Die Selbstzerstörung durch falsche Urteile

Artikel von Heinz Grill

Evangelienstelle: Warnung vor dem Richten und dem Entweihen des Heiligen (Mt 7,1-6)1)Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!
Interessant ist bei dieser Evangelienstelle, dass in den letzten Sätzen die eigenartige Aufforderung geschildert wird, man solle die heiligen Werte nicht vor die Hunde werfen und die Perlen nicht vor die Schweine. In logischer Weise schließt sich diese Textstelle der Definition der Urteilsbildung an. Es gibt jedenfalls kein stärkeres Mittel, um sich selbst und seine wertvollsten Seelenanteile zu vergeuden, als unsolide zu urteilen und vielleicht sogar gegenüber jenen zu urteilen, die Entwicklung bringen würden. Wenn man heute Menschen, die sich einer guten Bemühung hingeben, in der Öffentlichkeit verurteilt, vergeudet man ihre bisher errungenen Schätze und gibt sich selbst einem materialistisch primitiven Leben ohne Wert preis. Ähnlich ist es, wenn man Spiritualität und Personen, die sich um Spiritualität bemühen, rein um der persönlichen Bindungen und des eigenen Unvermögens verurteilt und Gründe sucht, sie schlecht zu machen, denn man wirft tatsächlich die wertvollsten Gaben vor die Hunde. Die Evangelienstelle ist deshalb in einer sehr klaren Form komponiert und beschreibt auf bildhafte Weise eine tiefgründige geistige Gesetzmäßigkeit.

Foto: Guillermus Parisiensis: „Postilla super Epistolas et Evangelia“, Basel

Beobachtet man einen Menschen, wenn er sich in Urteilen gegenüber Anderen oder ihm gegenüberstehenden, scheinbar bedrohlichen Situationen befindet, lässt sich erkennen, dass er sich häufig eine eigene Berechtigung und Selbstbehauptung verschafft. Vielleicht stellen mehr als neunzig Prozent aller Urteile, die in der Welt getätigt werden, rein persönliche Hilfskonstrukte dar und sind entweder Projektionen oder unangebrachte, von Verletzung oder Unwissenheit geprägte Selbstverteidigungsversuche. Was sind Projektionen? Sie sind erschaffene oder geschaffene Argumente, die einem Vorurteil oder gar einer Verurteilung sehr nahe stehen. Das typische Erscheinungsbild der Projektion beruht auf einem scheinbaren Sehen und Wahrnehmen des Anderen, aber nur scheinbar. Die Wahrnehmung und das rechte Erkennen der Umstände erscheinen durch den getünchten Schleier der eigenen Wirklichkeit. Es ist nahezu wie der Kollege, der eine Reihe von Dias in das Licht hält, um ihr Grundmotiv zu erkennen, und schließlich ganz erzürnt den Fotografen beschimpft, dass er alle Aufnahmen unterbelichtet habe. Leider hatte der so schnell Urteilende vergessen, seine sehr starke und eindrucksvolle Sonnenbrille, die ihm einen besonderen Charme verlieh, zum Betrachten der Bilder abzunehmen.

Ein Beispiel für Projektion und daraus entstehender falscher Urteilsbildung

Neid, Eiferei oder Unvermögen im Sinne des Bildens von gesunden Wahrnehmungen, schließlich ganz besonders persönliche Schwächezustände führen zu diesen vorschnellen, so häufigen Urteilsbildungen, die jedoch nur ein Spiegelbild des eigenen emotionalen und gebundenen Bewusstseins sind. Eine Frau sieht beispielsweise überall sexualisierte Verhältnisse, schwärzt diese mit vulgären Begriffen an, weil sie mit ihrem eigenen Triebleben derartig übersteigert lebt, dass sie dieses überschäumende Begehren nun nur noch auf andere projizieren kann. Sie lenkt von sich selbst ab. Es handelt sich um eine Projektion des Innenlebens nach außen und eine Verurteilung der anderen Menschen: Sie seien triebhaft. Warum muss man überhaupt andere Menschen ständig verurteilen? Die verzerrten und projektiven Formen der Urteilsbildung sind im Allgemeinen häufiger als jene richtig und fundiert erarbeiteten wirklichen Urteile.

Warum finden gute Urteile nicht wirklich in die gesamte Welt hinein?

Prof. Sucharit Bhakdi hat beispielsweise auf Grundlage seiner Forschung und langjährigen Erfahrung vorhergesagt, dass durch die mRNA-Impfungen die Produktion der Spike-Proteine in die Blutbahnen gebracht und diese dort zu Thrombosen führen können. Seine bemerkenswerten wissenschaftlichen Erkenntnisse haben sich zwar bewahrheitet, fanden aber dennoch keine öffentliche Anerkennung.
Aquarell: Cornelia Foerch

Die geistige Sichtweise zur Urteilsbildung ist bedeutungsvoll, denn sie ist gerade für jene Menschen wichtig, die sich mit den spirituellen Fundamenten der Zeit und der Entwicklungsfrage für die Zukunft auseinandersetzen. Was erbrachten die vielen Positionen und Gegenpositionen im politischen Kampf um Wahrheit und Lüge? Sie führten fast immer zu gegenseitigen Verhärtungen. Die Urteile der wissenschaftlichen Forschung, wie beispielsweise diejenigen von Bhakdi, waren durchaus fundiert und konnten doch nicht ausreichend in eine Konstruktivität geführt werden Dies liegt nicht an Sucharit Bhakdi und seiner Wissenschaftsarbeit, sondern vielmehr an den Personen, die sie vertreten und dennoch in Bindungen und eigenen Ängsten viel zu weit verhaftet sind. Vielleicht könnte man ein einfaches Schema zur Bewertung, wann eine Wahrheit sich durchsetzen kann und wann sie durch allerlei Lügen und politischen Meinungskampf entgleitet, erstellen:
Im Astralleib des Menschen lebt der ganze Kosmos, sodann leben alle persönlichen Beziehungen und es walten in diesem die genauen Proportionen von Gut und Böse, von Aufbau und Abbau, von Taten, die vorbildlich waren und eine gute Form erzeugten und Taten, die eine missliche Form hervorbrachten. Mit dem Kosmos leben weiterhin die Ahnen und stehen unmittelbar mit dem tiefen Unbewussten in Verbindung. Wenn nun jemand ein gutes Urteil trifft oder ein wahres Urteil von den Mitteilungen der Außenwelt übernimmt, bedarf es einer eigenen guten, unabhängigen, das heißt bindungsfreien Gestimmtheit. Der Astralleib kann sich frei und beziehungsfreudig ausdehnen, wenn seine inneren Bedingungen lauter, gut proportioniert und empfindungsvoll mit einem Ganzen in Beziehung stehen. Wenn dies aber nicht der Fall ist, dann wird die innere Bindungskondition ein gutes bestehendes Urteil ersticken. Die Wahrnehmungen von Sucharit Bhakdi sind deshalb richtig und dennoch stoßen sie auf viel zu viel Bindungspotential im Menschen. Diese Bindungen in ihrer Summe sind es, die in letzter Konsequenz eine Aufklärung in der Wissenschaft und im Umgang mit Corona verhindern. Das innere Verhältnis, wie frei und wie weit das Bewusstsein ausstrahlen kann, ist bedeutungsvoll, dass sich Urteile im Sinne einer Wahrheit manifestieren.

Geistig kann man direkt sehen, dass der Wissenschaftler Bhakdi etwas Wahres ausspricht und dieses aber wie in einem eingenommenen Atemprozess gebunden an die eigenen leiblichen Ängste von der Menschheit zurückgekoppelt und der möglichen Kraft beraubt wird.

Die Wirkungen astralischer Kräfte

Es ist weiterhin wichtig, den sogenannten Astralleib, der so viel wie das seelische Vermögen des Menschen bedeutet, noch in anderen Aspekten näher in das Licht der Aufmerksamkeit zu rücken. Hierzu kann ein Beispiel aus der praktischen Erfahrung in der Sonnenoase in Naone dienen. In den letzten zwei Jahren mit der Arbeit in spirituellen Kursen gab es nur insgesamt viermal schlechte Voraussetzungen und Ergebnisse. Etwa dreihundertfünfzig Kurse, Wochenenden und Wochen konnten sich eines tadellosen Aufbaus erfreuen. Was geschah aber bei jenen vier Kurswochenenden, die sich nicht dieses Aufbaus erfreuen konnten? Sie wurden ein Opfer von Urteilen, und man muss dies schon nach diesen Kriterien betrachten, mit böswilligem Charakter. Es kamen zu diesen Kursen Personen, die tatsächlich eine gewisse Absicht mitbrachten, nicht zu lernen, sondern zu zerstören. Sie fühlten sich von besserer Wertigkeit als die dort arbeitenden Personen und als die auf natürliche Weise teilnehmenden Studenten. Einige davon waren sogar ausgebildete Yogalehrer, die aber nie ihre Beziehungsverhältnisse zu Kollegen und zu ihren nähesten Freunden ordnen konnten. Schon nachdem sie über die Türschwelle getreten waren, begannen sie mit heftigen Verurteilungen gegenüber unterrichtenden Personen. Beispielsweise war die Arbeit und der Umgang mit Texten nach ihrer Meinung schlecht, obwohl sie selbst noch nie eine ordentliche Arbeit in dieser Beziehung geleistet hatten. Die Körperübungen wurden manches Mal aufs heftigste kritisiert und dies gerade von jenen, die nicht einmal die elementarsten Formen der Übungen beherrschten. Anstatt die Personen zu ermahnen, die so unsolide Kritik entfeuerten, entwickelte sich plötzlich eine eigenartige Selbstaufgabe der Lehrer und sogar der teilnehmenden Schüler und man glaubte, man müsse dieser Kritik, die derartig unsolide und nur zerstörerisch war, besondere Aufmerksamkeit geben.

Die Urteile, die auf diese Weise in den Raum geschleudert wurden, gewannen plötzlich bei all den Personen, die sich ernsthaft um eine Auseinandersetzung bemühten, eine reale Form der vollkommenen Beeinflussung. Die Urteile wurden auch sehr persönlich ausgedrückt, die Lehrer seien stolz, eitel und man sehe ihnen ihre totale Verblendung bereits im Gesicht an. Tatsächlich konnten die so Verurteilten nach kurzer Zeit keine Asana mehr praktizieren und diejenigen, die als stolz und gleichzeitig infantil dargestellt wurden, brachten sodann keine ordentliche Zitierung und Vorstellungsbildung hervor. Das Chaos entwickelte sich durch das Herumschleudern von böswilligen Urteilen perfekt. Jedenfalls erschufen die Urteile einen Wirbelwind und eine drastische Situation des plötzlichen Unfähig-Seins. Die Urteile waren Schuldzuweisungen und die Schuld zeigte sich tatsächlich wie ein Schattengespenst in der Aura der Betroffenen.

Welche Vorgänge finden auf der astralen Ebene, auf der Ebene, wo feine Kräfte im Bewussten und im Unbewussten in einen großen Beziehungsaustausch treten, statt? Wenn jemand ein Urteil über eine Sache oder sogar noch mehr über einen Menschen fällt, das er nicht erarbeitet hat und das ohne ausreichende oder sogar vollkommen mangelhafte Wahrnehmung stattfindet, erschafft er für eine Gruppe oder für seine Mitmenschen eine Art kosmische Gestalt, eine astrale Wesensgestalt, die ab dem Moment, wo sie nicht ausreichend erkenntnismäßig zurückgewiesen wird, wie ein Leitbild wirkt. Dieses geschaffene Wesen wird tatsächlich im Astralreich sichtbar und wirkt unmittelbar auf die Betroffenen und auf die Umgebung. Da dieses Wesen – zum Leitbild erhoben – durch die fehlende Wahrnehmung und dennoch geschehene, ausgesprochene Verurteilung zu einer Wirklichkeit geschaffen ist, existiert diese wie ein Fremdkörper, gleichsam wie ein im Labor erzeugter Virus, der nun freigesetzt ist und auf die Menschheit losgelassen wird. Das verzerrte Seinsgebilde eines falschen Urteils wird zur Existenz. Da es eine astrale Realität darstellt, kann es durchaus von den verschiedensten Menschen intuitiv aufgenommen werden und gefühlsmäßig oder intellektuell in einer Projektionskette in Verbreitung gelangen. Plötzlich zeigen fremde Personen auf den Verurteilten und sprechen oftmals die genauen Worte aus, die das verzerrte Leitbild, das auf diesen Menschen gerichtet ist, betrifft. So sagte eine Person, dass sie immer krank werde, wenn sie nach Naone komme und dass sie deshalb nicht mehr kommen könne, weil sie es sich nicht leisten könne, immer krank zu werden. Zunächst scheint diese Feststellung wie ganz logisch und nach persönlicher Erfahrung möglich. Ein genauerer Blick aber korrigiert diese Aussage und entdeckt die bereits mitgebrachten und stark gebundenen Emotionen. Diese Person kam nämlich mit einer vollendeten Antipathie an und suchte förmlich Argumente gegen die Veranstaltung. Sie projizierte ihre Antipathie auf die dort stattfindenden Schulungen und auf die unterrichtenden Personen. Plötzlich entstand eine Atmosphäre im Unterricht, in der eine ganze Anzahl von Personen behaupteten, sie werden nun krank und es sei die Schuld im schlechten Unterricht. Konflikte mit Schuldzuweisungen entbrannten und keiner wusste mehr, woher die eigentliche Ursache kam. Als nach einiger Mühe die Situation aufgeklärt werden konnte, bemerkten die anwesenden Personen, dass sie von dem Leitbild eines falschen Urteils regelrecht gefangengenommen waren und es lösten sich sofort alle Symptome auf und es konnte die Freude des Unterrichts wieder begonnen werden. Urteile aus Bindungen und Projektionen erschaffen jedenfalls ein schreckliches Zerrgebilde für die Realität und lenken die Menschen, die diesen Einflüssen nachfolgen, in schicksalshafte und meist mit Krankheit geplagte Situationen. Diese sind umso heftiger, wenn sie von Geistschülern oder ehemaligen Geistschülern, die eine große Verantwortung hätten, getätigt werden.

Die Selbstzerstörung durch falsche Urteile

Wie verhält es sich aber mit denen, die Urteile aussprechen und ihre Projektionen in die Welt hinübersetzen? Diese Personen gehen selbst in ihr eigenes Urteil ein, sie werden zu dem Leitbild, das sie geschaffen haben. Wenn ein Sektenreferent jemanden, der einer anderen Auffassung folgt, die seinem Glaubensgebäude widerspricht, als Soziopathen beschimpft, wird er selbst zum Soziopathen. Die Urteile, die so schnellfertig aus Glaubenspositionen, politischem Eifer oder mangelhafter Beziehung gesprochen werden, sind ohne gediegene Wahrnehmung, ohne gedankliche Kenntnis und ohne Bewusstsein zum Objekt der Verurteilung gesprochen.

Falsche Urteile erschaffen für den Menschen, der sie trifft, eine unmittelbare Selbstverurteilung. Nach dem Abscheiden des physischen Leibes, dann, wenn sich die Seele im Nachtodlichen freisetzt, wird der Einzelne in das Gerüst mit Balken und schweren Gittern, die er sich durch das Urteilen geschaffen hat, eingehen und darin seine eigene Gefangenschaft finden. Er wird genau das Gebäude mit allen Dornen, Kanten, Mauern, rechthaberischen Pfeilern, das er in seinen Urteilen geschaffen hat, werden. Er kann, nachdem er die körperliche Sphäre verlassen hat, sich nicht mehr des Mittels der Projektion bedienen und somit gerät er in den verhängnisvollen Zustand seines eigenen Urteils.

Ein wirkliches Urteil ist immer konstruktiv, zukunftsweisend, nicht verletzend, freudig und schenkt Lebenskräfte. Dieses aber bedarf der Arbeit, um es zu erreichen, und der vielseitigen Auseinandersetzung. Ein falsches Urteil auf Projektionsbasis ist das stärkste Mittel, das den Menschen vor jeder geistigen Entwicklung fern hält und ihm alle Türen und Tore zu einem intakten Beziehungsleben verschließt. Es mag den Körper und die eigenen misslichen Verhältnisse tarnen, aber wie lange und zu welchem Preis? Ab jenem Moment, ab dem eine Person einen Anderen falsch verurteilt, sei es vorsätzlich durch unsolide Machtausübung von staatlicher oder richterlicher Gewalt oder sei es durch menschliche Beziehungsschwierigkeiten, gibt die Seele im Stillen, tief Unbewussten ihre wertvollsten Kräfte hinüber zum Materialismus der Welt und erschafft eine unendliche Zahl von Spaltungsprozessen. Der Mensch, der falsche Urteile trifft, schadet sich selbst, denn es wird ihn die Materie schließlich auf irrationale Weise zur Heimatlosigkeit und Seelenlosigkeit führen. Es ist das falsche Urteil etwa so, wie wenn der Einzelne es in die Welt setzt, damit die Welt sich darin spaltet und er nun als der Schöpfer dieses Urteils in eine baufällige Baracke ziehen muss, in der er Angst haben wird, dass ihm die Dachbalken auf den Kopf stürzen. Der Verurteilte jedoch, der sich nicht leichtfertig mit den Bedingungen zufriedengibt, sondern der nach Wahrheit weiter forscht und aus den Lügen und verwerfenden Urteilen ein klares Verständnis und eine Erklärung für das Geschehen erarbeitet, nimmt die positiven Kräfte auf, die der Urteilende in seiner Seele trägt und nun nicht mehr zum sinnvollen Einsatz führen kann. Durch Weisheit kann jener, der verurteilt ist, einen glücklichen Gewinn erhalten. Eine Frau beispielsweise beleidigt auf psychopathische und schlimmste Weise die spirituellen Veranstaltungen. Sie wird von denen, die das Leid verarbeiten und tragen müssen, erkannt und in ihrer ganzen Unmündigkeit und Schwäche erlebt. Diejenigen, die sich nun nicht diesen Beleidigungen beugen, sondern sie erkenntnismäßig erarbeiten, gewinnen eine außerordentliche Schönheit, während die beleidigende Dame in ihrer psychopathischen Natur eine unbeschreibliche Hässlichkeit darlegt. Die Wege der Weisheit können trotz bestehender Urteile zu einem glücklichen Aufstieg gelangen. In den astralen Regionen gewinnt der falsch Verurteilte, wenn er erkenntnismäßig tätig wird und nicht in reinen Verteidigungsstrategien mit persönlichen Rechtfertigungen stehen bleibt. Er erhält einen stillen Zufluss von dem Anderen, während der, der diese Urteile trifft, sich in den wertvollsten Anteilen seiner Seele aufgibt und sich einer unendlichen Vielzahl von Kompensationen und weiteren Täuschungen hingeben wird.2) Eine Ahnung davon, wie sich die geistige Welt in Gestalt eines Engels von dem, der über andere urteilt, zurückzieht, ist in einfacher Sprache in der Grimm’schen Kinderlegende „Die drei grünen Zweige“ ausgedrückt. Ein einziges, scheinbar gerechtfertigtes, aber dennoch unsolides Urteil über einen anderen Menschen führt in dieser Erzählung für den Protagonisten zum sofortigen Verlust der Geistigkeit mit weitreichendsten Konsequenzen.

Falsche Urteile bestellen im Astralleib des Menschen ein eigenes Selbstgericht.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!
Interessant ist bei dieser Evangelienstelle, dass in den letzten Sätzen die eigenartige Aufforderung geschildert wird, man solle die heiligen Werte nicht vor die Hunde werfen und die Perlen nicht vor die Schweine. In logischer Weise schließt sich diese Textstelle der Definition der Urteilsbildung an. Es gibt jedenfalls kein stärkeres Mittel, um sich selbst und seine wertvollsten Seelenanteile zu vergeuden, als unsolide zu urteilen und vielleicht sogar gegenüber jenen zu urteilen, die Entwicklung bringen würden. Wenn man heute Menschen, die sich einer guten Bemühung hingeben, in der Öffentlichkeit verurteilt, vergeudet man ihre bisher errungenen Schätze und gibt sich selbst einem materialistisch primitiven Leben ohne Wert preis. Ähnlich ist es, wenn man Spiritualität und Personen, die sich um Spiritualität bemühen, rein um der persönlichen Bindungen und des eigenen Unvermögens verurteilt und Gründe sucht, sie schlecht zu machen, denn man wirft tatsächlich die wertvollsten Gaben vor die Hunde. Die Evangelienstelle ist deshalb in einer sehr klaren Form komponiert und beschreibt auf bildhafte Weise eine tiefgründige geistige Gesetzmäßigkeit.
2 Eine Ahnung davon, wie sich die geistige Welt in Gestalt eines Engels von dem, der über andere urteilt, zurückzieht, ist in einfacher Sprache in der Grimm’schen Kinderlegende „Die drei grünen Zweige“ ausgedrückt. Ein einziges, scheinbar gerechtfertigtes, aber dennoch unsolides Urteil über einen anderen Menschen führt in dieser Erzählung für den Protagonisten zum sofortigen Verlust der Geistigkeit mit weitreichendsten Konsequenzen.

4 Replies to “Die Selbstzerstörung durch falsche Urteile

  1. Selbstverständlich muss sich der Mensch Urteile bilden. Es ist ein großer Unterschied, ob man beurteilt – oder verurteilt. Ohne eine fundierte Unterscheidung verschiedener Lebensverhältnisse befindet sich der Mensch in einem unreifen Zustand. Siehe dazu den Artikel von Heinz : „Das rechte Urteil“
    Die Unterscheidung von Innenleben und Außenwelt ist ein Prozess, den jeder leisten sollte und der nie ganz abgeschlossen ist, ständig ist er neu zu gründen.
    Dieser Artikel von Heinz ist wichtig, er meint jedoch nicht, dass sich der Mensch keine Urteile bilden darf. Wenn wir uns keine Urteile bilden würden, könnten wir auch nicht erkennen, was wahr und falsch, was Realität und Lüge ist.

  2. Zu dem Kommentar von Thomas Böer vom 16.12.22 möchte ich Folgendes zu bedenken geben. Wir sollten nicht vorschnell urteilen und andere nicht verurteilen. Andererseits halte ich es für wichtig, dass wir uns fundierte Urteile erarbeiten, die dann einen Wert für unsere Umgebung darstellen. Ohne jegliches Urteil zu Situationen oder Personen könnten wir im Leben keinerlei Position beziehen und würden in völliger Beliebigkeit landen. Wo wäre da noch Platz für unser Ich?
    Wenn jedes Urteil nur eine Projektion des eigenen Innenlebens wäre, wie wäre dann überhaupt eine Wahrheitserkenntnis möglich?

  3. „Warum muss man überhaupt andere Menschen ständig verurteilen?“ Eine gute Frage! Aber warum soll man überhaupt Menschen beurteilen? Steht uns das überhaupt zu? So gesehen stellt sich die Frage nach einem schlechten oder guten Urteil gar nicht. Und ist es nicht grundsätzlich so, dass es sich bei jedem ausgesprochenen Urteil immer „um eine Projektion des Innenlebens nach außen“ handelt?

  4. Wir können Heinz‘ Rundbrief über Urteile auch mit dem heutigen Zeitgeist verbinden.
    Es scheint, dass wir als Menschheit nun herausgefordert sind zu erkennen, dass wir alle gemeinsam in diesem Zustand sind. Jedes Mal, wenn wir jemanden verurteilen, begeben wir uns auf einen Weg, der uns bergab führen kann. Wir müssen zusammenkommen mit dem Willen, dem anderen zuzuhören.
    Wir müssen lernen, den anderen zu sehen, indem wir uns für ihn interessieren und ihn nicht verurteilen.
    Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, den Menschen neben uns zu spüren und zu erleben.
    Das Schwierigste im Bereich des Willens ist es, zu lernen, die Handlungen anderer zu verstehen und keine Urteile zu fällen.

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