Italien
Der Staat ist mächtig. Eine Kirche ist ebenfalls in Wort und Taten meinungsbestimmend und führend. Das Polizeisystem ist bestens organisiert und der einzelne Bürger ruft nach weiterer Sicherheit. Welche groteske Ideologie lebt heute und dies im ganz besonderen in Deutschland, in dem Land in dem man sich sicherlich sicher fühlen darf? In Italien lebt vergleichsweise jene Charakteristik, die wiederum für den deutschen Bürger schwer fassbar und somit unbegreifbar erscheint. Der typische Italiener müht sich nicht um Politik, er lässt das Staatswesen für sich arbeiten, erklärt es meist für verrückt und entwickelt seine eigenen Lebensstilformen, die ihm jedoch aus individueller Positionierung heraus wertvoll sind. In Deutschland hingegen lebt der Atem strenger, systemorientierter, weniger mit dem Individuum verbunden, der Einzelne ist rational oder vielleicht besser ausgedrückt intellektuell, er weiß sehr viel, er ist der informierte Bürger und er ist noch relativ stark von der Gerechtigkeit des Staates überzeugt, von einem Gesetzesgehorsam geleitet und er glaubt noch immer er besäße eine freie Meinung.
Das Denken und die Philosophie wären die Flügel des deutschen Geisteslebens und könnten unabhängig von Obrigkeitshörigkeit zu großen Leistungen und Erkenntnissen führen. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch die philosophischen Voraussetzungen in Deutschland in zunehmendem Maße verloren gegangen und deshalb kann sich das Denken gegen die materialistischen Abschirmungen der Zeit nicht mehr ausreichend beflügeln. Dem deutschen Bürger fehlen die philosophischen Grundlagen und aus diesem Grunde gibt es in keinem anderen Land wie in Deutschland ein derartig intensives Zusammenwirken der Kirche mit ihrer einseitigen und mittlerweile emotional geprägten Theologie mit dem Staatswesen. Der Mangel an philosophischen Leistungen der letzten Jahre muss zu einem unangenehmen und unangemessenem Ausbreiten der Kirchenideologien mit ihren einseitigen und unhaltbaren Verständnis von Moralität führen.1)Theologie kommt von griechisch theos Gott und logos „Wort, Lehre“ und bezeichnet somit die „Lehre von Gott“, während das Wort Philosophie (philo, sophia) die „Liebe zur Weisheit“ beschreibt. Beide Disziplinen sind deutlich voneinander zu unterscheiden.
Bezeichnet die Theologie in der Antike noch die „Rede von Gott“ also das Singen und Erzählen von Mythen und Göttergeschichten (gr: mythein – erzählen), so wandelt sich das Verständnis von Theologie im Mittelalter mit der Entstehung der Universitäten zunehmen zu einem Lehrfach, das primär die christliche Lehre darstellen soll. Eine Art Theologie gibt es zwar in allen Religionen, konfessionell gebundene Fakultäten an den Universitäten und eine einheitliche geschlossene Lehre gibt es jedoch nur im Christentum, Judentum und Islam. Heute versteht sich die Theologien vor allem als wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Glaubensüberlieferungen der jeweiligen Religion. Da die Theologie aber bis heute nicht wirklich ergebnisoffen der Wahrheitssuche verpflichtet ist und es auch keine wirkliche Freiheit der Lehre gibt, häuft sich die Kritik an dem wissenschaftlichen Anspruch der Theologie. Die christliche Theologie ist durch die kirchlichen Institution bestimmt und somit nicht wirklich frei, sie tradiert unzählige Glaubensformeln und Dogmen, die nicht wie in anderen Wissenschaften überwunden werden können, sondern bis heute Absolutheit beanspruchen. Solche Glaubensformeln sind beispielsweise die Auferstehung des Fleisches, die Unfehlbarkeit des Papstes oder das bis heute existierende Gebot, Fleisch essen zu müssen. Aber auch andere Suggestionsformeln wie „campa e lascia campa – leben und leben lassen“, wie sie der heutigen Papstes Franziskus propagiert, sind solche Glaubensformeln, die mit einem fundierten Religionsverständnis nur sehr wenig zu tun haben.
Philosophie dagegen erforscht die zentralen Fragen unseres Seins. Ihr liegt das Erkenntnisstreben nach dem Woher, Wohin und nach der Ursache aller Dinge zu Grunde. Philosophie erforscht aber nicht nur das Sein, sondern auch die Grundlagen der Erkenntnis. Sie erforscht also nicht nur die Phänomene des Lebens, sondern auch die Axiome, die dem eigenen Denken zugrunde liegen. Damit legt die Philosophie den Grundstein zur Freiheit des Menschen, denn erst im Denken, das sich seines Denkvorganges bewusst wird, liegt nach philosophischen Verständnis die Grundlage der menschlichen Freiheit.
Teilgebiete der Philosophie sind seit Platon die Erforschung des Wahren, Schönen und Guten (Logik, Ästhetik und Ethik). In neuerer Zeit gehören zu Philosophie auch die Gebiete der Psychologie und der Geisteswissenschaften, wie z.B Soziologie und Pädagogik. (Anmerkung von S.K.)
Was bräuchte das deutsche Geistesleben?
Was bräuchte das deutsche Geistesleben? Deutschland steht, wie bereits gesagt, in außergewöhnlichen wirtschaftlichen Vorzügen und dennoch verarmt der einzelne Bürger aufgrund der starken Kollektivbeeinflussungen und einseitig materialistischen Neigung. Viele Personen in Deutschland sagen, es gehe ihnen gut, da sie innerhalb der Konsumbedürfnisse keine Mängel leiden. Dennoch befinden sie sich in einer Art Identitätskrise und können kaum in erfüllenden Beziehungen eine Lebenssinnfrage erfahren. Damit das individuelle Bewusstsein – natürlich ganz im allgemeinen gesprochen – besser in Beziehungen findet, und manche auferlegte Barriere überwindet, muss es von möglichst hochgestellten und noblen Gedanken sein Leben steuern lernen. Das individuelle Bewusstsein in der jeweiligen Form braucht denkbare und tragfähige Ideale. Der Deutsche wäre prädestiniert für diese Grundlage, denn er neigt zu einem Starkwerden des Individuellen. Diese Möglichkeit müsste der Mensch mit ganzer Ideenkraft fassen lernen und mit sinnvollen Schritten in die Praxis umsetzen. Geistige Ideale bräuchte er, philosophische Inhalte zur Lebensbetrachtung müssten vielmehr wieder seine Wege begleiten. Wenn der Deutsche in eine Identitätskrise hinabgleitet, braucht er intensive Gedankeninhalte, die er in die Praxis bringen kann und die ihn in der Sinnfrage des Lebens stärken. Der Deutsche kann nicht wie ein Italiener werden, er kann sich nicht emotionalisieren, nur in Gefühlen und künstlerischen Phantasien leben, seine Pünktlichkeit aufgeben und seine soziale Verantwortung mehr nach Gefühlsinteressen steuern. Wenn der deutsche Geist in Europa fehlt, können sich andere Länder nur schwer aus Wirtschaftskrisen erholen. Anstatt alles Geistesleben wie beispielsweise Rudolf Steiner zu verwerfen oder Goethe und Schiller zu nivellieren, müsste ein regelrechtes Wertgefühl für eine moralische Instanz des Denkens in Deutschland erkraften. Wenn man anstelle von einer Informationskultur wieder eine philosophisch intakte Bewusstseinskultur errichten würde, und der einzelne Mensch Schulungen in Philosophie und Denken für sich einfordern würde, könnten die einseitigen Wirtschaftszwänge den Menschen bald nicht mehr dirigieren und es würde so mancher seine Identität innerhalb einer großen Krise entdecken.
In jedem Fall muss sich der Mensch, um der Entwicklung willen, auf geeignete Weise emanzipieren und Schritte zu einer reifen Urteilsbildung wie des weiteren zu einer guten Beziehungsgrundlage entfalten. Die Seele ruft förmlich nach Idealen und eine prosperierende Wirtschaft kann diese niemals ersetzen. Wenn man lernt, gute Ideen mit geistigem Inhalt in die Praxis umzusetzen und daran sein Herz zu durchwärmen, strahlen diese Kräfte wieder zurück auf die Umwelt und in weiterer Hinsicht sogar auf die gesamte politische Situation. Die Revolution beginnt auf gewaltfreie Weise durch die Emanzipation des Individuums. Der einzelne Mensch verliert aber in den intellektualistischen Anforderungen des Daseins seine Mitte und das wäre zunächst einmal seine gesunde Urteilsbildung. Er büßt in den ständig nach oben schießenden Leistungsanforderungen der Zeit, dem Mammon des Habens, sein Selbstwertgefühl ein und vergeudet eigentlich seine wertvollste Zeit. Die Söhne und Töchter Merkels sind leider keine Nachkommen einer guten Philosophie. Indem jedoch jeder einzelne Mensch die Krankheit des Systems und die Unsinnigkeit von Kirchen, wie auch von anderen vereinnahmenden Glaubensbewegungen erkennt, und dies nicht nur an der Oberfläche sondern bis hinein in die Tiefe, stellt er sich leichter die Frage nach dem Sinn und nach der Identität des Lebens. Das Leben innerhalb Kollektivvereinnahmungen und meinungsbildenden Systemen kann nur Außenseiter hervorbringen und diese Außenseiter werden die Hoffnung der Zukunft sein, die einen gewaltfreien und doch wirksamen Weg zur Transformation der Umstände wagen.
Es ist erstaunlich, wie eine gut erhobene Idee, vielleicht angeknüpft an den großen Philosophen, zu einem Ideal weitergedacht und empfunden wird und damit die Aura des Menschen durchlichtet und wie schließlich die Identitätsfrage mit tieferer Beziehungsfähigkeit nach außen und nach innen positiv zu einer ersten Beantwortung findet.
Rebellion oder Unterwürfigkeit – oder Mut zum Gedanken
Der Mensch braucht den Mut zu Ideen, die Ausdauer zum freien und soliden Denken und ein Empfinden die Ideen zu Idealen zu kreieren und schließlich die Kraft, die fest umrissenen Ideale in die Praxis umzusetzen. Wenn er diesen Weg, der durchaus ein philosophischer ist und der Schule eines natürlichen Geistes entspricht, nicht zu betreten wagt, fällt er allzu leicht in das Dilemma der mangelnden Identität. Er könnte revolutionär werden, aber das ist dem Deutschen im allgemeinen nicht so eigen, es ist vielleicht mehr anderen Nationen angeboren, wie die Geschehnisse beispielsweise in Frankreich zeigen. Der Deutsche wird vielmehr behäbig oder in mancherlei Hinsicht apathisch, unterwürfig, sehr systemtreu, er wird zu einer Tochter Merkels oder er kann sich in Kirchen mit passiven Gebeten flüchten und sich dem Pseudoglauben hingeben, er sei damit auf „der guten Seite des Lebens“. Diese großen Polaritäten von Aufruhr oder Unterwürfigkeit bestimmen solange den Menschen, als er noch keinen wirklichen Stand durch die Identität seiner Natur gefunden hat. Rebellion oder Unterwürfigkeit eröffnen jedoch erfahrungsgemäß keine sinnvollen Auswege. Heute ist im eminentesten Sinne, und das darf mit gutem Gewissen ohne Werbung zu machen gesagt werden, Geistschulung in individueller und freier Hinsicht notwendig. Gute Ideen sollen zu Idealen werden und diese können nicht umhin als auch in die Tat umgesetzt und zu einem immanenten Teil des Menschen zu werden.
Anmerkungen
⇑1 | Theologie kommt von griechisch theos Gott und logos „Wort, Lehre“ und bezeichnet somit die „Lehre von Gott“, während das Wort Philosophie (philo, sophia) die „Liebe zur Weisheit“ beschreibt. Beide Disziplinen sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Bezeichnet die Theologie in der Antike noch die „Rede von Gott“ also das Singen und Erzählen von Mythen und Göttergeschichten (gr: mythein – erzählen), so wandelt sich das Verständnis von Theologie im Mittelalter mit der Entstehung der Universitäten zunehmen zu einem Lehrfach, das primär die christliche Lehre darstellen soll. Eine Art Theologie gibt es zwar in allen Religionen, konfessionell gebundene Fakultäten an den Universitäten und eine einheitliche geschlossene Lehre gibt es jedoch nur im Christentum, Judentum und Islam. Heute versteht sich die Theologien vor allem als wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Glaubensüberlieferungen der jeweiligen Religion. Da die Theologie aber bis heute nicht wirklich ergebnisoffen der Wahrheitssuche verpflichtet ist und es auch keine wirkliche Freiheit der Lehre gibt, häuft sich die Kritik an dem wissenschaftlichen Anspruch der Theologie. Die christliche Theologie ist durch die kirchlichen Institution bestimmt und somit nicht wirklich frei, sie tradiert unzählige Glaubensformeln und Dogmen, die nicht wie in anderen Wissenschaften überwunden werden können, sondern bis heute Absolutheit beanspruchen. Solche Glaubensformeln sind beispielsweise die Auferstehung des Fleisches, die Unfehlbarkeit des Papstes oder das bis heute existierende Gebot, Fleisch essen zu müssen. Aber auch andere Suggestionsformeln wie „campa e lascia campa – leben und leben lassen“, wie sie der heutigen Papstes Franziskus propagiert, sind solche Glaubensformeln, die mit einem fundierten Religionsverständnis nur sehr wenig zu tun haben. Philosophie dagegen erforscht die zentralen Fragen unseres Seins. Ihr liegt das Erkenntnisstreben nach dem Woher, Wohin und nach der Ursache aller Dinge zu Grunde. Philosophie erforscht aber nicht nur das Sein, sondern auch die Grundlagen der Erkenntnis. Sie erforscht also nicht nur die Phänomene des Lebens, sondern auch die Axiome, die dem eigenen Denken zugrunde liegen. Damit legt die Philosophie den Grundstein zur Freiheit des Menschen, denn erst im Denken, das sich seines Denkvorganges bewusst wird, liegt nach philosophischen Verständnis die Grundlage der menschlichen Freiheit. Teilgebiete der Philosophie sind seit Platon die Erforschung des Wahren, Schönen und Guten (Logik, Ästhetik und Ethik). In neuerer Zeit gehören zu Philosophie auch die Gebiete der Psychologie und der Geisteswissenschaften, wie z.B Soziologie und Pädagogik. (Anmerkung von S.K.) |
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Als Jugendliche las ich schon gerne besondere Bücher. Ein Buch das mir beim Lesen des Beitrags in den Sinn gekommen ist, ist Momo, von Michael Ende.
Es gibt wohl mittlerweile nicht nur die kalten Männer an der Macht, sondern auch Frauen die sich für Macht und Kälte instrumentalisieren lassen.